Zusammenarbeit mit Giftnotruf/Krankenhäusern, Frage nach Erfahrungen

Es gibt 4 Antworten in diesem Thema, welches 150 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wutzi.

  • Hallo zusammen,


    hat hier jemand Erfahrung mit der Zusammenarbeit mit Giftnotruf / mit Krankenhäusern?

    Ich bin frisch gebackene PSV und mich interessiert hauptsächlich Giftpilze und ihre Wirkung, Syndrome (sehr detailiert).

    Weil ich in einem früheren Leben auch Rettungsdienstler war, fällt mir das verhältnismäßig leicht die Prozesse zu verstehen.

    Kürzlich habe ich einen PSV in meiner Nähe dazu befragt, diese meinte jedoch dass es keine Freude machen würde,

    sie würde da mitten in der Nacht angerufen ohne jegliche Vergütung und mikroskopieren sei ihr zu aufwändig.

    Hm.

    Ich habe halt überhaupt keine Ahnung wie das "im echten Leben" so aussieht.

    Deswegen dachte ich, vielleicht ist hier jemand der mir etwas von seinem/ihrem Leben (bezogen darauf) erzählen möchte. :)

    Auf der Seite vom Giftnotruf in meiner Nähe stand nichts dazu, deswegen hier die Frage.

    Also ich würde mich gerne auf was spezialisieren wo ich dann auch was aktiv mit machen kann (gerne mit Mikroskop),

    ich weis nur nicht ob meine Vorstellung davon irgendwie zu "blumig" war...


    Dankeschön

  • Hallo,


    bei mir war es so, dass ich nach einigen Jahren Pilzberatertätigkeit vom Giftnotruf München direkt angesprochen wurde, ob ich mich denn bereit erklären würde, für den Giftnotruf tätig zu sein.


    Vergütung außer einem "Vergeltsgott" gibt es natürlich nicht. Mikroskopieren muss man eigentlich in den wenigsten Fällen. Da sollte man aber schon fit sein und auch wissen wie man eventuellen Stärkeresten im Essen etc. umgehen können.


    Unmögliche Urzeiten und gelegentlich auch unmögliche zu beratende Leute gibt es leider schon.


    Liebe Grüße

    Christoph

  • Hallo Joana,


    ich mag die Tätigkeit für den Giftnotruf.


    Anrufe kommen tatsächlich öfters auch mal nachts, aber insgesamt sind es - zumindest bei mir in der Gegend - nicht so irre viele Anrufe. Ich glaube nicht, dass ich schon mal in irgendeinem Jahr über 25 gekommen bin.


    Davon sind wohl um die 80 % "mein Kind hat vielleicht en Stück von einem Pilz von unserem Rasen gegessen", weitere 10 % "ich bin mir ganz sicher, dass es Champignons waren, aber jetzt habe ich Bauchweh - ach, echt, es gibt giftige Champignons?!?", und weitere 10 % irgendwas anderes.


    Ich mag es, den Leuten im günstigsten Fall zu einer ruhigen Nacht zu verhelfen, oder - wenn es dumm läuft - zu einem längeren Leben.


    Rechnungen habe ich bisher erst 3x geschrieben, als es für Krankenhäuser und aufwändig war, und mikroskopiert erst zwei- oder dreimal.


    Beste Grüße

    Sabine

    100 Startguthaben minus APR-Gebühr 2024 = 90 + 3 (drittschnellstes Jokerverballern 2024) = 93 + 10 (dritter Platz APR) = 103

  • Hallo Joana,

    ich arbeite seit 25 Jahren mit der GIZ Mainz zusammen. Meist kommen die Anfragen aus der Uniklinik.


    Ich lasse mir zwar immer vom Arzt einen Patienten-Barcode mitschicken, um ggf.eine Rechnung stellen zu können, aber fast immer lässt sich die Frage in 15-30min klären, und dann wiegt mir mein organisatorischer Zusatzaufwand der Rechnungsstellung schwerer als die erwarteten Einnahmen (Spoiler für alle die den PSV-Leitfaden nicht gelesen haben: die Obergrenze für Aufwandsentschädigung ehrenamtlicher Tätigkeiten liegt bei 50€/h).


    Am Ende sind es meistens Putzreste von Karbolchampignons, oder von Kleinkindern zerfledderte und angekaute Düngerlinge, genau wie bei Sabine. Gelegentlich vermittelt die GIZ auch Personen, die den Pilzkorb kontrollieren lassen wollen.

    Die GIZ will eigentlich nur wissen, ob ein amanitinhaltiger Pilz dabei war, denn dann läuft im Krankenhaus das große Programm ab. Sonst behandelt der Arzt symptomatisch.


    Ich möchte hier bei allen PSV Werbung dafür machen, sich bei der GIZ eintragen zu lassen. Auch wenn man 2,3 mal im Jahr auch nachts angerufen wird (und man hat ja immer noch die Option nicht 'ranzugehen). Der Nutzen für den Patienten und das Gesundheitssystem ist so hoch, dass sich der Aufwand auf jeden Fall emotional lohnt.


    Grüße,


    Wolfgang

  • Hallo Joana,

    ich hatte hier einmal über drei Fälle aus der Praxis berichtet.


    Ansonsten haben Sabine und Wolfgang viel Wichtiges geschrieben. Ich empfehle die aktuelle Literatur von Flammer, insbesondere die Mykologische Notfalldiagnostik von René und Thomas Flammer.


    Es gibt Lehrgänge bei der DGfM zur Krankenhausdiagnostik.


    In Thüringen bekommen wir oft auch Anfragen aus den Krankenhäusern in Oberfranken. Offenbar ist die Zahl der dort mit der GIZ zusammenarbeitenden PSV nicht so hoch.


    Das Konservieren der Pilze bringt es mit sich, dass es auch im Winter oder Frühjahr Anfragen gibt. Auf die Möglichkeit, dass Grüne Knollenblätterpilze oder Gifthäublinge auch in der Kühltruhe schlummern könnten, sollte man vorbereitet sein.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.