Ein kleines rotes Stengelbecherchen, oder so?

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 696 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sebastian_RLP.

  • Hallo zusammen,


    ich kniete mich die Tage zu einer Inocybe (lacera, wie sich herausstellte). Und da fand sich am Fuße ein einzelner Fruchtkörper an einem alten vermutlich Grashalm(?). Standort ist eine uralte Magerwiese. Außer Rasen und Habichtskraut habe ich da jetzt nichts identifiziert, wwas natürlich nichts heißen muss.


    Man achte auf den kleinen Pilz unten links (Fruchtkörper/Becher 1,4mm im Durchmesser):


    Aus der Nähe:


    Leider ergab auch eine Nachsuche keine weiteren Fruchtkörper.


    Noch näher dann:


    Stiel (hier kann man bereits im Auflicht Zystiden erkennen):


    Anwuchsstelle:


    Die Asci zeigten sich in Baralscher Lösung erst inamyloid (man sieht hier schon eine aufgeblasene Paraphyse, dazu gleich mehr)


    Nach Vorbehandlung mit KOH3% zeigte sich der Apikalapparat jedoch amyloid in Baralscher Lösung:


    Sporen:


    Oft mit Rille/Spalte


    MIt Croiziers war es etwas schwierig, aber man sieht schon die Ansätze an der Ascibasis


    Paraphysen meist einfach, aber immer wieder auch mit den aufgeblasenen Enden (H2O mit leichter Kongorot"kontamination" von der Pinzettenspitze):



    Im folgenden Bild dann die Kaulos mit aufgeblasenen Zystiden/Endzellen:


    Hier etwas kollabiert:


    Das einzige, auf das ich gestoßen bin was dem nahe kommt ist Roseodiscus rhodoleucus. Das könnte vom Habitus ganz gut passen und auch von einigen Mikromerkmalen. Aber so richtig mag ich nicht dran glauben, weil eher rot als rose und auch nicht an Ackerschachtelhalm (oder Moosen) an denen diese Gattung wohl vorkommen soll.


    Hat irgendjemand so einen Vertreter schonmal gesehen? Vielleicht können die Spezialisten anhand der Mikromerkmale etwas sagen? Vielleicht Ingo W ?


    Würde mich über Hinweise freuen, beste Grüße Sebastian

  • Sorry, das habe ich ganz vergessen: Bäume in der direkten Umgebung Birke und Buche. Eiche eher entfernt vom Standort (über 10 Meter) dort aber oft. Entfernt auch Nadelhölzer). Habe es gerade nochmal ausgemessen im Luftbild. Die nächste Eiche 25 Meter weit weg.


    LG Sebastian

  • Vergleiche mal mit Rutstroemia firma :)

    Danke für die Idee. Rutstroemia firma würde ich eigentlich ausschließen wollen. Den hatte ich schon und hab Ihn auch mikroskopiert (siehe im folgenden Beitrag ganz unten). Er weißt andere Mikro und auch Makromerkmale auf:


    LG Sebastian

  • Hallo Sebastian,

    von den Bildern und den Mikros würde ich den Pilz in den Sclerotiniaceen suchen. Auch der Apikalapparat sieht für mich Ciboria-artig aus (auch wenn ich mich schon seit fast 20 Jahren nicht mehr mit dieser Gruppe beschäftige, insofern bin ich kein optimaler Ratgeber in diesem Fall). Roseodiscus rhodoleucus hatte ich auch einmal vor noch viel mehr Jahren in meinem ersten Asco-Kurs bei Walter Pätzold, der war echt rosa, und passt ja auch nicht von den Mikros.


    Jetzt wäre wichtig, was das Substrat war. Es sieht kantig aus, das könnte z.B. zu einem Sauergras (Carex) passen. Kannst Du den Stängel einmal sauber quer schneiden und fotografieren, damit man den Querschnitt beurteilen kann (3- oder 4-eckig ...)? Und dann einmal den Stängel unter dem Fruchtkörper längs aufschneiden, ob sich im Inneren des Stängels ein außen schwarzes Sclerotium befindet? Dann wärst Du bei Myriosclerotina, aber nicht bei den gängigen Arten.

    Vielleicht ist das Substrat aber auch ein Blattstängel eines Baumes? Sowas wird z.B. von Ciboria und Poculum besiedelt, aber ohne Sclerotium.


    Gruß,


    Wolfgang

  • Hallo Sebastian!


    Schönes Ding, was du da gefunden hast.

    Leider kann ich nicht helfen, sagt mir nichts.

    Wenn du Baralsche Lösung nimmst, und der Apikalapparat färbt sich braun/weinrot wie hier, dann ist das nicht inamyloid, sondern man spricht von hemiamyloid.

    https://asco-sonneberg.de/media/.gallery/image7361.jpg


    Und bei den Ascusbasen sieht der seitliche Auswuchs nicht aus, als sei er angeschlossen gewesen, insofern wäre das "ohne Haken mit Basalauswuchs", außer du findest Beispiele, bei denen beide Anschlussstellen besetzt sind.

    https://asco-sonneberg.de/media/.gallery/image24721.jpg


    Viele Grüße

    Ingo

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

    Link: Phalabstimmung 2023

    Link: Nanzen

  • Hallo Wolfgang, danke für deine Hinweise

    Jetzt wäre wichtig, was das Substrat war. Es sieht kantig aus, das könnte z.B. zu einem Sauergras (Carex) passen. Kannst Du den Stängel einmal sauber quer schneiden und fotografieren, damit man den Querschnitt beurteilen kann (3- oder 4-eckig ...)?

    Der Stängel des Substrates ist wirklich winzig im Querschnitt (0,7mm wie man hier sieht) und rund, wirkt außen etwas "holzig", besser gesagt zeigt sich eine rindenartige Hülle:


    Der Stengel ist zwar hohl, eine Sklerotium lässt sich aber weder außen noch im Hohlraum des Stengels ausmachen:



    Ingo W


    Vielen Dank für deinen geschulten Blick und deine Einschätzungen. Ich war mir nicht ganz sicher, ob man die kaum sichtbare Färbung als hemiamyloid bezeichnen darf. Dann sollte das hemiamyloid sein, ok.

    Ja und ich konnte auch nach langer und intensiver Suche kein Beispiel mit beiden Anschlussstellen finden. Im Gegenteil, oft schien da gar nichts am Fuss zu sein, was irgendwie in die Richtung geht. Die geschickten Bilder mit den Auswüchsen sind schon eher die Ausnahme.


    Habe jetzt versucht mit dem tollen Gattungsschlüssel des Ascomycetenprojektes der Niederländer zu schlüsseln (danke nochmals an boccaccio für die Übersetzung. Das ist wirklich brauchbar). Dieser führt mich am ehesten in Richtung Hymenocyphus, alternativ Allophylaria (eher weniger Crocicreas). Aber so richtig will da nichts passen. Roseodiscus rhodoleucus muss man schon wegen des Substrates ausschlüsseln. Alles ander passt eigentlich nicht, da z.B. auf Nadelholz und anderem unpassenden Substrat. Oder von den Mikromerkmalen auszuschlüsseln.


    Nun ja, es ist leider nicht ganz einfach. Danke für eure unterstützenden Hinweise.


    LG Sebastian

  • Hi, ich werfe mal Sclerotinia trifoliorum in die Runde, der sollte im Ascus 4 größere und 4 kleinere Sporen haben!


    LG, Chris

    ...........................:snail:

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  • Hallo Chris, makroskopisch würde das schon super passen. Mikroskopisch aber eher nicht. Muss mir die Sporen in den Asci morgen nochmal anschauen. Bin heute nicht mehr dazu gekommen. Ein Sklerotium könnte ich auch nicht finden.


    Danke und LG Sebastian

  • Hallo Sebastian,


    das würde ich für was aus dem Umfeld von Clarireedia (ehemals Rutstroemia) calopus halten, vielleicht auch Richtung paludosa. Die Sporen wären etwas klein, aber die sind denke ich hier auch nicht vollreif. Im Sporenbild mit den Maßen drin ist oben eine Spore zu sehen mit mehr Ölinhalt, die ist breiter und evtl. auch etwas länger, ich denke so sollten die reif aussehen.

    Kannst ja mal in Zottos Aufzeichnungen wühlen:

    Clarireedia – Google Drive


    Viele Grüße

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias,


    oh ja, C.calopus gefällt mir sehr gut. Da scheint ziemlich alles zu passen. Die Zeichnungen in Zottos Aufzeichnungen sind sehr aufschlussreich. Da sieht man die "Haare" an der Außenseite. Das könnten diese Elemente mit den aufgeblasenen Endzellen sein, die sich im Quetschpräparat zwischen die Paraphysen gemischt haben. Es war ja nur vereinzelte. Daher hatte ich diese Option bereits einmal überlegt, da die "Kaulos" eben genauso aussehen.

    Außerdem passt die Fragestellung "Open Croziers? Only one Septum" zu dem was ich auch an der Basis beobachtet habe. Makroskopisch passen die Bilder 22.11.1997 1-3 wie die berühmte Faust. Muss mich mal schlau machen, wie stromatisiertes Wirtsgewebe aussehen soll. Denn das sollte dann vorhanden sein. Keine Ahnung, ob man da hier im Bild etwas erkennt in der Richtung. Wahrschienlich eine zu geringe Auflösung: https://www.pilzforum.eu/attac…605-roseodiscus-cf02-jpg/


    Vielen Dank. Das ist doch super!


    LG Sebastian