Rutstroemia bolaris, selten oder übersehen?

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 5.982 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Cyathus.

  • Hallo Pilzfreunde


    Angeregt durch einen Beitrag auf Pilzepilze, hab ich mich mal auf den Weg ins NSG "Alte Halde - Dolomitgebiet" gemacht.


    Ziel, war neben ein paar Dungproben, die Suche nach Rutstroemia bolaris.
    Denn, der Boden im Nsg ist kalkhaltig, und Hainbuchen gibts da auch ein paar.


    Und ich muss sagen, nicht mal 5 Minuten hab ich in der Laubstreu suchen müssen, um den ersten Fk auf einem kleinen Ästchen der Hainbuche, versteckt im Laub, finden zu können.


    So schaut das kleine Pilzlein aus


    Das sollte der aktuell 2. Fund für Sachsen sein.


    Nun stellt sich mir die Frage,
    Ist dieses Pilzlein so selten, oder wird es nur nicht gesucht bzw gefunden....?


    Haltet doch mal die Augen offen, wenn ihr ganz rein zufällig unter Hainbuchen, im späten Winter oder zeitigem Frühling Pilze sucht.


    Mfg Sven

  • Hallo Sven,
    bei uns ist die Art nicht ganz so selten, wir haben jetzt über 10 Fundpunkte. Hainbuche ist ja bei uns nicht selten.
    Ich denke, da die Art im zeitigen Frühjahr (Februar-April) wächst, wird sie sicher nicht immer bemerkt.
    Ich denke auch unsere Funde sind unterkartiert und die Art ist häufiger als wir bisher festgestellt haben.
    LG Ulla

  • Hallo Sven!


    Saubere Arbeit!
    Hättest du eigentlich auch gleich ganz gut in die Portraitabteilung stellen können.
    Aber für dort wolltest du bestimmt noch die Form der Excipulumzellen darstellen :)
    Lieferst du das bei Zotto ab? Oder sammelst du für eine eigene Veröffentlichung?


    VG Ingo W

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

    Link: Phalabstimmung 2023

    Link: Nanzen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Wenn ich auch abstimmen darf, dann würde ich sagen: Gebietsweise sicher nicht selten, oft übersehen.
    Die sind ja schon recht klein und unscheinbar, sitzen auch gerne an halb im Matschsteckenden, kleinen Zweigfragmenten, teils unter Laubstreu oder Bewuchs versteckt.


    Mir ist der bislang zwei Mal begegnet, einmal im Frühjahr 2014, Anfang März, südliche Oberrheinebene in einem bodenfeuchten Laubwald bei Kenzingen und einmal anfang Februar diesen Jahres, nördliche Oberrheinebene bei Hockenheim, Schwetzinger Forst, ebenfalls ein Laubwald mit feuchtem Untergrund, sicher auch eher mineralisch.


    Beide Auffindungen klappten quasi auf Ansage, unter einem Hainbuchenbestand einfach mal die Finger unters Laub und in den Matsch gestckt und ein paar schüttere Zweiglein rausgepult. Beide an kleinen Zweigen von Carpinus betulus.


    Fund 2014, Makroskopisch:



    Fund 2015, makroskopisch:


    2014 mikroskopisch untersucht mit einem Bresser - Spielzeugmikroskop, das bei guter Auflösung noch etwa die vergrößerung einer Lesebrille bietet.


    Darum Mikrobilder von 2015:



    Übergang Hymenium - Subhymenium - Excipulum:

    Übergang Excipulum - Ectalexcipulum:

    Ich hoffe, ich wähle da gerade die Begriffe richtig.
    Also zwischen der äußeren Zellschicht und den den näher zum Hymenium liegenden Schichten ist schon ein Unterschied zu sehen und sogar ein recht deutlich abgegrenzter Übergang.


    Sporen 2015:

    größtenteils noch nicht ganz reif und somit nicht septiert und mit grobkörnigem Inhalt.
    Darum doch noch ein Mikrobild von 2014, wp man auch septierte und keimende Sporen schwach erkennen kann:

    Und nein, daß ist wohl eher kein Ascus mit Deckel. Das ist eines der typisch verwirrenden Artefakte, wenn man mit so einem Mikro arbeitet. ;)


    Also:
    Rutstroemia bolaris (Batsch) Rehm
    = Hainbuchen - Stromabecherling


    Basionym: Peziza bolaris Batsch
    weitere Synonyme nach Mycobank:
    Ciboria bolaris (Batsch) Fuckel
    Calycina bolaris (Batsch) Seaver
    Phialea bolaris (Batsch) Quel.
    Hymenoscyphus bolaris (Batsch) W. Phillips


    Klasse: Leotiomycetes
    Ordnung: Helotiales
    Familie: Rutstroemiaceae



    Ich bin mal so frei und sortiere das bei den Portraits ein. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    Deine Vorstellung der sicher übersehenen Art, sehr schön. :D
    Sicher werden jetzt viele unter Hainbuche wühlen um diese Art auch zu finden. ;)
    LG Ulla

  • Hallo ihr 3


    Vielen Dank für eure Antworten.


    Ich meine auch das der Pilz nicht so selten ist, wie die Fundlisten wiederspiegeln.
    Die "Seltenheit" ist wohl eher der Jahreszeit, und der Grösse des Pilzes geschuldet.


    Vielleicht hat der ein oder andere nun Lust bekommen, mal ne Runde unter Hainbuchen in der Laubstreu zu wühlen...;-)


    @ Ingo, Ich kann das Portrait gern an Zotto schicken, damit er es in seiner Kartei aufnimmt.
    Eine eigene Umfangreiche Veröffentlichung ist nicht wirklich geplant, zumahl Björn mit seinem Ascowerk schon sehr viel weiter ist wie ich es bin.


    @ Pablo, Vielen Dank für die Ergänzung und das Verschieben in die Portraits


    Mfg Sven

  • Schöner Fund und tolle Doku, Sven! Glückwunsch! :thumbup:
    Ich suche das Pilzchen seit Jahren vergeblich.
    Gib mal Bescheid, wenn es dich wieder zur "Alten Halde" zieht.


    LG Nobi

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  • Hallo Pablo,
    Deine Vorstellung der sicher übersehenen Art, sehr schön. :D
    Sicher werden jetzt viele unter Hainbuche wühlen um diese Art auch zu finden. ;)
    LG Ulla


    Moin Ulla


    ja wir haben die Art nun an zwei Stellen im Harzkreis gefunden (März 2016) Die Daten bekommst du ja noch,


    LG Hartmut

  • Man muss garnicht in der Laubstreu suchen. Alle meine Funde fruchteten auf kleinen Ästchen mit Kontakt zum Boden und waren deshalb leicht zu sehen. Der Pilz ist jetzt da. Er benötigt wahrscheinlich einige Frosttage zur Fruktifikation. Oft ist an solchen Stellen auch ein Haselstrauch nicht fern. Dort kann man zur gleichen Zeit nach der großsporigen Ciboria coryli ausschau halten, auch eine eher übersehene Art, die man aber zur Abgrenzung gegenüber C. caucus mikroskopieren muss.
    Grüße Axel