Wiesenwahnsinn- Keulen und Ko

Es gibt 21 Antworten in diesem Thema, welches 5.289 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von nobi.

  • Servus zusammen, hier wie versprochen der zweite Teil des Wiesenwahnsinns (den ersten Teil gibts hier).

    Leicht zu übersehen da als trockene Grashalme getarnt und von all den knalligen Saftlingen überblendet habe ich die kleinen Keulchen und Würmchen oft erst bei weiteren Besuchen meiner neuen Spielwiese entdeckt. Ich fand sie nicht minder faszinierend. Auch mit denen hatte ich mich bisher mangels Funden noch nie beschäftigt und so war ich erstaunt dass viele dieser schlanken Ranken sogar Ständerpilze sind- ich hatte sie eher für Ascos gehalten. Schön blöd- daher habe ich auch großzügig welche eingesteckt in der Annahme sie wären leicht zu mikroskopieren. Tja.... Na ok, ich bin eigentlich schon irgendwie zurecht gekommen, allerdings wollten manche partout nicht absporen so dass ich mehrere Anläufe gebraucht habe. Um im vorhinein zu wissen welche Merkmale wohl wichtig sein könnten habe ich schon mal Makroskopisch selektiert was infrage kommen könnte- witzigerweise leiteten mich die Sporen dann oft ganz woanders hin. Sie scheinen es einem also mal wieder auch nicht allzu leicht zu machen.

    Ich hoffe aber es kann vielleicht der ein oder andere mit den Angaben etwas mehr anfangen und mich gegebenenfalls korrigieren ( nobi oder Clavaria vielleicht? das wäre famos!)


    Anfangen möchte ich auch hier mit noch etwas Boden unter den Füßen, bevor es ans wilde Spekulieren geht:


    1) Wunderschön anzusehen, nichts für emfpindliche Nasen, ich habe tatsächlich die Hundek. gesucht bis ichs gecheckt habe wo der Geruch herkommt: Telephora palmata, die stinkende Lederkoralle. Bei näherem Hinschnuppern auch klar verfaulender Kohl und keine Hundek. Entschuldigung!


    2) Joa und da ist der Boden auch schon weg, die Folgenden standen zwischen einer großen Gruppe schwärzender Saftinge und ich hätte sie so vom Aussehen mit dem Weissen Spitzkeulchen, Clavaria falcata s.l. vereinbar gefunden.


    Standort:


    Mal eher spitz mal keulig:


    Massenaspekt, gesellig, aber nicht büschelig



    Edit: diese Kollektion, die ich etwa eine Woche später einige Meter weiter fand, hielt ich zunächst auch dem C. falcata agg. zugehörig, die FK waren jedoch größer, etwas gelblicher und hatten einen auffallend gelben "Stiel". Nach Längsteilung eines FK zeigt sich gelbes Fleisch. In der Diskussion unten wurde hierfür C. flavipes vorgeschlagen.



    erkennbarer Fuß, der glatter war als der Rest und auch etwas gelblicher (falls das keine Alterserscheinung ist) Edit: s.u. scheint typ. für C. flavipes zu sein.


    Die waren echt zickig, erst der dritte Sporenabwurf hat geklappt. Die Sporen sollen bei Cl. falcata glatt mit deutl. Apiculus sein.

    (7.2) 7.4 - 8.5 (8.8) × (6) 6.2 - 7.5 (7.7) µm

    Q = (1) 1.1 - 1.26 (1.3) ; N = 22


    bwb


    Ich finde sie weder glatt noch haben sie für mich einen über-deutlichen Apilulus..:/

    Schnallen fand ich keine, das muss aber ja auch nichts heissen..

    Weitere Ideen habe ich leider nicht, ihr vielleicht?


    3) Nicht weit davon gab es stattliche gelbe Keulchen mit zentraler Furche- makroskopisch hätte ich Clavulinopsis helveola für möglich gehalten.

    Links Anfang der Woche rechts Ende der Woche.




    Mikroskopisch waren die Sporen allerdings nicht stachelig, oder vieleckig sondern hatten nur einen Buckel + einen Apikulus. Damit ist C. helveola raus und ich favorisiere nun Clavariopsis laeticolor, die "schön leuchtende".


    Schnallen:


    Basidien teils 2 meist aber 4 sporig



    Sporen mit "Buckel" und großem zentralen Öltropfen, man könnte auch sagen avocadoförmig

    (6.2) 6.8 - 8.2 (8.5) × (4.6) 4.9 - 5.7 (6) µm ohne Apiculus

    Q = (1.2) 1.25 - 1.56 (1.6) ; N = 18


    Könnte das hinkommen mit C. laeticolor?


    4) Dann gabs noch bei den schmächtigen Papageinensaftlingen mittelgroße fahlgelbliche Keulchen:


    Basidien meist viersporig


    Sporen, subglobos, glatt, kleiner Apiculus, fast vollständig mit großem Öltropfen gefüllt

    (5.8) 5.9 - 6.5 (7) × (5.7) 5.8 - 6.3 (6.8) µm

    Q = 1 - 1.07 (1.1) ; N = 22

    Apiculus 0.8-1.1 µm


    Könnte das Clavaria flavostellifera sein? Edit: Danke an Ingo (Sennepilz): C. cf flavipes


    5) dann kommen endlich ein paar Ascomyceten: der Krötenöhrling Otidea bufonia zumindest hier bin ich mit wieder etwas sicherer, denn die mikroskopischen Parameter passen auch dazu



    Paraphysen krückstockartig mit granulärem lichtbrehendem Inhalt


    Asci Iod-


    Sporen glatt mit zwei Öltropfen

    (11.7) 12.2 - 14.3 (14.9) × (5.5) 5.6 - 6.79 (6.8) µm

    Q = 2 - 2.3 (2.4) ; N = 12


    6) und zu guter Letzt eine Zunge die ich erst gestern gefunden habe, obwohl ich sicher bin das Gebiet schon mehrmals überlaufen zu haben.

    Ich hab mich irre gefreut weil ich schon lange mal eine Zunge finden wollte. Sie wiederlegt meine Theorie dass von außen schöne Pilze oft innen langweilig sind und umgekehrt. Sie waren von innen mindestens genauso bezaubernd und endlich mal was mit satten fetten Sporen. Die hatte ich gerade mal eine Stunde zum Sporen auf einen Objektträger gelegt, dann wollte ich sie woanders hin legen außer Kinderreichweite und hab festgestellt das schon alles schwarz war darunter. So musste ich dann auch erstmal verdünnen um überhaupt einzelne Sporen sehen zu können! Dennoch befürchte ich sie sind noch unreif denn sie haben nur maximal drei Septen und soweit ich herausgefunden habe sollen alle schwarzen Erdzungen mehr Septen haben. Nach einem Schlüssel von Irene Ridge der online zu finden ist scheidet Geoglossum umbratile aus, denn bei ihr sollen die Paraphysen am Ende umgebogen und meist ohne Auftreibung sein, was nicht zutrifft. Geoglossum cookeianum könnte vielleicht noch passen falls ich nochmal welche finde die häufiger septierte Sporen haben?


    Edit: Geoglossum glutinosum s.u.



    Stiel glatt, schmierig


    Paraphysen fast immer kopfig, kaum umgebogen, länger als die Asci


    Porus Iod+


    Asci 8 Sporig


    einfach wunderschön


    Sporen, maximal 3x septiert, vermutlich trotz massigem Aussporen unreif?

    (59.4) 61.3 - 75.5 (77.7) × (3.6) 4 - 4.6 (4.7) µm

    Q = (12.9) 14.5 - 17.1 (17.2) ; N = 12


    Das war die Ausbeute der Wiese, ich bin hellauf begeistert und frage mich ob ich überhaupt wieder in den Wald gehen sollte.

    Vielleicht übertreibe ich mal wieder maßlos, ich habe halt bisher noch nie Saftlinge oder Keulchen gefunden und vielleicht habe ich sie bisher auch nur immer übersehen, aber mir scheint diese Wiese, auch wenn sie "urban" und nicht sonderlich naturnah ist ein Kleinod für Wiesenpilze zu sein. Ich hoffe sie wird nicht im Rahmen des geplanten Neubaus platt gemacht und sie bleibt uns noch ein paar Jahre erhalten. Dann werde ich zu gegebener Zeit wieder berichten.


    Danke fürs Mitgehen, über Kommentare freu ich mich wie immer sehr,

    euer Ingo

  • Hallo Ingo,

    da zeigst Du ja wieder schöne und interessante Sachen!

    Ich komme soeben aus dem Kino und starte morgen vormittag zu einem Wochenend-Trip.


    Deshalb nur in Kürze meine Gedanken zur Erdzunge.


    Mit dem schmierigen Stiel und den aufgeblasenen Paraphysenspitzen kann das nur Geoglossum glutinosum sein!

    Dazu passen auch die schmalen Sporen < 5 µm. Laut Benkert ("Geoglossum und Trichoglossum in der DDR, MyMi Heft 3, 1976") gibt es in Mitteleuropa keine weiteren Arten mit derart schlanken Sporen. Mit 10 - 14 µm weisen auch deren Asci die geringste Breite auf. Das kannst Du ja gern noch überprüfen.

    Zur Septierung ist zu sagen, dass bei einigen der gezeigten Sporen bereits die Ausbildung von sieben Septen zu erahnen ist.


    Den "Benkert" habe ich Dir oben eben mal verlinkt, falls Du den nicht kennst!


    LG, Nobi

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    Einmal editiert, zuletzt von nobi ()

  • Hallo Ingo!

    An G. cookeianum mag ich nicht so recht glauben. Aber da ich sowohl ein Geoglossum- als auch ein Mikroskop-Noob bin, hat das nicht viel zu sagen.


    Meine Infos: Die Sporen sollten siebenfach septiert sein. Und die kopfigen Paraphysenenden sehen noch mehr, wie haben Nobi und Karl das genannt, perlenketten-artig oder rosenkranz-artig aus.

    … schau mal meine Mikros von meinem Fund in diesem Jahr. Vielleicht hilft das zur Abgrenzung?

    Pilze vom Bolzplatz heute Abend

  • Hallo Ingo

    Eine wirklich schicke Wiese hast Du da.

    Die blassgelben Keulchen mit subglobosen Sporen halte ich eher für Clavaria flavipes.

    Sporen mit 0 - 3 Septen im Abwurf sind für Glutinoglossum glutinipes normal und die übrigen Mikros passen perfekt zu der Art

    LG Karl

  • Hallo Ingo,


    zu den Wiesenkeulen: An der Nr. 2 (Clavaria falcata) und der Nr. 3 (Clavulinopsis laeticolor) gibt es wohl keinerlei Zweifel und Deine Mikrobilder der Sporen (bzw. Sporenabwürfe) und deren Vermessung möchte ich als vorbildlich bezeichnen.


    Bei der Nr. 4 kann es aber wegen der Sporenmaße nicht die von Dir in Erwägung gezogene Clavaria flavostellifera sein, bei dieser sollte Q > 1,2 sein. Siehe hierzu die Beschreibungen und den Schlüssel in

    (PDF) Taxonomy and phylogeny of yellow Clavaria species with clamped basidia--Clavaria flavostellifera sp. nov. and the typification of C. argillacea, C. flavipes and C. sphagnicola


    Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist es die von Karl vermutete Clavaria flavipes, eine sehr seltene Art.


    LG Ingo

  • nAbend, ich habe am Freitag nochmal eine Erdzunge vom obigen Standort geholt und heute nochmal absporen lassen: die Sporen waren identisch mit nur 3 Septen. Ich werde das ggf nächste Woche nochmal wiederholen. Die Ascibreite lag bei 12,3 -14,4 (n=10) und wäre somit vielleicht gerade noch vereinbar mit G. glutinosum, Nobi?


    Interessanterweise konnte ich auf der anderen Seite der Wiese noch einen Erdzungenstandort ausmachen (nur insg. 3 FK) die vom Aussehen deutlich anders waren, nämlich mit irgendwie eckigerem "Löffel" und trockenem Stiel. Um zu untersuchen ob es sich um einen Trockenschaden handelt habe ich einen FK einige Minuten in Wasser gelegt und dann mit einem FK der ersten Kollektion gemeinsam für 48h in eine Tupper auf feuchtes Küchenpapier gelegt. Der Stiel blieb matt während der aus der ersten Kollektion schleimig glänzend war. Ob es nun wirklich zwei verschiedene Arten sind ist damit natürlich nicht bewiesen, ich werde noch ein zwei Wochen warten und versuchen am ersten Standort einen alten FK zu finden zum Vergleich. Sicherlich ist die zweite Kollektion reifer, denn die Sporen waren 7fach septiert.



    nach 48h in der "Feuchtkammer". Links erste, rechts zweite Kollektion


    Sporen der zweiten Kollektion:

    (69.3) 74.6 - 79.6 (81) × (4.5) 4.9 - 5.8 (6.1) µm

    Q = (11.9) 13.1 - 15.7 (16) ; N = 17


    buenas noches,

    Ingo

  • Die Ascibreite lag bei 12,3 -14,4 (n=10) und wäre somit vielleicht gerade noch vereinbar mit G. glutinipes, Nobi?

    Passt perfekt, Ingo!

    Aber bitte den Namen Geoglossum glutinosum oder auch Glutinoglossum glutinosum verwenden. Nicht glutinipes.

    Mindestens ebenso wichtig wie die Sporen sind die Paraphysen, um die Art beurteilen zu können.


    Die zweite Art ist etwas anderes.

    Ohne Paraphsen nicht bestimmbar (jedenfalls nicht für mich).

    Also, bei Erdzungenanfragen bitte zukünftig auch die Paraphysen mit zeigen!


    LG, Nobi

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  • Hallo Ingo,


    dass sich im Sporenabwurf von Geoglossum glutinosum nahezu ausschließlich Sporen mit 0 bis 3 Septen finden, ist völlig normal und betrifft auch reife Fruchtkörper, bei denen man im Hymenium schon reichlich voll ausgereifte Sporen mit 7 Septen findet.

    Siehe hierzu die Arbeit von Kees Roobeek, dort finden sich nicht nur gute Beschreibungen der Sporenverhältnisse bei den einzelnen Arten, sondern im Anhang auch ein Schlüssel zur Bestimmung der Erdzungen nach den Sporen im Sporenabwurf:


    Aardtongen.pdf


    Dein erster Fund ist auf jeden Fall Geoglossum glutinosum, die Gestalt der Paraphysen lässt da, wie schon von Nobi angeführt, keine andere Art zu. Wie sehen denn die Paraphysen bei Deinem zweiten Fund aus?


    Das Phänomen, dass sich die Sporen im Sporenabwurf von den ausgereiften Sporen unterscheiden, findet sich auch noch bei G. elongatum und G. fallax. Bei diesen finden sich im Sporenabwurf ausschließlich farblose und unseptierte Sporen und das auch bei voll reifen Fruchtkörpern, die bei einer mikroskopischen Untersuchung des Hymeniums zahlreiche dunkle und vielfach septierte Sporen zeigen (bei G. elongatum 7 und bei G. fallax meist 9-11).


    LG Ingo

  • Hallo Nobi & Ingo, sorry für den verkorksten Beitrag, ich hätte gestern Abend nix mehr schreiben sollen, mir sind schon die Augen zugefallen. Den Namen der Schleimzunge hab ich ausgebessert, danke nochmal für die Bestätigung.

    Die zweite Zunge konnte ich leider nicht vollständig untersuchen da ich, nachdem ich gerade angefangen hatte zu mikroskopieren schon wieder verscheucht wurde. Natürlich hätte ich als nächstes Asci und Paraphysen angeschaut, aber dafür reichte die Zeit nicht mehr. Ich hab sie jetzt vorsichtshalber mal getrocknet, wer weiß wann ich wieder dazu komm. Wird nachgeholt, ich bleib dran.

    LG Ingo

  • nAbend, jetzt habe ich doch nochmal eine Frage zur Nr 2 (cf C. falcata) des Orginalbeitrags: als Mirko Neuling fällt es mir noch schwer die Glätte der Sporen zu beurteilen: würdet ihr die Sporen noch als glatt bezeichnen? ich habe mir eingebildet da eine Art Ornament zu sehen. Oder scheint das nur so durch feine Vakuolen? Viele Grüße Ingo

  • Hallo ,


    die "falcata" mit dem gelben Fuß ist ja spannend.

    Ob wirklich der gelbe Fuß die Alterserscheinung ist, oder ob vielleicht der ganze restliche Fruchtkörper ausgeblichen ist, und die zur flavipes-Kollektion gehören? So ist die Art bei den Franzosen ( Des Ramaires aux Clavaires...) auch abgebildet, ich kenne sie leider nicht aus eigener Anschauung.


    Gruß,

    Wolfgang


    P.S.: ganz leicht rauhe Sporen von glatten zu unterscheiden, ist nicht einfach. Das macht man am besten in 3% KOH und offener Kondensorblende, vielleicht mit etwas schiefer Beleuchtung. Letzlich gibt es aber fließende Übergänge zu Ornamenten, die unter der Auflösung von Lichtmikroskopen liegen, da braucht man ein Rasterelektronenmikroskop.


    Bei Keulen braucht man das m.E. aber nur bei verzweigten Arten mit Verdacht auf Ramariopsis, das ist hier nicht der Fall. Die fingerartigen Auswüchse, wie sie bei helvola, falcata und ich glaube auch flavostellifera auftreten können (Achtung - nur bei ganz reifen Fruchtkörpern!) sind aber kein "Ornament", sondern (wenn sie da sind) schon im 40x zu sehen.

  • die "falcata" mit dem gelben Fuß ist ja spannend.

    Ob wirklich der gelbe Fuß die Alterserscheinung ist, oder ob vielleicht der ganze restliche Fruchtkörper ausgeblichen ist, und die zur flavipes-Kollektion gehören?

    Hallo Wolfgang, hallo Ingo,


    darüber habe ich auch nachgedacht. Leider kann ich nicht sagen, ob Clavaria falcata unter Umständen (bei Alterung) einen solch gelben Fuß haben kann. Solche häufigen und gewöhnlichen Arten wie C. falcata lässt man ja gern links liegen und untersucht sie nicht genauer.


    Von Clavaria flavipes konnte ich bisher nur recht junge Exemplare untersuchen. Die Fruchtkörper waren tief im dichten Moos verborgen und schauten nur mit der absoluten Spitze daraus hervor. Abgesehen vom Fuß waren sie ziemlich blass:


    Clavaria flavipes


    Eine mikroskopische Untersuchung ergab aber zweifelsfrei C. flavipes. Ich hätte sie mir etwas gelber gewünscht, habe die fehlende Farbe aber mit der feuchten und lichtarmen Umgebung der sich entwickelnden Fruchtkörper erklärt und angenommen, dass in einem freien Umfeld heranwachsende Fruchtkörper mehr Gelb zeigen und dem deutschen Namen (Strohfarbene Keule) dann besser entsprechen.


    Die zweite Kollektion von Ingo hat genau diese strohgelbe Farbe und die Sporen passen in Form und Größe auch wunderbar dazu, das sollte eine typische C. flavipes sein.


    Ob die nun soweit ausblassen können, dass sie sich C. falcata annähern oder ob eine mehr weißliche Färbung einfach innerhalb der Variationsbreite von C. flavipes liegt, vermag ich nicht abzuschätzen. Hinzu

    kommt, dass bei den Keulen vieles noch nicht restlos geklärt ist und dass auch immer noch neue Arten beschieben werden.


    LG Ingo

  • Von Clavaria flavipes konnte ich bisher nur recht junge Exemplare untersuchen. Die Fruchtkörper waren tief im dichten Moos verborgen und schauten nur mit der absoluten Spitze daraus hervor. Abgesehen vom Fuß waren sie ziemlich blass:


    Die zweite Kollektion von Ingo hat genau diese strohgelbe Farbe und die Sporen passen in Form und Größe auch wunderbar dazu, das sollte eine typische C. flavipes sein.

    Hallo zusammen

    C. flavipes hatte ich bei Kollektion 2 ja makroskopisch schon angenommen und sehe die ebenfalls als absolut bestätigt an. Nahezu kreisrunde Sporen mit Apikulus habe ich bei 4 Kollektionen gefunden. Interesant ist vielleicht noch, dass auch bei ausgelassten Frk. das Fleisch noch gelb ist. Somit wäre eine hier diskutierte, eventuelle Verwechselungsmöglichkeit mit ältern C. falcata zu vermeiden. An der Bruchstelle rechts gut zu sehen.


    LG Karl

  • Hallo Wolfgang, Ingo und Karl, wie ihr richtig bemerkt habt ist die zweite Kollektion der C. falcata nicht vom selben Stadort wie die erste, ich hatte bei Erstellung des Originalbeitrags nicht erwartet, dass auf so engem Raum so viele verschiedene Arten vorkommen könnten und bin daher fälschlicherweise davon ausgegangen, dass die Fruchtkörper, die ja auch weiss waren zur selben Spezies gehören würden. Mittlerweile haben wir ja festgestellt dass schon einen Meter weiter ganz verschiedene Sachen vorkommen können, ich werde das oben korrigieren.


    Danke Karl für den Hinweis mit der persistierenden Gelbfärbung des Fleisches auch bei Ausbleichen der Hülle. Erfreulicherweise standen tatsächlich am Standort der "falcata 2" noch oder vermutich eher wieder einige FK mit dem gelben Stiel, die ich als identisch zur besagter Kollektion 2 ansehen würde. Nach Aufbrechen zeigen sie tatsächlich eine deutliche Gelbfärbung im Inneren.



    Viele Grüße Ingo

  • So nun bin ich dazugekommen auch die 2. Kollektion der schwarzen Erdzungen noch zu mikroskopieren. Leider komme ich für mich bgzl der Paraphysen nach Benkert, Roobeek und Ridge zu keiner Diagnose. Die Paraphysen sind gebogen, hockeyschlägerartig, teils eingerollt und kaum pigmentiert. Naja, schön sind sie allemal.






    So und weils so schön ist: ungefähr bei den Papageien im etwas höheren Gras fand ich letze Woche weitere scharze Erdzungen, von denen ich denke dass sie noch eine andere Arte sind! ich kann es kaum glauben, aber sowohl makro- als auch mikroskopisch gibt es deutiche Unterschiede zu den oben gezeigten.


    3. Kollektion schwarzer Erdzungen:

    Zunächst sind sie von den bisherigen die größten mit fast 8cm Länge.


    Aufflällig ist zudem der im oberen Anteil deutlich geschuppte Stiel.


    Der Sporenabwurf zeigte ausschließlich unseptierte Sporen. Im Ascus waren sie teils aber auch 8 oder 9 fach septiert.


    Die Paraphysen waren unterschiedlich gekrümmt, jedoch am Ende kaum verdickt. Auffällig war das dichte braun pigmentierte "Kittmaterial"




    Vielleicht kann jemand mit Erfahrung das ja doch noch irgenwie einordnen und die Merkmale gewichten, ich trau mich das nicht, immer wenn ich dachte ein Merkmal würde gut passen, sprach irgendwas anderes wieder dagegen, sodass ich mich jetzt nicht mal traue einen Namensvorschlag zu machen. Die sind mir noch eine Hausnummer zu hoch.

    Viele Grüße Ingo


    Ps: Sorry dass das jetzt so ein langer Thread geworden ist, meine Idee war Alles in diesem Habitat irgendwie zu bündeln um einen Überblick über die Artenvielfalt zu bieten. Durch die vielen kleinen Einzeldiskussionen ist es jetzt leider recht unübersichtlich geworden. Praktisch wäre wenn man diese Einzeldiskussionen in einem "Spoiler" verstecken könnte, den man bei Interesse dann ausklappt.

  • Hallo Ingo,


    Erdzungen-Kollektion 2: ziemlich sicher Geoglossum umbratile (wenn Stiel nicht geschuppt, Sporen im Abwurf mit 7 Septen und Paraphysen zu einem großen Anteil gekrümmt, wie auf Deinen Mikrofotos zu sehen). Die Paraphysen sind bei dieser Art recht vielgestaltig und auch die Länge der Sporen kann von Kollektion zu Kollektion stark variieren. Meist sind es um die 70 µm, es gibt aber auch Kollektionen mit durchschnittlich deutlich längeren Sporen (90 - 100 µm), so auch bei mir in Ostwestfalen. Diese entsprechen wahrscheinlich der von Roobeek als Geoglossum spec A aufgeführten "Art", sind aber wohl nur eine auffällig langsporige Variante von G. umbratile.


    Erdzungen Kollektion 3: eindeutig Geoglossum fallax (wenn Stiel wie auf Deinem Foto deutlich geschuppt, Sporen im Abwurf unseptiert und im reifen Zustand mit mehr als 7 Septen). Interessant wäre noch die Länge der Sporen im Abwurf oder auch im reifen Zustand (als weiteres differenzierendes Merkmal im Vergleich zu der makroskopisch nicht unterscheidbaren G. elongatum).


    Im Parallel-Thread mit den Lamellen-Pilzen äußere ich mich auch noch, muss jetzt aber erst mal zur Arbeit.


    LG Ingo

  • Hallo Ingo,

    So nun bin ich dazugekommen auch die 2. Kollektion der schwarzen Erdzungen noch zu mikroskopieren.

    toll, dass Du das noch gemacht hast!:)

    Hinsichtlich der Arten bin ich ganz bei Ingo (Sennepilz).

    Man erkennt sehr schön die charakteristischen, breit sichelförmigen Endzellen der Paraphysen von G. umbratile.

    Auch sind neben dem schuppigen Stiel die auffällig verklebten Paraphysenspitzen ganz typisch für G. fallax.


    Ein Riesenkompliment möchte ich Dir noch zu den Mikrofotos machen.:thumbup:

    Diese sind so klar und brilliant, dass ich sie mir als Ergänzung zu meiner Erdzungenliteratur abgespeichert habe!


    LG, Nobi

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  • Servus Ingo & Nobi,

    Die Sporenlänge der Kollektion 2 wäre mit 74.6 - 79.6µm dann eher im Bereich der "normalen" G. umbratile.

    Falls für Kollektion 3 nur G. fallax und elongatum infrage kommen sollte es der Sporenlänge nach G. fallax sein, denn die septierten Sporen (im Ascus gemessen) waren mit 74.8 - 86.8 × 5 - 5.3µm für elongatum zu groß. (Die unseptierten Sporen im Abwurf waren allerdings kleiner mit 62.9 - 69.8 × 4.7 - 5.8?µm)


    Danke für die Blumen zu den Fotos, ich bin wiegesagt noch am Üben und war auch erstaunt wie detailreich die Bilder bei Kollektion 2 geworden sind. Ich kann leider nicht mit Sicherheit sagen an was es lag...:D Ich vermute die Flüssigkeits/Präparatdicke unter dem Deckglas war hier mal zufällig optimal. Außerdem hilft sicherlich hier die Größe der Strukturen. Öfter geht es mir aber umgekehrt, das Bild ist gruselig und ich finde auch nicht heraus an was es liegt.

    Jedenfalls dürft ihr natürlich gerne meine Fotos verwenden für was auch immer und ich freue mich und fühle mich geehrt wenn sie sogar als Anschauungsmaterial dienen dürfen!

    LG Ingo

  • (Die unseptierten Sporen im Abwurf waren allerdings kleiner mit 62.9 - 69.8 × 4.7 - 5.8?µm)

    Hallo Ingo,


    das passt nicht so ganz zu den Angaben bei Roobeek. Eine Abweichung bei den unreifen, noch nicht septierten Sporen kann man aber sicher noch am ehesten tolerieren. Wichtiger ist die endgültige Länge der reifen Sporen und die Zahl der Septen. Deine Kollektion 3 kann nur G. fallax sein. Bei G. elongatum (bei mir in der Senne eine häufige Art) habe ich niemals mehr als 7 Septen oder reife Sporen mit einer Länge über 70 µm beobachtet.

    Zu Geoglossum elongatum, die bei Dir in der Mittelfränkischen Sandachse durchaus auch vorkommen könnte, siehe Geoglossum elongatum


    Was ist das eigentlich für eine Wiese, wie wird sie bewirtschaftet bzw. gepflegt?


    LG Ingo

  • Hallo zusammen

    Ich war leider zu beschäftigt, um mich früher einzuschalten obwohl die Geoglossaceae zu meinen Lieblingsgattungen unter den Ascomyceten gehören. Ich kann das von Ingo und Nobi gesagte voll bestätigen.
    Beide Kollektionen sind recht typisch. Die Paraphysen von G. umbratile sind nach meiner Beobachtung immer schwach pigmentiert und nur ein Teil der Paraphysen hat erweiterte Endzellen (wobei der Anteil hier schon recht hoch ist). Andernfalls müsste man noch mit Arten, die aus dem mediterranen Raum bekannt sind vergleichen. Da gibt es noch geesteranii , pseudoumbratile, subumbratile, wobei die evt. noch nicht alle gültig beschrieben sind.
    Bei G. fallax kann ich mir beim besten Willen keine bessere Darstellung wünschen. Ich habe nur selten einzelne Sporen mit 10 oder mehr Septen bei meinne Kollektionen gesehen und die Sporenlänge passt ebenfalls. Toll sieht man die Paraphysen welche wie Benkert schreibt "durch eine reichlich vorhandene Kittmasse verklebt sind". Ein absolut geniales Bild.

    Zur Verwechselung mit G. elongatum waren Benkert und Roobeek möglicherweise auf dem falschen Dampfer (und damit wären auch unsere bisherigen Bestimmungen falsch). G. elongatum wurde ja in die Gattung Hemileucoglossum überführt. Gattungsmerkmal sind dunkle Seten mit abgerundeten Enden am Stiel wie bei der Typusart
    H. littorale. Die Überführung von G. elongatum in die Gattung hat mich zunächst irritiert.


    Hemileucoglossum alveolatum (E.J. Durand ex Rehm) Arauzo comb. nov. Mycobank MB 809535

    Basionimo: Leptoglossum alveolatum E.J. Durand ex Rehm Annal. Mycol. 2(1) :32 ( 1904)

    ≡ Geoglossum alveolatum (E.J. Durand ex Rehm) E.J. Durand Annal. Mycol. 6(5) :432 (1908)


    Hemileucoglossum intermedium (E.J. Durand) Arauzo comb. nov. Mycobank MB 809534

    Basionimo: Geoglossum intermedium E.J. Durand. Annal. Mycol. 6(5) :431 (1908)


    Hemileucoglossum elongatum (Starb. ex Nannf.) Arauzo comb. nov. Mycobank MB 809536

    Basionimo: Geoglossum elongatum Starb. ex Nannf. Ark. Bot., 30 :24 (1942)


    Jetzt habe ich mal bei Nannfeld (1942) nachgelesen worauf die Umkombination basiert und das gefunden:



    Augenscheinlich reichte Arauzo das bereits aus. Ich habe inzwischen mal einem Fund von G. elongatum wie Ingo und ich sie kennen zur Sequenzierung weitergeleitet. Bin gespannt, was dabei herauskommt.

    Leider habe ich auf der DGfM-Tagung Mathias Lüderitz nicht angetroffen der einen Fund auf Fehmarn als G. elongatum bestimmt hat. Mir fehlen leider die Kontaktdaten um ihn mal anzuschreiben. nobi kannst Du helfen?

    LG Karl

  • Hallo Karl,

    Kontaktdaten schicke ich Dir per PN.


    LG, Nobi

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