Beiträge von Jürgen

    Hallo Schmunz, ich würde die Kandidaten wie folgt ansprechen:

    Hallo kso,


    deine Funde werden wohl bei L. scabrum am besten aufgehoben sein, insbesondere wenn man das etwas weitere Artkonzept von Den Bakker und Noordeloos zugrundelegt, das doch eine beträchtliche Variationsbreite bei Hutfarbe und Fleischrötung zulässt. Die hellhütige Form wurde auf Artebene als L. avellaneum beschrieben, ich habe sie aber auch schon zusammen mit der Stammform gefunden (siehe auch hier).



    Der Generalverdacht L. scabrum (ss. l.) gilt aber nur für den Fall, dass auch das braunhütige Exemplar unten links bzw. die beiden hellen unten rechts wirklich keinerlei Blaufärbung in der basalen Stielrinde hatten, was auf den Fotos nicht völlig ausgeschlossen werden kann. Andernfalls müsste man in Richtung L. cyaneobasileucum denken (oder ggf. L. nucatum, wie von Matthias überlegt).


    Liebe Grüße, Jürgen

    Hallo Beli,


    Blanco-Dios hat 2015 alle möglichen - europäischen - Arten der ehemaligen Boletus-Sektion Luridi zu einer Sammelgattung Suillellus umkombiniert, darunter auch poikilochromus. Schaust Du hier.


    Das war ein pauschaler nomenklatorischer Rundumschlag, der zunächst mal auf der Erkenntnis fußte, dass die (netzstieligen) "Rotporer" mit den "Steinpilzen" (Boletus ss. str.) nicht näher verwandt sind. Dass Blanco-Dios in diesem Zusammenhang irgendwelche chemotaxonomischen Diagnosen vorgenommen oder entsprechende Literaturangaben hierzu berücksichtigt hat, würde ich zu bezweifeln wagen.


    Tiefergehende molekulare phylogenetische Analysen hatten aber vorher schon gezeigt, dass die "Hexen- und Purpurröhrlinge" eine heterogene (polyphyletische) Gruppe sind, weshalb es dann praktisch zeitgleich (2014/2015) zur Aufstellung engerer Gattungskonzepte wie Imperator, Rubroboletus, Cupreoboletus, Exsudoporus etc. kam.


    Grüße, Jürgen

    Hallo Shanks,


    Deine Zweifel an X. cisalpinus sind begründet. Hinzu kommt, dass die für cisalpinus bei Fruchtkörpern dieses Reifestadiums so typische Zweifarbigkeit des Stiels fehlt: oben kräftig gelb, unten intensiv weinrot.


    Deshalb dürfte hier tatsächlich X. chrysenteron vorliegen, Dein Schnittbild zeigt graduell das für diese Art charakteristische Verfärbungsmuster, vgl. etwa hier. Auf Bild 2 sieht man am unteren Hutrand auch die für X. chrysenteron typische Hutfarbe und Rissigkeit.


    X. pruinatus, der jetzt Hochsaison hat, kommt auch in dem von Dir beschriebenen Habitat vor, kann ähnlich aussehen und verfärbt nach längerem Liegen auch im Stiel blau. Die Art hat aber in diesem Reifestadium mehr Gelb am Stiel, insgesamt kräftiger gelbes Fleisch und eine weinrote Subkutis, von der hier nichts zu erkennen ist.


    Grüße, Jürgen

    Hallo Daniel,


    bei meinen seinerzeitigen Exkursionen in Niedersachsen hatte ich mir im Vorfeld auch (neben Luftbildauswertung) diverse Weymouthskiefernbestände von Forstleuten bezeichnen lassen. Drei Wälder, die sehr vielversprechend aussahen, wo ich aber damals nicht fündig wurde, konnte ich seither wegen der großen Entfernung nicht mehr kontrollieren. Hätte mich schon noch interessiert, ob sich die Art dort mal blicken lässt.


    - ca. 50 km nw Hannover: 930 m östl. der Ortslage Weberkuhle, direkt an der B 214 (südl. der Straße) bei 52.659237, 9.080227

    - ca. 50 km nö Hannover: 2200 m ostnordöstl. der Ortslage Altensalzkoth, bei 52.747725, 10.105790

    - ca. 60 km nö Hannover: 3000 m östl. von Steinhorst, Bereich NSG Obere Lachte, Kainbach, Jafelbach, bei 52.690256, 10.451362


    Auch das nur so als Tipp. Vielleicht wirst Du ja auf eigene Faust fündig.


    Viele Grüße


    Jürgen

    Hallo Andreas,


    der Einwand stimmt, die unregelmäßigen, relativ weiten und am Stielansatz lamellig herausgezogenen Poren sind ein weiteres Argument für pulverulentus. Klassische Boleten haben rundliche bis wenig eckige (jung verstopfte) Poren mit einer Weite kaum über 1mm.


    Grüße, Jürgen

    Hallo Andreas,


    danke fürs Mikroskopieren, damit ist S. queletii aus dem Rennen.


    Ich habe mal in meinen alten pulverulentus-Daten gestöbert und bin auf folgende Kollektion gestoßen:



    So weit ist das makroskopisch gar nicht weg. Man beachte auch die vom restlichen Stiel scharf abgesetzte gelbe Zone unterhalb des Röhrenansatzes.


    Viele Grüße


    Jürgen

    Hallo Stefan,


    ich kann mich daran auch nicht erinnern, aber habe - da die Art i.d.R. bestimmungstechnisch wenig Probleme bereitet - auf dieses Merkmal keinen besonderen Fokus gerichtet.


    Wichtig ist aber, dass in vielen Beschreibungen explizit die Möglichkeit einer roten Stielbasis in der Trama erwähnt ist. Besonders prägnant etwa bei Singer (1966: 44): "Fleisch tief gelb, in der Basis oft aber nicht konstant tief rot". Und bei einer Koryphäe wie Singer darf man unterstellen, dass er pulverulentus und queletii sicher unterscheiden konnte.


    Ich stimme Dir aber zu, dass das Schnittbild doch eher nach einem Suillellus als nach einem Cyanoboletus aussieht. Die etwas gealterte Schnittfläche wirkt jetzt auch nicht so, als ob die Ausgangsfarbe der Trama wirklich tief gelb war. Kann aber der Trockenheit geschuldet sein.


    Hoffen wir, dass Andreas die Sporenmaße nachliefern kann.


    Grüße, Jürgen


    Hallo Andreas,


    das scheint dann tatsächlich auf S. queletii hinauszulaufen, wie von Stefan zuerst vorgeschlagen. Schupfnudel weist aber zurecht darauf hin, dass die makroskopische Beurteilung der Amylonreaktion mit Unsicherheiten behaftet ist.


    S. queletii hat relativ "dicke" Sporen, mit einem Längen-Breiten-Quotienten um 2,0. Falls Du ein Mikroskop zur Hand hast (oder jemanden, der eins hat), kannst Du ja noch die Sporenmaße checken. Oder falls nicht, ein Stück Röhrenschicht trocknen und aufbewahren, bis sich eine Gelegenheit zur mikroskopischen Nachprüfung ergibt.


    Grüße, Jürgen

    Sollte er aber nicht alsbald insgesamt schwarzblau anlaufen?

    "Extrem", so wie Nobi es formuliert, verfärbt cisalpinus nur im Vergleich zu anderen Rotfüßchen-Arten (von ripariellus abgesehen). Ein insgesamt schwarzblaues Anlaufen wie bei C. pulverulentus ist aber kaum zu erwarten, auch nicht nach mehreren Minuten.


    Grüße, Jürgen

    Hallo zusammen,


    also mir sieht das doch nach X. subtomentosus aus. Zusätzlich zu den von larchbolete genannten Argumenten möchte ich noch auf das sehr lebhafte Röhrengelb, die ebenso lebhaft gelbe Stielspitze und die an der Fraßstelle offenbar nicht neugebildete Huthaut hinweisen. Auch der Standort im trockenen, reinen Eichenwald spricht dafür.


    Ich meine auch einen Anflug von Blauen im Bereich des Übergangs von Hut- zu Stielfleisch zu erkennen.


    Grüße, Jürgen

    Das schweinsohr ist auch nicht lecker, wenn es ausnahmsweise mal nicht bitter ist. Es ist dann ziemlich aromalos. Keinen blassen, warum um das schweinsohr so ein kulinarischer hype tobt.

    Hallo Oehrling,


    die kulinarischen Erfahrungen scheinen da unterschiedlich zu sein. Jedenfalls kam Rose Marie Dähncke (in "Pilzsammlers Kochbuch", 2. Aufl., 1976, S. 55) zu dem Urteil: "vorzüglicher aromatischer Speisepilz von zartfleischiger Konsistenz, der sich für jegliche Zubereitung eignet"


    Ich selbst bin da vollkommen neutral, da ich das Schweinsohr noch nie gekostet habe.


    Grüße, Jürgen


    P.S.: Da war Frank schneller... :)