Peziza sepiatra

Es gibt 30 Antworten in diesem Thema, welches 8.921 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Rada.

  • Hallo zusammen


    Hier ist die nachgeholte kleine Vorstellung zu Peziza sepiatra :


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    4.


    5. Geschädigte Sporen


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    7.


    8.


    9.


    10.


    11.


    Hauptthread mit Funden aus dem Botanischen Garten.


    VG : Thorben

  • Hallo Thorben,


    ein seltener Fund und sehr schön mit Mikrofotos dokumentiert.


    Nicht ganz klar ist mir allerdings, warum das jetzt Peziza sepiatra und nicht Peziza granularis ist.


    Im ascofrance-Forum gab es im letzten Sommer eine entsprechende Diskussion mit prominenter deutscher Beteiligung: http://www.ascofrance.com/foru…sco-with-anemone-nemorosa


    Danach wäre P. sepiatra eine deutlich dunklere Art mit auffällig hellem Rand, wie auf Fotos von Henk Huijser: http://www.verspreidingsatlas.nl/0662270


    Eine typische P. granularis zeigt dagegen Axel Schilling: http://www.hannoverpilze.de/November2008.htm


    Mikroskopisch sind bei diesen Arten anscheinend nur wenig (oder keine?) Merkmale zu finden, die eine zuverlässige Trennung ermöglichen. Ich habe nur den schon etwas betagten Hohmeyer-Schlüssel, verfügt ihr über neuere Literatur oder Erkenntnisse?


    LG Ingo

  • Hallo zusammen


    Christian:


    Zitat


    Klasse Bilder und schöner Fund. Hast Du ein paar Fundangaben?


    Der Fund war aus dem Botanischen Garten Bochum unter der Wohlrichenden Heckenkirsche (Lonicera fragrantissima).
    Ich packe oben noch den Hauptlink mit den anderen Funden im Botanischen Garten rein.


    Ingo:
    Danke für die Nachfrage.
    Bestimmt und auch Mikroskopiert wurde der Pilz von Fredi Kasparek, aber ich werde ihn wegen der Bestimmung noch einmal anschreiben.
    Ich werde auf jeden fall dran bleiben ;)
    Geschlüsselt hat er übrigens nach H.Hohmeyer und Dennis.


    VG : Thorben

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo & Thorben!


    Eine sehr interessante Diskussion. Das ist mal wieder so eine Artenfalle bei Peziza: Es geht eben immer nur mit mikroskopischen und makroskopischen Merkmalen.
    Etwas Besseres als den Hohmeyer - Schlüssel kenne ich auch nicht. Die apikulaten Arten sind seperat noch mal >von Häffner bearbeitet<, das gehört unbedingt dazu, wenn man sich mit der Gattung beschäftigen will.
    >Dieser englische Schlüssel< ist allerdings auch brauchbar, etwas neuer und definitiv eine gute Ergänzung.



    LG, Pablo.

  • Hallo Thorben,


    vielen Dank für die Info und wenn Du bei Fredi noch was bezüglich der Bestimmung in Erfahrung bringen kannst, würde ich mich sehr darüber freuen, es hat aber keine Eile.


    Hallo Pablo,


    vielen Dank für die Links zu den zusätzlichen Schlüsseln. Der von Häffner zu den apikulaten Arten dürfte sehr hilfreich sein und bei diesen Arten sieht man ja auch was im Mikroskop, was sich verwerten lässt.


    Leider gibt es viele andere Peziza-Arten, die auf die Bedürfnisse eines Mykologen keine Rücksicht nehmen und im mikroskopischen Bild extrem merkmalsarm sind bzw. nur Unterschiede aufweisen, die kaum zur Trennung in verschiedene Arten taugen, weil zu variabel in der Ausprägung.


    Also geht es (wie Du ja auch schreibst) nicht ohne die makroskopischen Merkmale, nur wehe, wenn sich da auch nicht viel tut. Peziza sepiatra und P. granularis unterscheiden sich da offensichtlich nur in der Färbung (die erstgenannte Art eher dunkelbraun bis schwarzbraun, die andere eher braun bis hellbraun) und da stellt sich dann schnell die Frage, ob es man es hier überhaupt mit zwei Arten zu tun hat oder ob es nicht einfach nur zwei Varianten einer Art sind.


    LG Ingo

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Schwierig, ja.
    Aber wo es gerade mit dem anderen Ingo in einer Diskussion auch darum ging: Lieber einmal zu viel getrennt als einmal zu wenig. Wenn sich am Ende (Kreuzungsversuche, Sequenzierungen) herausstellt, daß es doch nur eine Art ist, kann man die Bilder ja immer noch zusammenschmeißen. Und weiß eben etwas mehr über die Variationsbreite.



    LG, Pablo.

  • Hallo Ingo


    Ich werde den Pilz weiterhin als P. sepiatra stehen lassen, aufgrund des Schlüssels und der Uneinigkeit der beiden Arten.
    Sollte irgendwann die Forschung weiter sein und man sich in der Unterscheidung einig ist, dann kann man es immer noch ändern.


    Viele Grüße
    Thorben

  • Hallo!


    Ich habe mir jetzt den gesamten Thread mit Links zu ascofrance und die Meinungen der Spezies dort und die verlinkten Schlüssel angeschaut und auch mal durchgeschlüsselt:

    Zitat

    Geschlüsselt hat er übrigens nach H.Hohmeyer und Dennis.


    Ich verstehe nicht, wie man auf P. sepiatra kommt, wenn man mit Hohmeyer schlüsselt.
    Ok., wie man mit Dennis schlüsselt, habe ich jetzt nicht rausgekriegt. Wo gibt es da einen Schlüssel?


    Zurück zum Hohmeyer-Schlüssel:
    Um vom Weg P. granularis wegzukommen, habe ich diese Drillingsweiche bei 35 und müsste mich für Weg/Farbe 35b entscheiden, damit ich zu P. sepiatra komme:


    Nach meinem Empfinden muss man aber eindeutig über 35c mit "ocker bis braun", dann kommt man auch auf P. granularis.
    Dort steht dann das sepiatra-PdS-Bild Bd.1/Bild 51 als Referenz für P. granularis,........

    ....... das bedeutet also, dass auch Hohmeyer (wie schon im ascofrance angeschnitten) davon ausgeht, dass die sepiatra-Bestimmung in PdS nicht korrekt ist, sondern die Kollektion viel mehr und gut auf P. granularis passt.



    Zitat


    Ich werde den Pilz weiterhin als P. sepiatra stehen lassen, aufgrund des Schlüssels und der Uneinigkeit der beiden Arten.


    Halte ich für falsch!


    Übrigens verstehe ich auch nicht so recht, warum man sich nicht mal die kleiige Außenseite oder den Randbereich in mikroskopischer Hinsicht vornimmt. Vielleicht lassen sich ja dort Unterschiede rausarbeiten.
    Ich bin auf jeden Fall überzeugt, dass es sich um verschiedene Arten handelt.


    VG Ingo W


    Edit: so wie hier über dem Becher, so ungefähr wird das Sepia als Farbe eingeschätzt, wenn man sich im Netz umschaut:

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

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  • Hallo Ingo W


    Hier ist mal ein Bild von heute mit einem Fruchtkörper, den ich im Reagenzglas gehalten hatte.
    12.



    Ich muss noch sagen das der Fruchtkörper auf Bild1 vielleicht noch nicht ausgereift war, bzw. ich habe auch erst ein paar Tage danach die Fruchtkörper mikroskopiert.
    Schaue ich mir den Fund von Ralf an, dann passt das gut zu meinem Fund:
    https://www.sites.google.com/s…eziza-sepiatra-cooke-1875


    Da ich am Wochenende vielleicht noch einmal zum Botanischen Garten gehen werde, kann ich die Fundstelle noch einmal besuchen und weitere Bilder von Fruchtkörpern machen.


    VG : Thorben

  • Peziza sepiatra ist in meiner Gegend eine recht häufige Art. Das tückische ist der Reichtum an Farbvarianten, die auch noch mit dem Alter der Apothecien und deren Wachstumsbedingungen sehr stark wandeln kann.
    Ganz junge Apothecien haben ein hellgraues Hymenium was sich später zunächst bis zu jenem hier diskutierten sepiabraun wandelt. Das gilt aber nur dann, wenn die Apothecien sich unter guten Wachstumsbedingungen innerhalb weniger Tage zur Reife entwickeln. Unter schlechten Bedingungen (Trockenheit, Kälte) wird das Wachstum auch schonmal eingestellt bzw. verzögert. Dann kann sich das Hymnium verdunkeln oder gar zarte violettliche Töne annehmen.
    Das Apothecium bleibt dann meist auch bei eintretender Vollreife becherförmig, mindestens mit aufgewölbtem Rand und wird selten größer als 1cm.


    Sind die Wachstumsbedingungen hingegen optimal, entwickeln sich die Apothecien fast Öhrlingsartig, oder liegen vollkommen flach, bzw. mit nach unten gewölbtem Rand auf dem Erdboden auf. Dabei können Größen von 2 bis 3 cm erreicht werden. Bei den flach aufliegenden Apothecien verfärbt sich das Hymenium schokoladenbraun bis tief dunkelbraun oder gar schwärzlichbraun. Die Außenseite bleibt dabei m.o.w. gleichfarbig, erscheint aber je nach Kontrast zum Hymenium heller oder dunkler.


    Die Mikromerkmale bleiben dabei stabil.


    Peziza sepiatra wächst bei mir entlang eines Waldweges auf einer Strecke von ca. 200 Metern beidseitig an den Böschungsrändern. Sie erscheint jedes Jahr zuverlässig, wenn auch in unterschiedlicher Abundanz und mit Schwerpunkt in den Monaten Juni bis August. Quasi vor der Haustüre und weil sehr artenreich, besammle ich diesen Fundort mehrmals im Monat. Dadurch konnte ich die verschiedenen Entwicklungsstadien unter den unterschiedlichsten Wachstumsbedingungen über mehrere Jahre recht gut beobachten. Dazu gehört auch, einzelne Apothecien oder Ansammlungen vom ersten Moment der Entwicklung bis zum Verfall beobachten zu können.


    Ich gestehe, dass ich Anfangs betrebt war, mehrere Arten darin zu sehen. Das ist jedoch nicht gelungen. Peziza sepiatra lässt sich makroskopisch nicht in ein Raster pressen!


    Peziza granularis, so es diese Art denn überhaupt gibt, habe ich bisher nicht finden können. Bzw. keine Apothecien, die in irgendeiner Weise einen signifikanten Unterschied zu Peziza sepiatra aufweisen. Auch nicht an anderen Fundstellen meiner Gegend. Ohne die oben aufgeführten Beobachtungen, also bei nur gelegentlichen oder gar einmaligen Funden, hätte ich erhebliche Schwierigkeiten die Art einer der beiden hier diskutierten zuzuordnen.


    Ob es nun eine Peziza granularis gibt, ob es sich mit Peziza sepiatra um die gleiche Art handelt und welcher Name dann der richtige wäre, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich habe mich für Peziza sepiatra entschieden, und bin sehr sicher dass die hier gezeigte Art in diesem Sinne auch richtig bestimmt ist.

  • Hallo Thorben!


    Da gebe ich dir recht. Ich sehe bei Ralfs Pilz den gleichen wie du hier zeigst.
    Dein heutiges Apo-Bild zeigt aus meiner Sicht die Beschreibung "....auch mit schmutzigen Olivtönen".


    Wie soll ich sagen?
    Nachdem doch die Art sehr gerne so gelb-/ ockerbraun gezeigt wird, warum sollte ausgerechnet Hohmeyer in seiner Farbeinschätzung diese häufige Farbschattierung übergehen?


    Mich überzeugt das nicht!
    Ich denke, viele Bestimmungen basieren auf PdS.
    Und dann schaut man halt bei den anderen nach und stellt fest: "Jawohl sieht genauso aus, passt".


    Ich will da auch keinem auf den Füßen rumtrampeln, schließlich ist das Thema nicht gerade mein Betätigungsfeld, aber ich behaupte: mit dem Hohmeyer-Schlüssel kommt man bei dem Gezeigten nicht auf P. sepiatra.
    Wohl aber zum Link in Hannover:
    http://www.hannoverpilze.de/November2008.htm


    Bei dem gealterten Schlappen würde ich auch gerne mal wissen, ob der nicht vielleicht jetzt apikal verformte Paraphysen hat.
    Und was reife Sporen für Maße haben, wenn man mal ein paar mehr ausmisst, wäre vielleicht für spätere Funde interessant.


    VG Ingo W

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    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

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  • Reife Sporen aus Abwurfpräparaten haben bei mir ein Mittel um 19,0 - 19,5 µm. Allerdings halte ich auch das nicht für ein alles entscheidendes Merkmal. Ich hatte durchaus einzelne Apothecien dabei, deren Sporen über 21 µm lagen.


    Die Krux ist, dass man mit einem Schlüssel alleine nicht so sehr viel anfangen kann. Von dort müsste man in eine detaillierte Artbeschreibung, welcher der jeweilige Schlüssel zu Grunde liegt. Gibt es aber nicht, oder ist mir nicht bekannt.

  • Hallo Ralf!

    Zitat


    Von dort müsste man in eine detaillierte Artbeschreibung, welcher der jeweilige Schlüssel zu Grunde liegt. Gibt es aber nicht, oder ist mir nicht bekannt.


    Ja genau.
    Ich hatte mir gestern noch die Original-Tafel von Cooke anschauen wollen, bin aber nicht hingekommen.
    Das einzige war eine farbliche Einschätzung, die ich fand, welche aber wohl schon nicht mehr von ihm selbst stammt (?), sondern eher von Saccardo.
    http://www.librifungorum.org/I…e=SyllogeFungorum8-91.jpg
    Dabei ist die Außenseite mit umberbraun und die Fruchtschicht mit dunkel-/düster-/schwarzbraun eingeschätzt; aber was bedeutet das schon, wenn es aus 2. Hand ist.
    Die zitierte Zeichnung auf Nr. 261 in "Mycographia seu Icones Fungorum (1875)" habe ich nicht im Netz aufspüren können, vielleicht hat jmd. anderes ein glücklicheres Händchen.


    Aber schönes Beispiel dafür, wie aufklärend so eine Originalbeschreibung sein kann. Muss man sich dann noch 2 Nummern kleiner vorstellen, wenn eine Mollisia grau, gesellig an Laubholz wachsend und mit Sporen von 9-11 x 2 beschrieben wird.


    VG Ingo W


    Zitat

    Reife Sporen aus Abwurfpräparaten haben bei mir ein Mittel um 19,0 - 19,5 µm. Allerdings halte ich auch das nicht für ein alles entscheidendes Merkmal. Ich hatte durchaus einzelne Apothecien dabei, deren Sporen über 21 µm lagen.


    Stimmt, die Maße der beiden Arten liegen zu dicht beieinander.
    Nachdem Hohmeyer die PdS-sepiatra als P. granularis annimmt und bei der dort Sporenlängen bis 22 angegeben sind, sollte man von dieser Seite nicht weiter kommen.
    Ich würde ja gerne mal nach Unterschieden Ausschau halten, allerdings finde ich im Netz eben nichts ausführliches (das über die Sporen und Paraphysenköpfe hinausgeht) von einer Peziza, die sepiatra sein könnte nach der farblchen Beschreibung oder dem Farbverlauf.

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  • Hallo Ingo,


    es bleibt für mich die Jagd nach einem Phantom. Eine derart farbvariantenreiche Spezies kann man m.M. nach nicht seriös an der Färbung eines Fundes bestimmen. Die - bekannten - Mikromerkmale sind derart nahe beieinander, dass auch hier keine sichere Unterscheidung möglich ist.
    Mag sein, dass Hohmeyer noch andere Unterscheidungsmerkmale festgestellt hatte, doch die bleiben dann wohl ein Geheimnis.
    Vielleicht finde ich ja mal eine, von den bisherigen Kollektionen in irgendeinem Mikromerkmal signifikant unterschiedliche, Peziza sepiatra. Die nenn ich dann P. granularis. :)

  • Hallo liebe Pilzfreunde,


    Karl Wehr hat vor wenigen Stunden in diesem Forum auf die aktualisierten NRW-Checklisten hingewiesen, die man auf der Seite von Hans Bender findet: http://www.bender-coprinus.de/nrw-listen/_nrw__pilze.html


    Die Liste mit den Operculaten Ascomyceten habe ich mir gleich mal angesehen und stelle fest, das dort neuere Erkenntnisse eingeflossen sind, die das hier diskutierte Problem betreffen.


    Hier als Auszug die Tabellenzeilen mit den diskutierten Arten.



    Kurz zur Erläuterung: Im INDEX FUNGORUM nicht anerkannte –žArten–œ werden in der NRW-Liste durch blaue Schrift ausgewiesen. Änderungen zum letzten Stand (das war in diesem Fall die Checkliste von 2015) sind an der grünen Schrift erkennbar.


    Wie man sieht, sind Peziza granularis und P. granulosa unter Hinweis auf eine Arbeit von Karen Hansen et al. aus dem Jahr 2002 gestrichen worden. Nach kurzem Googeln denke ich, dass es sich dabei nur um diese Publikation mit dem Titel "Phylogenetic diversity in the core group of Peziza inferred from ITS sequences and morphology" handeln kann: https://dash.harvard.edu/bitst…ersityCore.pdf?sequence=1.


    Ich möchte das hier jetzt nicht detailliert ausführen, aber mit den dort präsentierten Erkenntnissen im Hinterkopf muss man sagen, dass Thorben (bzw. Fredi Kasparek) und auch Ralf ihre Peziza-Funde richtig als Peziza sepiatra bestimmt haben.
    Allerdings müssten die Schlüssel (wie der Hohmeyer) jetzt auch entsprechend angepasst werden. Peziza granularis und P. granulosa sind also auch dort zu entfernen und Peziza sepiatra ist eine wesentlich breitere Farbpalette (also auch ein helleres Braun) zuzuweisen.
    Denn ohne diese jetzt zur Verfügung stehenden Informationen habe ich die Sache exakt so gesehen wie mein Namensvetter Ingo W und ich hoffe mir ist niemand böse, wenn ich die Bestimmung hinterfragt habe.


    LG Ingo

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Du hast hier eine sehr produktive Diskussion angestoßen.
    Dinge wurden hinterfragt, Ideen und Fakten zusammengetragen.
    Genau das wollen wir lesen, dafür ist ein Forum doch da. :thumbup:


    Dafür ist dir bestimmt auch niemand böse, eher im Gegenteil.


    Aber eine Frage stellt sich mir jetzt dennoch:
    Wenn Peziza granularis nun zu Peziza fimeti gestellt wurde, dann stimmt doch wieder was nicht?
    Denn das Problem war ja, daß P. granularis im Grunde nicht von P. sepiatra zu trennen ist.
    Insofern würde es doch eher Sinn machen, Peziza granularis (ss. auct) zu Peziza sepiatra zu stellen, und nicht zu einer weiteren Art?



    LG, Pablo.

  • Hallo Ralf!


    Ich finde es halt eigenartig, dass ausgerechnet der Name der beiden Pezizen verwendet wird, welcher eben der farblichen Beschreibung am wenigsten Genüge tut.

    Das Phantom sollte doch eher P. sepiatra sein.

    Zitat


    Vielleicht finde ich ja mal eine, von den bisherigen Kollektionen in irgendeinem Mikromerkmal signifikant unterschiedliche, Peziza sepiatra. Die nenn ich dann P. granularis.


    Wenn diese dann gefundene Kollektion in den Mikromerkmalen signifikant verschieden ist, warum soll das dann P. granularis sein?


    Aber ich merke gerade wieder, warum ich nichts von Pezizen wissen will.


    VG Ingo W


    Edit:
    Die Diskussion hat sich durch die oben von Ingo (Sennepilz) verlinkte Arbeit zu Hansen/Laessoe/Pfister weitestgehend erledigt, weil granulosa und granularis als Synonym zu P. fimeti gesehen werden.

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  • Hallo zusammen


    Nur kurz:


    Ingo :


    Zitat


    Ich möchte das hier jetzt nicht detailliert ausführen, aber mit den dort präsentierten Erkenntnissen im Hinterkopf muss man sagen, dass Thorben (bzw. Fredi Kasparek) und auch Ralf ihre Peziza-Funde richtig als Peziza sepiatra bestimmt haben.


    Da bin ich jetzt aber beruhigt :)


    Zitat


    Denn ohne diese jetzt zur Verfügung stehenden Informationen habe ich die Sache exakt so gesehen wie mein Namensvetter Ingo W und ich hoffe mir ist niemand böse, wenn ich die Bestimmung hinterfragt habe.


    Ach quatsch warum soll man dir Böse sein. Erst durch dein hinterfragen ist diese coole Diskussion zustande gekommen ;)


    Ingo W:

    Zitat


    Aber ich merke gerade wieder, warum ich nichts von Pezizen wissen will.


    Und ich merke mal wieder wie schwierig manche Pilze sein können :(


    @Pablo :

    Zitat


    Wenn Peziza granularis nun zu Peziza fimeti gestellt wurde, dann stimmt doch wieder was nicht?


    Das ist mir alles viel zu verwirrend und hoffentlich wird man sich bezüglich der Verwandtschaft einig.


    Ralf :
    Danke das du dich gemeldet hast :)
    Das bestätigt meine Entscheidung P. sepiatra so stehen zu lassen.


    VG : Thorben

  • Denn ohne diese jetzt zur Verfügung stehenden Informationen habe ich die Sache exakt so gesehen wie mein Namensvetter Ingo W und ich hoffe mir ist niemand böse, wenn ich die Bestimmung hinterfragt habe.


    LG Ingo


    Hallo Ingo,


    erst mal Danke für die Info. Zur Sichtung der neuen NRW-Listen bin ich noch gar nicht gekommen. Und somit auch nicht zur von Dir verlinkten Arbeit. Die muss ich mir in einer ruhigen Minute mal zu Gemüte führen.


    Ich bin Dir alles andere als böse. Solche Diskussionen führen wir noch viel zu wenig. Und wenn ich diese Art nicht zufällig so lange und ausführlich vor Ort hätte studieren können, wäre ich mit Dir und Ingo W. auf dem gleichen Gleis gefahren.


    Aber eine Frage stellt sich mir jetzt dennoch:
    Wenn Peziza granularis nun zu Peziza fimeti gestellt wurde, dann stimmt doch wieder was nicht?
    Denn das Problem war ja, daß P. granularis im Grunde nicht von P. sepiatra zu trennen ist.
    Insofern würde es doch eher Sinn machen, Peziza granularis (ss. auct) zu Peziza sepiatra zu stellen, und nicht zu einer weiteren Art?


    Hallo Pablo,


    warum nicht? P. fimeti ist, je nach Ausbildung, nicht weit weg von P. sepiatra.
    Die Vorliebe von P. fimeti für Dung war vielleicht der Grund für Hohmeyer, die beiden nicht zusammen zu stellen.
    Da können wir nur spekulieren. Das vermeintlich coprophile Arten auch auf anderen Substraten wachsen können, ist jedoch nicht ungewöhnlich.
    Für mich heißt nun die Aufgabe, markante Unterschiede zwischen P.fimeti und P. sepiatra zu finden. Erstere begegnet mir ja zwangsläufig auch häufiger, jedoch hab ich da noch nicht so genau reingeschaut. Ist ja (vermeintlich) eindeutig.

  • Hallo Ralf!

    Zitat


    Für mich heißt nun die Aufgabe, markante Unterschiede zwischen P.fimeti und P. sepiatra zu finden. Erstere begegnet mir ja zwangsläufig auch häufiger, jedoch hab ich da noch nicht so genau reingeschaut. Ist ja (vermeintlich) eindeutig.


    Dürfte eine Aufgabe für sich sein, wenn ich das entsprechende fimeti-Bäumchen dazu so anschaue. So ungefähr stelle ich mir das mit einem Taxon vor, das sich auseinanderentwickelt.


    Wenn ich die Arbeit "Hansen et. al." so stellenweise überfliege, stelle ich auf jeden Fall fest, dass darin mächtig viel Zeit steckt.


    VG Ingo W

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  • Hallo!


    Wobei ich übrigens nicht denke, dass die Sache schon zufriedenstellend abgeschlossen sein muss.


    Durch Zufall fand ich heute in einem relativ neuem BOLETUS (Band 36 Heft 2 2015, S. 113) einen Artikel von Tanja B.(= huperzia).
    Die zeigt ein Bild von P. sepiatra so wie ich es mir nach der Saccardo- und Hohmeyer-Beschreibung vorgestellt habe, also mit wirklich dunkelbraunem Hymenium.


    Also habe ich doch auch mal nach der Farbbeschreibung bei Hohmeyer zu P. fimeti geschaut (die ja Synonym zu P. sepiatra sein soll).

    Ist also in jedem Fall auch eine ockerbraune Peziza und keine mit dunkelbraunem Hymenium.
    Folglich sind die in der "Karen Hansen et. al. -Arbeit" zu fimeti einverleibten sepiatras nämlich ockerbraune gewesen, also welche, die mit PdS bestimmt worden und die Leute dachten, P. sepiatra müsste so hell sein wie dort abgebildet.


    Hier nochmal zum Vergleich die Beschreibung bei Saccardo mit den dunklen Farben:


    Wer den BOLETUS hat, sollte da mal reingucken. Das würde schon eher passen, was Tanja fand.


    Also auf jeden Fall gibt es da noch zuviel Widersprüche!


    Gut, dass ich keine Pezizen bestimme!


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    Das ist bei solchen Fragen ja oft das Problem:
    "ss. auct." - "ss. (Name des Autors)" - "ss. orig."
    Und das dann aufzudröseln ist bisweilen schier unmöglich. Manchmal macht man es sich einfacher und benennt eine Art schlichtweg neu. Dann hast du aber das Problem, ob die vorigen Beschreibungen nun damit synonymisiert werden können. Und wenn ja: Dann wärendiese ja älter und die älteren Namen müssen Vorrang haben.
    Was dazu führt, daß es wohl allerhand "leere Taxa" gibt, also Beschreibungen / Namen, die man einfach stehen lässt, weil aus ihnen die beschriebene Art nicht zu deuten ist. Eine Aufarbeitung incl. Neutypisierung ist aber nicht möglich, also gibt es dann andere Namen, die diese Art wieder beschreiben, vielleicht (im Idealfall) etwas genauer und präziser. Nur synonymisieren kann man sie nicht.


    Das Blöde dabei:
    Eine Art ist eben eine Art. Die ist so definiert, wie es halt im Laufe der Evolution passiert ist. Und die sich so entwickelt (und vielleicht aufspaltet), wie es eben durch die Evolution passiert.
    Und diese Art interessiert es ganz und gar nicht, was wir uns da für Namen ausdenken.
    Nur für uns wird's halt schwieriger, die Art irgendwie zu erfassen und zu verstehen, wenn wir noch nicht mal sicher sind, wie wir sie nennen sollen, weil uns nicht klar ist, wie sie sich eigentlich definiert und was sie von anderen Arten tatsächlich unterscheidet.


    Zusammengefasst:
    Wenn das, was bestimmte Autoren unter Peziza granularis verstehen nun mit der gängigen Auffassung von Peziza fimeti gleichgesetzt wird, was unterscheidet dann Peziza fimeti von Peziza sepiatra?
    Die Ökologie kann es ja nicht sein, wenn eine Detritus - bewohnende Art zu einer Dungbewohnenden gestellt wird. Dann hätte man ja eine Art, die sowohl Dung als auch Erdreich / Detritus besiedelt. Womit das zur Entscheidung wegfällt.
    Und was die Farben betrifft: Ich teile da weitestgehend Ralfs Skepsis, daß das eben sehr von externen Faktoren abhängt.
    Wenn man immerhin noch ein paar quantitative weitere Merkmale hätte, könnte man sich da schon was draus backen.
    Es gibt ja schon auch solche Kriterien wie: "Art bildet olivgrünes Pigment aus" vs. "Art kann kein olivgrünes Pigment bilden".
    Aber ähm...: Hellbraun vs. dunkelbraun? Das ist schon ziemlich vage, finde ich.
    Aber auch da muss man wahrscheinlich einfach genug Kollektionen gesehen haben und das auch in unterschiedlichsten äußeren Bedingungen.



    LG, Pablo.