Schönheiten im Hauswald

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 1.123 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Karl W.

  • Hallo zusammen, beim gestrigen Spaziergang durch den Hauswald gab es für mich zahlreiche neue Arten in jenem zu entdecken. Dieser Wald bzw. die Waldstücke um ein Bachtal sind für mich schon besonders, da hier durchaus eine hohe Artenvielfalt herrscht und ich hier schon viele schöne Erlebnisse und Funde hatte.


    Gestern gab es dann wieder eine Überraschung, mit welcher ich mich ersteinmal auseinandersetzen musste. Ein Areal mit zahlreichen Fruchtkörpern einer Kraterelle, die sich mir aufgrund der Fruchtkörper mit von kräftig gelb, bis schwarz reichenden Fruchtkörpern nicht direkt erschließen wollte. Die schwarzen Fruchtkörper erinnerten schon an die Totentrompete, aber es gab eben auch massiv gelbe und Übergänge. Hier mal ein Überblicksbild (die schwarzen Fruchtkörper muss man suchen, sind extrem gut getarnt):


    Bei einer Kurzrecherche "schwärzender Kraterelle" landet man schnell bei C.melanoxeros, die es aber nicht sein kann, keine wirklichen Leisten.

    Ende vom Lied, es ist wohl eine gelbe und dann umfärbende Form der Totentrompete


    01 Craterellus cornucopioides (L.) Pers.,

    es sind wohl in der Vergangenheit eine Art Craterellus konradii Bourdot & Maire beschrieben, auch mit viel Aufwand Intermediärformen (vgl hier: https://www.researchgate.net/p…ucopioides_and_C_konradii ), oder auch eine Craterellus cornucopioides var. flavicans Sacc. beschrieben worden (findet sich auch bei Winkler, Keller). Im Index fungorum ist das alles synonymisiert: https://www.speciesfungorum.or…ecies.asp?RecordID=153130

    Außerdem scheint es auch rosa Varianten (roseus) zu geben und auch sonst spricht die Vielzahl der Synonyme wohl für eine hohe Variabilität der Art. Jedenfalls habe ich das Spektakel da nicht schlecht bestaunt:


    Hier bereits mit Übergängen:


    auch hier schön zu sehen:


    Wunderschön auch das Farbspiel hier:


    Weitestgehend gelbe Fruchtkörper neben schwarzen:


    Aber auch Büschel mit rein schwarzen Fruchtkörpern am gleichen Standort! (siehe auch erstes Bild, oberer Teil, gut getarnt):


    Auch sonst gab es Pfifferlinge:

    02 Cantharellus amethysteus (Quél.) Sacc. - der amethystschuppige (das ist zumindest meine Vermutung, nur wenige Fruchtkörper, hielt ich erst für cibarius, aber in der Mitte zeigte sich dann schon eine zarte Schuppung, nicht sehr ausgeprägt, aber die Art habe ich für das Gebiet definitiv schon nachweisen können:


    Ansonsten frage ich mich hier, ob es sich um

    03 Cantharellus friesii Quél. handeln kann, den Samtpfifferling oder Aprikosenpfifferling. Auch dieser ist aus unserem Gebiet hier bekannt, er ist hier durchaus verbreitet.

    Eine feinsamtige Oberfläche und orangegelbe Oberfläche konnte man auf jedenfall feststellen.


    Sehr gefreut habe ich mich auch über

    04 Hericium cirrhatum - der dornige Stachelbart, ebenfalls ein Erstfund für mich, muschelförmig, kaskadenartig seitlich am Laubholz


    Sehr gut zu identifizieren, durch seine hellen Fruchtkörper und Stiele, den runzeligen Hut und die bei Verletzung langsam rosa werdenden Lamellen:

    05 Lactarius pterosporus - der flügelsporige Milchling, der ebenfalls ein Erstfund für meinen Hauswald darstellt


    Quick and Dirty reingelinst:


    Ebenfalls ein Erstfund für den Hauswald (nicht für mich),

    06 Inocybe fraudans - der Birnenrisspilz (gegebenenfalls aber auch I.corydalina, welcher auch bekannt ist für das Gebiet, siehe Diskussion unten), jedenfalls mit diesem kräftigsten Geruch nach überreifen Birnen (Fraudans hatten wir dieses Jahr auch schon mehrfach in der Eifel, und auch hier im Forum taucht er ja auf, scheint auch ein ganz gutes Jahr zu haben), nicht weiter mikroskopiert


    Dann noch etwas, was ich mal gar nirgends hinsortiert bekommen habe. Winzig klein auf schwer verrottendem Laubholz (in Laubmischwald mit Buchen,Hainbuchen, Eschen, Hasel) ein Fruchtkörper der mich erstmal von oben an einen Nabeling erinnert hat, beim umdrehen dann aber eine glatte Unterseite gezeigt hat. Die Frage, ob der vielleicht winzigste Poren hat, konnte ich dann zu Hause verneinen und im Schnitt war dann doch schnell klar, dass das ein Asco sein muss. Mit Winkler/Keller bin ich dann ganz flott zu einer mir bis dahin unbekannten Gattung gelangt: Rutstroemia, ich gehe hier aus von

    07 Rutstroemia firma cf - der zähe Stromabecher oder Eichen-Stromabecher (da scheint es aber auch eine Vielzahl von Verwechslungspartnern zu geben, wobei die Mikromerkmale schon auch gut zu firma passen, genau wie die Farben):


    Leider keine ganz guten Fotos aus dem Feld, weil es schon dunkel wurde und die Zeit auch drängte:


    Am Schreibtisch: Makrolinse Unterseite und Schnitt (FK < 1cm)


    Asci mit amyloidem Apikalapparat, 8 Sporen mehr uniseriat, Sporen mit kräftigen Tropfen:

    in KOH 3%, ja ich weiß, Wasser wäre erstmal zielführender hier:


    In Baralscher Lösung


    Hier sieht man noch die Ascibasis:


    So, das war doch mal ein schöner Abendspaziergang mt tollen Erstentdeckungen für mich und für das Gebiet.


    LG Sebastian

  • Ansonsten frage ich mich hier, ob es sich um

    03 Cantharellus friesii Quél. handeln kann, den Samtpfifferling oder Aprikosenpfifferling.

    Hallo Sebastian,

    Damit liegst du richtig, die sind auch Weichfleischinger und ein bisschen elastisch im Vergleich zu cibarius.


    Die gelben Trompeten gefallen mir sehr gut,

    viele Grüsse

    Matthias

  • Hi,


    deine "I. fraudans" möchte lieber I. corydalina heißen. ;) Riecht fast genau so, wie fraudans, nur der stechende Beigeruch ist etwas schwächer ausgeprägt, die Art rötet nicht so stark und hat im Gegensatz zu fraudans einen grünen Hutbuckel.


    Hier passt der dt. Name Grüngebuckelter Risspilz mal wirklich zur Art.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Stefan,


    ja, mit den Risspilzen ist es so eine Sache. In der Tat kenne ich I.corydalina aus dem Gebiet (aber von einer anderen Stelle im Tal). Die hatte ich 21 gefunden und damals einwandfrei auch mikroskopisch bestimmt. Aber am Ende muss man dann aufpassen, dass man nicht doch alles durcheinanderwirft, wenn man sich immer nur passager mit der Gattung beschäftigt. Hier mal der alte Funde, den ich damals da schon eindrücklich fand (diese Merkmale waren beim aktuellen Fund nicht so kräftig ausgeprägt):


    Diese Funde von September 21.


    Danke und LG Sebastian

  • Hi,


    ja bei der Kollektion ist der grüne Buckel schon sehr deutlich ausgeprägt. Auf dem einen Bild oben ist der auch deutlich zu sehen. Meine Funde/Sichtungen von der Art waren aber ähnlich deinem aktuellen Fund ausgeprägt.


    L.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.