Beiträge von Joana_

    Wutzi, jetzt komme ich endlich dazu dir zu antworten.


    Ich bin sehr positiv überrascht das du vom Lübecker Modell gehört hast. Das ist ein sehr interessantes Waldbaumodell, was bei manchen Beständen gut funktionieren kann.


    [...] Aber ernsthaft, du glaubst nicht wirklich, dass ich die nicht existierende Warnschilder und Flatterbänder nicht wahrnehme, weil mir das Forststudium fehlt? [...]

    [...] Vielleicht wurde das bei dir nicht gemacht, vielleicht ist es aber auch einfach deine Warnehmung und eigentlich wäre die Information verfügbar gewesen, ich weis es nicht. [...]

    Ich meinte generelle Informationen, wie sie z.b. im Tagesblatt, Zeitung, Internet, Gesprächen zwischen Dorfbewohnern usw. verfügbar sind.


    Du bist Forstwirtin

    nein.

    [...] und Befürworterin der Jagd, so wie sie derzeit praktiziert wird. [...]

    nein. Siehe bisherirge Nachrichten. Ich sehe die Jagd sehr differenziert, für mich gibt es nicht "die Jagd".


    [...] Im Grunde geht es doch darum, ein Ziel zu definieren bzw. einen Kompromiss zu finden, um unterschiedliche Ziele unter einen Hut zu bringen.

    Du hast Recht, es geht darum ein Ziel zu definieren. Ohne dieses ist keine Waldbautechnik die richtige. So wie bei der Pilzbestimmung nicht immer der selbe Schlüssel genutzt werden kann, sondern viele Schlüssel existieren, ist das im Waldbau auch. Je nach Ziel, Baumarten, Boden, Zuwachs, Klima, Dichte des Bestandes, Risiko, Wertverlauf, und vieles mehr, wird die passende Methode ausgewählt. Zudem auf aktuellem Wissen. Das Lübecker Modell ist auch eine Möglichkeit von vielen, die eben passen muss um angewendet zu werden. Ob das passt, kann nur eine Fachperson im Bestand selbst entscheiden - da sind einfach zu viele Faktoren zu bedenken. Forstwirte lernen natürlich auch Waldbau, die möchte ich jetzt nicht völlig ausgrenzen und vor allem mit zunehmender Erfahrung sind die richtig fit, deswegen würde ich einen erfahrenen Forstwirt auch als Fachperson zählen. Mein Waldbauprof war übrigens völlig in Extase wenns ums Lübecker Modell ging. ;)


    Lg,

    Joana


    PS: Ich wünsche mir einen respektvolleren Ton von dir, optimalerweise den gleichen Respekt den ich auch dir gegenüber zeige. :)

    Hey Suillus, willkommen im thread. :)


    Danke für dein Lob. Ich mache das gern, habe aber gemerkt es saugt recht viel Zeit. Deswegen habe ich jetzt das Pilzforum in Arbeitszeiten blockiert, damit ich garnicht erst in Versuchung gerate. :D Also überhaupt nicht böse gemeint, ich muss nur auch mit meiner Zeit haushalten.


    Kurz zu deiner Haftungsfrage, als „Baumbesitzer“ bist du wirklich verantwortlich für die Gefahr die von ihm ausgeht, da wird aber zum Glück unterschieden jenachdem wo der jetzt steht - direkt am Straßenrand im Wohngebiet vs. irgendwo im Nirgendwo ohne Gründe die zu Menschenansammlungen führen. (Grillplatz z.b) Ich bin z.b auch Baumkontrolleur, und habe letztens für eine Bekannte ihre Bäume im Garten für sie kontrolliert. Im Wald heißt es dann „Waldtypische Gefahren“, sprich Äste dürfen auf Menschen fallen, nur nicht wenn von Anfang an klar war das da viel Verkehr ist.


    Finde deinen Vorschlag mit tlw. Stilllegung und anderweitiger Intensivierung interessant, zu Teilen ist das auch bereits in der Praxis vorhanden, aber ohne Intensivierung (das ist nicht möglich unter den gängigen Zertifizierungen). Da wird dann z.b für Ökopunkte stillgelegt oder Wälder die eh sehr schwierig zu bewirtschaften sind aufgrund Steigung/Boden/Zuwachs sind auch oft entweder nicht oder fast nicht bewirtschaftet.

    Betonung auf oft, gibt natürlich Ausnahmen oder im Gebirgswald würde das auch schwierig sein alles stillzulegen was Steigung hat. :D In anderen Ländern wirds so gemacht, aber man muss sich bewusst sein, das sind dann mit hohem Flächenanteil Plantagen und kleine stillgelegte Bereiche, die sind alles andere als klimaresilient. Auch wär das natutschutzmäsig eine Katastrophe, nicht das Naturschutz mein Fachgebiet wäre aber „Vernetzung von Biotopen“ ist definitiv aus bei der Bewirtschaftungsart. Daher würde ich eher nicht deinen Vorschlag unterstützen. Jede Waldbautechnik hat seinen „trade off“, wer z.b schonend wenige Einzelbäume entnimmt muss automatisch viel mehr Fläche bearbeiten und häufiger kommen. Wenn man als Gedankenspiel sich vorstellt wir würden jetzt die Forstwirtschaft massiv runterfahren - unser Bedarf nach Holz ist dennoch da, dann kommt das Holz aus anderen Ländern und Erntetechniken die definitiv sich unterscheiden von unseren. Wir brauchen eh schon mehr Holz als wir selbst herstellen, deswegen auch die EUDR (european deforestation regulation).


    Wegen der Sache mit „dunklem Wald“ da steckt der Teufel im Detail, „gleichmäßig dunkel“ habe ich geschrieben, ich meinte damit explizit nicht Bestände die einfach dunkle Ecken haben. Ein alter Bestand der dunkle Ecken hat ist stabilitätsmäsig eine ganz andere Sache als ein Wald der einfach nur gleichmäßig dunkel ist weil er zu dicht steht. Ein Wald der gleichmäßig dunkel ist aufgrund von weit verteilten Einzelbäumen ist nicht die Regel und das meinte ich hier nicht, aber da hast du vollkommen Recht das die stabiler sind.


    Der Wasserkreislauf im Wald besteht aus deutlich mehr als nur Verdampfung aufgrund von Sonneneinstrahlung. Ein Punkt den man z.b gern übersieht ist auch der Wasserverbrauch der Bäume, welcher hart gesagt, geringer ist -wenn weniger da sind. Aber das ist wirklich noch viel viel komplexer, über den Wasserkreislauf hört man im Studium jedes Semester was und immer geht es fachlich noch etwas tiefer. .


    Was ich noch sagen wollte, unser Prof hat uns mal Buchenurwälder gezeigt, die sahen aus als hätte man sie gepflanzt, ohne Struktur, kaum Totholz, man hat nur aufgrund der fehlenden Stöcke gesehen dass es eben kein bewirtschafteter Wald ist. Sprich was wir als „naturnah“ empfinden (Vielfalt, Struktur) muss nicht so sein.

    Für meine Bachelorarbeit habe ich viel recherchiert wie Menschen Wald empfinden, da kam raus das Menschen meist garnicht „echten Urwald“ sich wünschen, sondern eher einen ordentlichen Wald, mit Abwechslung von dicht & übersichtlichen Bereichen. (Prinzip hide&refuge vs. prospect) Ein dichter unübersichtlicher Wald kann für den Erholungssuchenden bedrohlich wirken, zu viel Totholz die Stimmung drücken. (sind oft psychologische Studien 😆) Übrigens kam auch raus das Forstmenschen sich schlechter im Wald erholen können - ist halt der Arbeitsplatz…


    lg,

    Joana

    Oehrling guten Abend,

    ja, in diesem Thread war wirklich einiges los.

    In Nachricht Nr. 8 hatte ich bereits erläutert, was ich mit „Harvester zerstören die Wege nicht“ meinte: Die tiefen Spuren stammen fast immer vom beladenen Forwarder -besonders, wenn bei nassem Boden gefahren wird. Vielleicht magst du dir die Stelle noch einmal ansehen, sie sollte genau diesen Punkt klären.


    Überall liegen Holzreste, Holzschnitzel, Zweige und dergleichen herum, die nicht eingesammelt werden - welch eine ideale Brutstätte für Forstschädlinge! Bremsen und ähnliches Getier schwirrt massenhaft durch die Luft. Es sind in einem ehemals dunklen Wald breitflächige Lichtungen entstanden, die das Austrocknen des Bodens sowie seine Verkrautung und Verfilzung bedingen.

    Unser Zoologieprof war von dem Begriff "Forstschädlinge" immer schockiert. Zu Recht, denn jedes Lebewesen hat seine Berechtigung. Solche Erntereste werden absichtlich liegen gelassen, um das Totholzaufkommen zu erhöhen. Neben anderen Maßnahmen mit ähnlichem Ziel, wie z.b. erhalt von stehendem Totholz, liegendes Totholz möglichst am Stück liegen lassen. Nicht jeder Ernterest ist eine Gefahr für den Wald, dies trifft hauptsächlich auf Erntereste von Käferfichten zu - diese werden gehackt. Das tötet zwar nicht die erwachsenen Käfer welche sich vielleicht darin verbergen, aber die Larven trocknen aus und können sich nichtmehr entwickeln. Hinsichtlich Zukunft des Waldes ist ein gleichmäßig dunkler Wald ziemlich schlecht - das heißt er ist meist nur einschichtig, keine Verjüngung (da dunkel). Ein dunkler Wald heißt auch dichter Stand der Bäume, das heißt weniger vitale und höchstvermutlich instabile Bäume (für konkreteres müsste ich mit dir im Bestand stehen). Das ist zwar angenehm für Pilzsammler, schöne Moosflächen so weit das Auge blickt, aber was soll dann da stehen wenn geerntet wird? Wie soll sich der Wald behaupten können bei Sturm? Forstlich sind auch die Zuwächse gering (hängt mit der Vitalität zusammen). Besser ist daher für Licht zu sorgen, Eichen z.b. brauchen viel Licht um aufwachsen zu können, die Vielfalt kommt mit Struktur. Deswegen studiert man auch ziemlich viel Waldbau als Forststudent, weil das nicht so einfach ist Bestände zu managen.

    Den generellen Mehrwert von Totholz diskutiere ich hier nicht, ich denke da stimmen wir alle überein.


    Das alles lasse ich Pilzsammler mir nicht schönreden von Leuten, die glauben, dass mehr wissenschaftliches Theoriewissen alles ist.

    Wenn ich hier schreibe, dann nicht allein aus Lehrbüchern: Ich arbeite auch praktisch im Forst und bewirtschafte eigenen Wald. Meine Hinweise stammen also aus einer Mischung aus Praxis, Studium und Erfahrung. Mir geht es nicht ums Schönreden - und auch nicht darum, „Theoriewissen“ über Beobachtungen zu stellen. Beides ergänzt sich: Deine Erfahrung beschreibt, wie sich eine Fläche anfühlt nach der Holzernte; meine Erklärung soll zeigen, warum diese Spuren entstehen und welche Überlegungen dahinterstehen.


    Viele Grüße


    Joana

    kruenta mein lachen war ein freundliches, wertschätzendes lachen. :) Danke das du nachfrägst, das hätte ich vielleicht klarer schreiben können.


    Edit: Ich glaube wir sind eigentlich auf einer ähnlichen Wellenlänge unterwegs. Das die Folgen der Befahrung sich je nach Boden unterscheiden ist absolut korrekt! Auf Rückegassen ganz zu verzichten würde ich nicht wollen, wenn Pilze schon allein bei "betreten" weniger Fruchtkörper bilden (ich habe die Studie gerade nicht zur Hand, das ging über den Trompetenpfifferling wenn ich mich korrekt erinnere) möchte ich auch bei geringerer Belastung kein Risiko eingehen und die Raupe (oder dein Quad) nicht flächig befahren lassen. Beim Rücken schleift der Baum auf dem Boden entlang und reißt diesen auch auf, wenn die Raupe (oder Quad) mehrfach hin und her fahren muss, wird das (glaube!) ich auch belastend wenn sie flächig befahren dürfte. Raupen sind noch ein neues Thema es ist noch nicht so gut erforscht wieviel Schaden die wirklich machen, einziges was klar ist, dass sie deutlich weniger Schaden verursachen. Was wichtig ist, es geht nicht darum ob man es noch sieht, sondern es wird z.b. die Porengröße & Verteilung gemessen (das sagt dann aus wie Durchlüftung, Befeuchtung usw. funktioniert).

    Edit2: Also besonders dieses "Boden aufreißen" würde mir Sorgen bereiten, forstlich ist das toll (Baumsamen "fliegen" leichter an und keimen auf Rohboden besser) aber da gibt es so viel anderes (Kleinstlebewesen/diverse Pflanzen/eben die Pilzwelt) die ich vielleicht nicht sehe und deswegen nicht erst genug nehme, die aber vermutlich sehr schützenswert ist. Deswegen würde ich diese "Schäden" trotzdem gern auf der Rückegasse behalten.

    (die beiden Edits beinhalten hauptsächlich was ich denke, nicht was wissenschftlich fundiert ist)

    Danke Wolfgang P. :)


    matthias0

    Meinung: Subjektiv, persönliches Empfinden oder Glaube, keine zwingende Beweisgrundlage.

    Lehrmeinung/Wissenschaftliche Erkenntnis: Objektiv, nachvollziehbar, überprüfbar, kann sich mit neuen Daten ändern, aber beruht auf systematischer Untersuchung, nicht auf „Gefühl“.


    Im Bachelor haben wir das nicht gelernt Statistiken/Studien auch zu prüfen, ist auch garnicht so ohne. Manchmal ist die Methodik zu verstehen schon übel, dann den Schritt weiter zu gehen ob das "Sinn" ergibt was da jeweilig getrieben wurde, das ist wirklich ein Stück. Im Master haben wirs gelernt und mir macht das Freude. Zuletzt habe ich z.b. eine Studie gelesen über Savannengras, die haben vereinfacht gesagt weit über 10Jahre das Wachstum beobachtet und schließlich abgeleitet das es eben Kohlenstoff im Boden speichert. Keine so krasse Erkenntnis, was ich aber super spannend dabei fand, ich habe dann recherchiert was es denn für Wildtiere dort gibt, und da gibt es tatsächlich eine Gazellenart die über den Zaun locker drüber springen konnte den die da um ihr Gras gebaut haben. Gleichzeitig gab es da ein Zwischenfall bei dem die Fläche von illegalen Rinderbauern einfach überrannt und plattgemacht wurde (natürlich nicht erwähnt in der Studie). Zusätzlich habe ich dann mal recherchiert wie denn die Verdauung von dieser Gazellenart ist und was das für Folgen hat ob die jetzt die in der Studie verglichenen Gräser oder Akazie frisst und wie das mit der Gasproduktion (man könnte auch sagen pups) dann läuft. Schlussendlich kam raus das die im Prinzip jedes Jahr was anderes gemessen haben und am Schluss das halt irgendwie schön geschrieben haben, was ich aber auch verstehe, Forschungsgelder sind eben auch nicht im Überfluss vorhanden. Davor habe ich viele Studien gelesen über Termiten wie die mit ihren Pilzen zusammen leben und bin zum Ergebnis gekommen, das die nicht nur ihren Pilz "züchten" sondern auch der Pilz die Termiten in ihrem Verhalten lenkt, es ist unglaublich vielschichtig und es ist ein stetiges "powerplay" wer die Überhand behält. (diese Arbeit wird vielleicht auch mal veröffentlicht, sie wird gerade von einem Termitenexperten korrektur gelesen)


    lg :)

    kruenta

    Der Hinweis, dass eine „Lehrmeinung“ lediglich eine Meinung sei, greift in der wissenschaftlichen Terminologie zu kurz. In der Forschung bezeichnet eine Lehrmeinung nicht eine bloß subjektive Einschätzung, sondern den aktuellen Konsens auf Basis überprüfbarer Daten, methodischer Beobachtungen und fundierter Analysen.

    Der entscheidende Unterschied zwischen einer persönlichen Meinung und einer Lehrmeinung liegt in der Verbindlichkeit gegenüber empirischen Befunden: Erstere basiert auf individuellen Eindrücken und Präferenzen, letztere auf systematisch erhobenen, reproduzierbaren Erkenntnissen, die jederzeit der Revision unterliegen können, sobald neue Evidenz vorliegt.

    Mit anderen Worten: Wissenschaftliche Lehrmeinung ist stets vorläufig, jedoch weit belastbarer als persönliche Wahrnehmung, da sie sich aus nachvollziehbaren Methoden speist und nicht aus subjektiven Präferenzen. Den Unterschied zu verkennen, führt unweigerlich in die Beliebigkeit, in der jede Aussage „nur eine Meinung“ sein könnte, und untergräbt damit die Möglichkeit, empirisch fundierte Erkenntnisse überhaupt zu erkenne. Wenn ich von „Wissen“ spreche, meine ich nicht eine absolute Wahrheit im faustischen Sinn, sondern Erkenntnisse, die auf Daten, Beobachtung und nachvollziehbaren Methoden beruhen (aktueller Stand).


    Wenn Biber, Käfer und Wildschweine ins Ökosystem eingreifen, warum sollte der Mensch da draußen bleiben?


    Wenn du wirklich alles gelesen hast, weist du das ich nicht behauptet habe das Wald ohne Jagd garnicht wächst. Dann ist dir genau bewusst welche Aspekte ich dazu noch genannt habe und du verstehst die differenzierte Betrachtung der Jagd. Mit deinem Kommentar zur "Wette" gehst du automatisch davon aus dass das Ziel des Waldbesitzers ein Verkauf ist. Dies ist sehr weit gefehlt.


    Hinsichtlich der Befahrung, halte ich die Vorstellung, dass die Auswirkungen kurzfristig seien, für problematisch. Studien zeigen, dass selbst Jahre nach einer Befahrung mit Rückegassen die Verdichtung messbar bleibt - die Porosität ist reduziert, Wasserinfiltration eingeschränkt, und die Wurzeln der Bäume wachsen langsamer. Bodenlebewesen können zwar etwas Struktur auflockern, aber sie kompensieren nicht die massiven mechanischen Schäden, die von schweren Maschinen verursacht werden.


    Das unbemannte Quad das "problemlos" mit KI rücken soll, da musste ich einmal herzlich lachen. Ich bin da eher schwer begeistert von Rückeraupen, die übrigens auch ferngesteuert (und vielleicht mit viel Zukunftsmusik auch per KI) arbeiten. Allein schon wegen der Druckverteilung und Traktion. Wenn man wissen möchte was wir hier in Deutschland in 100Jahren an Technik nutzen werden, muss man nur nach Schweden oder Japan schauen. Ich kenne einen Professor der in die Helme von Forstwirten ein digitales display eingebaut hat was Daten anzeigt, also es ist nicht so als würde es technischen Fortschritt nicht geben. Aber weniger bei uns... mehr bei unseren Nachbarn.


    Lg :)


    Edit: Mit herzlich lachen meinte ich hier ein wertschätzendes, freundliches lachen.

    Schau dir mal das an: Müllweg!.de

    Das gibts auch als App fürs Handy.

    Ich bin absolut begeistert. (kostenfrei)

    Erleichtert das melden von Müll ungemein, weil automatisch alles gefragt wird was unsere Bürokraten brauchen,

    es automatisch an die richtige Stelle geleitet wird und man muss nichtmal mehr die Mail selbst schreiben,

    weil die App das auch übernimmt.

    Letztens habe ich ein Fahrrad aus einem Bach gezogen und an Straßenrand gestellt,

    dann ist es ja kein "wilder Müll" sondern "Müll aus Sammelaktion" und das konnte ich da auch mit melden.


    Lg :)

    Danke Suku

    Ich bin absoluter Fan davon, Dinge differenziert zu betrachten, und du hast absolut recht. Deshalb sehe ich vieles auch kritisch und bin nicht von allem überzeugt, was in Theorie & Praxis läuft.

    Für mich ist eine fundierte Meinung immer wichtiger als meine persönlichen Emotionen.

    Lg

    Hey Albus


    Jetzt habe ich Zeit für deine Nachricht. :)

    Danke erstmal für dein Lob. Ich mache das gern.

    Ja ehrlich gesagt die Versuchung zu sagen " Das hat schon so seine Richtigkeit, (du hast keine Ahnung)" ist auch sehr groß.

    Es ist halt einfach.

    Aber will man das wirklich?


    1. Das passiert häufiger als man denkt und hat meist folgende Gründe:
    a) Das Holz ist verkauft, der Käufer hat's verplant es abzuholen. Große Sägewerke haben nichtnur einen Polter (=das Wort für ein Holzhaufen), sondern zig die jeden Tag organisiert werden müssen. Meist organisieren die Sägewerke selbst den Transport mit Frächtern (=die Menschen die per LKW Holz transportieren). Da kann so ein Polter schnell untergehen.

    b) Der Käufer hat entschieden das liegen zu lassen, weil für ein kleinen Polter es sich dann doch nicht lohnt einen Frächter zu schicken

    c) Der Frächter hat's verpeilt, passiert z.b. bei unübersichtlichem Wegenetz oder vielleicht ist er nicht hingekommen als er da war, wenn die Wege z.b. nass sind weil gerade der Schnee geschmolzen ist, so ein LKW bringt sein Gewicht mit wenn er vorher schon einen anderen Polter aufgeladen hat, dann kommt er nicht ans Ende der Gasse weil er z.b. schon merkt überall einzusinken.

    d) Der Polter ist logistisch schlecht plaziert, hier Ende der Gasse, vielleicht fehlt eine Wendemöglichkeit - das kann auch dazu führen das der einfach nicht abgeholt wird.

    Was jedenfalls auffällt ist, dass i.d.R. das immer Polter sind die weniger "wert" sind, die "vergessen" werden.

    e) Käufer war Privatmensch, und es hat sich inzwischen die Lebenssituation geändert und es ist nicht möglich das mehr aufzuarbeiten für die Person. (Passiert häufiger als man meint, Unfälle/Krankheit... für Forstarbeit muss man eben topfit sein und das ist manchmal schnell vorbei)

    f) Es ist was mit dem Verkauf schief gegangen, z.b. wurde das Holz für einen Vertrag eingeschlagen, dann stellte sich heraus "oh der Vertrag ist bereits voll" und im neuen Vertrag waren dann andere Längen & Qualitäten vereinbart.

    Es gibt jedenfalls viele Gründe, das sind die häufigsten.


    2. Für dickes Geäst (ich vermute du meinst damit auch Kronen?) und Baumstammreste, gibt es extra Förderprogramme das dies im Wald verbleibt. Dafür kann ein Forstbetrieb Geld bekommen. Bei den Baumstammresten (ich vermute Stammstücke?) wird dann gemessen wie lange die Stücke jeweils sind plus Baumart und danach gibts dann Geld. (VNP, Vertragsnaturschutz) Das ist eine Methode um mehr Totholz aufzubauen. Der Staatsforst hat da verschiedene Ziele (je nach Staatsforst, in Bayern werden Wälder unterschiedlich einkategorisiert und jenachdem hat es dann ein höheres Totholzziel, da gehört auch mehr dazu als nur ein paar Kronen & Stammstücke, da werden dann auch Totholzbaumgruppen usw. ausgewiesen). Jedenfalls solche "Reste" könnten natürlich an Lösler (=Menschen die ein Stück Wald zugeteilt bekommen, dort dürfen sie dan vorher abgesprochene Erntereste aufarbeiten) abgegeben werden. Aber heutzutage versucht man das eher in den Naturschutz zu investieren, auch wenn das nicht einfach ist. Da gibt es dann z.b. auch Richtlinien wie "kein Holz <8cm entnehmen". Steigende Energiepreise z.b. führen zu einem starken Druck auf genau solche Vorhaben, Naturschutz wird dann mehr zu einem Luxus den sich eine Gesellschaft nicht leisten möchte. (bewusste Verallgemeinerung) Rein wirtschaftlich gesehen lohnt es sich auch mehr, mehr Bäume zu fällen anstelle von jedem Ast zu verwerten, weil platt gesagt das Stammstück einfacher entnommen ist. Man muss immer im Hinterkopf behalten, es gibt Lohnkosten, Maschinenstundenkosten, - die fallen auf alles an und sind höher bei "Kleinzeug".


    2.1 Mit dem Holz aus schwierigen Quellen sprichst du ein sehr interessantes Thema an, über das ich gerade eine Arbeit schreibe. Es gibt zwar Zertifizierungssysteme die das eigentlich verhindern hätten sollen, aber sagen wir mal - so erfolgreich war das nicht, hauptsächlich weil z.b FSC in jedem Land etwas anderes bedeutet. Bei uns geht Kahlschlagholz nicht unter FSC - in Schweden ist das Standart. Jetzt kommt die EUDR (european deforestation regulation), ein bürokratisches Schlachtschiff um genau sowas zu vermeiden. Jeder der in der EU (oder hinaus) Holz verkaufen möchte (egal von wo) unterliegt dem - und muss nachweisen woher es kommt, mit GPS! Ich finde es spektakulär. Da kann dann einfach über Satelit nachgeschaut werden was da wirklich getrieben wurde. (EUDR gillt übrigens nicht nur für Holz sondern auch für weitere Produkte, die für Rodung sorgen) Ganz wichtig: Es geht nicht nur um Kahlschlag (=alle Bäume weg und danach wieder Wald) sondern auch um Rodung (=Nutzungsänderung). Also da ist auch noch mehr drinn wie "Rechte für Indigene Bevölkerung" ... das war aber in FSC auch schon drinn. Das ist wirklich schwierig, wir in Deutschland begrenzen die Frostwirtschaft massiv. Andere Länder machen das nicht. Allein dadurch ist es einfacher preiswert zu arbeiten, auf Kosten von Mensch&Natur. In Rumänien habe ich gehört "verschwinden" z.b. Förster, weil es dort richtig übel ist mit der Holzmafia. Und wer erntet da mit seinen Unterfirmen? IEKA. Wer kauft IKEA? Wir. Wer nichts von IKEA in seinem Haushalt hat, werfe den ersten Stein. :D Um jetzt nicht ganz ein IKEA bashing zu starten: Die haben auch interessante Projekte um den Holzverbrauch zu reduzieren, z.b. statt Massivholz wird eine wabenartige Struktur verbaut (der Kunde kauft im Prinzip Luft xD) die dann aber auch schlecht zu reparieren ist... sie investieren auch in Recyclingstrukturen (sprich nicht nur "was passiert mit dem Möbelstück danach" sondern schon viel früher angesetzt - wie repariere ichs selbst, second use). Auch e-Mobilität für Lieferwagen, Solaranlagen auf Immobilien usw., also ist nicht so als würde IKEA garnichts machen. Da IKEA unterm Strich aber dennoch stehts neue Kollektionen rausbringt und seit der Gründung als Ziel hat super billig zu sein, stehe ich dem insgesamt aber kritisch gegenüber.


    Soweit so gut. Frag wenn was ist. :)



    Wutzi

    [...] Sind wohl alles unfähige Ossis.


    [...] ist auch nicht zu ändern.

    Unfähig bestimmt nicht! Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Ich studiere jetzt Forst im 5ten Jahr (Master) und bin in der Praxis aktiv, es ist völlig logisch das ich "besser Bescheid" weis als du. Aber so ist das immer im Leben, jeder hat sein Fachgebiet. Deswegen ist der Gegenüber nicht schlechter. Ich hatte gehofft du siehst es als Chance. So wie ich es hier als Chance sehe das es so viele Menschen in diesem Forum gibt mit unglaublichem mykologischen Fachwissen von denen ich lernen kann.

    lg

    Oehrling das mit dem zutexten verstehe ich, das Problem ist, ich sehe das hier Menschen ohne jegliches forstliches Wissen eine sehr starke Meinung haben und meine Idee war ich liefere Wissen, (keine Meinungen!) dann kann sich jeder fundiert eine Meinung bilden, egal ob die dann negativ/positiv/neutral ist. Ich halte mich jetzt aber mit der Antwort an Wutzi mal kurz, vielleicht ist das der Unterschied, ich meine ich kann ja immernoch tiefer gehen wenn gewünscht. Ich habe deine Nachricht natürlich ernst genommen, aber mich hat schon überrascht wie emotional das hier bisher lief, als wär ich stellvertretend für das was die Nachrichtenersteller stört - dabei bin ich einfach nur jemand der Forst studiert hat weil er dachte damit den Klimawandel stoppen zu können. :D (ich war sehr naiv) Das erstellte Biotope auch wirklich gleichwertig seien, habe ich nie behauptet. Rechtlich wird es so bezeichnet. (das steht in meinem Windkraftanlagenteil)


    Albus ich möchte jetzt Pilze sammeln, deswegen überspring ich dich mal kurz, aber ich komme auf die zurück. (vermutlich heute nachmittag)



    Wutzi Habe mich entschieden mal mit den Jagdthemen anzufangen, und mal sehen wohin uns das bringt. :)

    Hetzen & Drücken gleichzusetzen, ist wie wenn ich dir sage "für mich sind Pfifferlinge Lamellenpilze, weil für mich sieht das so aus, ist mir egal was andere sagen, ich sehe da Lamellen also sind es welche". Das ist nicht so wie zum Beispiel "Windfang" und "Nase". Was gleichbedeutend ist. Sondern es sind zwei grundlegend verschiedene Praktiken. Es kommen andere Hunderassen zum Einsatz, die Arbeitsweise der Hunde ist grundlegend verschieden, das Verhalten der Jäger ist grundelgend ein anderes. Hetzten ist verboten, und das aus gutem Grund.

    Wenn du da mehr zu wissen willst, in meiner letzten Nachricht habe ich "hetze" verlinkt.


    Selbstverständlich darf ein Jäger ein Tier erlösen, auch wenn es nicht im eigenen Revier ist. Man ruft die Polizei an, meldet es, bekommt ein Aktenzeichen, erlöst es. Es kann aber gut sein das sich das dein Jäger einfach nicht getraut hat, altes/traditionelles Denken spricht dem entgegen.


    Es gibt verschiedene Mechanismen die heutzutage genau das verhindern, das Jäger die dazu nicht in der Lage sind (geistig/körperlich/politisch) noch mit dem Gewehr durch die Gegend laufen, deine Aussage ist grundlegend falsch. Wie bereits gesagt sind deine Informationen zum Kanton Genf falsch.


    Der Wolf ist streng geschützt und kein Erzfeind, es wäre eine Straftat ihn zu schießen. Das hällt manche Jäger nicht davon ab, aber auch die Jägerschaft ist diesbezüglich gespalten und die absolute Mehrheit steht dem Wolf neutral/positiv gegenüber. Ich persönlich bin für Abschüsse wenn die population zu groß wird, wie wir das auch bei Bibern z.b. machen welche ja auch geschützt sind.


    Wildfütterungen sind wie bereits erwähnt auch verboten, jede Wildfütterung die du im Wald findest kannst du melden, vermutlich nicht beim ersten mal aber auf dauer verliert der jeweilige Jäger den Schein. Ich habe schon zwei Fütterungen gemeldet, als Pilzsammler sieht man ja einiges im Wald. Wichtig ist da der Unterschied Fütterung & Kirrung.


    Zitat

    "[...] dass ich mein Umfeld nicht mehr richtig wahrnehmen kann."

    Wahrnehmung hat auch mit Wissen zu tun. So wirst du mir sicherlich zustimmen, das jeder Anfänger zum Thema Pilze, erstmal (wenn überhaupt) bei vielen Fruchtkörpern einfach nur "das ist ein Pilz" erkennt. Ein Fortgeschrittener spricht über Bestimmungsmerkmale, Habitat & Habitus, Sporenpulverfarbe und vieles mehr. Er sieht den Pilz anders, er nimmt anders wahr. Genauso ist das im Forst & Jagdbereich auch. Genau deswegen schicke ich dir hier lange Antworten, weil ich merke, dass das Wissen fehlt um sich wirklich unabhägig eine fundierte Meinung zu bilden. Ich möchte nicht das du am Schluss sagst "Forstwirtschaft/Jagd ist toll" sondern meine Idee war neutrales aber wissenschaftlich korrektes Wissen anzubieten, was du damit machst ist deine Entscheidung.



    So ich geh' jetzt in die Pilze, morgen kommt die Verwandtschaft zu Mittag und ich bin verantwortlich die Pilze ins Haus zu bringen. :D

    lg an alle die das lesen,

    man hört sich.

    Ich habe mir das durchgelesen, weis aber ehrlich gesagt noch nicht ob ich wieder Absatz für Absatz darauf eingehe. Fast jeder deiner Absätze ist faktisch falsch, nicht fundiert, dramatisierend oder einfach zu kurz gedacht/nicht ausreichend informiert. Ich müsste so viel Grundwissen erklären und dann liest du es doch wieder nicht aufmerksam, was ich an deinen Antworten merke. Das ist es eben, wenn Menschen glauben "wollen" dann glauben sies, egal ob es stimmt oder nicht.

    Ne also ich schlafe da jetzt erstmal eine Nacht drüber und überlege morgen ob ich die Zeit verwende dafür.

    lg

    Hey Matthias,

    wie jede Baumart hat auch die Edelkastanie ihre Nachteile. Bei der Pflanzplanung gehts immer darum die Entscheidung situativ zu treffen, zentral dabei, was der Waldbesitzer eigentlich möchte. In diesem Fall wollte der Waldbesitzer "Eiche" und unsere heimischen Eichen ergaben keinerlei Sinn.

    Hinsichtlich "Fremdländer", naja, ich persönlich bin da sehr offen, andere sind es nicht. Alles hat seine Vor- und Nachteile.

    lg

    Danke coröhrling97 :)


    Roteiche finde ich auch toll, habe letztens erst eine Pflanzung geplant mit Roteiche, Linde & Hainbuche sowie einem Wildbirnenwaldrand.

    Finde was du sagst mit den Buchen aber auch super, je weniger man pflanzen muss desto besser. (nicht gegen die Natur arbeiten, wenn etwas vielversprechendes wächst ist doch gut)

    Wir haben auch gelernt das die Bäume genetisch ihre "Erfahrungen" sozusagen weitergeben können. Sprich die Fähigkeit Trockenheit zu überstehen ist besser ausgeprägt bei Jungwuchs als bei dem ursprünglichen Saatbaum. (in gewissen Grenzen)


    Gesellschaftsjagden sind leider in der Theorie auch manchmal vielversprechender als in der Praxis. Fängt schon bei der Organisation an (gute Standvorbereitung, freischneiden, gut markieren, Bereiche markieren wo nicht geschossen werden darf, Karten, Strategie bei der Standplazierung, Wildkameraauswertung, präventive Organisation von ärztlicher Hilfe für arbeitende Hunde usw., Jagdruhe direkt davor) und gute Schützen sind leider nicht selbstverständlich. Wenn man als Waldbesitzer dann ein Jäger hat der meint mit seinen 6Rehen/100ha und Fütterungen (die übrigens verboten sind) im Winter ist alles getan, mein Beileid. Die wirtschaftlichen Schäden werden leider nicht gesehen. Aber kommt halt immer drauf an was das Ziel ist. Möchte man wirklich einen vielfältigen Wald hochziehen als Jäger, oder doch lieber "mehr sehen wenn man draußen sitzt" & "einfach beobachten"? Vor zwei Monaten habe ich mir ein Revier angeschaut das war voll mit Reh- und Schwarzwild. Der Jäger meinte zu mir "der Wald kommt doch hoch". Aber es war nur Rotbuche & Fichte da an Verjügung, auf einem Boden der ungeignet für beides war. Die Eichen im Altbestand schaffens nicht. Ist klar wo das hinführt, während sich das Fenster für die Buche schließt. (Stichwort Klimawandel, Trockenschäden) Jäger:innen spielen eine viel größere Rolle im Klimawandel derzeit als ihnen oft bewusst ist, glaube ich. (hinsichtlich der Zukunft unseres Waldes)


    lg

    Ich dachte ich sage jetzt auch mal was off-topic. :D

    Für mich als Forstmensch, ich würde mir wünschen das es einfache praktische Karten gäbe,

    wo nicht nur die Forstinventurergebnisse sichtbar sind - sondern einfach ein weiterer layer möglich wäre drüber zu legen,

    wo dann z.b. eingezeichnet ist wo das Orchideenhabitat anfängt & endet mit super kurzer Beschreibung was eine optimale Pflege beinhaltet (ich vermute Licht, aber nicht zu viel) und was auf keinen Fall passieren darf (vermutlich flächige Befahrung, abgraben, Schadstoffeintrag). Ich bin sicher, auch da ist das Konzept der "Schirmart" möglich.

    Sprich man steht im Wald, mit dem Tablet, man ruft eine Karte auf - dort steht mit Fläche eingezeichnet "hier Orchidee x Habitat".

    Natürlich gibt es bereits sehr ausführliche Dokumentationen über schützenswerte Arten, aber die sind überhaupt nicht praxisnah. Es ist ein Krampf damit zu arbeiten.

    Im Forststudium wird eine Vielzahl an Gräser, Farne, Moose usw. vermittelt, es ist nicht so als würde ein typischer Förster nur die Bäume (er)kennen.

    Aber man muss auch mal auf dem Boden der Tatsachen bleiben und sehen das Forstmenschen eben keine Biologen, keine Orchideenspezialsiten usw. sind.

    Mein Wunsch ist vermutlich nicht umsetzbar, denn das würde bedeuten das Menschen die den Fokus auf Naturschutz legen, klare Entscheidungen treffen müssten wie "hier Orchideenhabitat zu ende" sowie nicht für jeden Flecken eine Art suchen nur um das wirtschaftliche Arbeiten zu behindern- und auf der anderen Seite eine ziemlich unterfinanzierte Forstwirtschaft ja irgendwo auch das Geld hernehmen müssen um das zu implementieren. In der Praxis habe ich es so erlebt das viele Förster:innen sehr interssiert sind hinsichtlich schützenswerter Arten, sich außerhalb ihrer Arbeitszeit eingelesen haben und auch aktiv mit der Naturschutzbehörde Maßnahmen gemeinsam planen & durchführen. Über schützenswerte Pilze & Vorkommen habe ich aber noch nie etwas gehört (also konkrete Dokumentationen meine ich, die praxisnah nutzbar wären) und wenn ich das nicht selbst lernen würde, wüsste ich darüber auch nichts.

    Hallo Wutzi,


    danke für deine ausführliche Antwort - man merkt, dass dir der Wald und seine Zukunft wirklich wichtig sind.


    Mir fällt aber auf, dass in deiner Nachricht einige Schlagworte stecken („Wohlleben“, „hetzen“, „Jägermärchen“), die eine Wertung mittransportieren. Damit wird es schwer, fachlich zu bleiben. Wenn wir über Forstwirtschaft oder Jagd sprechen wollen, lohnt es sich, die Begriffe so zu benutzen, wie sie in der Fachsprache gemeint sind: „Hetzen“ etwa ist ein Begriff aus der Hundearbeit, nicht das, was bei einer Drückjagd passiert. Drückjagd wird z.b. nicht nur auf Hochwild, sondern auf Schalenwild ausgeübt (das steht auch in der Quelle die ich dir geschickt hatte). Wie alles zuvor, ist Jagd auch komplexer als man meint. Deine Aussage mit Verkehrsunfällen aufgrund von Gesellschaftsjagd, ist ein klassisches Beispiel für eine Übertreibung, um die Jagd emotional zu diskretitieren - hat aber nichts mit der Realität zu tun. Die meisten Wildunfälle passieren außerhalb organisierter Jagden und in Zeiten, in denen Tiere nachts oder in der Dämmerung die Straßen überqueren. Ich verstehe gut, was du subjektiv wahrnimmst, aber um über Waldzustand, Wildbestände oder Bodenbelastung zu urteilen, greifen wir in der Wissenschaft auf Daten, Inventuren und standardisierte Erhebungen zurück. Einzelne Wahrnehmungen können interessant sein, sind aber kein Maßstab für Managemententscheidungen oder die "generelle Situation" in Deutschland.


    Was Peter Wohlleben schreibt, kann man mögen oder nicht - er ist ein guter Erzähler, aber kein forstwissenschaftlicher Referenzautor. Seine Bücher eignen sich, um Menschen für den Wald zu begeistern, doch wenn es um Bewirtschaftung, Jagd oder Bodenschutz geht, braucht man belastbare Daten statt Bestseller-Zitate. In der Wissenschaft werden Inhalte kritisch geprüft, egal von wem sie stammen. Das Ziel ist, wissenschaftliche Erkenntnisse, Praxiserfahrung und gesellschaftliche Erwartungen zusammenzubringen, nicht ein „Lagerdenken“ zu pflegen.

    Ich freue mich über jede sachliche Debatte, gerade weil der Wald so komplex ist. Wenn wir die Emotionalität etwas rausnehmen, können wir viel leichter klären, wo es Missverständnisse gibt und wo wirklich unterschiedliche Ziele. Wohlleben ist so als würde ich jetzt mit der Amanita Therapie ankommen, die wenn man sich einliest erschreckend unwissenschaftlich ist.


    Zum Thema Jagd: Du schreibst, sie sei „nicht effektiv“, gleichzeitig betonst du die Bedeutung starker Trophäenträger und bringst ein Beispiel von Genf, wo der Bestand fast ausgerottet wurde und es genau deswegen zum Volksentscheid kam, weil die Jagd zu effektiv hinsichtlich Abschüssen war. Effektive und wissenschaftlich fundierte Jagd kümmert sich nicht um Trophäen, sondern um die Gesundheit der Population und den Zustand des Lebensraums. Ein gesunder Bestand heißt: genug Raum, Nahrung und geringe Krankheitslast - das erreicht man, wenn die Dichte zum Standort passt.Traditionelle Jagd fokussiert auf Trophäen. Diese sind jedoch Welten entfernt von denen der forstlichen Jagd die notwendig ist um einen klimastabilen Wald ohne Schutz zu erreichen. Nur als Beispiel damit man ein Gefühl hat, Abschusszahlen werden immer auf 100ha angegeben. Traditionell sind das meist 6Rehe offiziell (inoffiziell oft weniger). Forstlich sind es mind. 15Rehe, in meinem Revier z.b. 45, es ist eben mehr als einfach nur eine Zahl festlegen sondern da spielen viele Faktoren mit rein, allen vorran das Verbissgutachten. In Genf spielen Trophäen keine Rolle. Es wird nicht nur im November dort gejagt, sondern das ganze Jahr. Die schießen dort 150Tiere/Jahr, durchgeführt von einer Vollzeitstelle. Viele der Jagdpraktiken in Genf sind abosluter Standart für forstliche Jäger (da wissenschaftlich fundiert). Dein Beispiel ist in keinster weise repräsentativ mit dem, was in Deutschland vorliegt - denn "zu viel Jagd/Abschüsse" ist nicht das Problem bei uns.

    So wie es eben "die Forstwirtschaft" nicht gibt, gibt es auch nicht "die Jagd". Bei der Jagd ist es sogar noch viel schlimmer, differenzierter, Menschen mit krassen "Meinungen" und wenig wissenschaftlicher Basis. Eine Verallgemeinerung führt auch hier, zu nichts.


    Übrigens: Du hattest vorgeschlagen, ich solle mir mal ansehen, was man im Bayerischen Wald gelernt hat. Das ist witzig, denn genau dort habe ich studiert 😉. Die Erkenntnisse aus dem Nationalpark und den angrenzenden Wäldern gehören fest zum forstlichen Grundwissen - ich kenne die Untersuchungen zu Bodenverdichtung, Naturverjüngung usw. also durchaus aus erster Hand. Genau deshalb wollte ich auch betonen, dass sich die Forstwirtschaft über die Jahrzehnte weiterentwickelt hat. Heute gibt es klare Richtlinien zu Rückegassen, Maschinenführung, Verdichtungsvermeidung und Bodenschutz, die die Situation deutlich verbessern. Historische Vergleiche, wie die Entwicklung des Bayerischen Waldes, sind interessant, spiegeln aber nicht den aktuellen Standard wider.


    Viele Grüße

    Joana

    Ich liebe es wie hier alle die Pilze voll okay finden und sich stattdessen mit dem Steingarten stören. :D


    Vermutlich hat es was damit zu tun das wir die ästhetisch üblen hässlichen Monster in unserer Freizeit (und manche auch beruflich) studieren. :)

    lg