Anfrage für Jugend forscht

Es gibt 39 Antworten in diesem Thema, welches 1.231 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Moosfreundin.

  • Hallo zusammen,

    und Radelfungus ,

    Der Verein der Pilzfreunde Stuttgart e.V. hat vor 6-7 Jahren ein ebensolches Projekt durchgeführt.

    Ich weiß davon, weil "mein PSV", dessen Pilzaustellungen ich besuchte, aufgrund meiner Maronenfunde mit dieser "ungewöhnlichen Anfrage" auf mich zukam ob ich beim nächsten Mal eine grössere Menge Schurwald-Maronen mitbringen und spenden könnte (auch überständige oder Trockenschaden). Was ich auch mit großer Freude Tat.

    Bei der der letzten Pilzaustellung der Saison damals hat er mich mündlich über das Ergebnis informiert:

    negativ, keine erhöhte Radioaktivität bei Maronen. (Also positiv für uns).


    Welche Pilzarten noch untersucht wurden, außer Maronen, und aus welchen Gebieten (ob auch Schwäbische Alb, Schönbuch, Schwäb. Wald) ist mir nicht bekannt. Die genaue Methodologie auch nicht.



    "Mein PSV" ist der Hr. Volker Draxler, wie ich gerade sehe ist er sogar aktueller Vorsitzender des Vereins.

    Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr kontaktiert, da für mich keine Notwendigkeit dafür bestand.

    Wir über uns - Verein der Pilzfreunde Stuttgart e.V.

    Wenn du Interesse hast könntest du ihn mal kontaktieren, er wird dir gerne Auskunft erteilen. Seine Telefonnr hab ich auch noch gespeichert. Ansonsten gibt es auf der Seite auch die anderen Kontaktdaten.

  • Ich würde mal eine andere Frage in die Runde stellen:

    Ich schau mir gerne mal die Pfifferlinge/Steinpilze im Supermarkt/Metro/Fachhändler für Gastronomie an, ohne welche zu kaufen, ihr könnt euch denken warum. Es ist sehr selten, daß man da gute Qualität findet.


    Bei den Pfifferlingen ist es so, daß viele das Etikett Herkunft: Weißrussland/Belarus tragen.

    Schon klar, daß Pfifferlinge nicht auf der Liste der strahlungsanreichender Pilze stehen.

    ABER, Tschernobyl liegt an der Grenze zu Belarus, und mindestens die Hälfte des Sperrgebiets in Weißrussland.


    Ist euch bekannt, ob jemand mal diese Pfifferlinge untersucht hat?


    Vielen Dank

  • Hallo StrahlungJufo,


    ein wichtiger Teil von Wissenschaft ist ja auch, daß man erst einmal schaut, was andere schon zu der Thematik gemacht haben. Ich habe da definitiv keinen vollständigen Überblick, aber ich erinnere mich, daß mir Maike Piepenbring mal bei einer Kleinpilztagung von einer Doktorandin erzählt hat, die sich mit Radioaktivität bei Pilzen befaßt hat. Auf die Schnelle konnte ich dann dieses Paper finden (falls es Probleme mit einer Bezahlschranke gibt, einfach melden), vielleicht hilft das auch weiter um zu beurteilen, was man braucht um die geplante Fragestellung zu bearbeiten.


    Björn

    Ja, grundsätzlich ist das so. Ohnehin gibt es ja auch vom BfS in dem verlinkten Artikel Werte, durch die wir überhaupt erst auf die Gegenden in Bayern gekommen sind.

    Es ist allerdings nicht das alleroberste Ziel beim "Jugend forscht"-Wettbewerb, dass Schüler dort unbedingt den wissenschaftlichen Fortschritt vorantreiben, sodass es auch kein Problem wäre, wenn man bereits Bekanntes noch einmal selber nachmisst. Insbesondere bei den Jüngeren geht es ja erst einmal darum, sie ans wissenschaftliche Arbeiten zu bringen und mit "einfachen" Projekten zu motivieren.

    Aber der Input hier im Thread und im Forum allgemein hat mir schon einmal geholfen! :) Insbesondere auch der Hinweis zur Fluoreszenz ist interessant, da bekommt man bestimmt noch einmal einen Schüler zu einem Projekt. Wenn nicht dieses Jahr, dann nächstes. ;)

  • Hallo StrahlungJufo,


    aber um Bekanntes nachzumessen, muß man ja erst einmal wissen, ob man es mit den zur Verfügung stehenden Methoden überhaupt nachmessen kann. Niemand würde auf die Idee kommen, bei Jugend Forscht ein Projekt zu machen, bei dem er oder sie noch mal das Higgs-Boson detektieren will. Und bei der Radioaktivität der Pilze stellt sich ja eben schon die Frage, ob ihr das mit dem Geigerzähler und handelsüblichen Pilzmengen detektiert bekommt.


    Björn

  • Ist euch bekannt, ob jemand mal diese Pfifferlinge untersucht hat?

    Der Grenzwert von 600 Bq/kg muss eingehalten werden. Das wird stichprobenartig kontrolliert soweit ich informiert bin.


    Das Thema ist aber nicht so dramatisch. Selbst Pilze direkt aus der Sperrzone würden dich nicht garantiert umbringen. Dort schleichen sich immer wieder Leute rein und versuchen Pilze für den Verkauf einzusacken, da die Zone wegen des fehlenden Sammeldrucks ein Paradies für viele begehrte Arten ist. Werden diese Sammler erwischt, wird die Ausbeute konfisziert und oftmals die Belastung überprüft. Auch abseits davon gibt es immer wieder Untersuchungen.


    Der Grenzwert für Caesium-137 liegt in der Ukraine bei 800Bq/kg. In Belarus liegt er sogar noch niedriger als bei uns - 370Bq/kg. Bei einer Stichprobe von Pilzen in der Sperrzone aus 2022 lag die Belastung unter den bekannten Sammlern des Isotops je nach Art bei dem Doppelten bis Vierfachen des ukrainischen Grenzwerts. Inverkehrbringen also ein no-go, aber auch nicht so heftig wie man erwarten würde. Semmelstoppel mit 2000Bq/kg werden ja auch bei uns noch hin und wieder gefunden. Solange man es mit dem Verzehr nicht übertreibt, hält sich das Risiko da in Grenzen.


    Wie es bei den Arten wie Pfifferlingen ist, die Caesium-137 weniger anreichern, weiß ich allerdings nicht. Habe dazu noch keine Zahlen finden können - würde mich auch mal interessieren. Der Fokus der Untersuchungen liegt leider meistens auf Steinpilzen, Maronen und Champignons.


    Übrigens: 10 bis 15 Minuten auskochen entfernt etwa 80% der Radionuklide aus Pilzen und reduziert auch den Gehalt anderer Schwermetalle. Für alle, die Angst vor der Belastung haben, eine gute Methode sie zu reduzieren. Geht halt zu Lasten des Geschmacks. Je nach Art ist die Belastung auch in unterschiedlichen Teilen der Fruchtkörper höher als in anderen. Bei Maronen ist z.B. die Huthaut stärker belastet als der Rest, weil das Element dort mit dem Stoff der für die Bildung der Farbe sorgt komplexiert.


    LG Christopher

  • Vielen Dank Shroom, für die sehr interesanten, und kompletten Erklärungen und Infos.


    Wollte nur hinzufügen, was ich oben nicht erläutert habe:

    Der Grund warum ich nicht im Handel kaufe, (oder nur in Ausnahmefällen) liegt fast ausschliesslich an der schlechten Qualität die ich auch augenscheinlich sehr gut beurteilen kann. Es ist nicht Furcht vor Radioaktivität.

    Vor zwei Monaten hab ich schon mal Pfiferlinge gekauft, aber nur weil zufälligerweise, es welche waren die sehr, sehr sehr, sehr gut aussahen. Was selten ist. Und weil ich eigentlich keine richtigen Pfifferlingsstellen kenne, nur eine, ganz eng begrenzte, die aber im allerbesten Hall eine oder zwei Handvoll liefert.

    Bei den Steinpilzen aus dem Handel, egal ob "frisch" oder tiefgekühlt, sind mehr als die Hälfte überständig und/oder vermadet.


    Bei den selbstgefundenenen Maronen oder Semmelstoppelpilzen, hab ich auch nie Bedenken gehabt.

    Ich hab gar nicht die Zeit oder genügend bekannte Stellen (nachdem deren Anzahl aufgrund nachhaltiger Forstwirtschaft drastisch reduziert wurden), um grössere Menge zu finden.

    Auch in guten Zeiten, hab ich nie mehr als 300g Maronen/Exkursion, oder 500g pro Woche gefunden.

    Bei den Semmelstippelpilzen bin ich ein einziges mal vor vielen Jahren auf ca. 10 aneinander gereihten Hexenringen gestoßen. Das war leichte Beute und ca. 2 kg, aber es war das einzige mal, daß ich Semmelstoppel-Hexenringe traf. Das Habitat habe ich in den nä Jahren mehrmals inspiziert und auch nie wieder auch einen einzigen gefunden (klimafreundlicher Waldumbau war da auch zugegen). An andere Stellen finde ich vereinzelte, z.B vor kurzem drei kleine. Bei diesen Mengen bin ich absolut sorgenfrei.


    Schöne Grüße und nochmals Vielen Dank!

  • Biolumineszenz hat mit Fluoreszenz nichts zu tun.

    Danke, das wollte ich auch gerade erwähnen. Wobei sicherlich beide Prozesse für ein Projekt für Schüler*innen interessant sein könnte.


    Etwas, das ich beispielsweise gerne mal nachempfinden wollte (aber mangels Zeit immer noch nicht gemacht habe): Ich habe letztes Jahr oder so im Fernsehen gehört, dass mit Hallimaschmyzel durchwachsene Korken genutzt worden sein sollen, um die Instrumentenanzeigen in einem U-Boot zu beleuchten. Ich wollte ausprobieren, ob das tatsächlich funktioniert, wie lange das Leuchten dann erhalten bleibt, usw. (beim Ölbaumtrichterling leuchtet der Fruchtkörper nach dem Entfernen vom Myzel nicht mehr lange nach).


    Bei der Fluoreszenz finde ich die verschiedenen Farben schick (auch wenn es mit der Handy-Kamera schwierig bis unmöglich ist, das gut einzufangen), und welche Strukturen es sind, die leuchten.


    Und in einem Fluoreszenz-Thread hier im Forum hatte mal jemand behauptet, irgendeine biolumineszente Art (ich weiß nicht mehr, welche) sei außerdem auch fluoreszent. Das wollte ich auch mal prüfen.


    Es wird echt Zeit für die Rente.... - schade, dass die noch in weiter Ferne ist ;)


    Beste Grüße

    Sabine

    100 Startguthaben minus APR-Gebühr 2024 = 90 + 3 (drittschnellstes Jokerverballern 2024) = 93 + 10 (dritter Platz APR) = 103

  • Bei mir ist Fluoreszenz mein bewusster "weißer Fleck" wissensmäßig. :D

    Ich habe zwar nachgelesen wie das an sich funktioniert, welche Wellenlänge usw., aber ich habe ganz bewusst nicht nachgelesen welche Arten fluoreszent sind.

    Das macht einfach Freude, wenn ich ein Tablett voll Lernpilze zu Hause habe, bevor ich die hier Sporenabdruck usw. mäßig bearbeite geh ich damit einmal ins Dunkle und schau wer da was mit meiner UV Lampe anfangen kann. Komplexe Dinge verstehen und Wissen anhäufen hat natürlich seinen Reiz, aber das ist so eine "unschuldige" Freude, das ist auch schön.

    Irgendwann möchte ich auch eine Lampe für Moose kaufen, die haben leider eine andere Wellenlänge. Da weis ich leider schon wer fluoresziert aber es ist bestimmt trotzdem faszinierend.

    VG, Moosfreundin :)


    Meine Pilzbestimmungen sind wie Wettervorhersagen: manchmal richtig, manchmal nicht. Wer seinen Fund essen möchte geht zum PSV.

  • Irgendwann möchte ich auch eine Lampe für Moose kaufen, die haben leider eine andere Wellenlänge.

    Bei der Absorption? :/


    Die Moose in meiner Ausstellung fluoreszieren teilweise in einem ganz prächtigen Rot, bei Anregung mit derselben UV-Taschenlampe, die ich auch für die Grünblättrigen Schwefelköpfe benutze.


    Das Abbilden des Rots schafft mein Handy aber leider nicht.


    Beste Grüße

    Sabine

    100 Startguthaben minus APR-Gebühr 2024 = 90 + 3 (drittschnellstes Jokerverballern 2024) = 93 + 10 (dritter Platz APR) = 103

  • Kommt halt drauf an was für eine Wellenlänge du da hast, meine ist 364nm das ist nicht so der burner für Moose.

    VG, Moosfreundin :)


    Meine Pilzbestimmungen sind wie Wettervorhersagen: manchmal richtig, manchmal nicht. Wer seinen Fund essen möchte geht zum PSV.