Hier ist ja einiges los gewesen heute 
Suillus hat das bezüglich Raupe gut dargestellt, ich hoffe Wutzi und kruenta und Oehrling haben diesen Beitrag gesehen.
Ehrlich gesagt hat mich der Vergleich von kruenta mit der Physikkenntnis (6te Klasse) initial so sauer gemacht, ich habe mich gefragt ob ich hier überhaupt antworten muss, ob ich mir das in meinem Feierabend geben muss. Ich finde es auch verrückt wie kruenta auf die Idee kommt das ich nicht wüsste wie sich der Druck in der Tiefe, in verschiedenen Böden verteilt (und viele weiter Faktoren!) dabei ist das absolutes Grundwissen. Ganz ehrlich gesagt habe ich mich auch gefragt in welcher Klasse wohl Leseverstehen unterrichtet wurde, weil das war hier definitv nicht ausgeprägt. (ja, ich war richtig sauer) Ich gebe mir hier große Mühe auch "einfach&verständlich" zu schreiben und dann kommt da jemand um die Ecke und denkt echt das wär alles was ich wüsste/bedenken würde. Dabei ist es nie einfach, es ist immer komplex und vielschichtig mit vielen Faktoren die sich gegenseitig bedingen - das ist gerade das schöne daran. Aber genug der grummelei, man kann ja nicht den ganzen Abend vor sich hin dampfen, weiter gehts im Text, friedlich & respektvoll:
Ich wünsche mir, dass persönliche Lebensrealitäten und Erfahrungen nicht als Unwissenheit diskreditiert werden, nur weil sie der eigenen Meinung und einer aktuellen Lehrmeinung widersprechen. Theorie und Praxis liegen oft weit auseinander.
Klartext zurück: Wie bereits geschrieben bin ich in Theorie & Praxis zu Hause. Persönliche Lebensrealitäten & Erfahrungen sind nicht forstliches/jagdliches Fachwissen. Ich finde es ethisch auch nicht so einfach zu beantworten ob ich einfach jemanden korrigieren darf weil er eine aufgrund aktueller Lehrmeinung falsche Aussage veröffentlicht. Ich persönlich halte es so, wenn wir jetzt zu zweit privat reden würden und du würdest hetzen&drücken falsch verwenden. Dann würde ich einfach sowas sagen wie "ja die Jagd wirkt manchmal bedrohlich auf Erholungssuchende, das kann ich verstehen..." und garnicht näher auf den Fehler eingehen. Da hier aber viele mitlesen und ich nicht möchte das ich am Schluss genau das Gegenteil erreicht habe von dem was ich eigentlich wollte in dem thread (man erinnere sich, ich wolte einfach nur wissen wie ich im 123pilze Datensatz forstlich falsche Aussagen korrigieren kann) habe ich dich korrigiert. Meine eigene Meinung halte ich hier raus, ich sage zwar manchmal wie ich zu etwas stehe aber immer nur zusätzlich und dann klar als solches gekennzeichnet. In der Wissenschaft wird alles geprüft und hinterfragt, im sozialen Miteinander ist es (meiner Meinung nach) der schnellste Weg Beziehungen oft auch völlig unnötig zu beschädigen. Mir persönlich könnte es ja egal sein ob du die Begriffe (beim Beispiel hetzen/drücken) richtig verwendest, ich meine dir selbst vermutlich auch - das wird dich ja nicht einschränken im Alltag.
Aber dieser thread ist zu "öffentlich" um es einfach stehen zu lassen, deswegen habe ich entschieden solche Dinge zu korrigieren. (hetzen&drücken stellvertretend für so ziemlich alles was ich hier geschrieben habe)
Ich sprach nicht davon, dass es hier bei mir in 10 Jahren keine Bäume mehr gibt, sondern davon, dass es keine vermarktungsfähigen Fichten mehr geben wird. Andere Baumarten als Fichten gibt es hier ohnehin kaum. Das hat nichts mit Glauben zu tun. Das ist bittere Realität.
Nicht vermarktungsfähig heißt die Fichte ist so faul das du sie mit der Hand zerdrücken kannst - und zwar die ganze Fichte. (das ist bewusst vereinfacht geschrieben, Holzqualität ist ein Thema für sich) Das ist dein Erleben aber nicht die Realität. RVR für den Holzverkauf (weiterführende Informationen zu was "vermarktungsfähig" heißt
Besser als weitere Argumente, die meine Beobachtung untermauern würden und die du nicht glauben magst, ist die Online- Pressemitteilung über Thüringen-Forst bei MDR Thüringen von diesem Wochenende.
Offenbar war meine Einschätzung eine Punktlandung. Kein Holz, kein Geld kein Plan für die nächsten Jahre - ohne Strategie wohl eher für Jahrzehnte. Der Generationenvertrag Forst ist hier geplatzt. Das gewählte Foto zeigt meine Lebensrealität 2024. Kahlschlag, tote Bäume und das Fichtensterben in den verbliebenen Beständen geht weiter, großräumig.
Ich habe mal den Waldzustandsbericht Thüringen für dich rausgesucht, da kannst du dich deutlich besser bilden als mit einer Pressemitteilung. Der ist sogar zu Beginn in leichter Sprache. Ich nehme war, das du äußerst besorgt um den Wald in deinem Umfeld bist, das darfst du auch sein und spreche ich dir nicht ab. Es hört sich jedoch auch sehr dramatisierend und fast panisch an und ich würde dir raten nicht davon auszugehen das die zuständige Stelle genauso empfindet. Ich habe schon schlimmere Bilder gesehen (im Studium wie auch in echt) und natürlich macht einen das als Forstmensch betroffen. Aber es ist nicht so als würde es danach nicht weitergehen oder als gäbe es überhaupt keine Pläne/Strategien für solche Fälle, sprich nach initialer Betroffenheit wird angepackt. Ich bin gespannt wie bei dir damit umgegangen wird, es gibt schließlich nicht nur eine Lösungsoption und jede der möglichen Lösungen kommt mit seinem trade-off.
Die Forst-Theorie der Zehnjahresintervalle hilft da kein bisschen. Für diese Situation gibt es keine standardisierten Erhebungen. Die marktfähigen Fichten sind in 5 Jahren weg. Bis zur einer weiterten möglichen Vermarktung von Bäumen werden mehrere Jahrzehnte vergehen. Erst einmal ist Kahlschlag angesagt. Wenig Totholz wurde dem Boden gelassen. Die Hitze steht über den Flächen, die Böden an den ohnehin steilen humusarmen Südhängen erodieren zusehend. Es ist höchste Zeit darüber zu entscheiden, was der neue Wald in der Zukunft leisten, wie er aussehen soll und wie die Umgestaltung vonstatten gehen soll. Ich beklage, dass hier in den letzten Jahren lediglich tote Fichten vermarktet und gejagt wurden, ohne dass eine Strategie für die Zukunft entwickelt wurde.
Du schreibst, der historische Vergleich mit dem Bayrischen Wald sei interessant, aber nicht der Standard. Allerdings: beim Standard können die raschen Veränderungen in Folge der Klimakatastrophe gar nicht eingepreist sein. Und genau damit haben wir es zu tun. Mit einer Situation, die vom Standard abweicht und auf die trotzdem reagiert werden muss. So rasch wie möglich.
Natürlich gibt es trotzdem eine Forstinventur, ich habe dir das auch mal verlinkt zum nachlesen was dass denn ist. Ergänzend der Gesetzestext ausm BWaldG zu "Wald". Ich sitze nicht im Forstbüro deines Vertrauens, aber mich würde es stark wundern wenn die keine Strategie hätten - nicht nur dass mit der Forstinventur eigentlich immer eine Strategie vorhanden ist, nein, auch grundlegender wirtschaftlicher Menschenverstand würde das erkennen das es eine Strategie braucht. Diese Strategie wird von Fachkräften ausgearbeitet und entschieden aber aus unserem bisherigen Gespräch habe ich das Gefühl, das es vielleicht zu wenig Infoveranstaltungen gegeben hat um besorgte Bürger zu informieren.
Zum zweiten Absatz: Ich schreibe, "Historische Vergleiche, wie die Entwicklung des Bayerischen Waldes, sind interessant, spiegeln aber nicht den aktuellen Standard wider." und damit sage ich, das der Standard - sprich wie aktuell Forstwirtschaft betrieben und gelehrt wird - absolut logisch ein anderer heute sind. Denkst du wirklich der Klimawandel wird nicht behandelt im Studium und nicht bedacht in der Praxis und kein Förster macht sich da Gedanken drüber? Das ist allgegenwärtig.
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Also wieder: Du studierst und alle, die nicht Forstwirtschaft studieren, können kein Gesetz lesen, haben keine Ahnung, wie man Flatterbänder erkennen und sonstige Informationen über Jagdereignisse erlangt.
Hier habe ich mich gerade gefragt ob du eigentlich verstanden hast das ich hier in meinem Feierabend dir antworte, ohne jegliche Gegenleistung, einfach nur aufgrund Freundlichkeit. Ob du verstanden hast das es für mich nicht darum geht eine "Diskussion zu gewinnen" sondern einfach ganz simple ich gemerkt habe das da Wissen fehlt - und vieles falsch dargestellt wird - und ich das korrigiert habe. Ich möchte dir in keinster weise etwas böses.
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Du schreibst in einem Post, dass Rückepferde bezüglich der Bodenverdichtung problematischer wären als technisches Gerät wie Rückeraupen. Da würde mich die Quelle sehr interessieren. Die Revierförster, die ich dazu befragt habe, haben mich ausgelacht. Über belastbare Informationen zu diesem Thema würde ich mich daher sehr freuen
Interessant das sie dich ausgelacht haben, eigentlich sollten sie es besser wissen. Vielleicht waren die aber auch schon mit dem Studium durch als es noch keine Rückeraupe gab, es ist jetzt auch nicht so als wäre das schon voll in der Praxis angekommen - Standart ist der Forwarder. Mein Professor war dabei eine Studie durchzuführen um beides zu vergleichen, und hat uns aus seinen aktuellen Ergebnissen berichtet. Ich kann morgen eine Mail rausschicken und ihn fragen ob er mir da schon was schicken kann, ist jetzt auch 1,5Jahre her... der war zwar etwas gemütlich aber da sollte doch was verfügbar sein. Was Suillus geschrieben hat trifft es übrigens fast perfekt - mit dem Unterschied das Pferde tatsächlich ein und die selbe schmale Spur ständig laufen bei der Rückearbeit, sie treten also immer wieder auf die gleiche "Bahn" und sie laufen deutlich häufiger die Strecke (da weniger Leistung) als die Raupe und 600kg ist also wirklich die unterste Grenze, nicht die Regel. Man muss um dies zu verstehen wissen was eine Raupe ist und was ein Rückepferd ist und wie beides arbeitet. Mein Prof meinte tatsächlich "kaum messbar" und war sehr stolz diesbezüglich "besser" als die Pferde zu sein.
Auch wenn die beiden realistisch gesehen eh nicht in Konkurrenz stehen, mit Pferden wird eigentlich nur zur show gearbeitet, klar die haben ihre Leistung und Berechtigung aber die Limitationen sind groß. Es freut den Stadtbürger, sagen wirs mal so offen.
Ein Experte der für uns die Arbeit mit Pferden im Wald vorführte, meinte früher hätte es viel mehr Rückepferde gegeben (ich glaube er sagte "tausende" aber nagelt mich nicht drauf fest) jedenfalls der Kern der message - als der Bedarf zurückging waren diese "plötzlich weg". Dazu meinte er "Salami". Er meinte auch, das dies schnell wieder so sein kann, da würde ein einzelner Mensch der sein Pferd bei der Arbeit schlägt oder anderweitig schlecht behandelt ausreichen - wenn das gut dokumentiert ist und öffentlich wird, sei schnell aus mit dem ganzen Thema Pferderücken.
Ab jetzt gehts weiter mit kruenta:
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ja gut, wenn man ein Kleinstfahrzeug wie ein Quad, die gezeigte Raupe oder einen Kleintrecker (meiner wiegt auch bloß 1300 und passt gut durch den Wald) nutzt, braucht man aber gar keine Rückegasse - die kommen auch so durch den Wald. Die Frage steht dann ja, wer oder was hat die Bäume gefällt. Wenn man das manuell macht, kann man auch sehr gut pläntern und benötigt wiederum keine Rückegasse. Macht man es maschinell - die Dinger wiegen deutlich mehr - dann spielt das Rücken überhaupt keine Rolle mehr und kann bei der Abschätzung als Rundungsfehler angesehen werden.
Doch, es braucht dennoch eine Rückegasse. Nein, aus bereits erklärten Gründen kann man es nicht manuell machen. In einem meiner ersten Beiträge habe ich erklärt welche Rolle das Rücken spielt, wer dies als Rundungsfehler sieht hat die ganze Thematik nichtmal annähernd verstanden. Da brauchst du dann auch nicht Suillus erklären wollen das der Bodendruck sich unterschiedlich verteilt - wenn Schritt 1 sozusagen im Thema fehlt. Vereinfacht kann man übrigens sagen der Druck verteile sich "zwiebelförmig" in die Tiefe. (nein, das ist nicht das Ende der Informationslage welche die Forstwirtschaft hat, aber das Ende der heutigen Ausführung) Das ist bei Rückeraupen jedoch völlig irrelevant da sie im Vergleich zu Forwarder & Pferd eine kaum messbare Belastung verursachen. Bei Rückegassen gehts eigentlich immer um Porengröße was gemessen wird, natürlich wird auch die Oberfläche betrachtet aber die "echten" Untersuchungen finden dann unter der Oberfläche statt.
Ein kleiner Beitrag zu Albus seiner Nachricht:
Zitat
Sondern zur Diskussiion ob und wie Pferd oder Maschine den Boden im Vergleich verdichten, in diesem Beitrag sowohl der Forstwirt als auch der Förster u.a. behaupten der Pferdeeinsatz sei "schonender für den Waldboden"
Schonender, wenn man ihn nicht mit einer Rückeraupe vergleicht. Eine Rückeraupe ist kein Forwarder. Ein Forwarder ist der Standard.
Ein kleiner Kommentar zu Oehrling
Danke für dein Lob. Bei deinem Kommentar über Rückeraupen habe ich mich gefragt, ob du weißt was eine Rückeraupe und ein Rückepferd ist? Suillus hat das gut beschrieben.
Dies dann als "Ideologie" zu beschreiben ist nicht haltbar wenn man zumindest annähernd weis was hier verglichen wird.
So für mich gehts jetzt ins Bett, der Tag war lange und anstrengend.
lg