Unterschied netz- und flockenstieliger Hexenröhrling?

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 29.550 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wanderer.

  • Hallo,


    ich freue mich, dieses tolle Forum gefunden zu haben. Ich bin begeisterte Pilzsammlerin, und ich glaube fest daran, dass es dieses Jahr eine gute Saison geben wird. ;)


    Leider habe ich vorhin meine Kamera im Auto gelassen. Ich fand heute neben einigen Steinpilzen, Rotfüßchen und Erlenröhrlingen wieder einmal diese herrlich gefärbten Röhrlinge in größeren Mengen, die ich leider nicht zuordnen kann.


    Die Kappen sind kräftig braun, samtig und nicht gerissen, die Röhren tief weinrot gefärbt, ebenso weinrot sind die kräftigen, teils bauchigen Stiele. Von der Form und Festigkeit her erinnern sie an Steinpilze, wachsen aber teilweise ganz dicht beieinander. Pilzbücher geben mir keinen Aufschluss. Falls die Beschreibung (wie ich vermute) nicht ausreichend ist, liefere ich morgen Fotos nach.


    Satanspilze sind es nicht, die sind von der Form her zwar ähnlich, aber bedeutend blasser, vor allen Dingen die Oberseite der Kappen kenne ich eher steingrau. Ob meine Funde blau anlaufen, weiß ich leider nicht. Die vielen Mäusefraßstellen waren zumindest nicht verfärbt.


    Vllt. hat jemand einen Tipp? Vllt. sinds weder die einen noch die anderen im Betreff genannten Pilze? Ich bin jedenfalls ratlos.


    Viele Grüße von Wanderer

  • Hallo Wanderer,


    willkommen im Forum :) Fotos wären sicherlich hilfreich, aber ich tendiere generell der Beschreibung nach zu Hexenröhrlingen.


    Der Unterschied zwischen netz- und flockenstielig leitet sich aus dem Namen ab: während der eine eine leichte Netzzeichnung am Stiel hat, findest Du beim anderen eine eher geflockte Zeichnung. Als klaren Indikator empfehle ich Dir den Anschnitt. Bläut der Pilz so hast Du mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Hexenröhrling gefunden. Das Wachsen in Gruppen ist ganz normal. Auch kannst Du auf den Geruch achten: beim Hexenröhrling ist dieser nicht sehr ausgeprägt, aber angenehm - beim Satansröhrling ist er zu Beginn im jungem Stadium kaum wahrnehmbar, aber im Alter aasartig.


    Grüße,
    Ralf

  • Hallo Wanderer!


    Willkommen!

    Zitat


    Falls die Beschreibung (wie ich vermute) nicht ausreichend ist, liefere ich morgen Fotos nach.


    Ja, tu das!

    Zitat


    Ob meine Funde blau anlaufen, weiß ich leider nicht.


    Drauf achten!

    Zitat


    Vllt. hat jemand einen Tipp? Vllt. sinds weder die einen noch die anderen im Betreff genannten Pilze?


    Vielleicht!


    Übrigens wäre ich auch an einem Foto des Erlenröhrlings interessiert. Kannst du eins machen?


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

    Link: Phalabstimmung 2023

    Link: Nanzen

  • Hallo Ralf,


    Zitat von Ralf


    Fotos vom Erlenröhrling interessieren mich auch :)


    Keine Ahnung, was WANDERER unter Erlenröhrling versteht. Mir fälltda speziell der "Erlengrübling" (Gyrodon lividus), eine "Rote Liste"-Art ein. Voilà , diese leicht bestimmbare Art:



    Grüße
    Gerd

  • Vielen Dank für eure Tipps! Ich werde gleich rausgehen und dieses Mal die Kamera schultern und einen dieser Pilze auch mal anschneiden.


    Zum Erlenröhrling: Ich habe vor 35 Jahren mal Kurse zur Pilzbestimmung belegt und damals lernte ich den Erlenröhrling zu bestimmen: Er sieht dem Lärchenröhrling täuschend ähnlich, wächst aber eben unter Erlen. Also kein exotischer, seltener Pilz.


    Bis später!


    Viele Grüße Wanderer

  • Hallo Wanderer.



    Zum Erlenröhrling: Ich habe vor 35 Jahren mal Kurse zur Pilzbestimmung belegt und damals lernte ich den Erlenröhrling zu bestimmen: Er sieht dem Lärchenröhrling täuschend ähnlich, wächst aber eben unter Erlen. Also kein exotischer, seltener Pilz.


    - Natürlich ist der "Erlengrübling" (Gyrodon lividus) kein Exot, kommt allerdings mit erheblichen Verbreitungslücken und mit nicht zu übersehender Rückgangstendenz in ganz Europa vor.


    ---> Und genau deshalb wird er mit Recht in "Roten Listen" (z.B. BRD, Schweiz, Österreich, Slovenien) mit Gefährdungsstufe 3 erwähnt.


    Zur Erinnerungeine Folie aus meinem Fundus:



    -------------------


    Doch schaut man sich die Verbreitung innerhalb der BRD an, so sind in der einzelnen Bundesländern erhebliche Unterschiede nicht zu übersehen, z.B:


    - Bayern und Baden-Württemberg (Gefährdungsstufe 3)
    - Niedersachsen ( Gefährdungsstufe 2)
    - Sachsen (Gefährdungsstufe 1)


    Mein Fazit:


    - Deine Feststellung "kein seltener Pilz" muss man m.E. relativieren.
    ---> Du solltest von einem evtl. "lokalen Verdichtungsvorkommen" (ist z.B. im Ulmer Raum zwar nicht unbedingt "häufig", aber sicher noch nicht der Gefährdungsstufe 2 zuzuodnen) auf eine regionale, landesweite oder bundesweite Verbreitung schließen.


    - Und ich kann da noch etas drauf setzen :nana: . Diese Art hat es (oh Wunder) sogar ohne den Zusatz "darf in geringen Mengen für den eigenen Bedarf der Natur entnommen werden" in die Bundesartenschutzverordnung geschafft.
    ---> Was das bedeutet ist dir hoffentlich klar.
    -------------------------------------------------


    Noch eine kleine Anmerkung zur der von dir angesprochen Verwechslungsmöglichkeit "Erlen-Grübling" (Gyrodon lividus) vs. "Lärchen-Röhrling"; ich vermute "Grauer Lärchen-Röhrlig" (Suillus viscidus), da "Gold-Röhrling" (Suillus gevillei) und "Rostroter Lärchen-Röhrling" (Suillus tridentinus) farblich eh völlig verschieden sind.


    Voilà :



    - Auch bei oberflächlicher Betrachtung und ohne die Bilder zu vergößern sehe ich gewaltige Unterschiede (würde man sogar in "Graustufenbildern" sehen) im "Röhrenanwuchs und den Velumresten". Und wenn man man die Röhren ärgert reagieren beide Arten eh unterschiedlich.


    Grüße
    Gerd

  • Gut, dass Du im Moment da bist, Gerd. Ich habe da ein kniffliges Problem mit einem Pilz, den ich gleich posten werde... heute gefunden, fotografiert, Habitatbeschreibung und mehr folgen gleich mit...


    Grüße,
    Ralf

  • genau das ist auch mein Problem der Unterscheidung, traue mich da nicht so recht ran


    anbei mal eine Bildgegenüberstellung:


    haben beide? also der flockenstielige und der netzstielige Hexenröhrling eigentlich dunkelroten Schwamm? Habe heute Unmengen beiderlei Spezies gefunden und wäre um Hilfe dankbar


    lg carpenoctem41


    PS: Übrigens waren auch Steinpilze dabei siehe Foto, da fällt die Bestimmung einfacher *grins

  • Hallo,


    heute habe ich die restlichen Pilze fotografiert. Die restlichen, denn alle größeren Exemplare von gestern fehlten an diesem Fundort.


    Hier ein noch sehr kleiner Pilz: 8717274.9e35b60d.560.jpg


    Ein paar größere Exemplare an einer anderen Stelle: 8717275.2bce691e.jpg


    Einige sehr alte Pilze: 8717278.bb2ad428.jpg


    Die Bruchstelle am Hut färbte sich binnen weniger Sekunden kräftig blau: 8717276.f9525542.560.jpg


    Und mal ein Ausschnitt vom Stiel: 8717277.f7dacfb9.560.jpg


    Sicher sind die Fotos aufschlussreicher als die gestrigen Beschreibungen.


    Zum Erlenröhrling: Meinen nächsten Fund werde ich fotografieren und von den Spezialisten unter euch fachmännisch begutachten lassen. Ich lerne gerne dazu und würde mutwillig niemals etwas der Natur entnehmen, was streng geschützt ist.


    So und jetzt helft mir bitte nochmals bei der Bestimmung des fotografierten, hier sehr häufigen Pilzes. Danke!


    Viele Grüße Wanderer

  • Danke Andreas,


    dann müsste ich mir um die nächsten Pilzmahlzeiten keine Gedanken mehr machen. Er soll ja sehr gut schmecken und ebenso bekömmlich sein.


    War Spaß. Denn nein, dafür bin ich dann doch nicht sicher genug. Welches sind denn die markantesten Unterscheidungsmerkmale gegenüber dem netzstieligen Hexenröhrling? Netz oder Flocken - ich sehe da einfach keine eindeutige Unterscheidung. Ging mir früher schon so.


    Danke schon mal für weitere Infos.


    Viele Grüße Kai

  • Hi Kai,


    Flockenstielige Hexenröhrlinge haben in der Normalform rötliche Flöckchen auf dem Stiel (aufgerissene Stielfarbe) wie auf deinen Bildern zu sehen ist. Netzstielige Hexenröhrlinge haben dagegen ein grobmaschiges Netz.


    Ein Vergleichsbild:


    Netzstieliger Hexenröhrling mit typischer Netzzeichnung:


    6s8l6d.jpg


    schöne Grüße,
    Andreas

  • Nochmals danke, Andreas.


    Warum habe ich ein Bild von einem Pilz im Kopf, der dem flockenstieligen Hexenröhrling aufs Haar gleicht? Wahrscheinlich, weil es ihn damals bei unseren vielen Exkursionen in unserer Gegend nicht gab und ich ihn somit nie in der Natur gesehen habe.


    Ist der auf deinem Foto zu sehende Pilz der Normalfall in Sachen Färbung - also kaum Rottöne? Dann kann man ihn eigentlich nicht verwechseln.


    Deine Signatur habe ich verstanden. Keine Sorge. Im Zweifelsfall lasse ich Pilze immer stehen.


    Viele Grüße Kai

  • Hallo carpenoctem41!


    Kleiner Tipp: Einfach Suchfunktion des Forums nutzen und Du kannst Dich stundenlang über Hexenröhrlinge schlaumachen ;) !


    Einige Beispiele:


    Beitrag: Hexenröhrlinge?
    Beitrag: Flocki im Miniaturformat?
    Beitrag: Netzstieliger Hexenröhrling (Boletus luridus)?
    Beitrag: Gelber Hexenröhrling?


    ...etc., etc., etc....


    Grüße, Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

    Einmal editiert, zuletzt von Fredy ()

  • Hallo Wanderer,


    heute habe ich die restlichen Pilze fotografiert. Die restlichen, denn alle größeren Exemplare von gestern fehlten an diesem Fundort.


    - Da war ein Speisesammler schneller. Denn du zeigst uns wunderschöne Details vom "Flockenstieligen Hexenröhrling" (Boletus erythropus)
    ---> dunkelbrauner Hut, rote Poren, rotflockig überhauchter kräftiger Stiel, schnelles und starkes Blauen von Poren, Fleisch, Stielrinde

    Herrlich und vielen Dank fürs Zeigen
    Gerd[hr]



    anbei mal eine Bildgegenüberstellung:


    haben beide? also der flockenstielige und der netzstielige Hexenröhrling eigentlich dunkelroten Schwamm? Habe heute Unmengen beiderlei Spezies gefunden und wäre um Hilfe dankbar


    Ja, alle "Hexenröhrlinge" haben einen roten Schwamm. Und wenn man genau hinschaut stellt man fest , dass die Röhren nicht rot sind sondern nur die Röhrenmündungen (Poren).


    Und deshalb ist bei der Gegenüberstellung nur der linke Fruchtkörper ein "Hexenröhrling", der rechte mit den "gelben Poren dürfte ein "Schönfuß-Röhrling" (Boletus calopus) (*) sein.
    (*) giftig


    Grüße
    Gerd[hr]


    Hallo Kai,


    Ist der auf deinem Foto zu sehende Pilz der Normalfall in Sachen Färbung - also kaum Rottöne? Dann kann man ihn eigentlich nicht verwechseln.


    Nein, m.E. sind die von Andreas gezeigten Farben nicht typisch, aber man sieht doch sehr gut das grobe, langestreckte Stielnetz.


    - Übrigens , du wirst beide Arten vermutlich nicht am gleichen Standort finden. Der "Flocki" bevorzugt saure Böden, der "Netzi" dagegen kalkhaltige Böden, ist allerdings im Gegensatz zum "glattstieligen Hexenröhrling" kein sicherer "Kalkzeiger". Hier zwei Bilder vom "Netzi":



    Grüße
    Gerd


    Und noch schnell ein Bild vom "Schönfuß-Röhrling (Boletus galopus):