Kleiner Spaziergang in Park und angrenzendem Wald

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 1.458 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Sebastian_RLP.

  • Hallo zusammen,


    war gestern in einem nahegelegenen Park eines Nachbarortes unterwegs, in welchem vorwiegend Eichen stehen. Im Anschluss ging es noch eine Runde in die angrenzenden Wälder.

    In der Summe gab es schon etwas zu finden, aber sicher keine Massen. Einige Funde hier mal an der Stelle (einzelne nicht alltäglich für mich).


    Obwohl wohl nicht selten gestern erstmals bewusst wahrgenommen:

    01 Ciboria batschiana - der braune Eichelbecherling (auf Holz- und Eichelresten)


    Nicht täuschen lassen durch die Bilder, die größten Fruchtkörper vielleicht noch 1cm. Hier also stark vergrößert.


    Sporen in Asci uniseriat und Apikalapparat in Baralscher Lösung amyloid:


    Gleich daneben anzutreffen:

    02 Hymenoscyphus fructigenus - das Fruchtschalenbecherchen (durchgehend auf alten Eichelschalen)


    viel schwerer zu fotografieren, da im mm-Bereich angesiedelt:


    Sporen länglich und biseriat im Asci angeordnet, Apikalapparat in baralscher Lösung nur schwach darstellbar (allerdings auch nur quick and dirty)


    Es gab in dem Park auch einiges an Röhrlingen, allerdings eben auch erwartbares, keine Überraschungen:

    03 Neoboletus erythropus - der flockenstielige Hexenröhrling (an verschiedenen Stellen, häufig):


    04 Leccinum scabrum - der Birkenpilz in ganz jung ein wunderschönes zeigenswertes Exemplar:


    05 Caloboletus calopus - der Schönfussröhrling (der hat mich etwas überrascht, hatte ich jetzt nicht im Park erwartet bzw. ist mir in einem Park noch nicht untergekommen, warum aber auch nicht):


    06 Hortiboletus rubellus - der Blutrote Filzröhrling


    07 Hortiboletus engelii - der Eichenfilzröhrling


    08 Fistulina hepatica - Leberreischling (schon etwas trockengeschädigt an Eiche):


    Russula gabs auch, hier mal eine Art die ich

    09 Russula faginea - Buchenheringstäubling eher Russula graveolens? mit Sporenpulver IVa (Diskussion sind unten)

    nennen würde (In der Nähe zwar Eichen, aber etwas entfernt auch Buchen)


    SPP IVb (Tafel MXM)

    Geruch Hering

    FeSO4 grün

    Geschmack mild

    Stiel weiß aber bräunend


    Sporen


    In direkter Nachbarschaft mit deutlichen Rottönen vermutlich genau derselbe (nur junge Exemplare in dieser Farbgebung). Hatte nämlich alle Eigenschaften des Nachbarn:


    09a Russula wie oben?


    ebenfalls SPP IVb (Tafel MXM)

    Geruch Hering

    FeSO4 grün

    Geschmack mild

    Stiel weiß, an Basis bräunend



    Sporen


    HDS in Kongorot NH3


    Vielleicht können nochmal die Profis draufschauen Oehrling  kuhmaul , was besseres fällt mir aber dazu nicht ein.


    Bei der folgenden Inocybe bräuchte ich auch Hilfe, vermutlich irgendeine Allerweltsart, aber ich komme irgendwie nicht zum Ergebnis:


    10 Inocybe spec. (hatte am ehesten noch an I. curvipes gedacht, aber mit vielen Fragezeichen, denn kenne ich eigentlich etwas dunkler?)


    etwas entfernt eine weitere Kollektion



    Erste Kollektion mikroskopiert: Höckersporige Inocybe (Sporenabwurf läuft, kann Messungen nachliefern) mit gedrungen fusoiden Hymenialzystiden, Kristalschopf vorhanden, dickwandig, maximal dezent gelb reagierend in KOH3.


    Kaulozystiden oft eher schlank-zylindrisch, lang. Ebenfalls mit Kristallschopf anzutreffen


    11 Abortiporus biennis - der rötende Saftwirrling (Erstfund für mich)


    12 Tricholoma ustale - der brandige Ritterling


    13 Cortinarius violaceus - der "Mitternachtspilz"


    14 Das Eselsohr


    15 der lilaschuppige Pfifferling


    Vielen Dank schonmal im Voraus für alle weiterführenden Hinweise.


    LG Sebastian

  • Hallo Sebastian,


    so sehen also richtige Pilze aus. Von denen sind mir schon einige Zeit keine mehr begegnet. Danke dafür daß ich wieder erinnert wurde wie die aussehen.


    VG Jörg

  • Hallo Sebastian,


    bitte beachten: bei Heringstäublingen habe ich generell Urlaub... bin nur Hobby-Tauben-Sezierer.

    Bei R. faginea mache ich eine Ausnahme und die hatte(n) bisher immer maximal die Sporenpulverfarbe IVa,

    also die dunkelste aller Viridantinae, deine aber IVb?


    Wenn du schreibst: "In der Nähe zwar Eichen, aber etwas entfernt auch Buchen" hätte ich eher R. graveolens (Eichen) in Betracht gezogen.

    Mir ist es selbst (ausser der Hutfarbe -grösse und der Stielbeschreibung zu R. faginea) nicht möglich, die anderen Heringstäublinge weder makroskopisch noch mikroskopisch auseinander zu halten.


    Vielleicht kommt ja noch ein wirklicher Profi wie Oehrling, Karl, Steigerwaldpilzchen etc. dazu


    Grüsse

    claus

  • Hallo lieber Claus,


    stell mal dein Licht nicht so unter den Scheffel. Ja so richtig passt es irgendwie nicht, habe auch in der Literatur gelesen BIS IVa. Hier ist es eineindeutig IVb. R.graveolens hatte ich mir eben wegen der Eichen auch angeschaut, aber der hätte ja scheinbar noch helleres SPP (nach MXM bis IIIa bzw "hellocker"). Zu vinosobrunnea passt die FeSO4-reaktion und auch anderes nicht. Ich bleibe also etwas ratlos.


    LG Sebastian

  • Hallo Sebastian

    Da hast du wirklich wieder schöne Funde gemacht. Die Sporen hast du gestackt, vermute ich -> sieht sehr gut aus. BG Andy

  • Hallo Sebastian,

    Nr. 9 sind aus meiner Sicht klare, typisch aussehende R. graveolens. Der andere, R., faginea, ist meiner Funderfahrung nach deutlich größer und nicht so dunkel gefärbt. Nr. 9b scheint eine Farbvariante von R. graveolens zu sein, welche ich aber persönlich mit dieser Färbung noch nicht gesehen habe. Von diesem Pilz sieht man halt nicht viel, da das Foto aus zu großer Entfernung gemacht wurde. Was mit dem Sporenpulver los ist, kann ich aus der Ferne nicht beurteilen. Es sollte der Vorschrift nach ungeachtet der Romagnesi-Klassierung ockergelb und nicht dottergelb oder goldgelb sein.

    Fazit: eher graveolens als faginea.

    FG

    Oehrling

    Edit: Nr. 13 ist kein Mitternachtspilz, der ist vor allem am Stiel viel zu blass gefärbt. Der Mitternachtspilz hat ein wirklich sattes, fettes Nachtviolett.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Oehrling

    Edit: Nr. 13 ist kein Mitternachtspilz, der ist vor allem am Stiel viel zu blass gefärbt. Der Mitternachtspilz hat ein wirklich sattes, fettes Nachtviolett.

    Bist du dir sicher? Was soll das denn sonst sein? Bei mir habe ich die Nadelwald-Variante vom Mitternachtspilz - Cortinarius hercynicus kürzlich gefunden. Manche verwenden Cortinarius violaceus und Cortinarius hercynicus synonym, andere trennen sie. Falls man sie trennt muss das oben aber doch wohl einer der beiden sein, oder? Zumindest wüsste ich nicht, was es sonst sein sollte. Hier noch die Fotos von meinem Fund:





    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Hallo Sebastian
    Bezüglich Nr. 9 würde ich R. faginea ebenso wie Oehrling schon makroskopisch ausschließen. Nr. 9b ist farblich zwar ungewöhnlich für R. graveolens agg. aber wie das folgende Bild zeigt durchaus möglich. (den roten Frk. habe ich separat mikroskopiert ;) ) Bezüglich der Sporenpulverfarbe stehe ich aber absolutim Dunkeln.


    LG Karl

    PS Wenn Du bei der Sporenpilverarbe sicher bist schicke Deine Aufzeichnungen doch mal an Slavomír Adamcˇík slavomir.adamcik@savba.sk
    Der hat doch die Heringe teilweise bearbeitet Xerampelinae Russula clavipes complex Adamcik Mycologia 108(4) 2016.pdf


  • Manche verwenden Cortinarius violaceus und Cortinarius hercynicus synonym, andere trennen sie.

    Auf der DGfM-Tagung in Lehesten erklärte Günter Saar in seinem Cortinarius-Vortrag, das violaceus und hercynicus dasselbe ist. Offensichtlich sind die Sequenzierer sich da mal einig geworden. Eine verlässliche Quelle dazu kann ich jetzt nicht bieten, aber wenn der Günter das sagt...


    Beste Grüße

    Harald

  • Bist du dir sicher? Was soll das denn sonst sein?

    Hallo ibex,

    vielleicht einer der über hundert violetten Dickfüße, die es so gibt?

    Für C. violaceus oder hercynicus, oder wie er nun genannt werden mag, passt mir auch die relativ glatte Hutoberfläche nicht. Vielleicht ist das Foto nach einem Starkregen aufgenommen worden. Weiß ich alles nicht.

    Im Zusammenhang mit Fotobestimmung in der Gattung Cortinarius ist "sicher sein" generell nicht die richtige Ausdrucksweise. ;)

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Oehrling


    Zuerst mal, bitte nicht falsch verstehen, denn ich schätze dein Wissen wirklich sehr und freue mich immer über deine Beiträge. Dennoch widerspreche ich aber auch, wenn ich mit etwas mal nicht einverstanden bin.

    vielleicht einer der über hundert violetten Dickfüße, die es so gibt?

    Für C. violaceus oder hercynicus, oder wie er nun genannt werden mag, passt mir auch die relativ glatte Hutoberfläche nicht.

    Bei den Dickfüssen wüsste ich keinen, der so eine intensive violette Farbe und dazu noch so einen filzig-schuppigen Hut hat. Für mich sieht die Oberfläche beim Pilz oben nämlich nicht glatt, sondern wie geschrieben fein filzig-schuppig aus.


    Im Zusammenhang mit Fotobestimmung in der Gattung Cortinarius ist "sicher sein" generell nicht die richtige Ausdrucksweise. ;)

    Da geb ich dir recht, aber du hast ja eigentlich damit angefangen, mit der Behauptung:

    Edit: Nr. 13 ist kein Mitternachtspilz, der ist vor allem am Stiel viel zu blass gefärbt.

    ;)


    Ich möchte deswegen aber jetzt keinesfalls einen Streit auslösen, sondern habe nur meine Meinung kundgetan und für mich ist das nach wie vor ein Mitternachtspilz. :)


    LG

    Benjamin

    Mit meinen Beiträgen gebe ich lediglich meine persönliche Einschätzung/Meinung ab. Sie sind nur als Vorschläge zu werten und es gibt damit insbesondere keine Verzehrsfreigaben meinerseits. Eine sichere Bestimmung sowie Verzehrsfreigabe kann nur der Pilzkontrolleur bzw. Pilzsachverständige vor Ort geben.

  • Nein, warum, ich lasse mich gerne von euch überstimmen, wenn es angesagt ist. Wenn Uwe was über einen Cortinarius sagt, ist das schon ein Pfund.

    Der Pilz entspricht zwar nicht meinem Bild vom Mitternachtspilz, aber was heißt das schon. Im übrigen wäre ich vielleicht zu einer anderen Meinung gekommen, wenn ich ihn live gesehen hätte.

    FG

    Oehrling

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  • Hallo zusammen,


    also die violaceus-Bestimmung ist sicher. Wenn ich den mal nicht mehr zugeordnet bekomme, muss ich mir glaube ich schwer Sorgen machen. Der war in der Tat schon älteren Semesters, dennoch hochgradig typisch bei Nähe betrachtet. Die Fähigkeit den von einem violetten Dickfuss zu unterscheiden darfst du mir zutrauen Oehrling. Den Begriff "Mitternachtspilz" hatte ich übrigens tatsächlich aus dem "neuen" VAPKO-Buch und finde den irgendwie wirklich treffend.


    Aber die Diskussion um den Heringstäubling finde ich ja hochspannend. Vielen vielen Dank für eure zahlreichen wertvollen Beiträge zu diesem Fund. In der Tat ist das Sporenpulver gelb, mit starkem quetschen vielleicht noch IVa, keinesfalls III, auch nicht IIIc.


    Die Buche ist sehr groß und alt, steht aber gute 15m entfernt, ansonsten nur Eichen ringsherum. Hier im Bild die Täublinge auf Höhe oder vor eher noch vor der Kiste. Die Buche der Baum im Hintergrund.


    Leider bin ich heute zu gar nichts gekommen. Werde die Pilze jedoch morgen nochmals gescheit untersuchen.


    LG Sebastian

  • Hier noch ein paar aktuelle Makrobilder:


    Die rötere Variante kommt eher klein daher:


    FeSO4


    Die andere mit einzelnen Fruchtkörpern über 10cm:

    aber nur einen Meter daneben.


    Habe übrigens in dem Artikel von Karl nachgelesen, dass faginea auch mit Quercus kann. Aber ihr hattet diesen ja makroskopisch ausgeschlossen, vermutlich wegen der dunklen Hutmitte.


    LG Sebastian

  • Und auch wegen der geringen Größe. R. faginea hat ausgewachsen schon an die 10 cm Hutbreite, diese hier sehen nach 5 bis 6 cm aus.

    FG

    Oehrling

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  • also die violaceus-Bestimmung ist sicher. Wenn ich den mal nicht mehr zugeordnet bekomme, muss ich mir glaube ich schwer Sorgen machen. Der war in der Tat schon älteren Semesters, dennoch hochgradig typisch bei Nähe betrachtet.

    Genau, du hast ihn live gesehen, ich nur das Foto, das bringt dir selbstverständlich einen großen Vorteil. Im übrigen habe ich keine Probleme damit, überstimmt zu werden, aber das hatte ich glaube ich schon geschrieben.

    FG

    Oehrling

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  • Hallo Oehrling,


    ja ich habe zu wenig Erfahrung mit den Heringstäublingen, graveolens sieht wie ihr richtig bemerkt makroskopisch der gefundenen Art deutlich ähnlicher und bezüglich der Größe gab es in der Tat nur einen wirklich großen Fruchtkörper (10cm). Alle anderen in dem Bereich wie du ihn treffend angibst: 5-6 (-7) cm.Die rötlichen wie gesagt eher deutlich unter 5cm, aber ebend mit den selben Eigenschaften.


    Vielleicht lasse ich die mal sequenzieren. Habe gestern Frischmaterial getrocknet. Wenn graveolens rauskommt ist das ja nun mal ein Hinweis darauf, dass der auch dunkleres Sporenpulver haben könnte. Den Abwurf habe ich ganz frisch gewonnen. Oder es gibt noch eine Überraschung.


    Danke dir und euch, LG Sebastian

  • Hallo zusammen,


    habe die Russula sequenzieren lassen. Beides Russula graveolens wie bereits vermutet.

    Bild 09 (bzw. die größeren Exemplare mit Purpur) 2023-2745-ALV42208 SLY2023-10-02-01 = polymorphism, 655bp ok, 100% Russula graveolens KU205301

    Bild 09a (die kleinen roten) 2023-2745-ALV42209 SLY2023-10-02-02 = ok, 99.13% Russula graveolens KU205302, 98.55% R. amoenipes AY061656


    Also kann R.graveolens SPP IVa (hatte den Sporenabwurf mehrfach wiederholt)


    LG Sebastian