Zwei Röhrlinge mit klebrigem Hut

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 5.013 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von DieterB.

  • Hallo liebe Pilzfreunde,


    nach langer Funkstille melde ich mich wieder aus Portugal. Letztes Jahr war sehr trocken und wir hatten dementsprechend wenige Pilze. In diesem Herbst kam der Regen relativ spät, aber jetzt ist es feucht und die Pilze sprießen. Wie immer hatten wir viele Kaiserlinge und ungewöhnlich viele Steinpilze zum trocknen. Außerdem hatten wir Parasol Pilze, und ungewöhnlich früh schon die ersten Edelreitzker und Semmelstoppel Pilze. Ihr seht schon, mich interessiert nur, was man essen kann.


    Jetzt habe ich zwei Röhrlinge gefunden, die ich nicht einordnen kann. Die beiden Pilze hatten einen sehr klebrigen bzw. glitschigen Hut, deshalb hab ich auch darauf geschlossen, dass es sich um ein jüngeres und älteres Exemplar derselben Pilzart handelt. Sogar nach 24 Stunden im geheizten Raum war der Hut noch leicht klebrig. Allerdings glaube ich jetzt, dass es sich um zwei verschiedene Pilze handeln könnte. Ich stelle die beiden Pilze hier einmal in der Gegenüberstellung vor.


    Fundort: in Portugal unter Laubbäumen, Eichen, usw., auf Lehmboden


    Pilz A

    Hut: ca. 7 cm, klebrige Oberfläche, dunkelbraun mit rötlichem Stich

    Stiel: ca. 8 cm, dunkelbraun mit rötlichem Stich, schlank

    Röhren: gelblich, an manchen Stellen olivengrün, angewachsen

    Poren: relativ groß, unregelmäßig aber rundlich

    Sporen: dunkelbraun

    Schnittfläche: bräunlich im Stiel, weißlich im Hut und gelblich mit blauer Verfärbung in den Lamellen

    Geruch: neutral, nicht angenehm

    Geschmack: neutral, wässerig, am Anfang etwas unangenehm


    Pilz B

    Hut: ca. 7 cm, klebrige Oberfläche, hellbraun mit gelblichem Stich

    Stiel: ca. 8 cm, weißlich mit gelblichem Stich, keulenartig verdickt an der Basis

    Röhren: gelblich, angewachsen

    Poren: mittel-Gross, etwas unregelmäßig rundlich

    Sporen: dunkelbraun

    Schnittfläche: schmutzig weiß im Stiel, weißlich im Hut, gelblich unter der Huthaut

    Geruch: neutral, nicht angenehm

    Geschmack: neutral, wässerig, am Anfang etwas unangenehm


    Was fällt euch dazu ein?


    Liebe Grüße

    Dieter


    Pilz A (links) und Pilz B (rechts)



    Pilz A



    Pilz B


  • Hallo Dieter,


    Pilz A sieht nach Imleria badia aus. Pilz B ist etwas schwieriger zu beurteilen. Einige makroskopische Merkmale würden sehr gut zu Aureoboletus moravicus passen (Porenfarbe und -form; Tramafarbe), allerdings stört der glitschige Hut doch sehr. A. moravicus wird nur bei extrem feuchter Witterung etwas klebrig.


    Gehört der hellere Sporenabwurf zu Pilz B oder zu dem anderen? Allerdings gibst du für Pilz B auch dunkle Sporen an, was gegen moravicus spricht, der fast hyaline Sporen hat. Hast du bei Pilz B die Sporen mal gemessen bzw. den Längen-Breiten-Quotienten ermittelt?


    Ich habe beide Arten zweimal schon zusammen im thermo-xerophilem Laubwald gefunden, das wäre also von der Ökologie her möglich.


    Grüße, Jürgen

  • Hallo Jürgen,


    Ja, der hellere Sporenabdruck gehört auch zu Pilz A. Ich glaube, dass der braune Farbton bei beiden Pilzen in etwa gleich ist. Nach Stiel und Röhren zu urteilen ist Pilz A schon ein etwas älteres Exemplar. Ich hab deshalb angenommen, dass der Sporenabwurf geringer ist und damit auch der Abdruck weniger dicht und heller ist.


    Wir haben momentan eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit - besonders im Unterholz. Aber trotzdem haben andere Röhrenpilze wie Steinpilze oder Maronen immer noch einen trockenen Hut. Bei diesen beiden Pilzen ist der Hut fast schleimig wie bei Schleierlingen. Deshalb kleben Blätter und Äste am Hut.


    Liebe Grüße

    Dieter

  • Servus Dieter,


    den ersten würde ich auch als Imleria badia ansprechen. Der zweite sieht interessant aus. Das sieht sehr nach Leccinellum tlemcenense aus (= Leccinellum lepidum, der unaussprechliche name ist aber der ältere und hat Priorität). Das Fleisch müsste eigentlich erst langsam gerötet haben, um schließlich bis hin zu grauschwärzlich zu verfärben. Leccinellum tlemcenense sieht von oben gerne aus wie ein Steinpilz und hat gerne diese schmierige Huthaut, hat erst weißes Fleisch (bevor es rötet), die gelblichen Poren passen auch, der flockige Stiel, das braune Sporenpulver passt auch und die Art kommt in Portugal recht häufig vor. Ein bisserl genauer als "bei Eichen" wäre gut. Korkeiche oder Steineiche wäre der Mykorrhizapartner der Wahl.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    den Steineichenraufuß hatte ich auch in Erwägung gezogen, aber das Fehlen jeglicher Fleischverfärbung Richtung rötlich - sowohl im Bild als auch in der Beschreibung - hatte mich stark irritiert.


    Wenn Du allerdings bestätigst, dass die Verfärbung bei dieser Art (im Gegensatz etwa zum nah verwandten crocipodium) erst mit beträchtlicher Verzögerung nach dem Anschnitt einsetzen kann, dann fällt mir auch nichts anderes ein. (Ich hatte die Art selbst noch nicht in der Hand.) Gegen moravicus spricht jedenfalls - als Ausschlusskriterium - der dunkle Sporenabwurf.


    Grüße, Jürgen

  • Servus Jürgen,


    das Verfärben kann beim Steineichenraufuß etwas dauern, aber verfärben muss er, klar. Ich meine auch zu erahnen, dass in der Stielmitte schon ein kleines Bisserl Rosa kommt... Die oberflächliche Steinpilzähnlichkeit und das Sporenpulver passen sehr gut.

    Aureobletus moravicus kann es nicht sein, auch klar - da passen weder das Sporenpulver, noch die Stieloberfläche, noch die Stielform (basal abgerundet statt spindelig), noch der so deutlich schmierige Hut. Ich würde wetten, dass das Fleisch erst rot und später dunkel wurde.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo


    A, moravicus passt bei Pilz 2 nicht so gut besonderes Röhren , zu vergleichen


    A. moravicus


    -


    Lecinellum lepidium kann gut passen Röhren passen , Hut ist etwas ausgeblassen aber bei Winterung kein Wunder


    L. lepidium Röhren


    -


    Schnittfleisch bei L. lepidium 2 Minuten nach Schnitt , + - wie bei Pilz 2


    -


    Nach mehrere Minutem schwach rötet


    -


    Nach halbe Stunde schaut so


    -


    Glaube das Dieter hat sofort nach Schnitt Pilz Fotografiert und später nicht beobachtet . Möglich auch das bei Kalte Wetter Pilz braucht länger zeit zu rötet


    LG

  • Servus beli,


    sehr schöne Fotos von Leccinellum tlemcenense - sind die Bilder aus Kroatien? Auf saurem Boden?

    Und klar, A. moravicus sieht völlig anders aus.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph


    L. tlemcenense Fund ist aus Kroatien , Anfang November 2019 . Boden , schwer zu sagen , etwas höhere Lage aber ca 5 Km von Meeresküste . Dominiert Laubbäume mit nur ein paar alta Kiefern . In nähe ca 10 Meter weiter Cantharellus cibarius in große Gruppe , das bedeute muss Boden etwas säure sein ( Oberfläche ) aber auch nicht weit von Leccinellum Fund mehrere Lycoperdon echinatum .


    Etwas Interessantes über L. tlemcenense , in Beschreibung kein Infos über KOH Reaktion . Hab spontan Test gemachen , Überraschung


    KOH 20%


    Hut nix ( war sehr nass , hab nach Starke Regen über Nacht gefunden ) vielleicht bei Trockene Hut kann etwas Reagieren ?


    -


    Röhren , schöne Reaktion


    -


    Fleisch Hut und auch Stielbasis auch schöne Reaktion


    -


    LG

  • Hallo,


    ich hätte bei Pilz B auch erst auf den zweiten Blick an Leccinellum lepidum/tlemcenense gedacht, weil er doch recht hell ist. Aber wie ihr auch schon sagt, möglich ist es auf jeden Fall, und der "was-soll-es-denn-sonst-sein-Aspekt" ist auch nicht von der Hand zu weisen. Im Mittelmeergebiet allgemein häufig, ich kenne die Art sehr reichlich aus Istrien (wo dieses Jahr auch Aureoboletus moravicus recht häufig war). Und auf Dieters Bildern sind immer wieder Steineichen-Blätter zu sehen, so dass man von Quercus ilex als am Standort vorkommend ausgehen darf, denke ich.

    Wir haben übrigens Leccinellum lepidum/tlemcenense schon mehrmals in den Kursen zu Pilzpfanne verarbeitet, und noch keiner war so richtig begeistert. Aber bei solchen Alternativen auch kein Wunder, oder:



    beste Grüße,

    Andreas

  • Hallo Christoph,


    Ich glaube, du hast Recht. Leccinellum tlemcenense passt gut. Steineichen haben wir nicht, dafür umso mehr Korkeichen. Ich hatte auch an die Raufüße gedacht, aber die kommen bei uns meistens erst ab Mitte Dezember. In diesem Jahr ist wohl einiges etwas früher.


    Ich hab den Fruchtkörper leider nicht mehr, aber an Rötung im Fleisch kann ich mich nicht erinnern. Ich glaub, dass die Schnittfläche sofort schmutzig weiß war und sich danach kaum mehr verändert hat.


    Liebe Grüße

    Dieter

  • Glaube das Dieter hat sofort nach Schnitt Pilz Fotografiert und später nicht beobachtet . Möglich auch das bei Kalte Wetter Pilz braucht länger zeit zu rötet


    LG


    Hallo Beli,


    das kann schon sein. Dass er röten soll, hab ich nicht gewusst und deshalb auch nicht darauf geachtet, aber ich kenne Raufüße und weiß, dass sie nach dem Anschnitt dunkel und beim Trocknen sogar schwarz werden. Das hätte ich gemerkt. Auch kann ich mich nicht daran erinnern, dass die Raufüße eine derart wässrige Konsistenz haben. Ich dachte immer, die hätten ein recht festes Fleisch, oder täusche ich mich da?


    Lieber Grüße

    Dieter