Öhrlinge im Industriegebiet

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 2.123 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von thorben96.

  • Hallo,

    Noch wachsen Pilze. Ich habe am 9. Dezember. Erst braune Öhrlinge o. Becherlinge im Industriegebiet von Wiesloch in einer mit Rindenmulch angelegten Hecke bei einem Parkplatz gefunden.

    Man kann auch in urbanen Gebieten interessante Pilze finden. Die Sporengröße beträgt: 18,7µm x 10,5µm; 15µm x 8,7µm; 18,4µm x 10,1µm; 16µm x 7,6µm.

    Fruchtkörper:



    Sporen:



    Paraphysen:


    Viele Grüße Marwin Stelzer

  • Hallo Marwin,

    sind die Asci jodpositiv oder jodnegativ? Das wäre die erste bestimmungsrelevante Frage.

    Anscheinend haben die reifen Sporen zwei Öltropfen, kannst du das bestätigen? Auch das wäre sehr bestimmungsrelevant.

    Im übrigen gebe ich dir Recht, dass die Kurpfalz grade jetzt in dieser Jahreszeit mykologisch sehr interessant ist.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Marwin,

    dann kommt man hier leider nicht in die Gattung. Der Jodtest geht so: du mikroskopiert ganz einfach nicht in Wasser als Medium, sondern in Lugolscher Lösung (ich glaube, dass das auch mit Melzers Reagenz funktioniert). Jodpositiv bedeutet, dass sich die Ascusspitzen dann teilweise oder ganz blau färben. In allen Pezizales-Bestimmungsschlüsseln wird das als erstes abgefragt.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Servus Marwin,

    Es wäre schön wenn du zu deinen Becherlingen etwas mehr schreiben könntest z.B. Farbe, Aussenseite/ Milchfluss und so andere unbedeutend Dinge wie Sporenornamentation, Paraphyseninhalte usw.

    Ein Sporenbild in 1000 facher Vergrößerung wäre auch schön.

    Abgesehen davon denke ich, dass es auf Grund der Paraphysenform und den unregelmässigen Guttulen in den Sporen an den Polen eher eine Peziza als eine Otidea ist. Evtl. Peziza boltonii ?

    Aber

    sind die Asci jodpositiv oder jodnegativ? Das wäre die erste bestimmungsrelevante Frage.

    dem kann ich nur zustimmen.

    (ich glaube, dass das auch mit Melzers Reagenz funktioniert)

    in 95% der Fälle bei Peziza trifft das zu.


    Grüße

    Felli

  • Servus Marwin, aus den o.g. Gründen kann ich Dir leider bei der Bestimmung auch nicht weiterhelfen. Aber ich hänge Dir mal einen Schlüssel für Peziza an. Da kannst Du mal schauen was generell so abgefragt wird an bestimmungsrelevanten Merkmalen und nächstes Mal darauf achten. Leider hat einiges davon auch Interpretationsspielraum und verlangt Erfahrung bei der Bewertung; aber mit den entsprechenden Befunden kann Dir hier vielleicht vielleicht schon eher geholfen werden. Lugolsche Lsg und andere Reagenzien (zB Baumwollblau) fürs Mikroskopieren bekommst Du zB hier.

    Lieben Gruß

    Ingo

  • Hallo,

    Hab mir bei Mykoshop Lugol bestellt, sobald ich die Bestellung erhalten habe mache ich ein paar neue Fotos.

    Die Farbe ist ein dunkles braun so ungefähr wie bei Otidea Cochleata. Die Außenseite ist mit Pünktchen ornamentiert wie bei einem Schleifpapier. Kein Milchfluss.

    Hilft dass vorweg weiter?

    Viele Grüße Marwin Stelzer

  • Hallo zusammen,


    ich kann mir hier ganz gut eine Peziza s.l. vorstellen. Was bei den Sporen auffällt, sind die Ansammlungen kleiner Öltropfen an den beiden Sporenenden. Das würde einen dann in die neue Gattung Phylloscypha führen. P. labessiana oder P. boltonii scheinen doch erstmal gar nicht unplausibel mit den Daten, die wir bisher so haben.


    Björn

  • Hi Marwin,


    vor einiger Zeit hatte ich mal eine Tabelle erstellt für was welche Chemikalie benutzt wird, die es bei Andreas gibt, da kannst du mal schauen was du evtl. noch alles brauchst.



    LG, Chris

    ...........................:snail:

    Meine Bilder dürfen außerhalb des Pilzforums.eu nicht veröffentlicht werden, die private Nutzung ist okay!

    Mehr Bilder auf

    Instagram: #FeierabendPilz

  • Hallo Marwin,

    wenn du jetzt noch ein Bild von den angefärbten, intakten Asci hättest, so dass man beurteilen könnte, was da jetzt genau blau wurde... Auf dem letzten Foto sehe ich nur einen "Salat".

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Marvin,

    Ich hab nun mein Lugol. Mit Lugolscher Lösung färbt sich da einiges blau. Das sollte doch das Bestimmungsmerkmal sein das ihr angesprochen habt.

    ?thumbnail=1

    So eine starke Reaktion ist Typisch für eine "Peziza" (Gattung ist im Umbruch).

    Eine Otidea hat diese blaue Reaktion nicht.

    Wäre dein Ascus und/oder rot-dunkelorange, dann würde man bei dieser Verfärbung von einer dextrinoiden Reaktion sprechen.

    Sowohl eine dextrinoide Reaktion als auch eine blaufärbung können zusammen auftreten.


    Wenn du einen Frischen Frk. (ab 0,5 cm Durchmesser) hast, dann mach ein Sporenabwurfpräparat, weil du reife Sporen messen musst.

    Misst du in einem Quetschpräparat und quetschst zu stark, dann hast du auch unreife Sporen dabei.

    Einen Sporenabwurfpräparat bekommst du, indem du den Frk. umgedreht auf einem Objektträger legst und eine zeit wartest (ich warte 3min).

    Du kannst den Frk. auch leicht beschweren.

    Wenn der Frk. reif ist, hast du auf dem Objektträger überall die Sporen verteilt und kannst messen.

    Mit 15-20 gemessenen Sporen bist du gut dabei, wenn mehr Messungen dabei sind ist auch nicht verkehrt.

    Die Messungen sind dazu da, dass du einen Überblick der Sporengröße erhälst.

    Wie breit sind die Sporen schmalste Spore bis breiteste Spore oder kürzeste Spore bis breiteste Spore.

    Das ganze am besten in Wasser messen.


    Die Paraphysen kann man bei dir erkennen, diese sind leicht keulig.

    Was jetzt noch fehlt ist die Sporenhülle, ob diese ein Ornament (warzig, stachelig, streifen...) hat.

    Da müsstest du mal mit dem 100er Objektiv dir die Sporen anschauen und von der Sporenhülle Fotos machen.

    Oft ist es so, dass man das Ornament nicht so gut sieht und diese mit Baumwollblau anfärben muss.

    Auf deinen Sporenfotos meine ich ein warziges Ornament erahnen zu können.


    Ein weiteres wichtiges Merkmal ist das Excipuculum, was du gut erkennen kannst, wenn du einen dünnen Querschnitt durch den Frk. machst.

    Google mal Excipuculum Peziza, dann findest du davon viele Zeichnungen und Bilder.

    Es ist wichtig, dass man den Aufbau sieht.

    Ingo hat dir schon die Arbeit vom Häffner verlinkt (Siehe hier), da gibt es auf Seite 185 Nr. 6, 7 und 8 Abbildungen wie der Aufbau aussehen könnte.

    Davon müsstest du Fotos machen.


    Die Gattung Peziza ist durch die Genetik stark im Umbruch, sowohl bei Arten als auch Gattungsmäßig.

    Aber je mehr Merkmale du heraussuchst, desto besser kann man den Fund einschätzen.

    Irgendwann geht man bei der Bearbeitung in einer festgelegten Reihenfolge vor.

    Bei mir sieht das bei einem vermutlichen Peziza Fund so aus:

    1.

    Abwurfpräparat von einem frischen Fund machen.

    Die Sporen messen und Fotografieren.


    2.

    Dünnen Querschnitt durch den Frk. machen.

    Fotos machen von dem Aufbau, Paraphysenform (gibt es vielleicht auch Verzweigungen ?), Inhalt der Paraphysen (gibt es blasen oder ist eine Verfärbung zu sehen ?) und Fotos von den Sporen im Ascus.

    Danach lasse ich in dem gleichen Präparat Lugol einfließen und schaue mir die Reaktion des Ascus an.


    3.

    Wenn ich das Ornament nicht erkennen kann oder besser hervorheben möchte, dann mache ich ein weiteres Präparat mit Baumwollblau, wo man das Ornament der Sporen besser sieht.


    Ich glaube auch, dass man mit den vermuteten Arten von Björn vergleichen sollte.

    Vielleicht passt Peziza boltonii oder Peziza labessiana zu deinem Fund.


    VG : Thorben