Biotopschutz konkret: Mainzer Sand

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 1.385 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Navajoa.

  • Hallo an alle,


    heute gab's in Mainz eine Demo gegen den 6-spurigen Ausbau der Autobahn A643 durch die Naturschutzgebiete "Mainzer Sand" und "Lennebergwald":



    Der Mainzer Sand ist das westlichste aller östlichen Steppengebiete in Europa. Diese sind durch das typische Federgras charakterisiert. Im Hintergrund sieht man die Nähe zum Stadtrand.


    An Pilzen ist das Gebiet vor allem durch die Vielfalt an Tulostoma-Arten charakterisiert, hier T. melanocyclum:


    Der Demonstrationszug geht über die Autobahnauffahrt, vorbei am meines Wissens einzigen in Deutschland bekannten Standort von Entoloma coracis vorbei. Dieser Standort wird durch den Autobahnausbau zerstört werden.



    und hier der Pilz dazu (diese Kollektion wurde von Kai Reschke sequenziert):


    Hier noch ein Blick zurück. Links und rechts der Lennebergwald, eine Kiefern-Waldsteppe.



    Die FDP will mit einer Gesetzesänderung u.a. erreichen, dass beim Autobahnbau keine Umweltverträglichkeitsprüfung mehr stattfindet.

    Mit dem aktuellen Verkehrswegeplan sollen in 140 Autobahnprojekten u.a. 40 Naturschutzgebiete zerschnitten werden.


    Wer sich nicht wehrt, der lebt verkehrt!



    Wolfgang

  • Hi,


    sehr gute Aktion. Mein Sandkasten, der Dresdner Heller, wird mittelfristig auch einer Kiesgrube weichen müssen. Traurig aber wahr. Artenschutz zählt nix mehr in D. Straßenbau und Bergbau haben leider höhere Priorität! ==Gnolm24==Gnolm21


    l.g.

    STefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • - die Eingriffliste ließe sich noch ellenlang ergänzen: Schneekanonen gestützte Skipisten, Golfanlagen u. touristische "Highlights" wie die für über 40 Mill. geplanten Höllentalbrücken über ein FFH-Gebiet quasi hier vor meiner Haustür und noch vieles mehr.

    Da fallen mir die Lieben Grüße schwer.

    Dennoch LG Rainer

  • Eins steht fest: die FDP kriegt keine Stimme mehr von mir.

    Leider nimmt momentan keine Partei das Thema Artenschutz ernst genug. Auch den Bau von Windkraftanlagen in Wäldern sehe ich sehr kritisch - hierbei werden viele Habitate zerstückelt, was dem Artenschutz nicht zugute kommen wird. Das Problem der fehlenden Grundlast löst dieser Ausbau trotz allem auch nicht.


    Warum hat man die Photovoltaikindustrie kaputt gemacht? Ich denke, dass die Konzerne durch Lobbyismus leider eine Vormachtstellung genießen. Photovoltaikanlagen würden in jedem Fall keine Lebensräume zerstören bzw. zerstückeln, allerdings dürften bei Windparks die Kassen ordentlicher klingeln. Man muss sich nur mal reinziehen, in was für Summenbereichen sich die jährlichen Zahlungen an die Landbesitzer bewegen, welche ein Windrad auf ihrer Fläche stehen haben (Mittelwert bei ca. 40k/Jahr!). Subventioniert aus Steuergeldern.

  • Mein Sandkasten, der Dresdner Heller, wird mittelfristig auch einer Kiesgrube weichen müssen.

    Gibt es dafür gesicherte Hinweise, Stefan?

    Meines Wissens sind 125 ha FFH-Habitat. Was ist da erlaubt, was nicht?


    LG, Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

    -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Chips: 72

  • Hallo Wolfgang,

    ich drücke Dir / Euch / uns die Daumen! Ich kann da ehrlich gesagt oft nur noch fassungslos und traurig mit dem Kopf schütteln.

    Nichts hinzuzufügen ist eigentlich den Worten von Stefan Gelbhaar (verkehrspolitischer Sprecher der Grünen). Der sagte zum Vorhaben der FDP: "Eine solche Privilegierung ist für klima- und umweltschädliche Projekte wie Autobahnen weder sinnvoll noch vereinbart. Den Schutz für Klima, Umwelt und Natur allerdings infrage zu stellen, ist angesichts der miserablen Klimabilanz im Verkehrssektor geradezu bizarr."


    Obwohl dies ja ein wenig am eigentlichen Thema vorbei geht ;) , dennoch kurz zu den Windkraftanlagen. Hier in meiner Gegend gibt es relativ viele Windräder. Die allerdings stehen, trotz Wind, sehr häufig still, weil, so sagte man mir, der erzeugte Strom nicht ins Netz eingespeist werden kann. Äh - da baut man Windräder auf Teufel komm raus und vergisst dafür zu sorgen, dass der erzeugte Strom auch weiter geleitet / eingespeist werden kann?


    Liebe Grüße


    Maria

  • Gibt es dafür gesicherte Hinweise, Stefan?

    Meines Wissens sind 125 ha FFH-Habitat. Was ist da erlaubt, was nicht?


    LG, Nobi

    Hi,


    ja gibt es. Es gab vor 2-3 Jahren eine geführte Wanderung mit eine Mitarbeiterin vom Dresdner Umweltamt. Da wurde eine Karte gezeigt, wie viel Fläche vom Heller noch weggebaggert werden soll bis 2050.


    Bausand ist eine sehr gute Einnahmequelle. Leider kann man mit Seesand nicht bauen, weil die Körnchen rundgeschliffen sind.


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Wolfgang,

    eine gute und wichtige Aktion. Ich frage mich allerdings manchmal, wozu überhaupt noch Naturschutz- und FFH-Gebiete ausgewiesen werden, wenn sie aus wirtschaftlichen oder politischen Interessen wieder geopfert werden sollen und wozu man überhaupt noch Rote Listen führt die keine planunggsrechtliche Relvanz haben.

    Dein Rötling dürfte tatsächlich der erste Nachweis für Deutschland sein, allerdings fehlen die Leptonien aus FE 5b noch in der Taxaliste von Mykis und auf Pilze Deutschland. Eine Bearbeitung macht aber auch erst Sinn, wenn die mehrfach zitierte Arbeit (Dima et al. 2023) erschienen ist.

    LG Karl

  • N'abend in die Runde.


    In Sachsen ist schon mal ein ganzer, immerhin 97 Hektar großer Urwald mehr oder weniger unbemerkt verschwunden - der Urwald Weißwasser. Dieser Urwald entstand vor Jahrhunderten aus der Jagdleidenschaft des Adels, die dort in einem natürlichen Wald ihr Wild schießen wollten. Deswegen wurde dieses Waldgelände nicht zur reinen Nutzholz-Fläche.


    Dem forstwirtschaftlichen Raubbau fiel dieser Urwald damit nicht zum Opfer, aber dann der neuzeitlichen Braunkohlegewinnung. Selbst zu DDR-Zeiten wurde hier nicht eingegriffen - im Gegenteil. Im Jahr 1961 wurde das Kerngebiet des Urwaldes unter Naturschutz gestellt.


    Im Oktober 2007 wurde durch das Regierungspräsidium Dresden der Status als NSG aufgehoben, damit Vattenfall hier Kohle abbauen konnte, jetzt ist dieser Urwald verschwunden. Über 400 Jahre alte Traubeneichen, Tieflandfichten, Plattenkiefern gingen damit verloren, und auch entsprechende Pilzflora sowie Urwaldfauna, auch wenn der Tagebaubetreiber Vattenfall hier Zapfen, Samen und Stecklinge dieser alten Bäume aufsammelte und nun andernorts die Bäume nachzüchtet.


    Manches hier grenzt schon sehr an eine Art von Wahnsinn.


    Gute Nacht!

    »Experts do not exist,

    we all are beginners

    with greater or lesser knowledge.«

    Luis Alberto Parra Sánchez

  • - die Eingriffliste ließe sich noch ellenlang ergänzen: Schneekanonen gestützte Skipisten, Golfanlagen u. touristische "Highlights" wie die für über 40 Mill. geplanten Höllentalbrücken über ein FFH-Gebiet quasi hier vor meiner Haustür und noch vieles mehr.

    Da fallen mir die Lieben Grüße schwer.

    Dennoch LG Rainer

    Schlesier


    Hallo Rainer,


    ich kenne das Höllental seit Jahren und gehe dort viel Wandern. Das sich der Hofer Landrat dort ein Denkmal mit den Hängebrücken setzten will, wollte ich erst nicht glauben. Jetzt ist es Realität. Bisher haben allein die Planungen Millionen gekostet...

    Und wie hier schon geschrieben wurde, NSG, FFH, geschützte Arten – völlig bedeutungslos.


    Hier der Link zu den Brückengegnern: Initiative Höllental


    Grüße,

    Steffen