Hmm... hast du auch ein Bild von oben?
Beiträge von Clavaria
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Hallo zusammen
Ich schliesse mich der Lepista-Fraktion an.
Wenn kein fruchtiger Geruch feststellbar war, könnten es auch blasse Exemplare von L. panaeolus sein.
Gruss Raphael
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Hallo zusammen
Nun ein weiterer Exkursionsbericht vom September. Im Rahmen meiner Inventar-Mission war ich im Pfynwald unterwegs und konnte diverse Sachen finden.
Einige Highlights und Risspilze:
1:
Nichts besonderes, aber ich fand die Gruppe hübsch: Agaricus augustus.
2:
Bei diesem weissen Pilzchen hatte ich schon im Feld einen Verdacht, der sich bestätigt hat: Hemimycena cucullata.
Sporen typisch fusiform.
Cheilozystiden auch fusiform und dicht gedrängt.
3:
Ein Fälbling mit Kakao-Geruch, Hebeloma theobrominum.
Sporen...
Und Zystiden, auffallend kurz für die Gattung.
4:
Lepiota magnispora, kann man auch im Feld erkennen.
Zur Absicherung habe ich einen mitgenommen, der hatte die passenden Sporen.
5:
Eine schöne Gruppe kleiner Schirmlinge, die ich als Lepiota setulosa bestimmt habe.
Sporen um 6-7x3.5-4 µm
Zystiden mehr oder weniger zylindrisch.
HDS trichodermal mit hymeniformer Unterschicht.
6:
Rhodophana nitellina agg.
Die nehme ich aus Prinzip immer mit, weil das ein Aggregat von etwa 15 Arten ist.
Vielleicht wird das ja irgendwann entschlüsselt...
Sporen 6-8 µm lang und typisch höckerig.
7:
Zhuliangomyces (Limacella) illinitus. Häufig in dem Wald, aber hier waren einige auffallend braun.
Allerdings gemischt mit reinweissen Exemplaren. Man könnte das wohl der var. ochraceus zuordnen.
Kürzlich wurde ein Doppelgänger beschrieben, Zhuliangomyces marchettii. Der scheint es aber nicht zu sein.
Das Sporenornament sieht man nur sehr undeutlich.
So, und nun noch zu meinem Risspilz-Wahn:
8:
Habitat: Bruchwald bei Betula, Pinus, Alnus.
Geruch unverletzt nach Rettich (ja, wie ein Fälbling), im Schnitt dann aber normal spermatisch.
Sporen auffallend breit, 8.5-9.5-11.3 x 5.6-6.2-7.1 µm, Q = 1.39-1.52-1.68 (n=20)
Pleurozystiden: 47-52-59 x 14-18-22 µm
Cheilozystiden ziemlich unregelmässig geformt, Abmessungen aber ähnlich wenn man nur die "normalen" misst.
Kaulozystiden nur im oberen Stieldrittel vorhanden.
Ich komme hier auf Inocybe gausapata.
9:
Gleiches Habitat wie Nr. 8. Geruch deutlich spermatisch.
Sporen auffallend klein, 6.9-7.7-8.5 x 4.4-4.8-5.2 µ, Q = 1.41-1.63-1.81 (n=20)
Pleurozystiden 46-53-67 x 13-15-18 µm
Cheilozystiden ähnlich.
Kaulozystiden an der Stielspitze: Auffallend lang, bis 120 µm.
Im unteren Drittel gibt es auch noch zystidoide Elemente, aber dünnwandig und vermutlich nicht relevant.
Hier vermute ich, dass es einfach Inocybe glabripes ist.
10:
Der könnte spannend sein. Geruch nach Bittermandel, weshalb ich es zunächst provisorisch bei Inocybe hirtella eingeordnet habe.
Aber ob das stimmt? Habitat wieder das gleiche.
Sporen: 8.0-9.2-10.5 x 5.1-5.7-6.6 µm, Q = 1.45-1.63-1.96 (n=20)
Pleurozystiden 43-50-54 x 12-14-16 µm
Cheilozystiden kleiner, 31-42-52 x 13-14-16 µm.
Kaulozystiden überall am Stiel vorhanden.
Ich schwanke zwischen Inocybe suryana und hirtella, mit Tendenz zu ersterem.
11:
Noch eine Mallocybe, die ich doch irgendwie auffällig finde. Vielleicht lässt sich da was machen?
Habitat wie oben. Geruch unauffällig.
Auffällig sind die dunklen Schüppchen am Stiel.
Sporen wie üblich nichtssagend, 8.7-9.4-10.2 x 5.0-5.5-6.1 µm, Q = 1.56-1.70-1.98 (n=20)
Zystiden sehr heteromorph: subglobose Elemente, längliche, und sehr lange, zylindrisch-keulige.
Die braunen Schüppchen am Stiel werden von verkettenen, braun pigmentierten Kaulozystiden gebildet.
Einen Namensvorschlag habe ich nicht, vor allem diese sehr langen Zystiden passen zu nichts.
LG Raphael
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Hallo zusammen
Nachdem die Tagungen und Vorträge vorbei sind, habe ich endlich wieder Zeit für ein paar Exkursionsberichte.
Auf meinem letzten alpinen Ausflug für dieses Jahr gab es doch ein paar hübsche Sachen.
Der Weg führte zeitweise durch reiche Bestände von Grünerlen, und dort findet man immer spezielle Sachen:
1:
Alnicola badia
Sporen in KOH
Zystiden typisch für die Gattung, mit relativ kurzem Hals.
2:
Alnicola submelinoides
Sporen ähnlich wie bei Nr. 1, etwas kürzer.
Die Zystiden sind aber völlig anders, keulig oder kopfig. Dadurch ist die Bestimmung sehr einfach.
3:
Auch ein typischer Erlenbegleiter, Cortinarius alnetorum.
Sporen fast fusiform, Q-Wert nahe bei 2.
HDS duplex.
Dann ein paar alpine Telamonien, die alle sequenziert werden. Da die Bestimmung eher ein Lotto ist, bringe ich die ohne Mikromerkmale.
4:
Cortinarius cf. dryadophilus
5:
Cortinarius cf. inconspicuus
6:
Cortinarius cf. subtilior
7:
Am Wegrand fand ich gleich zweimal dieses hübsche Pilzchen:
Das gehört in das Aggregat um Arrhenia acerosa. Nach der kürzlich erschienenen Publikation könnte es Arrhenia leucotricha sein.
Hier sieht man den namensgebenden weissen Filz am Stiel.
Einen Sporenabdruck habe ich nicht bekommen, aber im Lamellenpräparat gab es doch einzelne Sporen.
Ein komisches, büscheliges Cystoderma, das ich von oben zuerst für eine Gruppe Stäublinge hielt.
Eigenartig, ich habe zum ersten Mal so extrem büschelige Körnchenschirmlinge gesehen.
Es gehört wohl in die Gruppe um Cystoderma jasonis, vielleicht die var. lilacipes? Am Stiel sieht man Lilatöne.
Bei Cystoderma ist die KOH-Reaktion wichtig, hier fast schwarz.
Sporen waren schwer einzufangen, und sind bei der Gattung auch kaum nicht bedingt hilfreich.
Sphärozyten in KOH, hier ist diese rauhe Struktur wichtig.
9:
Das ist nun ganz verrückt. Etwa 200 Meter von dem anderen Cystoderma entfernt.
Genauso büschelig, Aber mit weissem Hut und weissen Stielschuppen.
Bei einigen Hüten sieht man aber auch braune Bereiche. Vielleicht eine Pigmentstörung, und die gleiche Art?
Eher nicht, wenn man die folgenden Bilder anschaut:
Hier habe ich mit KOH bewusst keine reinweisse Stelle getestet.
Die Reaktion ist rot, völlig anders als beim ersten Cystoderma.
Hier gab es sogar einen brauchbaren Sporenabwurf.
Die Sphaerozyten sind hyalin und absolut glatt.
Bei der Bestimmung bin ich ratlos. Es könnte Cystoderma jasonis var. saarenoksae sein.
10:
Braune Rötlinge muss man immer mitnehmen, es könnte ja was spezielles sein.
Aber nein, es ist Entoloma conferendum.
Ein Blick auf die Sporen reicht (ja, das Foto ist nicht das beste)
11:
Dieses weisse Pilzchen hielt ich zuerst für eine Hemimycena. Aber es ist ein Rötling, nämlich Entoloma rugosum.
Sporen wie üblich bei Entoloma.
Cheilozystiden vereinzelt vorhanden. meistens fusiform.
Am Stiel findet man zahlreiche keulige Kaulozystiden.
12:
Nur zwei, aber sie sahen am Standort irgendwie spannend aus. Waren sie dann auch.
Mit etwas Unsicherheit komme ich auf Entoloma sororpratulense.
Sporen mit abgerundeten Ecken.
Cheilozystiden fusiform mit langem Hals und dickem Bauchteil.
HDS eine Kutis mit leicht aufsteigenden Haaren.
13:
Eine schöne Gruppe von Häublingen, die ich als Galerina subclavata bestimmt habe.
Sporen recht gross für die Gattung und fast glatt.
Basidien 2- oder 1-sporig.
Cheilozystiden mit Köpfchen.
Kaulozystiden ebenso.
Und mit etwas Geduld findet man sogar kopfige Pileozystiden.
Dann zum Abschluss noch dieser merkwürdige Baum. Er hat den Habitus eines Laubbaums, ist aber eine Lärche.
Selbst wenn die Baumspitze in jungen Jahren einmal unter der Schneelast abgebrochen ist, müsste eine Lärche spitz nachwachsen.
Von diesen Lärchen wachsen an dem Standort drei Stück, und soweit bekannt gibt es sie nirgendwo sonst.
Die Einheimischen nennen sie "Kugellärchen". Eine Erklärung für diese Anomalie gibt es bisher nicht.
LG Raphael
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Hallo zusammen
Am 5. September habe ich behauptet, dass die Risspilze am Abend folgen.
Zum Glück habe ich nicht erwähnt, an welchem Abend, sonst wäre das jetzt peinlich.
Also, nun endlich:
Risspilz 1:
Hier denkt man zunächst nicht an einen Risspilz. Sie riechen auch nach nichts.
Habitat: Salix herbacea auf Kalk, ca. 2350m, 18.08.2025.
Sporen eckig-höckerig, 7.1-8.2-9.0 x 5.0-5.6-6.3 µm, Q = 1.23-1.45-1.72 (n=20)
Pleurozystiden sehr dickwandig, kräftig gelb in KOH, 45-52-67 x 10-12-13 µm.
Cheilozystiden ähnlich.
Kaulozystiden, Stiel ganz bereift.
Mit dem Aussehen und den Sporen sollte das wohl Inocybe egenula sein.
Ich weiss, dass an dieser Gruppe um I. nematoloma noch gearbeitet wird.
Vielleicht stecken hinter I. egenula auch mehrere Arten? Vermutlich lässt sich darüber jetzt nichts sagen.
Risspilz 2:
Das Foto ist völlig misslungen, tut mir leid. Geruch schwach, eher unauffällig.
Habitat: Salix herbacea, kein Kalk, 23.08.2025.
Sporen wieder mehr eckig als höckerig, 8.7-9.6-11.2 x 5.1-5.9-6.9 µm, Q = 1.39-1.63-2.06 (n=20)
Pleurozystiden mit wenig Kristallen, 58-66-77 x 13-16-18 µm.
Cheilozystiden ebenso.
Hier bin ich unschlüssig, ob das Kaulozystiden sind oder nicht. Im oberen Drittel gibt es zahlreiche solche Elemente.
Die Wände sind leicht verdickt, aber richtig metuloid sind sie nicht.
Am gleichen Standort fand ich letztes Jahr Inocybe giacomi. Könnte sie das wieder sein?
Risspilz 3:
Gleiches Habitat wie Nr. 2.
Sporen: 6.6-7.6-8.1 x 5.3-5.9-6.7 µm, Q = 1.10-1.28-1.42 (n=20)
Pleurozystiden auffallend dünnwandig, meist ohne Kristalle, mit unregelmässigem Apex, oft deutlich kopfig.
69-73-77 x 10-13-15 µm.
Cheilozystiden ähnlich, auch viele kopfig.
Im oberen Stieldrittel gibt es dünnwandige, keulige, büschelige Kaulozystiden.
Anhand der Zystiden vermute ich das in der Gruppe um Inocybe soluta.
Risspilz 4:
Wieder ein ähnliches Habitat, Salix herbacea, ohne Kalk.
Es könnte durchaus die gleiche Art wie Nr 3 sein, aber die Zystiden sind doch irgendwie anders und kürzer.
Auch die Sporen sind schlanker und schmaler.
Sporen teils höckerig, teils nur etwas unregelmässig:, 6.8-7.4-8.3 x 4.2-5.1-5.8 µm, Q = 1.22-1.46-1.76 (n=20).
Pleurozystiden recht dünnwandig, fast ohne Kristalle, kaum kopfig, 58-59-64 x 12-14-16 µm
Cheilozystiden ähnlich, einige septiert.
Im oberen Stieldrittel gibt es zahlreiche Büschel von dunklen Kaulozystiden.
Im unteren Stieldrittel nur noch dunkle Hyphen mit einzelnen keuligen Terminalzellen.
Auch das hier sollte in die Gruppe im I. soluta gehören.
Risspilz 5:
Bei Salix herbacea auf Kalk, ca. 2500m. Geruch spermatisch.
Sporen: 8.5-9.4-10.5 x 5.8-6.4-7.5 µm, Q = 1.24-1.46-1.81 (n=20)
Pleurozystiden fusiform, mit wenig ausgeprägtem Hals, 53-63-77 x 12-13-15 µm.
Cheilozystiden ähnlich.
Kaulozystiden nur im oberen Drittel vorhanden.
Hier habe ich brav nach Bon geschlüsselt und lande dort bei Inocybe tenebricoides.
Das scheint mir aber falsch zu sein, wenn ich Kühners Beschreibung lese.
Eine bessere Idee habe ich nicht.
Risspilz 6:
Ich weiss, alpine Mallocyben sind im Moment kaum bestimmbar. Die hier waren geruchlos, und wuchsen im gleichen Habtiat wie Nr. 6.
Und es ist auch keine Traumkollektion, ohne Sequenzierung wird das vermutlich nichts.
Sporen: 7.9-9.3-10.8 x 5.4-5.9-6.6 µm, Q = 1.33-1.59-1.86 (n=20)
Zystiden: Terminalzellen 12-17-27 x 8-9-11 µm, oft einfach septiert.
Stieloberfläche bedeckt von inkrustierten Hyphen.
Ich könnte mir hier Mallocybe subannulata vorstellen.
LG Raphael
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Hallo zusammen
Infolge Tagungen habe ich vergessen hier zu antworten.
Die Zystiden passen gut zu Tricholomopsis badinensis, und die Hutfarbe auch.
Abgesehen von der ausgesprochenen Seltenheit spricht eigentlich nichts dagegen.
Sicherheit bringt wohl nur eine Sequenzierung, wie so oft...
Lg Raphael
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Doch, das passt schon. Die Gattung wurde noch nicht durcheinandergewürfelt. Habe somit keine Einwände.
Lg Raphael
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Hallo Schupfi
Hast du ihn mikroskopiert? Der Standort ist zwar typisch für die Art, schliesst aber andere Arten nicht mit Sicherheit aus.
Gruss Raphael
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Hallo Frank
Polymorphismus bedeutet, dass die Sequenzqualität schlecht ist.
145 bp (Positionen) von der Sequenz sind brauchbar, normalerweise wird es ab ca. 400-500 bp interessant.
Der Treffer von 97% ist bei einer so schlechten Sequenz wenig hilfreich, das kann stimmen oder auch nicht.
Nun könnte man noch die ITS in die andere Richtung versuchen (forward), manchmal ist das Ergebnis dann besser, oder man kann beide Richtungen in einem Alignment kombinieren. Kostet nochmal Geld, ist aber eine gute Chance doch noch auf einen Namen zu kommen.
LSU ist ein anderer Marker, der für die Bestimmung bei Amanita nicht wirklich notwendig ist. Das zu machen, kostet nochmal was, aber wird dir nicht viel helfen.
Gruss Raphael
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Hallo,
Hast du auch Makrofotos von dem Pilz? Das würde die Einschätzung vereinfachen.
Allerdings kann man die HDS Struktur bei Flammulina nur gut beurteilen, wenn man entweder selbst am Mikroskop sitzt, oder es braucht ein Stacking Mikrofoto. Auf den gezeigten Bildern traue ich mir keine Einschätzung zu.
Gruss Raphael
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Hallo zusammen
Makroskopisch könnte man die beiden Gattungen schon mal verwechseln, auf den ersten Blick können die recht ähnlich sein.
Aber wie Ben schon schreibt: die hyalinen, elliptischen Sporen mit dem grossen Tropfen sind typisch für Tricholomopsis.
Gymnopilus-Sporen sehen ganz anders aus, braun, meistens warzig und im Umriss auch mehr mandelförmig.
Mit der Sporenpulverfarbe könnte man das natürlich auch klären, aber das ist jetzt gar nicht mehr nötig.
Hier zum Vergleich:
Tricholomopsis decora (die anderen Arten der Gattung sehen alle auch so aus)
Gymnopilus picreus (purpuratus hatte ich noch nicht, hat aber ähnliche Sporen).
Gruss Raphael
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Hallo Raphael, immerhin kam etwas zusammen.
Ja im Nachhinein sieht es nach viel aus.
Allerdings habe ich dafür geschätzt 35 Stunden in den Bergen verbracht und laut meiner bescheuerten App rund 90'000 Schritte zurückgelegt.
Also, wenn man noch die nicht gezeigten Telamonien und Inocyben einbezieht, weniger als eine Kollektion pro Stunde.
Letztes Jahr hatte ich so viel an einem Nachmittag...
Naja, immerhin war ich draussen und hatte Bewegung
Gruss Raphael
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Hallo Stefan
Ah guter Tipp, dann muss ich "meinen" Standort mal aufsuchen. Da gab es ihn vor sieben Jahren, seitdem habe ich keinen mehr gesehen.
Mir fehlt noch eine richtig schöne Kollektion.
Gruss Raphael
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Hallo zusammen
So schlecht wie dieses Jahr stand es noch nie in den Bergen. Naja, anderswo ist es wohl nicht viel besser.
Ich habe mal ein paar Sachen der letzten Wochen zusammengestellt.
1:
Eine lateral gestielte, terrestrisch wachsende Arrhenia aus dem acerosa-Aggregat.
Dazu gibt es eine recht neue Publikation (Voitk et al. 2020), nach der es Arrhenia svalbardensis sein könnte.
Das lässt sich aber (wie so oft) nur mit Sequenzierung bestätigen.
Die Sporenmasse (meist > 9x5.5 µm) passen nicht zu Arrhenia acerosa s.str. gemäss dem Paper:
- acerosa: (5.8)6.8–8.7(9.7) × 3.4–3.9(4.4) µm, average 7.4 × 3.8 µm
- svalbardensis: 7.8–10.6 × 4.3–6.3 µm
2:
Diese hübschen Kerlchen sind einfach zu bestimmen: Bryoglossum gracile.
Im gleichen Gebiet wächst auch Bryoglossum rehmii, das aber noch schlankere Sporen hat.
3:
Dieser alpine Trichterling hat ein gutes Jahr, ich finde ihn schon zum zweiten Mal: Clitocybe paxillus.
Typisch sind das büschelige Wachsum, wegschiebbare Lamellen wie bei Lepista, der stark hygrophane Hut, und die HDS ohne Inkrustationen.
Sporen hier in Baumwollblau
HDS rein intrazellulär pigmentiert.
4:
Etwas verregnet, aber noch bestimmbar: Infundibulicybe bresadolana.
Sporen typisch für die Gattung, tropfenförmig
HDS ohne Inkrustationen.
5:
Den habe ich schon lange gesucht. Jetzt muss ich endlich nicht mehr jedes Dryas-Polster absuchen: Rhizomarasmius epidryas.
Durch das schwindlingsartige Aussehen und das Habitat auf Silberwurz-Wurzeln unverkennbar, aber auch unter dem Mikroskop hübsch:
Sporen in Kongorot...
Cheilozystiden zylindrisch-kopfig
Pleurozystiden gibt ees zwei verschiedene. Einerseits solche, die wie die Cheilos geformt sind.
Anderseits gibt es aber auch solche koralloiden Elemente.
Pileozystiden hat er auch, aber ich hatte Mühe welche zu finden.
Stielhaare
6:
Was von oben wie ein bereifter Trichterling aussieht, ist eigentlich etwas völlig anderes: Ripartites serotinus.
Vielleicht auch eine namenlose Art, die Gattung ist miserabel bearbeitet.
Der weissliche Fruchtkörper oben wuchs mittendrin, ist aber gemeinerweise etwas anderes (Lepista irina agg.).
Sporenpulver braun, Sporen klein und warzig.
7:
Nicht alpin, aber fast: Tectella patellaris auf Grünerle.
Die Sporen sind winzig und gekrümmt.
Die Cheilozystiden recht unauffällig und kurz. Es gibt Gerüchte, dass andere Kollektionen viel viel längere Zystiden haben.
8:
Arrhenia obscurata agg. zwischen Pionier-Vegetation auf Sand.
Sporen irgendwo zwischen 9 und 11 µm lang, mit angestutztem Apikulus und rundlichem Apex.
9:
Was wie ein normaler Nabeling aussieht, war für eine Überraschung gut: Blasiphalia pseudogrisella.
Die Sporen sehen aus wie vielen Nabelingen.
Aber dieser hier hat auffällige Cheilozystiden, weshalb die Art oft auch zu Rickenella gestellt wurde.
Die ähnliches Rickenella-Arten haben aber zylindrische Sporen.
Die HDS hat keinerlei Inkrustationen.
10:
Hygrocybe aurantiosplendens hat mich sehr erfreut.
Einen Sporenabwurf wollten sie mir nicht liefern, die miserablen Sporenfotos aus einem Abwurf-Präparat erspare ich euch.
11:
Diese winzige Helvella wollte ich schon lange mal wieder finden, zuletzt hatte ich sie 2019.
Sie hat einen Durchmesser von kaum mehr als 10 mm.
Nach dem Skrede-Schlüssel schwanke ich zwischen Helvella macrosperma und Helvella alpestris, mit Tendenz zu ersterer.
Sporen wie üblich bei Helvella.
Paraphysen mit verdickten Spitzen, bringt mich auch nicht weiter.
Asci relativ breit, über 20 µm, das sollte nach Skrede ein wesentliches Merkmal sein.
Haare an der Aussenseite.
12:
Ein stark hygrophaner Trichterling bei Grünerlen. Das sollte Clitocybe dryadicola ss. orig. (= Clitocybe dionysae) sein.
Oder Clitocybe gracilipes (nom. inval.). Ganz klar ist mir der Unterschied nicht, falls es überhaupt einen gibt.
Cl. dryadicola wurde bis vor kurzem für eine andere Art verwendet, die jetzt Cl. lamoureae heisst.
Sporen wenig hilfreich.
HDS intrazellulär pigmentiert.
13:
Sarcoleotia globosa findet man nicht jeden Tag.
Die Art hat riesige Sporen.
14:
Ein Fälbling unter einem Salix-Busch. Laut hebeloma.org könnte es ein (untypisches) Hebeloma marginatulum sein.
Sporen: 10.0-10.7-11.9 x 5.8-6.1-6.3 µm, Q = 1.68-1.74-1.98, D1-2, O0-1, P0
Zystiden: L = 50-80.5 , A = 6.5-9.0 µm, M = 5.4-7.0 µm, B = 5.4-9.3 µm
Zylindrisch, aber oft bauchig (was sehr wichtig ist, sonst landet man im Nirwana).
Fragen/Korrekturen wie immer erwünscht. Die Risspilze folgen am Abend.
LG Raphael
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Hallo zusammen
Ich habe kaum Zweifel an Leucopaxillus compactus. Typisch auch das auffallend harte Fleisch das anfangs erwähnt wurde.
Diese "Dreifarbigkeit" ist nicht immer sehr deutlich. Oft ist der Farbunterschied zwischen Lamellen und Hut sehr gering.
Aber die Lamellen sind immer deutlich dunkler als der Stiel:
Die Art ist regional häufig, aber nur in bestimmten Jahren.
2021 war es hier ein Massenpilz, alle paar Meter standen welche in jedem geeigneten Wald.
Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.
Gruss Raphael
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Dann möchte ich zu diesen gegabelten Elementen bei den Kaulozystiden kommen. Bei meinem Fund gibt es einfache zweiköpfige Elemente, wie in meinem ersten Foto vom letzten Beitrag. Im Mycologia Bavarica steht aber nicht nur, dass diese gegabelt sein müssen (um z.B. I. posterula ausschliessen zu können), sondern: "fehlende segmentierte dünn- oder dickwandige, sich gabelnde Elemente bei den Caulozystiden."
Hallo Ben
Ich bin nicht sicher, ob die Kombination aus seqmentiert und gegabelt wirklich den Unterschied macht...
Mir scheint eher, dass diese Zystiden in dem Paper zu stark betont werden, weshalb man geneigt ist die Bestimmung rasch an einem vermeintlich einfachen Merkmal festzumachen.
Segmentierte Kaulos gab es bei meiner posterula und sambucella reichlich, ebenso einige gegabelte.
Allerdings habe ich nicht gründlich gesucht, ob es auch welche gab mit beiden Merkmalen.
Naja, wie gesagt, ich will cygnea auch nicht ausschliessen. Wenn sie es wirklich ist, wäre das sehr erfreulich.
Mal schauen, ob Ditte etwas dazu sagt, auf jeden Fall würde mich dein Sequenzier-Ergebnis sehr interessieren.
LG Raphael
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Hallo Raphael,
Ditte schreibt im anderen Thread, dass die Gesamtheit der Mikromerkmale passen muss, die Makroskopie ist sekundär. Genau das macht die Gruppe so schwierig.
Bezieht sich diese Aussage von Ditte auf diesen Artenkomplex, die Inocybe, oder Risspilze allgemein?
Beste Grüße
Sabine
Hallo Sabine
Beides
In einigen Bestimmungsanfragen zu Inocybe habe ich schon den Fehler gemacht, mich an einem einzigen Merkmal "festzuklammern".
Es muss immer die Gesamtheit passen. Wenn ein Merkmal etwas aus der Reihe tanzt, muss das nicht unbedingt eine Art ausschliessen.
Die Kunst ist zu erkennen, wann ein einzelnes Merkmal zu Ausschluss führt, und wann nicht. Leider habe ich das auch noch nicht im Griff
LG Raphael -
Ich hab mal noch zwei weitere Arten aus dem Aggregat rausgekramt:
Inocybe posterula (sequenziert)
Inocybe cf. nivea (leider ohne Beleg)
Ich versuche es mal:
cygnea:
Sporen passen nicht so richtig, deine sind breiter und haben einen tieferen Q-Wert.
Das Habitat wäre auch untypisch. Aber ganz ausschliessen will ich sie nicht.
geophylla:
Dafür scheinen mir deine Sporen deutlich zu breit zu sein.
nivea:
Würde ich für deine Kollektion auch ausschliessen, weil die im Schnitt längere Sporen hat.
posterula:
Hast du das Paper von Marchetti et al. 2014? Das braucht man, weil dort der Epitypus festgelegt wird.
Leider mit einem ziemlich schlechten, untypischen Foto. Aber die Mikromerkmale zählen trotzdem:
ZitatSpore 7-9,3 × 4,3-5,6 µm, Lm 8,2 µm (Lm ± d = 7,6-8,7 µm), lm = 4,9 µm (lm ± d = 4,6-5,3 µm), Qm = 1,66 (Qm ± d = 1,55-1,76)
Deine Sporen sind etwas grösser, aber der Koeffizient stimmt recht gut.
sambucella:
Die sollte wie auf meinem Bild eher eine seidige Hutoberfläche haben, und (wie du schon erwähnst) eher gelbliche Farbtöne.
Würde ich somit auch ausschliessen.
Für mich kommen cygnea und posterula in die engere Auswahl.
Ich tippe auf posterula, die Art ist häufig und passt vom Habitat her besser.
Aber eben, ohne Garantie.
LG Raphael
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Hallo Ben
In diese cygnea-Falle bin ich auch getappt
Diese zweiköpfigen Zystiden wirken wie ein arttypisches Merkmal, aber die anderen Arten können auch welche haben.
In dem Thread den Andy verlinkt, war es I. posterula und nicht cygnea. Und meine sambucella hatte auch welche.
Ditte schreibt im anderen Thread, dass die Gesamtheit der Mikromerkmale passen muss, die Makroskopie ist sekundär. Genau das macht die Gruppe so schwierig.
Gruss Raphael
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Hallo Ben
Die Gruppe ist wirklich schwierig, die morphologischen Unterschiede sind sehr klein.
Du musst sicher noch mindestens 10 Pleurozystiden messen, um es eingrenzen zu können.
Dafür brauchst du gute Präparate, wo die ganze Zystide sichtbar ist.
Dann kannst du ja mal versuchen, dich etwas näher ran zu tasten:
Epitypisierung von I. geophylla s.str.:
https://www.researchgate.net/p…tudies_and_18_new_species (Seite 1058)
Mycologica Bavarica 2022 mit einigen neuen Arten aus dem Aggregat (S. 33-138):
Download Archiv – Mycologia Bavarica
Dort kannst du z.B. bei Inocybe cygnea oder oloris die Verwechslungsmöglichkeiten durchschauen, dadurch kannst du sicher einige Arten ausschliessen.
In dem Paper beantwortet sich auch deine Frage, welche Arten zu dem Aggregat gehören.
Das ist alles recht aufwändig, und Sicherheit bringt wohl nur eine Sequenzierung.
Letztes Jahr hatte ich I. sambucella in einem ähnlichen Habitat.
Das kam auch erst bei der Sequenzierung raus, mein Arbeitsname war I. posterula:
Gruss Raphael
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Hallo Harald
Der Komplex wurde noch nicht genetisch überarbeitet, im Moment betrachte ich das alles als eine Art.
Morphologisch sind die Unterschiede so minimal, dass die Abgrenzung wie du sagst höchst unsicher ist.
Als Namen kannst du dir also einen der vier aussuchen
LG Raphael
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Hallo Ben
Gute HDS-Schnitte sind m.E. eines vom schwierigsten. Je nach Konsistenz des Pilzes ist das eine ziemliche Herausforderung.
Oft funktioniert die gleiche Technik wie beim Lamellenschnitt, mit zwei aufeinanderliegenden (frischen) Rasierklingen.
Dabei muss man darauf achten, dass man wirklich schneidet und kaum drückt.
Und es gelingt halt längst nicht jedes Präparat.
Wir sehen uns ja in drei Wochen, dann üben wir das. Telamonien sind ein gutes Übungsobjekt dafür.
Gruss Raphael
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ja, würde auch sagen D3.
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Wie genau untersuche ich wie stark dextrinoid die Sporen sind? In Melzers unter dem Mikroskop?
Ich schaue sie in Melzer mit 400x Vergrösserung an. Dann gibt es da die Hebeloma-Skala D0-D4:
D0 = keine Reaktion
D4 = Dunkelbraun wie z.B. bei Lepiota
D1, D2, D3 = Zwischenformen. Die Abgrenzung ist nie genau definiert, deshalb kann man auch D2-3 für eine deutliche, aber nicht maximale Reaktion schreiben.
Gruss Raphael