Beiträge von Wolfgang P.

    Könnte jemand auch ohne Kenntnis der Gattung und der Art sagen, daß meine "Keule" keine Zystide, sondern eine Basidiole ist? Woran würde derjenige das festmachen? Oder weiß man das nur dann sicher, wenn man weiß, wie die Zystiden auszusehen haben?

    mein Posting von eben auf Deinen Fall angewendet: Du zeigst eine Zelle, die aussieht wie Basidiolen bei 90% der Basidomyceten eben so aussehen. Daher hätte ich auch ohne Kenntnis der Gattung auf eine Basidiole getippt.

    Besser ist aber, Du zeigst einen Ausschnitt eines Lamellenschnitts, auf dem die unterschiedlichen Zell-Arten zu sehen sind.


    Gruß,

    Wolfgang

    Zystiden erkennst du daran, dass sie keinen lichtbrechenden Inhalt haben.

    Diese "Regel" möchte ich nicht unwidersprochen stehen lassen, damit sie sich nicht im Hirn festsetzt.


    Prominente Gegenbeispiele sind z.B. Lactarius, Pholiota, ich könnte noch ein Dutzend weitere nennen. Bei Corticiaceen haben sie als "Gloeozystiden" sogar einen eigenen Namen.


    Bei Licht betrachtet ist es gar nicht sauber definiert, wo die Grenze zur Zystide läuft. Sie muss dem Hymenium entspringen (nicht der Trama), und deutlich von Basidiolen differenziert sein.


    Was ist aber "deutlich"?


    Das ist einfach, wenn sie einen Kristallschopf oder Gelkopf haben, dickwandig sind, ganz anders geformt sind, weit über die Basidien herausragen, und so weiter.


    Die strittigen Fälle gibt es aber eben auch.


    Gruß,


    Wolfgang

    Die Eingabe von Funden, die erst zu Hause bestimmt und mikroskopiert werden, werden wohl weiterhin auf Quadrantenbasis einzugeben sein. Oder notiert sich jemand tatsächlich für solche Funde alle Koordinaten vor der Bestimmung?

    Das könnte die Software aus den Exif-Daten des Standortfotos auslesen.

    Jetzt beginne ich zu träumen ;)


    Aber man kann auch - heute schon - den Fundort auf einer Karte anklicken. Das ist immer noch genauer und bequemer als einen MTB-Quadranten zu ermitteln und einzutippen.

    also kann sich dann Hinz und Kunz zu Fundstellen von Königsröhrling und Kaiserling per GPS führen lassen

    Das wurde in der Pflanzenkartierung so gelöst, dass man bei sensiblen Arten in der öffentlichen Anzeige eine Fundortunterdrückung einschalten kann. Dann wird z.B. bei Frauenschuh nur ein Areal angegeben. Für wissenschaftliche Zwecke können aber die exakten Daten aus der Datenbank verwendet werden.

    wobei ich den Schutz von B. edulis und L. scabrum nicht so recht nachvollziehen kann

    Naturschutzfachlich kann das niemand, und es wurde auch nicht von Menschen mit mykologischem Sachverstand beschlossen.

    Es ging vermutlich eher darum, eine schärfere juristische Waffe gegen kommerzielle Steinpilz-Plünderer in der Hand zu haben. Weil die das Wild aufschrecken?


    Gruß, Wolfgang

    Manmal träume ich und stelle mir eine Eingabemaske zur Pilzkartierung auf der Homepage der DGfM vor. Dort (und nur dort) kann der Kartierer Daten nach einheitlichem Standard eingeben, wenn er für die Kartierung zugelassen(!) wurde.

    Tatsächlich hat die DGfM davon geträumt, dass es EINE Eingabemaske beim Rote-Liste-Zentrum gibt, die von der DGfM fachlich betreut wird. Denn es ergibt keinen Sinn, wenn für jede Organismengruppe eine eigene Software programmiert und betrieben wird. Nur die zu erfassenden Merkmale und die Kartierer unterscheiden sich.

    Eine dazu passende App braucht es aber auch, denn im 21 Jahrhundert muss man von Punktkartierung und Bilddokumentation als Standard ausgehen, und niemand gibt GPS Koordinaten per Hand ein. Messtischquadranten haben ausgedient.


    Leider hat das Umweltbundesamt dann jahrelang verzögert, und die Lücke wurde von verschiedenen Anbietern gefüllt. Daher jetzt der Zoo an Tools.


    Wolfgang

    Hi Andreas,

    Um sicherzustellen, dass Du in der richtigen Gattung bist, müsstest Du doch mal die Huthaut ansehen.

    Damit wird in der Funga Nordica auch das centunculus-Aggregat von sumptuosa getrennt.

    Beide haben danach eine HDS aus liegenden Hyphen mit aufsteigenden Pileozystiden, bei centunculus flaschenförmig bei sumptuosa kopfig.


    Was besseres fällt mir aber auch nicht ein.


    Grüße,


    Wolfgang

    Ein weiterer Aspekt, der mich interessieren würde, ist, ob die Daten irgendwie geprüft werden. es gibt ja sicherlich eine gewisse Fehlerquote.

    Das ist ein Problem bei allen Kartierungs-Tools. Überall sind auch massenhaft Fehlbestimmungen dabei.

    Bei der DGfM gibt es Landeskoordinatoren, die die Daten ihres Bundeslandes im Blick haben sollen, aber für eine lächerliche Ehrenamtspauschale von 200€/Jahr kann man nur die allergrößten Schnitzer ausbügeln, indem man den Finder einer angeblichen Rarität mal dazu befragt.

    Bei Mushpits gibt es immerhin ein Foto dazu, das einen ersten Anhaltspunkt geben könnte.

    Man kann nur hoffen, dass die vielen richtigen Fundmeldungen von guten Kartierern für eine korrekte Statistik sorgen, auch wenn die einzelnen Ausreißer dabei sind.

    Wolfgang

    Hallo Timm,


    schönes Foto!


    Wenn ich das Kleeblatt und das Moos als Größenvergleich nehme, fällt Daniels Vorschlag raus und es geht um einen Winzling, ein "LBM" (little brown mushroom), was als Synonym für "UMO" (unbestimmbares mykologisches Objekt) gilt.


    Solche Pilze wie auf dem Foto gibt es z.B. in der Gattung Galerina (Häublinge), wozu auch der velum-überfaserte Stiel passen würde.

    Ohne Mikroskop wird man hier nicht weiterkommen (und mit Mikroskop auch nicht unbedingt).


    Grüße,


    Wolfgang

    Dann mit dem silicagelkugeln nochmal einfrieren oder draußen stehen lassen

    Hallo Cognacmeister,

    Gefriertrocknen heißt, dass der Pilz gefroren bleibt bis er knochentrocken ist. Erst dann darst Du ihn aus der Gefriertruhe rausnehmen.

    Das klingt verrückt, aber Eis verdampft schneller als flüssiges Wasser.


    Mit Silicagel kannst Du auch ganz ohne Gefrieren Pilze bei Raumtemperatur trocknen, aber wie gut das klappt hängt von der Menge an Pilzen ab, und wieviel Silicagel Du investieren willst.


    Ich mache das bei Wiesenkeulen, um gute Exsikkate für DNA-Proben zu gewinnen. Steinpilze würde ich normalerweise immer noch auf den Dörrex legen und nicht gefriertrocknen, aber ich sollte es zumindest mal ausprobieren.


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo Cognacmeister,


    mit Silicagel in der Tiefkühltruhe kann man von seltenen Funden sehr schonend Exsikkate herstellen. Einfach den Pilz in die schon gefrorenen Silicagelkugeln einbetten und luftdicht abschließen, z.B. in einem Schraubglas.


    Um Steinpilze zum Essen gefrierzutrocknen, würde ich persönlich das nicht so machen, weil ich keinen Staub von Silicagel auf meinen Lebensmitteln haben wollte. Silicagel und Pilz müssen aber nur über Luftaustausch verbunden sein, ein direkter Kontakt ist nicht erforderlich. Insofern könnte man auf das Silicagel ein Tuch breiten, und darauf die Pilz-Stücke verteilen. Das sollte funktionieren, habe ich aber noch nicht ausprobiert. Das Silicagel und die Pilze müssen aber luftdicht vom Rest der Truhe getrennt sein, weil das Silicagel sonst dem ganzen Inhalt Wasser entzieht, und dann sehr schnell verbraucht ist und selbst wieder getrocknet werden muss.

    Gruß,


    Wolfgang

    könnte es auch der Schlehen-Rötling sein ? Gehören die Mirabellen nicht zu den Pflaumengewächsen ?

    Hallo,

    In der Literatur wird nicht wirklich versucht, beide Arten an der Wirtspflanze zu unterscheiden. Beide wachsen an Rosaceen, gerade E. clypeatum an vielen verschiedenen. Ich habe ihn öfter an Weißdorn gefunden, aber auch an Kirsche.


    Bei einem "Aprimira" aus der Baumschule weiß man auch nicht genau, auf welche Unterlage der gepfropft wurde. Für den Pilz dürfte die Identität des Wurzelstocks wichtiger sein als die Identität der Fruchtreiser.


    Und wer weiß, was im Umkreis von 20m noch so im Garten steht. Wenn der Fruchtkörper neben einem Stamm herauskommt, muss das ja nicht der Wirt sein - öfter kommen die Fruchtkörper in der Nähe der Wurzel-Zuwachzone.


    Gruß,


    Wolfgang

    (der in der rheinhessischen Steppe von Großpilzen nur träumen kann)

    Hallo,

    für mich auch eindeutig einer der gilbenden Champignons. Eine Bestimmung auf Art-Ebene ist in der Gattung selbst an frischen Fruchtkörpern und mit Mikroskop teils Glückssache.


    Grüße,

    Wolfgang

    Hallo Frank,

    m.E. ist der Hut zu dunkel für E. sepium, und sehe auch kein orange-gilbendes Fleisch. Ich würde das daher für E. clypeatum halten (sehr variable Art!), auch wenn der Geruch mal nicht so stark ist. Vielleicht mal ein Stück kauen (und natürlich ausspucken), ob doch Mehlgeschmack kommt?


    Sonst kommt nicht viel in Frage. Man müsste wohl öfter Mal zumindest die Sporen mikroskopieren, um nicht eine saundersii bei Rosaceen zu verpassen (die hätte große, kugelig-vieleckige Sporen).


    Gruß,


    Wolfgang

    Geruch ist für mich leider schwer einzuschätzen, weil meine Nase irgendwie im Moment nicht so richtig funktioniert

    Hi Jannick,

    wenn Dein Geschmackssinn noch funktioniert: Ackerlinge schmecken nach Mehl und Rettich. (Also "Mykologenmehl" = leicht ranziges Vollkornmehl).


    Gruß,


    Wolfgang

    Allerdings steht im Bericht in der ZfM nicht, wieviele Morcheln gegessen wurden?

    ich habe die genaue Anzahl Fruchtkörper bzw. Gramm/Person nicht. Der hinzugezogene PSV hat jedoch von einer "kleinen Menge" gesprochen und war auch überrascht von der Heftigkeit der Symptomatik.


    So ist das immer bei solchen Berichten: es sind halt keine wissenschaftlich vorbereiteten und dokumentierten Experimente, sondern Menschen haben sich unfreiwillig und unvorbereitet dem Giftigkeitstest unterworfen.


    Wolfgang

    Wobei ich nicht weiß, ob in dem Fall der Vergiftung frische Morcheln zubereitet wurden und in welcher Menge? Weißt du das Wolfgang P.

    Bei dem Fall aus Ehingen mit M. norvegiensis haben wenige Fruchtkörper, frisch zubereitet, bei vier Erwachsenen schwere Symptome ausgelöst.


    Auch im aktuellen ZfM-Heft S. 194 nachzulesen.



    Wolfgang

    Könnte nicht vlt. auch einer der Gründe für die unterschiedliche Giftigkeit darin liegen, dass (möglicherweise äußerlich noch gut aussehende) ältere und überständige Exemplare oft nicht erkannt werden

    Hallo Josef,

    eine Vergiftung mit zu alten Pilzen ist eine Lebensmittelvergiftung durch zersetztes Eiweiß.


    Bei den Morcheln geht es um ein Nervengift.

    Dass so ein Gift bei Zersetzung freigesetzt wird, ist weniger wahrscheinlich.


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo Sebastian,

    ja, das Morchella Syndrom ist bei getrockneten Morcheln seltener. Aber das sagt nichts über die Entgiftung aus:


    Das Morchella Syndrom tritt meist (aber nicht nur) nach einem übermäßigen Genuss auf. Ich denke, wer sich für 30€/100g getrocknete Morcheln kauft, ist weniger anfällig für Gier und Fresssucht als jemand, der 2 kg Morcheln gefunden hat und dann meist frisch zubereitet.


    Da das Toxin nicht bekannt ist, lässt sich über die Stabilität einfach nichts sagen. Ebenso gibt es keine zuverlässigen Kenntnisse über die Giftigkeit einzelner Arten, zumal im Handel und vielen Pilzbüchern immer noch das veraltete Artkonzept von Spitz- und Speisemorcheln verwendet wird.


    Wolfgang

    Fakt ist, dass Morcheln und Verpeln Giftpilze sind, die wohl thermisch entgiftet werden können

    Hallo Martin,

    Fakt ist, dass die Magen-Darm-Gifte von Morcheln thermisch instabil sind. Die Nervengifte sind es eher nicht, denn neurologische Syndrome treten auch nach gut durchgegarten Mahlzeiten auf. Die Giftkonzentration scheint aber von Kollektion zu Kollektion stark zu schwanken, und/oder es gibt bei den Personen stark unterschiedliche Resilienz.


    Gyromitrin-haltige Pilzarten wie Lorcheln oder Verpeln lassen sich dagegen gut durch sorgfältiges Trocknen entgiften, und teilweise auch durch langes Erhitzen.


    Gruß,


    Wolfgang