Riesenschirmlinge

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 2.380 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tricholomopsis.

  • Liebes Forum,


    ich habe einen sehr schönen Hexenring auf einer Wiese am Waldrand finden können bin mir aber nicht sicher um welchen Pilz es sich genau handelt.

    Ich würde mich sehr über ein paar Tipps freuen. Bei einem angefressenen Exemplar sieht man ganz gut eine rötliche Verfärbung.
    Der Ring ist meiner Meinung nach verschiebbar (bei einem ging das sehr gut bei einem anderen eher nicht so gut).

    VG

  • Servus Harald,


    Macrolepiota konradii fällt raus, weil der keinen so komplexen, dicken Ring hat. Es ist aber Macrolepiota konradii im Sinne von Gminder in Großpilze Baden-Württembergs – dabei handelt es sich um Macrolepiota rhodosperma. Und die Art vermute ich hier auch. Der Ring ist dick, aber nicht sooo komplex wie beim Parasol, die Fruchtkörper sind etwas schmächtiger, der Stiel genattert, wenn auch etwas später und weniger deutlich als beim Parasol. Das Sporenpulver sollte cremerosalich sein.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    unlängst waren die Riesenschirmlinge schon mal Gegenstand meiner Beschäftigung und irgendwie neige ich dazu anzmehmen, dass da immer noch ein wenig Verwirrung im Raume steht (zumindest bei mir). Was rhodosperma ist, ist mir bislang immer noch unklar und das der synonym mit fuliginosa sein soll, vermag ich auch nicht so recht nachvollziehen, aber von fuliginosa gibts ja auch verschiedene Auffassungen.

    Heißes Pflaster, die Macrolepioten...


    Beste Grüße

    Harald

  • Vielen Dank für eure Antworten.

    Ich weiß dass es keine Freigaben im Forum gibt aber im Prinzip deutet alles auf Macrolepioten hin und das einzige Risiko wäre, wenn diese auf oder bei einem Müllhaufen wachsen oder sehe ich das falsch?

    Wie genau ist denn verschiebbar (bezogen auf den Ring) gemeint?

    Sporenpulver ist meiner Meinung nach relativ weiß allerdings auf weißem Grund.


    VG

  • Was rhodosperma ist, ist mir bislang immer noch unklar und das der synonym mit fuliginosa sein soll, vermag ich auch nicht so recht nachvollziehen, aber von fuliginosa gibts ja auch verschiedene Auffassungen.

    Servus Harald,


    nein, M. rhodosperma und M. (procera fm.) fuliginosa sind nicht synonym. Und Verwirrung gibt's da eigentlich keine mehr, seitdem Macrolepiota fuliginosa typisiert wurde. Einzig Vellinga hatte irrtümlich die beiden zusammengelegt. Das ist aber schon länger ad acta gelegt worden - und wie gesagt durch die Typisierungen, die erfolgt sind, obsolet geworden.


    Was Macrolepiota konradii angeht, ist im deutschsprachigen Raum ein bisserl das Problem, dass dort eine Art aus dem Umfeld von Macrolepiota procera als M. konradii bezeichnet wird und viele das wohl so übernommen haben. Dabei gehört M. konradii in eine andere Sektion (eben mit dünnem Ring). Die Fehlinterpretation ist insbesondere daran zu erkennen, dass Gminder die Kombination Macrolepiota procera var. konradii in den GPBW publiziert hat, was ja zeigt, dass er was dickringiges damit meinte.


    Mittlerweile ist es klarer - M. konradii hat den dünnen Ring. M. rhodosperma ist auch genetisch bestätigt und sicher nicht nur eine Varietät vom Parasol. Ich vermute, wenn du das, was du als M. konradii verinnerlicht hast, einfach M. rhodosperma nennst, sollte es passen. Wenn du die Auffassung in GPBW übernommen haben solltest. M. fuliginosa hingegen ist sehr nahe bei M. procera, die ITS ist jedenfalls gleich.


    Ich weiß dass es keine Freigaben im Forum gibt aber im Prinzip deutet alles auf Macrolepioten hin und das einzige Risiko wäre, wenn diese auf oder bei einem Müllhaufen wachsen oder sehe ich das falsch?

    Servus Pilzator,


    ich würde stark empfehlen, dass du die giftigen Arten (Chlorophyllum brunneum, Chlorophyllum molybdites, falls existent auch Chl. venenatum und natürlich auch Leucoagaricus nympharum) anhand ihrer Merkmale zu erkennen lernst. Chl. molybdites wächst nicht bei Komposthaufen und auch Chl. brunneum wächst nicht nur bei Komposthaufen. Leucoagaricus nympharum (Jungfern-Schirmling) wächst im Fichtenwald. Die Komposthaufenaussage stimmt folglich eh nicht.


    Wie genau ist denn verschiebbar (bezogen auf den Ring) gemeint?

    Sporenpulver ist meiner Meinung nach relativ weiß allerdings auf weißem Grund.

    Verschiebbar meint verschiebbar - der Ring ist nicht fest mit dem Stiel verwachsen und lässt sich so mit etwas Geschick verschieben. Manchmal klebt er aber auch fest und bei den dünnringigen Arten eher als bei denen mit ganz dickem Ring.


    Das Sporenpulver – relativ weiß sagt wenig aus. Auf weißem Papier ausgesport wäre richtig. Es braucht aber eine dicke Lage und man betrachtet es bei Tageslicht im Schatten, indem man in flachem Winkel auf das Papier schaut. Weiß würde mich dann sehr wundern.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Moin, Christoph. Danke für deine Ausführungen, das hilft mir auch. Probleme habe ich aber zugegebenermaßen M. konradii von M. mastoidea zu trennen.


    Lg.

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]

  • Moin, Christoph. Danke für deine Ausführungen, das hilft mir auch. Probleme habe ich aber zugegebenermaßen M. konradii von M. mastoidea zu trennen.


    Lg.

    Servus Schupfnudel,


    gerne :-). Und das verstehe ich, die stehen ja auch sehr nahe, M. konradii gehört ja zu den Zitzenschirmlingen i.w.S. ;)


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Nabend,

    Leucoagaricus nympharum scheint giftig zu sein?

    Im netz unterschiedliche aussagen.

    In meinem buch (der große kosmos pilzführer, hans e. Laux) gilt er als essbar?


    Chlorophyllum brunneum,
    Chlorophyllum molybdites,

    Chlorophyllum venenatum,

    Leucoagaricus nympharum,

    Bei den allen ist der stiel nicht genattert oder?


    Also bin ich doch auf der sicheren seite wenn der stiel eine natterung hat, der ring verschiebbar ist, und er nicht rötet oder ? Und der angenehme, leicht nussige geruch, kollar, etc...

    Bis jetzt habe ich es so gemacht.==zucken


    Bei macrolepiota rachodes sieht die sache schon etwas anders aus? Da der stiel nicht genattert ist, kommen die oben genannten pilze in frage als verwechslungsgefahr?

    Oder blicke ich da gerade garnicht mehr durch bei denen?


    Liebe grüße, gena

  • Hi.


    Nee, das siehst du schon richtig. Für Speiszwecke reicht es Macrolepiota als Gattung zu erkennen. Da sind die meisten mehr oder weniger genattert. Leucoagaricus nympharum gilt als unverträglich ist ungenattert und rötet nicht.. Bei den Safranschirmlingen am besten nur C. olivieri nehmen. Der geht eigentlich ganz gut zu erkennen durch die Hutschuppung. Er schmeckt nur nicht besonders finde ich. Chlorophyllum rhacodes ist auch ungenattert wie alle Safrans. C. molybdites im Freiland in Deutschland wäre wohl schon eine Publikation wert. ;)

    Bin lediglich fortgeschrittener Anfänger.
    Posts sind nicht als Essensfreigabe zu verstehen. :-]

  • hi


    Ich finde ihr habt das sehr gut erklärt. Das wird auch mir weiterhelfen.


    LG Tomas

  • Servus Harald,


    Gernot Friebes (im Tintling) greift ja gerade das aktuelle Konzept auf. Schau mal in seinen Schlüssel:



    Macrolepiota konradii findest du folglich bei den Arten nach Schlüsselpunkt 9, also den dünnringigen Arten. Ferner schreibt er ja auch:



    Oben weist er eigenns darauf hin, dass unter Schlüsselpunkt 6 (also in der Artengruppe um den Parasol) Macrolepiota rhodosperma zu finden ist:



    Ludwig malt M. konradii auf der oberen Abbildung 115.5A dünnringig, was ja auch passt. Und bei 115.5B mit umgeklapptem Ring, was so vorkommen kann - hat gernot auch bei M. mastoidea so gezeigt. Man müsste da den Ring durchschneiden, um im Profil zu sehen, dass er dünn ist. Ich denke aber, dass Ludwig - wie vor ihm auch andere - Macrolepiota rhodosperma mit in die Zeichung hat einfließen lassen - der Hutbuckel ist zu breit (dafür hat er den bei M. olivascens zu spitz gemalt) und der Stiel deutlich genattert (115.5A).


    FE4 ist nicht mehr aktuell - habe ich gerade nicht zur Hand, um querzulesen, da noch in einem Umzugskarton versteckt.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Nabend,

    Leucoagaricus nympharum scheint giftig zu sein?

    Im netz unterschiedliche aussagen.

    In meinem buch (der große kosmos pilzführer, hans e. Laux) gilt er als essbar?

    Servus gena,


    es wurde schon in der 80er Jahren aus der ehemaligen DDR von einer Vergiftung berichtet, die sowohl den Pilzberater als auch den Beratenden betraf. Der Beratene hatte sich mit den freigegebenen Jungfernschirmlingen vergiftet. Daraufhin hat der Pilzberater auch Jungfernschirmlinge verspeist und sich ebenfalls vergiftet. Es gibt auch einen bekannten Fall aus Österreich, von dem ich mitbekommen habe.


    Es ist unklar, wie oft der Jungfernschirmling schadlos gegessen wurde, da er nicht überall vorkommt und eben wie ein Safranschirmling in weiß aussieht, der nicht rötet. Ob er dann mitgenommen wird?


    Das mit dem essbar in vielen Büchern dürfte ein Rest davon sein, dass man früher glaubte, alles an "Riesenschirmlingen", also alles mit verschiebbarem Ring sei essbar. Dass der Jungfernschirmling ein Leucoagaricus ist - in der Gattung gibt es von wirklich giftig bis zumindest ab und zu Magen-Darm-Vergiftungen auslösend ja alles. Für mich ist daher der Jungfernschirmling ähnlich wie auch Chl. brunneum ein Giftpilz (den manche zu vertragen scheinen - nur kenne ich niemanden in meinem Umfeld, der Jungfernschirmlinge gegessen hätte).


    Nur "unverträglich" ist mir anhand des Vergiftungsbildes zu wenig.


    Liebe Grüße,

    Christoph