Gelbfleischiger Ritterling?

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 2.422 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo,


    den hier habe ich mir gestern zum Bestimmen mitgenommen. Ich bin zum Gelbfleischigen Ritterling gekommen. Liege ich da richtig?


    Sorry für die schlechten Bilder. Ich war mir sicher, dass ich am Standort ein Bild gemacht hatte, aber scheinbar habe ich mir das eingebildet...zu Hause habe ich ihn dann zwecks Sporenpulver und Fleischfarbe zerlegt bevor mir auffiel, dass die Bilder fehlen.


    Standort: An Bauchlauf, überwiegend Nadelwald mit Fichten/Kiefern/Lärchen. Gegenüber vom Bach Birken.

    Geruch: Leicht mehlig.

    Fleisch: gelblich (mit Kunstlicht besser zu sehen auf den Bildern), Lamellen rostfleckig

    Sporenpulver: Weiß









    Danke für Hinweise.


    LG,

    Schupfnudel

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
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  • Hallo

    Du meinst Tricholoma fulvum, ich denke das passt sehr gut

    Die Birken braucht es für Fulvum, mit denen hat er die Symbiose

    Im Schwarzwald gibt es dann noch sehr häufig T.pseudonictitans der hat deutlich weniger gelbe Lamellen, nur eine gelbe Stielrinde und wächst bei Fichte

    LG

    Uwe

  • Huhu. Danke für die fixen Antworten. Ist übrigens ein recht stämmiger Pilz, kommt auf den Bildern nicht so rüber. Hutdurchmesser sind 8cm.


    Im Portrait von T. fulvum steht:

    "Der Fichten-Ritterling Tricholoma pseudonictitans und Tricholoma fulvum haben einen fast identischen Habitus. Morten Christensen & Jacob Heilmann-Clausen haben in ihrem Ritterlingswerk "Fungi of Northern Europe Band 4 The Genus Tricholoma" diesen mit Tricholoma fulvum synonymisiert und auch mit molekularbiologischen Untersuchungen abgesichert."


    Stimmt das so noch? Ist natürlich auch wieder klasse, dass am Standort sowohl Birken als auch Fichten vorkommen. :haue:

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  • Nachtrag: ich habe gerade mal in die Ritterlings-Monografie von Christensen & Heilmann-Clausen reingelesen, die führen T. pseudonictitans als Pseudonym von T. fulvum.


    Also doch nur ein "trivialer" Gelbblättriger Ritterling? Der ist in Jena häufig, ich kenne ihn aber vornehmlich aus dem Laubwald.

  • Hehe, genau das hatte ich gerade im Portrait nachgeschlagen. ;)


    Ok, dann speichere ich mir den als T. pseudonicititans = T. fulvum ab. Dann kann der wohl mit mehreren verschiedenen Bäumen, bleibt aber der gleiche Pilz. Umso besser für mich, mikroskopieren hätte ich eh nicht können.

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    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    die Art ist auch häufig; prinzipiell. Allerdings in dem Katastrophenjahr 2018 hab ich in Sachsen noch keinen braunen finden können. Einmal T. fulvum dieses Jahr zur DGfM-Tagung für mich und das wars dann.


    Was mich etwas stört bei deinen Bildern Schupfnudel; für mich haben die Lamellen und die Hutfarbe einen deutlichen Grünschimmer, den ich so von T. fulvum nicht kenne. Mag sein, dass es am Kunstlicht liegt. Die Stieltrama ist mir auch etwas zu weiß für die Art auf dem Bild.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Moin Stefan.


    Ich habe dieses mal extra in Lightroom vorher den Weißabgleich auf dem weißen Papier durchgeführt, aber gut möglich, dass das Licht da immer noch etwas schummelt. In echt sind jedenfalls keine Grüntöne zu sehen. Das Stielfleisch ist nicht leuchtend gelb, aber auf jeden Fall gelblich. Der Pilz liegt allerdings auch schon seit gestern, kann also gut sein, dass daher vielleicht die Färbung weniger intensiv ausfällt.


    Ich selbst bin mir recht sicher, dass ich ihn lediglich einmal bisher gesehen habe am selben Standort vor einigen Jahren. Damals allerdings leider auch nicht abgelichtet.

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  • Hallo beli, laut Literatur wurden die wohl nach "molekularbiologischen Untersuchungen" als der selbe Pilz abgesichert. Sind ja aber scheinbar recht variabel, wenn man da ursprünglich zwei Arten draus gemacht hat.


    Ich bin mit den Ritterlingen eh weit außerhalb meiner bescheidenen Expertise und vertraue da einfach mal auf die Experten.

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Ja, in FNE4 erden pseudonictitans und fulvum zusammengelegt.
    Und in der Tat hatte ich selbst auch oft Schwieirgkeiten, die Trennung nachzuvollziehen. Ich hatte auch schon Kollektionen ohne Birke im Mycelbereich (nur Fichte), die morphologisch 1:1 zu tricholoma fulvum passten, also inklusive gelben Lamellen usw. Wobei viel gibt es ja wirklcih nicht, was da morphologisch den Unterschied machen soll.
    Andererseits gibt es auch Kollektionen bei Fichte, die im Grunde wie Tricholoma ustale mit etwas schlankerem Habitus und etwas rauherer Hutoberfläche aussehen. Die haben dann gerne mal nur einen Hauch von gelb direkt unter der Stielrinde, aber null in den Lamellen. Ich halte es also durchaus für möglich, daß Tricholoma fulvum außer Birke noch weitere Mykorrhizapartner akzeptiert und daneben noch eine "echte" Tricholoma pseudonictitans existiert, die bei Christensen & Heilmann-Clausen irgendwie durchgerutscht ist. Was passieren kann, wenn sie eben nur Kollektionen bei Fichte sequenziert haben, die tatsächlich Tricholoma fulvum waren, den "echten" T. pseudonictitans aber gar nicht dabei hatten.

    Plus: Genetisch sind Ritterlinge nicht so einfach. Ebenso wie eine Art mehrere ITS - Sequenzen haben kann, könnte es auch unterschiedliche Arten haben, die die selbe ITS - Sequenz haben.



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,


    Das finde ich eine interessante Hypothese. Ausgeschlossen ist es sicherlich nicht, dass auch bei den Basidiomyceten verschiedene Arten identische ITS-Sequenzen haben könnten, schließlich ist das ja nur ein winziger Ausschnitt des Genoms.


    Sind denn bereits andere Abschnitte identifiziert, die bei solchen Arten eine Unterscheidung zulassen? Das wollte ich bzgl. der Ascomyceten ohnehin schon länger wissen.


    LG, Craterelle

  • Hallo zusammen,

    diese Fälle quasi gleicher ITS-Sequenz aber unterschiedlicher Morphologie gibt es öfters

    Ein Beispiel bei den Phlegmacium ist Cort. atrovirens - schwarzgrüner Klumpfuss - mit grünen Lamellen - bei Weisstanne

    und der eher mediterran verbreitete Cort. ionochlorus - mit violetten Lamellen - bei div. Eichen

    Beide sind in der ITS Sequenz nicht wirklich zu unterscheiden, morphologisch aber klar unterschiedlich und werden als zwei Arten betrachtet


    Für mich sind T. fulvum und T. pseudonictitans immer noch zwei morphologisch unterschiedliche Arten

    Fulvum mit deutlich gelben Lamellen und eher gelb durchgefärbtem Fleisch , bei Birke
    Pseudonictitans mit Lamellen fast ohne Gelbtöne, nur die Stielringe ist gelb gefärbt , bei Fichte


    Vielleicht findet sich in anderen Gen-Abschnitten doch noch eine klare Unterscheidung

    Mal abwarten


    beste Grüße

    Uwe

    • Offizieller Beitrag

    MoinMoin!


    Es gibt auch ein paar neuere UNtresuchungen bei Ritterlingen, wo andere Sequenzen mit berücksichtigt wurden. Müsste ich jetzt aber auch recherchieren, was das war und welche Arten da betrachtet wurden. Oft nimmt man aber nur die LSU - Sequenz dazu, welche aber noch konservativer ist, und aus der man eigentlich kaum etwas zu Artunterschieden ablesen kann.

    Ich meine aber auch, daß man ein morphologisch trennbares Taxon nur deswegen verwerfen kann, weil man bei nur einem oder zwei Dutzend Sequenzen keine signifikanten UNterschiede zu einem anderen Taxon festgestellt hat.
    Anders sähe es aus (und das müsste ich jetzt acuh erstmal recherchieren) wenn der Typusbeleg eines Taxons untersucht und sequenziert wurde.

    Das hätte schon mehr Signifikanz, heißt aber immer noch nicht, daß nicht doch zwei zu trennende Taxa existieren könnten. Siehe erstens die Möglichkeit gleicher ITS von zwei Arten, und zweitens die Mögilchkeit, daß eben Tricholoma fulvum auch bei Fichten vorkommt, aber eben dazu noch eine weitere Art in dem Sinne, wie Uwe es beschreibt. In dem Fall müsste man - so sich tatsächlich auch eine weitere, konstante Sequenz (egal welche) isolieren ließe - eben neu beschreiben und / oder Typisieren.



    LG; Pablo.