Beiträge von Wolfgang P.

    Ist es einfach nur ein außergewöhnliches Jahr (wobei es eigentlich gar nicht so heiß und trocken war)? Oder breiten sich die wärmeliebenden tatsächlich aus?

    Hallo Schrumz,

    Das Problem ist, dass sich das nur anhand langer Datenreihen beweisen ließe, die es nicht gibt.

    Ich hatte dieses Jahr wieder mal Leucoagaricus barsii, gefühlt würde ich sagen der wird häufiger, aber es bleiben eben anekdotische Nachweise.


    Da die Extreme zunehmen, müsste es aber auf jeden Fall mehr außergewöhnliche Jahre geben (positiv und negativ). Mit den abnehmenden Westwind-Wetterlagen wird es wohl auch regional immer "ungerechter" werden (was die statistische Datenerhebung nicht leichter macht).


    Die Frage ist auch, was die "wärmeliebenden" Arten zur Fruktifikation genau brauchen. Kurzen Hitzestress mit über 35°? Einen milden Winter vorneweg? Einen im Mittelwert warmen Sommer? Schon das wird nicht für alle Arten gleich sein.


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo Bernd,

    Bei offenem Kondensor hat man wesentlich weniger Beugungseffekte, die eventuelle Feinheiten zeigen könnten.

    so wie ich das mal gelernt habe, ist es umgekehrt: eine geschlossene Blende verringert die Auflösung. Aber ich lasse mich gerne von Mikroskopikern belehren.

    Hast Du das BWB erhitzt? Nehmen die Sporen tatsächlich keine Farbe an? Hast Du ein Exsikkat?


    Der Begriff "ornamentiert" ergibt keinen Sinn, wenn man keine Bezugsgröße hat.

    Das ist korrekt. Aber die Grenze zwischen Ramariopsis und Clavulinopsis ist eine genetische. Im Schlüssel hat man leider kein sauberes Unterscheidungsmerkmal für die Gattungen.


    Am ehesten könnte man vielleicht schlüsseln:


    1 Sporen globos mit großem Apiculus und großem Öltropfen, Frk verzweigt --> Donkella ("Clavulinopsis") corniculata, umbrinella und weitere

    1* Sp anders ...2

    2 Sp unter LM glatt UND Frk unverzweigt ( aber gelegentlich büschelig) --> Clavulinopsis s.str.

    2* Sp unter LM ornamentiert ODER Frk verzweigt --> Ramariopsis


    Leider gibt es aber selten auch unverzweigte Formen im Ramariopsis subtilis agg.


    Grüße,


    Wolfgang

    erkennst Du die Gattung Clavulinopsis nicht an? Oder warum meinst Du, dass man hier schon aus der Ferne Ramariopsis sieht? Ich sehe ja, dass Du ziemlich nihilistisch eingestellt bist

    Hallo Bernd,

    doch, ich erkenne die Gattung Clavulinopsis an. Das Problem ist, dass die Arten sich bei der Grenze zwischen "Sporen glatt" und "Sporen ornamentiert" nicht um die Wellenlänge kümmern, bei der wir versuchen, diese Ornamentation zu beobachten. Einige Ramariopsis-Arten wie die rund um subtilis, zu denen Dein Fund gehört, haben Ornamentationen, die - so wie Du es machst - nicht zu sehen sind, weil sie zu nah an der Beobachtungsgrenze der Lichtmikroskopie sind. Auf dem Foto oben ist die Kondensorblende jedenfalls fast zu.


    Versuch' doch einfach mal die Färbung mit Baumwollblau, und öffne dann die Kondensorblende fast vollständig. Manchmal hift dann noch Chloralhydrat oder 3% KOH als Kontrastmittel. Ob die Optik, die Du benutzt, überhaupt eine ausreichende numerische Apertur hat, weiß ich nicht.


    Oder Du suchst jemanden, der die Sporen mit REM anguckt.


    Gruß,


    Wolfgang

    Joana_ von mir mal ein ganz dickes Lob, mit wieviel Einsatz und Geduld Du hier versuchst, forstwirtschaftliche Perspektiven zu vertreten.


    Nicht alles, was Du schreibst, deckt sich mit meinen subjektiven Erfahrungen, aber ich teile die Überzeugung, dass Fakten die Basis für Meinungen sein müssen. Und dass wir uns in so aufgeregten Zeiten viel mehr gegenseitig zuhören müssen.


    Daher vielen Dank und ich freue mich darauf, weiter von Dir zu lesen!


    Wolfgang

    Hatte jetzt wirklich ein schlechtes Gewissen.

    Hallo Malker,

    Du hast ja nicht "den Pilz" gepflückt, sondern nur einen seiner Fruchtkörper. Der Pilz lebt im Boden.

    Ein wirklich schlechtes Gewissen müsstest Du haben, wenn Du die Kiefer gefällt hättest.


    Wolfgang

    Hallo an alle,

    in der Gattung Leucopaxillus gibt es neben giganteus noch eine Reihe weiterer weißer Arten, die zumeist selten sind.

    Da gibt es so Namen wie z.B. albissimus oder albolutaceus. Deren Speisewert/Verträglichkeit ist unbekannt.


    Gerade wenn sie stämmig, aber nicht riesig genug für giganteus sind, müsste man sie wohl mikroskopieren, ob die Sporen ornamentiert sind.


    Eine Essensfreigabe gäbe es von mir als PSV jedenfalls nicht, selbst wenn ich sie vor mir liegen hätte.


    Grüße,


    Wolfgang

    Die kann man übrigens essen, aber gut kauen...

    ... die Tempotücher ???


    Beim Riesenschirmling sieht man doch ein +- starkes Röten/Bräunen, so dass ich die Gattung Chlorophyllum (Saftranschirmlinge) mit giftigen Vertretern nicht ausschließen würde.

    Die Pilze also eher nicht essen.


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo,

    nach allem was ich heute weiß, sind Wiesenkeulen aktuell nicht bestimmbar.

    Es gibt in der Natur weit mehr Arten als in der Literatur, und da geht ziemlich viel durcheinander.


    Die Schnallen sind korrekt erkannt, aber die Gattung Ramariopsis hätte man auch vom Bild ohne Mikros vermutet.

    Die Sporen haben vermutlich eine sehr feine Ornamentierung, die nur mit optimal eingestellter Optik im Lichtmikroskop zu sehen ist. Oft hilft eine Färbung mit Baumwollblau und Beobachtung in Chloralhydrat.


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo an alle

    Das ist eine ungewöhnliche Form von Entoloma serrulatum.

    Man sieht auf dem 6. Bild in Vergrößerung deutlich die dunklen, gesägten Schneiden.

    Dass E. serrulatum trichterförmig sein kann, ist ganz normal. Hier isses halt mal extrem.


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo Timm,

    Du müsstest wohl künftig zusätzlich zu Deinen künstlerischen Fotos noch eine langweilige Doku-Aufnahme machen, bei der das Licht die Farben möglichst realistisch wiedergibt. Mit Schnittbild und Hut von oben etc.

    Und ggf. einen Beleg mitnehmen.


    Schupfnudel Hypholoma mit Velum-überfasertem Hut?


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo Veronika,


    Ich bin mal mit der "Daumenkino"-Methode durch den Bildteil vom Parra, und bei lanipes hängengeblieben.

    Der hätte eine positive Schaeffer-Reaktion nur an der Stielbasis auf der Stielrinde.

    A. subperonatus hätte Pleurozystiden.

    Beide hätten mehrzellige Cheilozystiden, bei subperonatus eher zylindrisch - langgestreckt keulig, bei lanipes eher globos - keulig.


    Exsikkat machen!


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo an alle,

    ein interessanter Rätselpilz - vermutlich leider ohne Auflösung.


    Tubaria als Vorschlag gefällt mir nicht wirklich, vor allem wegen der intensiven Gelbtöne. Aber andere Braunsporer mit überfasertem Hut und spinnwebartigem Velum?

    Ich werfe mal die Gattung Gymnopilus (Flämmling) in's Rennen, aber könnte die Art nicht benennen, und gebe zu, dass die SPP-Farbe auf den Bildern etwas zu schokoladig und zu wenig rostig 'rüberkommt.


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo "Schwarzwald",

    auf jeden Fall hast Du zwei verschiedene Schirmlinge gefunden.


    der erste würde vom Bild recht gut zu cristata passen, aber wenn er nicht riecht? Dann würde ich erstmal Deine Geruchsprobe anzweifeln :P

    Aber ist die Ring-Unterseite schwarz? Dann ist es was anderes, das kenne ich nur von felina und lilacea, die aber beide nicht in Frage kommen.


    Den zweiten würde ich, wenn ich mit einem Namen aus der Hüfte schießen müsste, als "castanea" betiteln.


    PS: Es heißt, alle kleinen Schirmlinge seien giftverdächtig. Würde es in einer PSV-Prüfung ausreichen, einen Schirmling als solchen zu identifizieren und nicht freizugeben?

    Eine seriöse Schirmlingsbestimmung geht nicht ohne mikroskopische Merkmale, und damit über die PSV-Prüfung hinaus.

    Speisepilze sind da eh nicht dabei. Den Stinkschirmling und seinen Geruch kann aber auch ein PSV schon kennen.


    Gruß,


    Wolfgang

    Mich käst es immer noch an, dass Hessen sehr streng ist. Denn der Wald, in dem ich als Kind immer gespielt habe, war damals ein Truppenübungsplatz und ist jetzt Naturschutzgebiet. Das würde ich gerne genauer erkunden und kartieren, aber meine Anfrage wurde abgelehnt - egal, was dabei herauskäme, würden sie den Pflegeplan sowieso nicht ändern, und deshalb finden sie das nutzlos.

    Hi Sabine,

    Wie lange ist Deine Anfrage denn her?

    War das noch vor der Verwaltungsreform, als die Genehmigungen vom Regierungspräsidium ausstellt wurden, oder nach dem Übergang zum Hessischen Landesamt für Naturschutz (arten@hlnug.de)?


    Beim HLNUG redet man jetzt immerhin mit nicht mehr mit Verwaltungsfachangestellten, sondern mit studierten Biologen, die einer Artenliste auch dann einen gewissen Eigenwert beimessen, wenn der Pflegeplan nicht zur Überarbeitung ansteht. Tatsächlich könnte man dort auch informell vorfühlen, ob man anstelle einen Antrag zu stellen, eine Kartierungs-Beauftragung des HLNUG bekommt. Dafür gibt es zwar kein Geld, aber immerhin wäre dann das Befahren von land- und forstwirtschaftlichen Wegen inbegriffen.


    Gruß,


    Wolfgang

    Hallo an alle,


    Die Diskussion zwischen "besonders geschützten" und "streng geschützten" Arten ist für Pilze m.E. komplett irrelevant. Bei streng geschützten Arten ist es zusätzlich verboten, sie "während der Fortpflanzungs-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderungszeiten erheblich zu stören". Erkläre mir mal jemand, was das konkret für Pilze heißen soll.


    Wird das Gesetz von vielen nicht so ernst genommen?

    Gibt es Ausnahmebewilligungen und erhält man so eine relativ einfach?

    Dürfen Mitglieder eines Pilzvereins vielleicht ein, zwei Stück zwecks Bestimmung entnehmen?

    Ja, ich denke das Gesetz wird von sehr vielen Pilzfreunden nicht ernst genommen.

    Ehrlich gesagt ergibt es für Fruchtkörper ja auch nur sehr begrenzt Sinn. Leider muss man selbst studierte Biologen daran erinnern, dass die Entnahme eines Pilzfruchtkörpers den Pilz-Organismus nicht schädigt. Man schützt ja auch keinen Apfelbaum, indem man das Ernten reifer Äpfel verbietet. Natürlich ist die Sinnlosigkeit einer gesetzlichen Regelung keine Entschuldigung, sich nicht daran zu halten.


    Für Ausnahmegenehmigungen besonders geschützter Arten ist in der Regel die obere Naturschutzbehörde eines Bundeslandes zuständig. Wie die das handhabt, ist von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich. In der Regel wollen die Behörden als Gegenleistung eine Kopie der Untersuchungsergebnisse.


    Ich habe mir persönlich für die Saftlinge im Wiesbadener Goldsteintal eine Genehmigung vom Land Hessen besorgt, weil ich sie auch sequenzieren und ggf. mal publizieren will. Die Sequenzierung illegal gesammelter Proben ist mit unverhältnismäßig höheren Strafen bewehrt (Nagoya-Protokoll).


    Für die Wiesenpilztagung Lehesten war der Einschluss von Saftlingen in Bayern ein zusätzlicher Nebensatz in einer E-Mail, und es kam ein OK zurück.


    In Hessen musste ich unterschreiben, dass ich nur max. 10 Fruchtkörper pro Art, und max. 1/3 der Kollektion entnehmen werde. Diese Genehmigung hat mich zahlreiche E-Mails und Telefonate gekostet, bis ich eine mehrseitige schriftliche "Artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung" im Briefkasten hatte. Wer mal beim Saftlingstreffen dabei war und die Tausende Fruchtkörper dort gesehen hat, kann da nur schmunzeln.


    Grüße,


    Wolfgang

    Shroom! Die letzte DORIS-Veröffentlichung ist vom 5.9.25 , das nenne mal aktuell!

    Zitat

    Eine wöchentliche Mahlzeit während des ganzen Jahres mit 200 Gramm (g) Maronenröhrlingen mit 1 400 Bq Cs-137 pro kg Frischmasse (der Höchstwert in den letzten drei Jahren bei Maronenröhrlingen) führt beispielsweise zu einer zusätzlichen Strahlenexposition von etwa 0,18 mSv pro Jahr, man spricht dabei von einer Ingestionsdosis. Dies ist etwas weniger als ein Zehntel der durchschnittlichen Strahlenexposition aus natürlichen Quellen in Deutschland während eines Jahres



    Das Zitat aus DORIS: 10 kg radioaktiv belastete Maronen ( = 200g/Woche * 50 Wochen) zu essen, erzeugt also die gleiche Strahlenbelastung wie ein Flug in die USA (Hin-und Rückflug).


    Solche Relationen sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man seine eigenen Risikoabwägungen trifft.


    Gruß,


    Wolfgang

    Gibt es eigentlich irgendwo eine aktuelle und verlässliche Liste, welche Pilze wie belastet sind?

    Nein. Im DGfM Fachausschuss Toxikologie kommen wir auch immer mal auf diese Fragen, aber die Datenlage ist dünn und die Ergebnisse sind interpretationsbedürftig.


    Z.B. ist bei Cd unklar, ob es bei der Verdauung überhaupt resorbiert wird, bzw. wieweit das von der Zubereitung und individuellen Faktoren abhängt.


    Eine etwas neuere Untersuchung wäre COCCI (2006): Heavy Metals in edible mushrooms in Italy, Food Chemistry 98: 277-284


    Gruß,

    Wolfgang

    Hallo ibex,

    mein Respekt, dass Du Dich an die aktuelle Front der Inocyben-Forschung wagst!

    Jetzt hast Du eine begründete Hypothese.


    Der logisch nächste Schritt wäre, diese Bestimmung mit einer unabhängigen Methode abzusichern, also eine ITS Sequenz anfertigen zu lassen.

    Niemand wird Dir heute mit Sicherheit sagen können, ob verzweigte Zystiden nicht selten auch bei anderen Arten der Gruppe auftreten können, oder ob es vielleicht sogar noch weitere, bisher unentdeckte Arten in der Gruppe gibt.


    Gruß,

    Wolfgang

    Hallo Bernd,

    bei meinen wenigen Funden von araenosum waren die Zystiden eigentlich nicht so selten, aber um nichts zu verpassen, solltest Du von einer durchgehenden Lamelle (keiner Lamellette, die haben oft keine Zystiden!) die ganze Schneide bei kleiner Vergrößerung absuchen. Vielleicht reicht sogar das technische Setting, mit dem Du das Auflicht-Bild der 4-sporigen Basidien gemacht hast.


    Ansonsten musst Du wohl eine "forma acystidiatum" beschreiben ;)

    Sowas macht die Schlüssel nicht benutzbarer, da die Zystiden ein Merkmal der ganzen Sektion sind.


    Gruß,


    Wolfgang