Morchel Becherling oder nicht?

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 1.122 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tilo.

  • Guten Abend Pilzfreunde.

    Ich bin neu in Eurem Forum und würde mich freuen wenn ich Eure Erfahrung in Anspruch nehmen dürfte. Ich komme aus Pforzheim am Rand des Nordschwarzwalds und bin Regelmäßig im Wald um die Köstlichkeiten dort zu suchen.

    Heute habe ich ein glückliches Händchen gehabt und bin der Meinung dass es Morchel Becherlinge sind. Ganz sicher bin ich mir allerdings nicht und brauche Eure Meinung dazu.

    Den tüpischen Chlorgeruch kann ich nicht riechen und der Fuß kommt mir auch spanisch vor.

    Was meint ihr was ich da mühevoll gesammelt habe?

    Liebe Grüße

    Tilo

  • Hi,


    das ist Helvella acetabulum.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • oder ist der eher was fuer die Tonne?

    Hallo Tilo, deine Herangehensweise macht mich etwas traurig- ich finde die hochgerippten Becherlorcheln wunderschöne Pilze und freue mich immer wenn diese tollen Pokale finde. Aber egal ob wunderschön oder nicht, kein Pilz hat es verdient in die Tonne gekloppt zu werden nur weil er keine Köstlichkeit ist. Wenn du das nächste Mal Pilze findest, die du nicht kennst oder dir nicht ganz sicher bist könntest du dir zB auch nur ein Exemplar zu Untersuchung mitnehmen und ggf. nochmal wiederkommen bevor du vor lauter Gier den ganzen Standort abräumst und zu Hause feststellst dass sie nicht essbar sind.

    Achselzuckende Grüße

    Ingo

  • Hallo Tilo,

    das Problem liegt in dem recht respektlosen Spruch mit der Tonne, mit dem man die hier vorhandenen Pilz-Enthusiasten verärgern kann. In diesem Forum sind eher keine User unterwegs, die Pilze nicht mit dem gebührenden Respekt behandeln.

    Zu Helvella acetabulum ist zu sagen, dass man durch Trocknen und Wiedereinweichen aus jedem Becherlingsartigen (Morcheln, Lorcheln, Becherlinge) geschmacklich etwas rausholen kann, dass bei dieser Pilzgruppe aber nicht ausgeschlossen werden kann, dass es etwas Giftiges ist. Z. B. sind die Frühjahrslorchel oder der Kronenbecherling geschmacklich zwar lecker, falsch zubereitet aber lebensgefährlich giftig (Gyromitrin, Helvellasäure...). Deswegen sollte man lieber von Lorcheln und Becherlingen aller Art die Finger lassen und sich beim Sammeln auf Morcheln und Verpeln konzentrieren, deren beste Zeit in der Pforzheimer Gegend aber wohl schon vorbei ist.

    Zum Morchelbecherling ist zu sagen, dass er ganz anders aussieht. Er ist ungestielt, hat eine weißliche, körnelige Außenseite und einen fast immer eingerollten Becherrand.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Oehrling,


    Vielen Dank fuer Deine sachliche Ausfuehrungen. Das habe ich in einem Forum erwartet.

    Was ich nie verstehen werde sind Belehrungen von erwachsenen Menschen an andere Menschen...

    Zum Thema respektierlich kann ich nur sagen dass ich gegenüber Pilzen sehr respektvoll bin. Ich esse sie...der Pilz wird es allerdings nicht unbedingt respektvoll ihm gegenüber empfinden...☺️

    Nochmals herzlichen Dank.

    Gruß

    Tilo

  • das Problem liegt in dem recht respektlosen Spruch mit der Tonne,

    Hallo Ohrling

    Ich schätze deine fachliche Kenntnis, aber wo siehst du hier ein Problem? Das ist bei uns ein ganz normaler, umgangssprachlicher Satz. Man muß nicht überempfindlich reagieren, wenn jemand seinen ersten Beitrag im Forum bringt. Ist jedenfalls meine Meinung.

  • Hallo Tilo,


    Soweit ich es verstehe, ist das Problem, dass viele Menschen einen Pilz nur als wertvoll erachten, solange sie ihn essen können. Viele dieser Menschen stellen Anfragen in Pilzforen so wie dieses mit Titeln wie "kann man das essen?" oder "Ist das ein Steinpilz? Habe Hunger". Manchmal wird sogar implizit erwartet, dass die Forumsmitglieder die Verantwortung übernehmen für den Verzehr der fraglichen Pilze.

    In diesem Forum sind viele erfahrene Hobbymykologen. Das ist auf der einen Seite natürlich praktisch für die Fragesteller, weil sie von deren Wissen profitieren können.

    Für einen Mykologen ist aber jeden Pilz gleich viel wert, egal ob es ein unscheinbares kleines 1mm Kügelchen auf einem Haufen Tierdung ist oder ein wunderschöner großer Steinpilz.

    Für den Mykologen geht es um Merkmale, Bestimmung, Artabgrenzung, seltene Arten, persönliche Erstfunde, mikroskopische Merkmale usw. Die Frage der Essbarkeit rückt dabei in den Hintergrund.

    Natürlich sind viele Mykologen auch Speisepilzsammler. Dennoch ist es bei Fragen hier empfehlenswert, nicht den Eindruck entstehen zu lassen, man interessiert sich nur sehr oberflächlich für Pilze, Essbar oder Tonne so quasi... Am besten eine neutrale, "technische" Frage wie "Handelt es sich hier um Art X?" ohne Andeutungen von Verzehr, Wegwerfen etc.


    Ich bin selber recht neu hier, beschäftige mich erst seit einem Jahr intensiver mit Pilzen, aber ich glaube ich habe ein gewisses Gefühl für die "Szene" entwickelt, welche Fragen gerne gesehen sind und welche nicht usw.


    Liebe Grüße

  • Hallo Lockpicker,

    Danke fuer Deine ausfuehrliche Stellungnahme.

    Ich habe vollen Respekt von den Menschen mit solch großem Fachwissen! Das ist auch der Grund weshalb ich hier bin. Ich möchte einfach nur etwas mehr wissen als die Steinisammler.

    Ich taste mich langsam an die Thematik ran und freue mich über jeden neuen Pilz der dann auch in die Pfanne darf. Pilze die nicht fuer den Verzehr taugen dürfen im Wald bleiben. Bisher habe ich mich auf Steinis, Hexen, Trompetenpfifferlingen, Herbsttrompeten, Maipilze, Lachsreizker, Waldchampignos u. A. beschränkt. Es gibt aber sicher noch viel mehr die hervorragende Speisepilze sind. Morcheln waren dieses Jahr mein Ziel, aber in 8Wochenenden habe ich nicht eine einzige gefunden...😔

    Viele Gruesse

    Tilo

  • Ich möchte einfach nur etwas mehr wissen als die Steinisammler.

    Hallo Tilo,

    das ist toll, aber dann gib dich besser nicht wie einer, und du wirst erleben, dass dich hier niemand mehr mit einem Steiniabschnippler verwechseln und belehren wird. Wirklich nichts anderes war das Problem als dieser eine Spruch. Ich bin vor vielen Jahren auf ähnliche Weise in diesem Forum gestartet - ich wollte zum Einstieg einen Witz machen, und Zack, war ich in ein Fettnäpfchen getreten. So was geht schnell.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Tilo, Uwe und andere Mitschreiber, nachdem mein Kommentar nun mehrfach diskutiert worden ist habe ich mich entschlossen mich doch nochmal kurz zu Wort melden. In erster Linie ging es mir darum auf den Wert der Natur hinzuweisen, jenseits der Dienlichkeit für den Menschen. Normalerweise äußere ich mich nicht „politisch“ hier im Forum, ich denke die, die schon länger dabei sind wissen das. Es ging mir auch nicht darum dich Tilo zu diskreditieren- aber tatsächlich hat die Kombination aus den Worten „mühsam zusammengesammelt“ und „für die Tonne“ in meiner Interpretation Wertschätzung der Natur vermissen lassen. Falls das von dir überspitzt, humoristisch oder „lässig/ umgangssprachlich“ gemeint war habe ich das leider in den falschen Hals bekommen.

    Ich habe Situationen miterlebt zB von Menschen, die mit einem prallgefüllten Korb voller Trichterlinge zur Pilzberatung gekommen sind „weil sie so appetitlich aussehen“ oder mit einem Korb voller halbverwester Maronen. Die waren wirklich für die Tonne und wären besser im Wald geblieben.

    Natürlich ist das oft Unwissenheit aber ich denke doch leider nicht selten gepaart mit einem fehlenden Respekt für andere Wesen und der Buffetmentalität „Pilze sind kostenlos also nehm ich alles was ich tragen kann“.

    An diese Menschen wollte ich mich mit meinem Kommentar wenden und dafür werben sich zu informieren, am besten schon vor der Pilzpirsch (dafür stellt zB dieses Forum ja eine tolle Plattform dar) und für einen verantwortungsbewussten Umgang mit unserer Umwelt - auch wenn sie „kostenlos“ ist (u.a. von unbekannten Pilzen erstmal nur wenig zur Bestimmung mitnehmen, sich über seltene oder geschützte Arten im Voraus informieren, Naturschutzgebiete etc)

    Ich habe auch nichts dagegen sich ausschließlich für kulinarisch verwendbare Pilze zu interessieren- sie sind für mich genauso wertvoll wie die anderen ;) und viele Mykologen haben sicherlich so ihren Einstieg gefunden.

    Ich hoffe ich konnte meinen Hintergrund etwas mehr verständlich machen.

    Dir Tilo wünsche ich weiterhin viel Freude beim Entdecken und zu den Morcheln gibt es ein altes Pilzler- Sprichwort: „nicht du findest sie- sie finden dich!“.

    Viele Grüße

    Ingo

  • Hallo Ingo,

    vielen Dank fuer Deine kurze!? Wortmeldung...😉

    Ich gehöre bei weitem nicht zu dem Klientel die Du beschreibst. Natur war und ist mir schon mein Leben lang wichtig und ich lebe auch danach. Ich bin auf Pflanzen und Baeume spezialisiert. Pilze sind faszinierend aber meinen Doktor wollte ich nicht darüber machen...

    Ich habe es übrigens nicht übel genommen - nur gewundert.

    Ich werde mir die Tonne nächstes mal sparen. Versprochen.

    Gruß aus Pforzheim

    Tilo