Tricholoma scalpturatum = Gilbender Erd-Ritterling

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  • Gilbender Erd-Ritterling
    Tricholoma scalpturatum (Fr.) Quél.


    Synonym:
    Agaricus flavorufus Pers., Mycologia Europaea, 3: 180, 1828
    Agaricus scalpturatus Fr., Epicrisis Systematis Mycologici: 31, 1838



    Klasse: Agaricomycetes
    Ordnung: Agaricales
    Familie: Tricholomatacae
    Gattung: Tricholoma



    Hut: 3-6 cm Breit, jung gewölbt später ausgebreitet, scharfkantig und oft leicht faseriger Rand, die Hut Oberfläche ist grau bis graubraun, fein faserig und mit dunkel graue Schüppchen bedeckt, auf Druck und beim ankratzen kann nach einiger Zeit eine gilbung zu erkennen sein, bei ältere Exemplare ist diese tipysche gelbe Färbung stärker augeprägt.


    Lamellen: Ausgebuchtet am Stiel angewachsen, leicht herablaufend, dicht stehend und sehr dünn, weiss bis grauweisslich aber nie ganz grau schon jung deutlich gilbend, im Alter nahezu graugelb.

    Stiel: Weiss bis grauweisslich, fein faserich mit leicht geflockter Spitze, deutlich gilbend, nach Befassen meist gelb- bis ockergraulich verfärbt.


    Fleisch: weiß in alter gilbend.

    Sporenpulver: weiß.


    Geruch: leicht mehlig.


    Geschmack: leicht erdig-mehlig.


    Speisewert: essbar aber nicht schmackhaft.


    Vorkommen: Juli bis November, häufig in Laub und Nadelwald auch in Parks und Weg Ränder.


    Verwechslung: Die Verwandschaft der Erd-Ritterlinge ist nicht gerade klein, mehrere Arten teilen sich einen mehr oder weniger gleiches Aussehen was öfter mal die Bestimmung erschwert.
    Der sehr ähnlichen Beringten Erd-Ritterling (Tricholoma cingulatum) besitzt einen beringten Stiel und ist daher leicht zu unterscheiden, der wichtigte Merkmal daß der Gilbender Erd-Ritterling von den anderen unterscheidet ist das gelb werdende Fleisch.
    Gefährlich ist eine verwechslung mit dem giftigen Tiger-Ritterling (Tricholoma pardinum), die Art ist meistens stämmiger und an den Lamellen hängen öfter mal kleine wasser Tröpfchen.


    Wissenwertes: Der Silbergrauer Erd-Ritterling (Tricholoma argyraceum) unterscheidet sich nur wenig vom Gilbender Erdritterling, sein Hut ist heller und weniger oder fast gar nicht beflockt, sondern besteht aus eine silbrige Faserung (daher der Name) und wächst gerne bei Birken, viele Autoren interpretieren die Art aber nicht als eigenständig sonder nur als varietät des G.Erdritterling.












    Wer noch Bilder hat her damit



    Links zu verwandten und ähnlichen Arten im Archiv:
    >Tricholoma pardinum = Tiger-Ritterling<
    >Tricholoma cingulatum = Beringte Erd-Ritterling<
    >Tricholoma terreum = Gemeiner Erd-Ritterling<
    >Tricholoma myomyces = Mausgrauer Erd-Ritterling<

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Mario!


    Jetzt echt? Tricholoma argyraceum als eigene Art?
    Ok, steht so auch bei SF zum Beispiel. Aber irgendwie... Für mich war das bislang immer nur ein Synonym.


    Kollektionen mit silbrig - faserigen Hüten habe ich irgendwie nicht auf der Platte, aber schon ein paar Mal gesehen. Oder welche mit dunkel faserigen Hüten oder welche mit silbrigen groben Schuppen. Und mit feinen solbrigen Schuppen. Oder alles durcheinander.
    Muss ich mal mehr drauf achten und Bilder machen.


    Wenn der einzige Unterschied die Hutoberfläche ist (die auch bei Tr. scalpturatum mal hübsch hell sein kann), dann wüsste ich nicht, an was man da den Artrang festmachen sollte. Gibt's da noch Unterschiede in den Mikromerkmalen?


    Denn auch Tr. scalpuratum kann doch wohl bei Birke wachsen?
    Ich kenne die Art aus reinen Kiefernbeständen, reinen Buchenbeständen, Buchen- Eichen - Mischwäldern, Buchenwäldern mit eingestreuten Kiefern oder Fichten, Birkenalleen an Wegrändern, Gestrüpp aus Hasel und Schlehen (war da vielleicht auch eine Birke anwesend?).
    Dabei auf sandigem, saurem bis schwach alkalischem Boden, Lehmboden, an nassen und trockenen Standorten, kalkhaltigen Wegrändern...
    Eine besondere Präferenz konnte ich nicht feststellen.
    Scheint irgendwie ziemlich standortvag zu sein.


    Den Mehlgeruch finde ich aber immer recht deutlich. Spätestens beim Reiben.


    Dafür tritt nach meinen Erfahrungen die Gilbung oft nur sehr zögerlich oder garnicht auf (bei jungen FK). Alte Exemplare sind dann schon am Standort vergilbt, zuerst an verletzten Stellen oder in der Hutmitte, später am Stiel (von der Basis ausgehend). Auf ein verletzungsgilben (Hutoberfläche, Lamellen und Stiel) habe ich nie weniger als 10 Stunden warten dürfen!
    Mitgenommene Exemplare gilbten meist nach Ärgern erst einen Tag später. Eine prompte Verletzungsgilbung habe ich noch nicht ein Mal beobachtet (und hatte in diesem Jahr schon etliche Kollektionen in der Hand).


    Das jedenfalls mal meine ganz persönlichen Beobachtungen zu Tr. scalpturatum.
    Ein paar Bilder gibt's auch noch.


    Kolektion aus einem reinen Buchenwald, saurer Buntsandsteinboden aber Wegrand mit Kalkschotter:

    Am nächsten Tag:


    Kollektion aus einem reinen Jungkiefernbestand, saurer Sandboden:



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    der einzige Fund den ich gemacht habe ist bei mir in Garten zwischen einigen Sträuche von Prunus spinosa, also sind meine Fund erahrungen nicht sehr relevant, ich habe mich ein bisschen durchgelesen und bin froh das du auch noch etwas dazu beiträgst, ich werde dem entsprechend noch was dazu ergänzen was den Standort angeht.


    T. argyraceum wird bei Mycobank als eigenständiger Art angegeben, wir werden sehen was der Zukunft uns anbietet und werden uns dann eine Meinung darüber machen, oder? ;)

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

    • Offizieller Beitrag


    T. argyraceum wird bei Mycobank als eigenständiger Art angegeben, wir werden sehen was der Zukunft uns anbietet und werden uns dann eine Meinung darüber machen, oder? ;)


    So machen wir das. :thumbup:
    Wie du das oben beschriebn hast, ist es wohl am besten.
    Vielleicht schreibt ja einer der Tricholoma - Auskenner noch was dazu.



    LG, Pablo.

  • Hallo Mario!

    Zitat


    ....auf druck und beim ankratzen ist eine gilbung zu erkennen


    Wie schon Pablo schreibt, auch ich habe ein promptes Verletzungsgilben nie bei der Art gesehen, glaube ich auch nicht dran.
    Die Beschreibung des Habitats

    Zitat


    ....ist bei mir in Garten zwischen einigen Sträuche von Prunus spinosa....


    allerdings kommt mir sehr bekannt vor. So, wie ihn Pablo schon gefunden hat (reine Buchenwälder, Kiefernwälder), so kenne ich das nicht. Bedeutet aber sicher nichts, denn so oft finde ich den auch nicht.
    @ Pablo: waren die Fundorte dort wenigstens an etwas lichten Stellen oder mitten im Wald?


    VG Ingo W

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    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

    Link: Phalabstimmung 2023

    Link: Nanzen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    In Buchenwäldern an Wegrändern, oder an anderen Stellen mit viel Licht. :thumbup:
    In Kiefernschonungen im Sandkasten (Viernheimer Heide) teils auch mitten im Gestrüpp und eher verschattet. Allerdings nicht tiefer als etwa zwei Meter im Bestand, eine gewisse Nähe zum offenen Gelände wird auch da bevorzugt.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo an alle,


    bin in den letzten Jahren viel über die Art gestolpert. Die "Verletzungsgilbung" setzte bei mir nur bei den Lamellen ein ca. 5 min nach Verletzung durch Druck; wenn auch nur teilweise leicht.


    l.g.


    Stefan

  • Im Pilzkompendium Bd. 3 (Erhard Ludwig) ist das eine Art. Er schreibt auch in einer Fußnote, dass sich beide Arten nicht trennen lassen. In ZMyk 68 muss es auch einen Artikel darüber geben. Die Ausgabe habe ich aber nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Heidrun.


    Nach Fungi of Northern Europe Band 4 sind Tricholoma scalpturatum, Tricholoma argyraceum und wohl auch Tricholoma inocyboides zu trennende, gute Arten. Dem liegen wohl auch Sequenzierungsergebnisse zu grunde. Wenn ich das gerade richtig im Kof habe, kann man Tricholoma scalpturatum anhand der Hutform und anhand des Velums von den beiden anderen gut trennen. Auch soll die Hutschuppung bei T. scalpturatum wohl meist stärker ausgeprägt sein und die Sporen etwas breiter.
    Die Trennung zwischen T. inocyboides und T. argyraceum ist allerdings irgendwie rätselhaft. Aber in der gesamten Gruppe (grauschuppige / faserige Ritterlinge) ist das letzte Wort wohl noch nicht gesprochen. Sequenzierung alleine ist ja auch kein Allheilmittel.



    LG, pablo.

  • Hasllo Pablo,
    Wie Du schon sagtest, die Sequenzierung kann nicht das Allheilmittel sein., Wer weiß, was da noch alles auf uns zunkommt und ob man damit in der "Feldmykologie" noch arbeitsfähig ist.
    Ich richte mich im Moment nach Ludwig. Allerdings hat auch mir einer von den Fachleuten (der Herr hat selber veröffentlicht und auch Literatur mitgewirkt) auch gesagt, dass man die beiden nicht trennt.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Heidrun!


    Durchaus verständlich!
    Zumal die Merkmale zur Unterscheidung bei Christensen / Heilmann - Clausen in der Gruppe teils auch etwas schwammig sind. Und dennoch gefällt mir das Werk sehr gut und das Konzept ist für mich in den größten Teilen gut nachvollziehbar und erscheint schlüssig.
    Solche Schwierigkeiten gibt es ja alerdings in vielen Gattungen.
    Ich bin jetzt sicher auch nicht der Extrem - Splitter, aber irgendwo schrieb Andreas Gminder mal etwas, das mich da nachdenklich gemacht hat. Da ging es wohl in erster Linie um Kartierungsdaten.
    Es ist ganz leicht, die Daten zweier getrennt dokumentierter Arten zusammenzuwerfen, wenn sich herausstellt, daß beides das Selbe ist.
    Es ist aber wahnsinnig schwer, einen Datensatz wieder auseinanderzudröseln, wenn sich herausstellt, daß lange Zeit nur eine Art kartiert wurde, wo es eigenltich zwei gab.
    Das betrifft die Kartierung, in der Folge aber auch die Forschung. Denn wer Gattungen bearbeitet, will ja auch auf einen möglichst exakten Datensatz zurückgreifen können.
    Natürlich wäre es dann aber auch sehr hilfreich, wenn man bei einer Meldung dazuschreibt, nach welcher Literatur man den Pilz bestimmt hat. Das ist dann wichtig, weil unterschiedliche Autoren ja mitunter auch unterschiedliche Artauffassungen vertreten.


    Selbst stehe ich erst am Anfang, habe mir aber vorgenommen, bei Dokumentationen so gut es geht zu trennen (kann man ja auch als Varietät oder Forma machen) und darauf hinzuweisen, welchem Autor mit welchem Gattungskonzept bei der Bestimmung strittiger Arten gefolgt wurde.



    LG, pablo.

  • Hallo zusammen,


    dann packe ich mal meinen Fund auch dazu, den ich als T. scalpturatum interpretiere.

    Der Fund stammt vom 16.10.2020 und wurde in einem Buchenwald gemacht.

    Hier sind die Bilder:

    1.


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    6.


    Gibt es eigentlich schon neue Erkenntnisse zu der Tricholoma scalpturatum bezüglich eigenständiger Art (?) und Abgrenzung ?


    VG : Thorben