Welche Chemikalien brauche ich als blutige Anfängerin?

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 321 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wolfgang P..

  • Hallo Miteinander,


    der erste Schritt ist getan: seit dem Treffen in Lehesten bin ich stolze Besitzerin eines Mikroskop :ghurra:


    Ich habe mich schon mal schlau gemacht, was ich für den Anfang unbedingt benötige:

    - Optikreinigungstücher und Isopropanol (woher?)

    - Ölimmersion (woher?)

    - Optikpinsel oder Blasebalg (woher?)

    - Miktroskopierbesteck

    - Objektträger und Deckgläschen

    - kleine Behälter


    Was sollte ich mir an Chemikalien unbedingt zulegen? Noch habe ich gar nichts.


    Ein für Anfänger verständliches Buch muss natürlich auch her.


    Im Internet habe ich schon einiges gelesen und einiges auch in den Ausgaben vom Tintling gefunden. Einen Kurs werde ich erst nächstes Jahr machen können.


    Könnt ihr mir bitte weiterhelfen? Auf der Seite Myko Bedarf habe ich einiges gesehen - aber eben nicht alles.


    Herzlichen Dank schon mal im Voraus.


    LG

    Dodo

    Die Welt ist schön, weil sie bunt ist==Gnolm16

    "Mit dem Leben ist es wie mit einem Theaterstück. Es kommt nicht darauf an, wie lang es ist, sondern wie bunt"

    (Lucius Annaeus Seneca)

  • Hallo Dodo,


    welche Chemikalien du brauchst, kann sehr individuell sein, je nachdem womit du dich beschäftigst. So aus dem Kopf sind wichtig:


    Kongorot, Baumwollblau, Melzers/Lugol, KOH


    Zum putzen kann man sich Linsenpapier zulegen oder wenn man ganz speziell ist Augenwatte. (Einige benutzen auch Wattestäbchen, aber das muss man selbst wissen)

    Isopropanol kann man im Internet beziehen. Zum Reinigen eignet sich auch niedrig siedendes Waschbenzin. Waschbenzin und Blasebalg gibt es in der Apotheke.


    Literatur ist so eine Sache. Ich weiß nicht, ob es an Anfänger gerichtete Literatur zur Pilzmikroskopie gibt. Ich selbst habe in der Mikroskopie mit Täublingen angefangen. Da konnte ich mich auf den Marxmüller konzentrieren und habe danach mikroskopiert bzw es versucht. Man hat mir hier im Forum viel Hilfe gegeben, bis ich meinen ersten Pilz bestimmen konnte.

    Ich denke, man sollte sich am Anfang schon etwas beschränken und sich nicht in den Kopf setzen, jeden Pilz bestimmen zu müssen. Es kann sogar hilfreich sein, einen Pilz zu mikroskopieren, den man schon makroskopisch bestimmt hat.

    Da schaut man einfach in der Literatur, welche Strukturen dieser Pilz aufweist und versucht sie, unterm Mikroskop zu finden.


    Gruß

    Oliver

  • Den ganzen Putzkram und Behälter brauchst Du für den Einstieg nicht. Wichtig für den Start sind Öl und ein paar Chemikalien: Melzer, KOH 3%, Kongorot, Baumwollblau sowie reines Wasser. Damit kommst Du für den Einstieg erst mal sehr weit. Als Besteck reicht Pinzette und Mikroskopiernadel. Rasierklingen gibt's überall für sehr kleines Geld.


    Als Literatur ist "Pilzmikroskopie" von Erb/Matheis empfehlenswert. Mitunter findet man das für akzeptables Geld gebraucht. In jedem Fall ist ein Kurs empfehlenswert, weil man dort in kurzer Zeit sehr viel lernt, insbesondere Grundlagen zur Funktionsweise und Bedienung des Mikroskops.


    Eine Sache ist noch erwähnenswert: wenn Du mikroskopierst, brauchst Du auch Literatur, welche die Mikromerkmale beschreibt und bestenfalls abbildet. Erwähnenswert ist die "Pilze der Schweiz", obwohl in vielen Gattungen hoffnungslos veraltet.

  • Hallo Dodo,


    als Bezugsquelle für Chemikalien zur Pilzmikroskopie hast du ja schon Myko-Service von Andreas Gminder gefunden, da gibt es eigentlich alles, was man benötigt.


    Zu den Chemikalien hat Oliver ja schon geschrieben, daß es ein wenig darauf ankommt, was man genau untersuchen möchte. Für Phytoparasiten reicht zum Beispiel meistens Leitungswasser und Immersionsöl ;) Ansonsten folgt jetzt einfach mal eine Liste mit gängigen Chemikalien und deren Anwendung.


    KOH 3%: Medium zum Mikroskopieren, löst Verkrustungen/Verklebungen, so daß man ein insgesamt lockeres Erscheinungsbild unterm Mikroskop bekommt

    Kongorot in Ammoniak: Färbemittel für Basidiomyceten aller Art. Färbt die Zellwand.

    Phloxin B: Wunderbares Färbemittel, das meiner Meinung nach viel zu selten benutzt wird. Färbt den Zellinhalt, was z.B. gerade bei Rindenpilze hilft, Strukturen gut zu erkennen

    Baumwollblau in Milchsäure: Färbemittel für Sporenornamente sowohl bei Ascomyceten und einigen Basidiomyceten

    Melzer: Iodlösung mit Chloralhydrat für den Einsatz bei Basidiomyceten

    Lugol/Baralsche Lösung: Iodlösung für den Einsatz bei Ascomyceten

    Vanillin und 65% Schwefelsäure: Damit stellt man Sulfovanillin her, was bei Russulales teilweise gebraucht wird

    Karbolfuchsin und Lactoglycerol: Zur Darstellung von inkrustierten Primordialhyphen bei Russula

    Karminessigsäure: Damit kann man Zellkerne in Sporen gut sichtbar machen, wird bei einigen wenigen Becherchen gebraucht

    Chinatusche: Damit kann man Schleimanhängsel an Sporen gut darstellen, besonders bei der Beschäftigung mit Dungpilzen sehr hilfreich


    Björn

  • Hallo Oliver, Chorknabe und Björn,

    herzlichen Dank für die vielen Tipps. Jetzt weiß ich mehr.


    Oliver

    "Es kann sogar hilfreich sein, einen Pilz zu mikroskopieren, den man schon makroskopisch bestimmt hat.

    Da schaut man einfach in der Literatur, welche Strukturen dieser Pilz aufweist und versucht sie, unterm Mikroskop zu finden."

    Genau so möchte ich starten. ==Gnolm8


    Chorknabe: nach dem "Putzkram" habe ich gefragt weil das Mikroskop ja gebraucht ist und ich beim nurmalso durchschauen einige Fusseln gesehen habe. Auch das Okular mit der Messskala, dass dem Mikroskop beiliegt, ist ziemlich "fusselig".

    So, nun werde ich mal nach der Literatur ausschau halten und mir einiges auf Weihnachten wünschen.


    LG

    Dodo

    Die Welt ist schön, weil sie bunt ist==Gnolm16

    "Mit dem Leben ist es wie mit einem Theaterstück. Es kommt nicht darauf an, wie lang es ist, sondern wie bunt"

    (Lucius Annaeus Seneca)

  • Wenn du das Mikroskop reinigen willst, solltest du dich mal genauer informieren z.B. in der Mikrofibel, die man im Mikroskopie-Forum findet. Man sollte bloß nicht zu viel aufschrauben, weil es bei einogen Sachen schwer ist, es nicht zu verschlimmern.


    Gruß

    Oliver

  • Beitrag von Dodo ()

    Dieser Beitrag wurde vom Autor aus folgendem Grund gelöscht: Hat sich erledigt:) ().
  • Hallo Dodo,


    als Mikroskopierbesteck brauche ich immer nur die Pinzette, selten mal eine Nadel. Da tut's auch eine Stecknadel oder Nähnadel. Bei der feinen Pinzette sollte man m.E. nicht sparen, der Mercedes unter den Pinzetten ist die Dumont Nr. 7. Mit der mache ich auch immer Zecken raus.


    Für die Linsen an Kondensor und Okular geht ein normales Mikrofaser-Brillenputztuch.

    Nur bei der Frontlinse des Objektivs musst Du sehr vorsichtig sein, weil jedes kleinste Kratzerchen ein Totalschaden ist.


    Isopropanol 99% braucht man für eine "Nassreinigung", die macht man besser nicht so oft. Gibts in jeder Apotheke, oft auch in Baumärkten in der Literflasche.


    Mit Objektträgern, Deckgläsern und Leitungswasser kann man schon viel machen. Die Lamellen vom Rehbraunen Dachpilz sind ein guter Start.


    Grüße,


    Wolfgang

  • Hallo,


    ich empfehle eine Kurs zu machen.


    An Literatur kann ich eine Veröffentlichung der DGfM empfehlen, in der Allerweltspilzes mikroskopiert werden - zum nachahmen sozusagen: DGfM


    Ansonsten gab es auch im Tintling eine Serie zu Mikroskopie: Tintling


    Ich habe alle normalen Objektträger und Deckgläser weggegeben oder zweckentfremdet und benutze zur Zeit nur Produkte von Marienfeld. Da war alles einwandfrei, wohin gegen alles andere, was ich probiert habe, nicht sauer oder schön war. Die produzieren meines Wissens nach auch für Zeiss.


    Richtig gut gehen auch Akkupunkturnadeln.


    Viel Erfolg

    Konstantin

  • Hallo Wolfgang

    Bei der feinen Pinzette sollte man m.E. nicht sparen, der Mercedes unter den Pinzetten ist die Dumont Nr. 7. Mit der mache ich auch immer Zecken raus.

    Meinst du damit diese

    neoLab 2-1034 DUMONT-Pinzette Nr. 7, gebogen
    Marke: neoLabEigenschaften: Original Schweizer DUMONT-Pinzetten höchster Präzision handgeschmiedet aus Inox-02 Edelstahl mit extra feinen Spitzen für Biologie,…
    techstudio.ch

    oder diese

    neoLab 2-1047 DUMONT-Pinzette aus Dumoxel, Nr. 7, gebogen, Spitzenstärke 0,03 mm
    Marke: neoLabEigenschaften: Material: Edelstahl Oberfläche/ Struktur: matt Typ Spitze: sehr spitz Typ Pinzette: FlachpinzetteStandard (geöffnet) Spitzenbreite:…
    techstudio.ch


    Ich nehme an erstere, oder?


    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo Wolfgang


    Super, danke dir für die Info und den Link. Ich habe mir nämlich schon einmal überlegt, eine etwas bessere Pinzette zu kaufen, aber CHF 120.00 wären mir dann doch zu viel gewesen. Ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob das die gleichen Pinzetten sind. Bei deinem Link steht nämlich Inox 08, bei meinem Inox 02, ansonsten wäre das ja wirklich eine extreme Abzocke in diesem Shop. Mal schauen, ob ich noch einen Schweizer Shop mit der von dir verlinkten Pinzette finde, sonst bestelle ich eben nach Österreich oder zu Freunden in Deutschland und die können sie mir dann mitnehmen.


    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo zusammen,


    so eine teure Pinzette würde ich aber keinem Anfänger empfehlen. Man stößt einmal leicht mit der Spitze irgendwo an und die Pinzette ist nicht mehr so spitz oder gerade evtl. verliert sie sogar eine Spitze.

    Günstige no name Pinzetten, die einfach ziemlich spitz sind, sind komplett ausreichend. Wer geübt ist, kann sich natürlich überlegen, eine so teure Pinzette zu kaufen.


    Gruß

    Oliver

  • Hallo Oliver

    so eine teure Pinzette würde ich aber keinem Anfänger empfehlen. Man stößt einmal leicht mit der Spitze irgendwo an und die Pinzette ist nicht mehr so spitz oder gerade evtl. verliert sie sogar eine Spitze.

    Für mich ist € 44.90 noch im Rahmen, aber das muss natürlich jeder selber wissen. Wolfgang hat jahrelange Erfahrung und wenn er empfiehlt lieber etwas mehr Geld in eine gute Pinzette zu investieren, so denke ich, spricht er eben genau aus dieser Erfahrung und ich bin dankbar für solche Tipps. Ich habe bis jetzt auch immer mit einer günstigen Pinzette gearbeitet, würde mir aber hin und wieder etwas mehr Präzision wünschen. Ob es für einen Anfänger sinnvoll ist, kann ich nicht genau beurteilen. Was ich aber nicht verstehe, ist die Sorge, dass man leicht mit der Spitze irgendwo anstösst und diese dann nicht mehr spitz sein oder gar die Spitze verlieren könnte. Ich mikroskopiere zwar erst seit knapp 1.5 Jahren, habe aber doch schon etwa 200 Pilze untersucht und ich bin noch nie irgendwo mit der Pinzette angestossen, dass irgendwie die Spitze beschädigt worden wäre. Daher kann ich diese Sorge nicht ganz teilen.


    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo zusammen,


    das mit dem Mikroskopierbesteck ist wohl auch durchaus eine Geschmacksfrage. Ich selber nutze zum Beispiel gar keine Pinzette. Das mag zum Teil daran liegen, daß ich eine Pinzette habe, die nicht wirklich scharf und präzise ist und mit der man folglich nichts so hinbekommt, wie man es gerne hätte. Stattdessen setze ich ausschließlich auf Rasierklingen und zwei Präpariernadeln. Mit den Rasierklingen mache ich einerseits radiale Schnitte der Huthaut, andererseits löse ich damit einzelne Lamellen aus einem Fruchtkörper heraus und schneide mir dann je nach Bedarf eine dünne Scheibe von der Lamellenschneide (Beurteilung von Cheilozystiden) oder aber ein schmales Rechteck aus der Lamelle (Untersuchung der Lamellentrama bei Saftlingen). Mit den beiden Präpariernadeln zerzupfe ich dann mein Präparat, nach dem ich so ein Lamellenstück gefärbt und anschließend in KOH gegeben habe. Akupunkturnadeln sind hier zwar feiner, aber leider auch zu weich um einen guten Zupfeffekt zu haben. Daneben kann man mit den Nadeln auch einen Streifen Huthaut im Wasser verschieben, so daß die Hutoverfläche dann am Ende sehr schön von links nach rechts durchs Präparat läuft.

    Ein weiteres wichtiges und noch nicht erwähntes Bestecktteil ist ein Radiergummi. Damit kann man wunderbar auf dem Deckgläschen rumklopfen und drücken (das erfordert natürlich Übung und Fingerspitzengefühl) und die Bestandteile des Präparats auseinanderdrücken. Das klappt natürlich nicht immer gleich gut: Bei Keulchen klebt gerne alles zusammen und man muß sehr feste quetschen, bei Entoloma hat man mit etwas zu viel Druck gerne direkt die Basidien an den Köpfen gesprengt.


    Björn

  • Man stößt einmal leicht mit der Spitze irgendwo an und die Pinzette ist nicht mehr so spitz oder gerade evtl. verliert sie sogar eine Spitze.

    ...ist mir auch einmal passiert. Abbrechen tut sie nicht (nicht die Ausführung aus Edelstahl), aber Verbiegen war ärgerlich genug. Konnte ich wieder gerade biegen, und dann solange mit der Pinzette 1000er Schleifpapier greifen und rausziehen, bis die beiden Backen wieder 100% plan waren. Aber ja, Präzisionsinstrumente müssen auch als solche behandelt werden.


    Ich hab' auch ein paar NoName-Pinzetten ausprobiert, aber leider waren da noch deutliche Qualitätsunterschiede. Eine gute Pinzette im Haushalt zu haben ist aber kein Fehler, selbst wenn man das Pilz-Hobby mal aufgibt. Wie gesagt kann man damit auch kleine Zecken oder Spreißel entfernen. Und wenn man sich einmal an Luxus gewöhnt hat...


    Das, was in einem billigen Mikroskopierbesteck in Etui als Pinzette dabei ist, ist jedenfalls für unsere Zwecke komplett unbrauchbar. Damit kann man vielleicht im Feld beim Fotografieren einen Grashalm entfernen.


    Mit den Rasierklingen mache ich einerseits radiale Schnitte der Huthaut, andererseits löse ich damit einzelne Lamellen aus einem Fruchtkörper heraus und schneide mir dann je nach Bedarf eine dünne Scheibe von der Lamellenschneide (Beurteilung von Cheilozystiden) oder aber ein schmales Rechteck aus der Lamelle (Untersuchung der Lamellentrama bei Saftlingen). Mit den beiden Präpariernadeln zerzupfe ich dann mein Präparat

    Sicherlich eine Frage der Arbeitsweise. Eine einzelne Lamelle herauszulösen, mache ich mit der runden Seite der Pinzette, das Zerzupfen mit der spitzen Seite (geschlossene Pinzette auflegen und sich auf dem Lamellenstück öffnen lassen). Das erfordert insgesamt weniger Geschick als mit 2 Nadeln, und geht mit einer Hand, sodass man die 2. Hand frei hat (z.B.wenn ich unter dem Bino arbeite, um den Fokus nachzustellen).


    Grüße,


    Wolfgang