Inocybe geophylla?

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 787 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ditte.

  • Hallo zusammen, liebe Ditte


    Kürzlich habe ich eine Gruppe Inocybe bei Fichte auf ca. 1800m gefunden und zur genaueren Untersuchung mitgenommen. Ich denke es müsste sich dabei um Inocybe geophylla handeln. Wenn ich denn richtig liege, würde mich interessieren, ob das dann I. geophylla s.str. wäre oder wieder nur eine Art aus dem Geophylla-Aggregat. Welche Arten gehören eigentlich zu diesem Aggregat oder ist das noch gar nicht genau definiert bzw. abschliessend geklärt? Hier mal die Fotos und mikroskopischen Details zu meinem Fund:








    Sporen (29 gemessen): 9.0 µm (8.3–10.0 µm) × 5.6 µm (5.1–6.0 µm), Q = 1.62 (1.42–1.89)




    Cheilozystiden:




    Pleurozystiden:




    Kaulozystiden:




    Vielen Dank im Voraus und LG
    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hi,


    bei meinen Geophyllas habe ich bisher so ein markantes Bräunen der Stielbasis nie beobachtet, wie bei deiner Kollektion. So weit ich weiß, sind die Arten aus dem Geophylla-Aggregat morphologisch/ökologisch nur bedingt trennbar.


    Mal sehen ob Ditte hier noch was schreibt. Ich habe aktuell keine konkrete Idee zu deinem Fund.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Ben


    Die Gruppe ist wirklich schwierig, die morphologischen Unterschiede sind sehr klein.

    Du musst sicher noch mindestens 10 Pleurozystiden messen, um es eingrenzen zu können.

    Dafür brauchst du gute Präparate, wo die ganze Zystide sichtbar ist.


    Dann kannst du ja mal versuchen, dich etwas näher ran zu tasten:


    Epitypisierung von I. geophylla s.str.:

    https://www.researchgate.net/p…tudies_and_18_new_species (Seite 1058)


    Mycologica Bavarica 2022 mit einigen neuen Arten aus dem Aggregat (S. 33-138):

    Download Archiv – Mycologia Bavarica

    Dort kannst du z.B. bei Inocybe cygnea oder oloris die Verwechslungsmöglichkeiten durchschauen, dadurch kannst du sicher einige Arten ausschliessen.

    In dem Paper beantwortet sich auch deine Frage, welche Arten zu dem Aggregat gehören.


    Das ist alles recht aufwändig, und Sicherheit bringt wohl nur eine Sequenzierung.

    Letztes Jahr hatte ich I. sambucella in einem ähnlichen Habitat.

    Das kam auch erst bei der Sequenzierung raus, mein Arbeitsname war I. posterula:



    Gruss Raphael

  • Hallo zusammen


    Vielen Dank für die Antworten.


    Danke dir Raphael nochmal speziell für die ausgezeichneten Links, du hast mir damit wirklich sehr geholfen. Irgendwie möchte man sich einfach nicht mit Geophylla-Aggregat zufrieden geben. ^^

    Ich bin sämtliche bei Verwechslungsmöglichkeiten aufgeführten Pilze durchgegangen und habe versucht einen nach dem anderen auszuschliessen. Das hat dann so ausgesehen:

    Inocybe bellidiana → falsches Habitat (Laubbäume), zu zierlich

    Inocybe cygnea → möglich, aber Geruch unauffällig (bei mir spermatisch) und Stiel schmaler

    Inocybe elysii → andere Farbe, Sporen kürzer

    Inocybe geophylla → eher nicht, da normalerweise keine gelbliche Tönung auf dem Hut

    Inocybe huijsmanii → falsches Habitat (Laubbäume), zu zierlich, keine Kaulozystiden

    Inocybe miranda → falsches Habitat (Laubbäume), schmalere Sporen

    Inocybe nebularis → falsches Habitat (Laubbäume), keine Kaulozystiden

    Inocybe nivea → eher nicht, da zu zierlich

    Inocybe olivaceoviridis → Sporen kürzer

    Inocybe orionis → falscher Geruch (schwach süsslich-aromatisch), Kaulozystiden kleiner

    Inocybe posterula → eher nicht, da normalerweise keine gelbliche Tönung auf dem Hut

    Inocybe sambucella → eher nicht, da oft komplett gelblich

    Inocybe oloris → zu zierlich, Kaulozystiden unpassend


    So hat meine Liste dann ausgesehen und ich wollte mir die fett gedruckten nochmal ansehen. Da Inocybe cygnea bei den meisten Merkmalen sehr passend erschien und für mich am vielversprechendsten aussah, wollte ich mir zuerst nochmal die Kaulozystiden ansehen und schauen, ob ich den zweiköpfigen Drachen irgendwo finde. ^^ Mit dem zweiköpfigen Drachen meine ich diesen Teil aus der Beschreibung der Kaulozystiden: "oft sich gabelnden hyphoiden, dünn- oder dickwandigen Elementen (siehe Mikrozeichnung rechts oben), teilweise mit Kristallen."


    Habe ich mich vielleicht gefreut, als ich plötzlich folgendes Bild vor Augen hatte:





    Damit schieden von den verbleibenden Kandidaten alle ausser Inocybe cygnea aus. Es passt fast alles perfekt, bis auf den Geruch, den ich bei meinem Fund als spermatisch wahrgenommen habe und zum anderen der Stieldurchmesser, der mit 2-3mm angegeben ist, bei mir aber eher 4-5mm ist. Ich hatte einen Pilz getrocknet, die anderen zwei dann erst etwa nach zwei Tagen im Kühlschrank untersucht. Kann es evtl. sein, dass der Geruch durch diese Lagerung intensiver geworden ist? Ich weiss nämlich, dass ich am Fundort kaum etwas gerochen hatte. Jedenfalls müsste sich mit diesen Kaulozystiden eigentlich Inocybe cygnea bestätigen lassen, wenn ich es richtig sehe, oder?


    Vielen Dank nochmal und LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo Benjamin

    Hier hat Raphael diese Art gut Dokumentiert, bei ihm sieht man diese Gabelung sehr gut.

    Ich denke auch das es passen könnte.

    LG Andy

  • Hallo ibex,

    mein Respekt, dass Du Dich an die aktuelle Front der Inocyben-Forschung wagst!

    Jetzt hast Du eine begründete Hypothese.


    Der logisch nächste Schritt wäre, diese Bestimmung mit einer unabhängigen Methode abzusichern, also eine ITS Sequenz anfertigen zu lassen.

    Niemand wird Dir heute mit Sicherheit sagen können, ob verzweigte Zystiden nicht selten auch bei anderen Arten der Gruppe auftreten können, oder ob es vielleicht sogar noch weitere, bisher unentdeckte Arten in der Gruppe gibt.


    Gruß,

    Wolfgang

  • Hallo Ben


    In diese cygnea-Falle bin ich auch getappt :)

    Diese zweiköpfigen Zystiden wirken wie ein arttypisches Merkmal, aber die anderen Arten können auch welche haben.

    In dem Thread den Andy verlinkt, war es I. posterula und nicht cygnea. Und meine sambucella hatte auch welche.

    Ditte schreibt im anderen Thread, dass die Gesamtheit der Mikromerkmale passen muss, die Makroskopie ist sekundär. Genau das macht die Gruppe so schwierig.


    Gruss Raphael

  • Hallo Raphael,

    Ditte schreibt im anderen Thread, dass die Gesamtheit der Mikromerkmale passen muss, die Makroskopie ist sekundär. Genau das macht die Gruppe so schwierig.

    Bezieht sich diese Aussage von Ditte auf diesen Artenkomplex, die Inocybe, oder Risspilze allgemein?


    Beste Grüße

    Sabine

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  • Ich hab mal noch zwei weitere Arten aus dem Aggregat rausgekramt:


    Inocybe posterula (sequenziert)


    Inocybe cf. nivea (leider ohne Beleg)


    Ich versuche es mal:


    cygnea:

    Sporen passen nicht so richtig, deine sind breiter und haben einen tieferen Q-Wert.

    Das Habitat wäre auch untypisch. Aber ganz ausschliessen will ich sie nicht.


    geophylla:

    Dafür scheinen mir deine Sporen deutlich zu breit zu sein.


    nivea:

    Würde ich für deine Kollektion auch ausschliessen, weil die im Schnitt längere Sporen hat.


    posterula:

    Hast du das Paper von Marchetti et al. 2014? Das braucht man, weil dort der Epitypus festgelegt wird.

    Leider mit einem ziemlich schlechten, untypischen Foto. Aber die Mikromerkmale zählen trotzdem:

    Zitat

    Spore 7-9,3 × 4,3-5,6 µm, Lm 8,2 µm (Lm ± d = 7,6-8,7 µm), lm = 4,9 µm (lm ± d = 4,6-5,3 µm), Qm = 1,66 (Qm ± d = 1,55-1,76)

    Deine Sporen sind etwas grösser, aber der Koeffizient stimmt recht gut.


    sambucella:

    Die sollte wie auf meinem Bild eher eine seidige Hutoberfläche haben, und (wie du schon erwähnst) eher gelbliche Farbtöne.

    Würde ich somit auch ausschliessen.



    Für mich kommen cygnea und posterula in die engere Auswahl.

    Ich tippe auf posterula, die Art ist häufig und passt vom Habitat her besser.

    Aber eben, ohne Garantie.


    LG Raphael

  • Hallo Sabine


    Beides :)

    In einigen Bestimmungsanfragen zu Inocybe habe ich schon den Fehler gemacht, mich an einem einzigen Merkmal "festzuklammern".

    Es muss immer die Gesamtheit passen. Wenn ein Merkmal etwas aus der Reihe tanzt, muss das nicht unbedingt eine Art ausschliessen.

    Die Kunst ist zu erkennen, wann ein einzelnes Merkmal zu Ausschluss führt, und wann nicht. Leider habe ich das auch noch nicht im Griff :)


    LG Raphael

  • Servus beinand,


    in den letzten Jahren habe ich mich auch schon mit etlichen Kollektionen aus dem Geophylla-Aggregat herumgeschlagen. Vermeintliche cygnea, oloris oder geophylla haben sich dann bei der Sequenzierung als posterula entpuppt.

    Da mir fruchtloses Herumrätseln keinen Spaß macht, lasse ich die Seidig-Weißen jetzt stehen. Ich nehme nur noch die "Lilacinae" mit, aber nur, weil sie so hübsch sind. Bestimmen ist auch bei denen schwierig.


    LG Hias

  • Hallo zusammen und danke für die Antworten


    Hier hat Raphael diese Art gut Dokumentiert, bei ihm sieht man diese Gabelung sehr gut.

    Ich denke auch das es passen könnte.

    LG Andy

    Danke Andy, diesen Thread habe ich mir gestern nachdem ich den Beitrag geschrieben hatte auch nochmal durchgelesen und mein Fund unterscheidet sich aus meiner Sicht aber zu Raphaels I. posterula. Ich gehe unten näher darauf ein.


    mein Respekt, dass Du Dich an die aktuelle Front der Inocyben-Forschung wagst!

    Jetzt hast Du eine begründete Hypothese.


    Der logisch nächste Schritt wäre, diese Bestimmung mit einer unabhängigen Methode abzusichern, also eine ITS Sequenz anfertigen zu lassen.

    Niemand wird Dir heute mit Sicherheit sagen können, ob verzweigte Zystiden nicht selten auch bei anderen Arten der Gruppe auftreten können, oder ob es vielleicht sogar noch weitere, bisher unentdeckte Arten in der Gruppe gibt.

    Danke dir Wolfgang, es macht mir eben Spass Dingen auf den Grund zu gehen, auch wenn ich noch so viel lernen muss und vieles noch nicht verstehe. :) Ich denke schon, dass ich eine Sequenz machen lasse, I. cygnea wäre immerhin, soweit ich weiss ein Erstfund für die Schweiz (ausser Raphael kommt mir noch zuvor ;) ).


    In diese cygnea-Falle bin ich auch getappt :)

    Diese zweiköpfigen Zystiden wirken wie ein arttypisches Merkmal, aber die anderen Arten können auch welche haben.

    In dem Thread den Andy verlinkt, war es I. posterula und nicht cygnea. Und meine sambucella hatte auch welche.

    Ditte schreibt im anderen Thread, dass die Gesamtheit der Mikromerkmale passen muss, die Makroskopie ist sekundär. Genau das macht die Gruppe so schwierig.

    Vielen Dank auch dir nochmal für die Antwort, Raphael. Aus meiner Sicht sind es aber eben genau die Punkte, welche Ditte in dem von Andy verlinkten Thread aufführt, welche meine Hypothese von I. cygnea stützen. Mein Fund hatte weisse Lamellen. Dazu bitte die Fotos vom Fundort beachten, die anderen wurden erst 2.5 Tage nach der Entnahme gemacht. Hier sieht man es nochmal schön:



    Dann möchte ich zu diesen gegabelten Elementen bei den Kaulozystiden kommen. Bei meinem Fund gibt es einfache zweiköpfige Elemente, wie in meinem ersten Foto vom letzten Beitrag. Im Mycologia Bavarica steht aber nicht nur, dass diese gegabelt sein müssen (um z.B. I. posterula ausschliessen zu können), sondern: "fehlende segmentierte dünn- oder dickwandige, sich gabelnde Elemente bei den Caulozystiden."

    Im zweiten Foto sieht man aus meiner Sicht aber, dass diese bei mir vorhanden sind. Dort ist nämlich nicht nur eine einfache gegabelte Zystide zu sehen, wie im verlinkten Thread (zu I. posterula) oder in meinem ersten Foto, sondern man sieht ein gegabeltes und septiertes Element. Nach dem Lesen des Beitrags von Ditte habe ich es zumindest so verstanden, dass man für I. cygnea solche Elemente finden muss. Hier nochmal das Foto:



    Dann möchte ich noch kurz auf den Hutdurchmesser zu sprechen kommen. Ich konnte zuerst leider nirgendwo eine detaillierte Beschreibung zu I. posterula finden, aber im Thread von Raphael ist dieser ja gut dokumentiert. Dort wird der Hutdurchmesser mit bis 2cm beschrieben, meine Pilze sind aber grösser und passen eigentlich genau in den für I. cygnea beschriebenen Rahmen von 20 - 45mm:



    Zum Stiel wird erwähnt, dass dieser manchmal an der Basis verdickt ist. Auch das passt optimal zu meinem Fund.



    Zu guter Letzt möchte ich noch kurz auf die im Artikel beschriebenen Fundorte zu sprechen kommen. Da ich direkt an der Grenze zu Österreich wohne, fand ich es schon auch noch spannend, dass alle dort erwähnten Funde in Österreich gemacht wurden, davon einer nur etwa 60km Luftlinie von mir entfernt in Rieden (Reutte).


    Für mich spricht also hier wirklich sehr vieles für Inocybe cygnea. Ditte scheint momentan leider viel zu tun zu haben und ist leider nicht im Forum unterwegs, aber vielleicht wirft sie ja in nächster Zeit mal noch einen Blick hier ins Forum und kann noch etwas dazu sagen.


    Danke nochmals und LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Dann möchte ich zu diesen gegabelten Elementen bei den Kaulozystiden kommen. Bei meinem Fund gibt es einfache zweiköpfige Elemente, wie in meinem ersten Foto vom letzten Beitrag. Im Mycologia Bavarica steht aber nicht nur, dass diese gegabelt sein müssen (um z.B. I. posterula ausschliessen zu können), sondern: "fehlende segmentierte dünn- oder dickwandige, sich gabelnde Elemente bei den Caulozystiden."

    Hallo Ben


    Ich bin nicht sicher, ob die Kombination aus seqmentiert und gegabelt wirklich den Unterschied macht...

    Mir scheint eher, dass diese Zystiden in dem Paper zu stark betont werden, weshalb man geneigt ist die Bestimmung rasch an einem vermeintlich einfachen Merkmal festzumachen.

    Segmentierte Kaulos gab es bei meiner posterula und sambucella reichlich, ebenso einige gegabelte.

    Allerdings habe ich nicht gründlich gesucht, ob es auch welche gab mit beiden Merkmalen.


    Naja, wie gesagt, ich will cygnea auch nicht ausschliessen. Wenn sie es wirklich ist, wäre das sehr erfreulich.

    Mal schauen, ob Ditte etwas dazu sagt, auf jeden Fall würde mich dein Sequenzier-Ergebnis sehr interessieren.


    LG Raphael

  • Hallo Raphael


    Ich bin nicht sicher, ob die Kombination aus seqmentiert und gegabelt wirklich den Unterschied macht...

    Aber das schreibt doch Ditte in der Antwort zu deinem Thread, oder?


    Zitat von Ditte

    Gegabelte Zystiden kommen immer mal vor, aber das besondere bei cygnea ist ja die Verbindung mit diesen oft leicht dickwandigen segmentierten auffälligen hyphoiden Elementen.

    Ich verstehe ihre Aussage so, dass die auffälligen Elemente septiert und gegabelt sein müssen. Es reichen keine einfachen, septierten Elemente, sondern sie müssen septiert und gegabelt sein, so wie eben der Ausschluss von I. posterula im Mycologia Bavarica steht:


    Zitat von Mycologia Bavarica

    (I. posterula) hat fehlende segmentierte dünn- oder dickwandige, sich gabelnde Elemente bei den Caulozystiden


    So hätte ich das verstanden und solche Elemente sehe ich in deinem Thread nicht. Hast du denn solche gefunden und dokumentiert? Auch sehen die meisten Kaulozystiden bei mir anders als auf deinen Fotos aus und die meisten haben Kristallschöpfe:



    Tja, wenn ich von etwas überzeugt bin, verteidige ich meine Überzeugung meist ziemlich stark, ist aber nie böse gemeint. ^^ Ich glaube das haben andere User auch schon mitbekommen. Ansonsten müssen wir wohl entweder auf das Ergebnis der Sequenzierung oder auf eine Aussage von Ditte warten. :thumbup:


    Jedenfalls danke ich dir nochmal vielmals für die Hilfe.

    LG
    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo ihr Lieben, also zunächst einmal zu den drachenköpfigen Caulos: Leider ist das kein Alleinstellungsmerkmal von I. cygnea, denn die hab ich bei späteren Kollektionen etwa von posterula auch gefunden. Es müssen also, wie Raphael richtig schrieb: ALLE Merkmale berücksichtigt werden, um die Art einzugrenzen. Ich habe inzwischen ich weiß nicht wie viele Stunden mit dem Prüfen aller Merkmale der beschriebenen Arten verbracht. Und ja, es ist zum Haare raufen! Man kann nur von "guten" Kollektionen ausgehen, um die Arten trennen zu können. Will sagen, wo die Merkmale einer Art in "Reinform" vorhanden sind. Sind sie aber oft eben nicht.


    Wichtig, um manche Arten auszuschließen, ist etwa der Boden: basisch oder sauer? Laubbäume oder Nadelbäume? z.B. miranda: basischer Boden bei Laubbäumen, wächst sehr oft in Parks, Hymenialzystiden im Durchschnitt ziemlich kurz.

    Meine Kollektionen von posterula zeigen überwiegend Zystiden mit in der Regel nicht deutlichem Übergang von Bauch zum Hals oder eben gar keinem Hals, der Hut ist anfangs oft helmförmig, während etwa geophylla oft einen deutlich markierten Übergang von Bauch zu Hals und oft subkopfige Zystiden zeigt und der Hut anfangs i.d.R. nicht helmförmig ist. Posterula ist i.d.R. nicht gelblich in der Hutmitte, die Lamellen anfangs nicht reinweiß, sondern mit graulicher Note. Oloris und cygnea wachsen auf basischen Böden (zumindest die Kollektionen, die ich habe) und haben meist (sub)fusiforme Hymenialzystiden, die Caulos von oloris haben oft einen langen Hals und sind mehr oder weniger kopfig, sambucella müsste neben anderen auch lange wurmartige deformierte Caulos haben und ältere Fruchtkörper sind in der Hutmitte oft leicht schollig aufgerissen, saurer oder übersauerter Boden... Na usw. usw.


    Die obige Liste mit den durchgestrichenen Arten ist schon mal nicht schlecht. I. nivea würde ich schon aufgrund der Sporengröße ausschließen.

    Bleiben geophylla, posterula, cygnea, sambucella und oloris (die würde ich erst einmal nicht ausschließen). Posterula hat eigentlich in jeder Kollektion Sporen mit nicht obtusem Apex, das müsste geprüft werden. Die Caulos auch im Detail: gibt es besonders lange Caulos und wie sehen die aus? Wie sehen die Hymenialzystiden überwiegend aus? Übergang von Bauch zum Hals? Oft welche, die subkopfig sind? War der Boden sauer, scheiden vermutlich cygnea und oloris aus. Also müssten die drei übriggebliebenen verglichen werden....


    Noch generell zur geophylla-Gruppe : Ich habe eine neue Art mit drei Kollektionen von unterschiedlichen Standorten: jede der drei Kollektionen hat andere Mikromerkmale!! Daher beschreibe ich die nicht! Ja, ja, die "so einfache Art geophylla"!!!!


    Herzlich, Ditte

  • Liebe Ditte


    Vielen Dank für deine tolle Antwort. Ich hätte jetzt nicht damit gerechnet, dass du so schnell hier bist.


    Ich habe eigentlich schon versucht alle Merkmale so gut es geht abzugleichen. Aber ich bin ja auch noch Laie und hin und wieder eben ein bisschen ein Sturkopf. ^^ Gerne gebe ich noch ein paar Infos dazu:


    Zuerst vielleicht zum Boden, ob basisch oder sauer. Das ist in diesem Gebiet nämlich oft nicht so einfach zu sagen, da es immer wechselt. Jedenfalls waren die Funde, die am nächsten lagen Albatrellus ovinus und Tricholoma vaccinum. Ich hab mal nachgeschaut, das sollte dann ja in diesem Bereich eher auf basischen Boden hindeuten, oder?


    Pleurozystiden waren die meisten um die 50 x 14. Die Länge reichte von etwa 45-73, die Breite von 13-20. Hier noch ein Foto der längsten Pleurozystide, die ich gesehen hatte:



    Hier noch ein Foto der Pleuros:



    Gemessen habe ich etwa 6 Stück. Falls es helfen sollte, könnte ich aber sicher noch mehr messen.


    Hier ist noch ein weiteres Bild der Cheilozystiden:




    Ich habe noch ein paar Sporenfotos durchgeschaut und für mich wirkt der Apex da eigentlich immer stumpf, aber das ist nur meine laienhafte Einschätzung.


    Ich habe gestern ja eine Weile nach diesen gegabelten Kaulos gesucht und mir sind dabei eigentlich keine besonders langen Kaulos aufgefallen. Ich habe dabei noch zwei Übersichtsbilder der Kaulos mit dem 10x gemacht. Ich weiss nicht ob das etwas hilft:





    Soll ich noch weitere Infos sammeln? Noch mehr Pleuros oder Cheilos genau anschauen? Fall du noch etwas wissen müsstest, gib mir bitte einfach Bescheid.


    Vielen Dank nochmal und LG

    Benjamin

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  • Noch generell zur geophylla-Gruppe : Ich habe eine neue Art mit drei Kollektionen von unterschiedlichen Standorten: jede der drei Kollektionen hat andere Mikromerkmale!! Daher beschreibe ich die nicht! Ja, ja, die "so einfache Art geophylla"!!!!

    Guten Tag Ditte,


    was bedeutet das? Daß die Mikromerkmale bei dieser Art sehr veränderlich sind (und daher zur Artbestimmung allein nicht taugen)? Oder die neue "Art" vielleicht drei Arten wäre, wenn man bei der Sequenz andere Abschnitte betrachtete? In dem Fall wären die betrachteten Abschnitte allein zur Artbestimmung nicht tauglich?


    Vielen Dank für die Antwort,

    Benjamin

  • Hallo nochmal


    Ich war heute nochmal am Fundort. Ich habe nochmal genau darauf geachtet, was in der Nähe wächst, aber werde nicht so ganz schlau. Es hat Preiselbeeren in der Nähe (bei den anderen Pflanzen bin ich leider nicht so gut im Erkennen) und folgende Pilzarten: Cantharellus cibarius, Tricholoma vaccinum, Cortinarius stillatitius, Clavariadelphus truncatus, Albatrellus ovinus, Tricholoma virgatum


    Es wachsen Arten die saure Böden lieben und solche die basische Böden lieben, deshalb finde ich das Gebiet dort auch interessant. Hier hilft es so aber leider nicht gerade viel weiter. Jedenfalls habe ich den Fund gerade zur Sequenzierung eingeschickt und sobald ich etwas neues weiss, melde ich mich wieder.


    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hi Benjamin, also das hilft alles nicht weiter. Wichtig ist u.a. wie die Hymenialzystiden (am besten die Pleuros) in der Mehrheit ausschauen, dafür müssen viel viel mehr geprüft werden, dann wie die Caulos ganz oben, also direkt unterhalb der Lamellen aussehen usw. ich fürchte, das wird so nichts... ich kann das aufgrund der paar Bilder nicht einschätzen. Ich würde die Kollektion sequenzieren lassen.

    Was deine Frage zu der neuen Art angeht, die ich NICHT beschreiben werde: Bei einer derart schwierigen Gruppe sind die Mikromerkmale natürlich immens wichtig. Damit will ich sagen, dass es einen roten Faden geben muss, der die Art im Idealfall (will heißen durch eine für die Art wirklich typische Kollektion) durch wenigstens drei Merkmale von anderen Arten unterscheidet. Sind die Mikromerkmale aber so unterschiedlich wie in diesem Fall, und kommt hinzu, dass nicht klar ist, ob die Art nun mit Laub- und/oder Nadelbäumen usw. wächst, und der Hut eben schlicht weiß(lich) ist, dann sollte man warten, bis sich die Sachlage durch mehr Kollektionen irgendwann klärt - oder sich herausstellt, dass die ITS bei etlichen der Arten einfach nicht ausschlaggebend ist, was die schwierige Unterscheidungslage erklären würde.- Es gibt bei Inocybe Arten, da genügt wirklich eine einzige Kollektion, um die Art gut abzugrenzen, weil weitere Kollektionen ebenfalls diese Merkmale zeigen, bei anderen, und hierzu gehört die geophylla-Gruppe auf jeden Fall, ist alles so variabel, dass es immens schwierig ist, und es zahlreiche Kollektionen gebraucht und dennoch für mich viele viele Stunden gedauert hat, bis ich den roten Faden finde, bzw. gefunden habe.

    Soviel dazu, herzlich Ditte