Beiträge von Clavaria

    Liebe Ditte


    Auch hier vielen Dank, eine ad hoc Bemerkung von dir ist immernoch sehr hilfreich.


    1: Geht in die Sequenzierung

    2: Lege ich so ab


    3:

    Von rupestroides habe ich eine sequenzierte Kollektion etwa 200 Meter entfernt (die wir anfangs auricomella genannt haben, hier).

    Die hatte kleinere Sporen und Zystiden mit einem breiteren Hals. Ob das in der Variantiosbreite der Art liegt, kann ich nicht beurteilen.

    Lange Kaulos habe ich nicht gesehen, habe keine über 70 µm gemessen. Wird auf jeden Fall sequenziert.


    4:

    I. oreina hatte ich auch in Betracht gezogen, aber verworfen weil sie noch etwas grössere Sporen haben müsste. Auch diese lasse ich sequenzieren.


    5:

    Ach schade, nachdem ich bereits zwei sequenzierte helobia-Kollektionen aus unmittelbarer Nähe habe, wollte ich diese nicht mehr aufbewahren.

    Ich mal wohl zu voreilig.


    LG Raphael

    Da warst Du in einer großartigen Kulisse unterwegs. Und wenn es dazu keine weiteren Zweibeiner gibt und man seine Ruhe hat ist das bestimmt sehr erholsam.

    Lieber Steffen


    Ja, trotz gegenteiliger Berichte gibt es diese verlassenen Orte noch, wo man einen halben Tag unterwegs sein kann, ohne jemanden zu treffen.

    Ein solcher Tag ist mehr wert als zwei Wochen "Ferien" am überfüllten Strand.


    Hi, Raphael, könnte eine Art aus der subbrunnea-Gruppe sein, und zwar eine, wo Sporen nicht meist einen obtusen Apex haben, also fuscescentipes oder so. Die Sporengröße würde passen. Eine andere Idee hab ich auf die Schnelle nicht dazu.

    Herzlich, Ditte

    Liebe Ditte


    Danke, ich schaue in der Gruppe nochmal. Es gab einige (aber wenige) sandige Zystiden, das sieht man auf den Bildern nicht gut.


    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Am Mittwoch habe ich eine kleine Wanderung in ein nahegelegenes, sehr abgeschiedenes Gebirgstal gemacht.


    Der Aufstieg am frühen Morgen führte mich über herrliche Rötlings- und Saftlingswiesen (zwischen 2200 and 2350m).

    Aber weil ich noch viel weiter laufen musste, konnte ich dort nicht viel Zeit verbringen. Naja immerhin:


    1:

    Dieser Rötling ist ein schreckliches Chamäleon: Entoloma caesiocinctum.

    Von dunkelbraun über blau bis rosabraun kann der so ziemlich jede Farbe.


    Die Sporen haben keine Auffälligkeiten.


    Lamellenschneide mit Zystiden vom carneogriseum-Typ.


    Die HDS und ihre Pigmentierung muss man auch beachten. Hier körnig und graubraun.


    Aufgrund der enormen Variabilität dieser Art sehe ich mich im Moment nicht in der Lage, das als sichere Bestimmung zu betrachten.

    Hier zum Vergleich zwei sequenzierte Kollektionen von letztem Jahr:


    (2024 als E. carneogriseum bestimmt)


    (2024 ohne Bestimmung). Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass diese beiden Kollektionen dieselbe Art sind.



    2:

    Auf der gleichen Wiese. Nun könnte man den Verdacht haben, dass es die gleiche Art ist.

    Aber ich komme auf einen anderen Namen (ohne Gewähr): Entoloma montanum.


    Die Sporen sind wieder ohne auffallende Merkmale.


    Die Cheilozystiden sind oft deutlich breiter-keulig und wachsen aus dem Subhymenium, also vom poliopus-Typ.


    Die HDS sieht auch völlig anders aus. Hier diffus-klumpig und viel kräftiger braun.



    3:

    Gliophorus psittacinus kennt ihr alle.


    Sporen im Abwurf



    4:

    Tricholoma hemisulphureum ist wohl in der Höhe recht verbreitet, man findet ihn aber auch in tieferen Regionen.

    Er stinkt wie ein normaler Schwefelritterling, hat aber viel weniger freudige Farben.




    5:

    An diesem Rötling beisse ich mir die Zähne aus. Letztes Jahr hatte ich eine ähnliche Kollektion als E. griseocyaneum (= E. scabropellis) bestimmt.

    Aber irgendwie gefällt mir das nicht. Selbst die jüngsten Exemplare hatten in beiden Kollektionen keinerlei Blautöne an den Stielen.


    Die Sporen sind in der Tendenz fast knotig, so dass das vielleicht ganz woanders hin gehört.

    Ich warte erstmal auf das kurz bevorstehende Paper zum undulatosporum-Clade.


    HDS mit braunen, intrazellulärem Pigment. Basidien übrigens viersporig, keine Schnallen, keine Zystiden.



    6:

    Ein Cortinarius aus den Anomali, die sind im Moment kaum bestimmbar.

    Ich habe irgendwann aufgegeben und ihn als Cortinarius cf. eppsomiensis var. alpicola abgelegt.

    In ein paar Monaten weiss ich vielleicht mehr.


    Sporen:



    Das hier war das eigentliche Ziel, ein wunderbares Habitat, das nur von wenigen Wanderern, Schafen und Wölfen besucht wird.



    7:

    Dieser Trichterling heisst nicht ohne Grund "Stinkender Almen-Trichterling". Clitocybe festivoides ist wirklich ein unangenehmer Zeitgenosse.


    8:

    Diese dunkle Telamonia ist vermutlich recht häufig: Cortinarius inops. Aber ob das stimmt - wir werden sehen.



    9:

    Der hier könnte spannender sein, ich habe ihn mal vorläufig Cortinarius cucumisporus genannt.


    Die Sporen sind - wenn sie richtig liegen - auffallend fusiform, was typisch für diese Art ist.



    10:

    Über Helvella corium habe ich mich sehr gefreut, ich suche schon lange eine schöne Kollektion.



    11:

    Dieser dunkle Trichterling ist unverkennbar, Infundibulicybe lateritia.


    Sporen für die Gattung recht gross.


    HDS-Pigment an vielen Hyphen inkrustierend.



    12:

    Ein Nabeling, dem ich sogar einen Namen geben konnte: Arrhenia favrei.


    Die Sporen sind subglobos, von viersporigen Basidien.


    Die HDS ist rein intrazellulär pigmentiert, mit Schnallen, und das Lamellentrama ist bidirektionell.



    Nun noch einige Risspilze, Ditte

    Leider haben sie etwas Feuchtigkeit abbekommen, ich versuche es trotzdem mal.

    Meine anfängliche Sammelfreude wurde gedämpft, weil ich gleich dreimal Inocybe canescens mitgenommen habe.

    Die zeige ich hier jetzt nicht.


    Habitat für alle: Auf Kalk bei Salix herbacea.


    13:

    Mallocybe arthrocystis (so vermute ich) gab es in grossen Mengen.



    Sporen: 8.4-9.4-10.9 x 5.1-5.9-6.9 µm, Q = 1.33-1.59-1.92 (n=20)



    Zystiden recht variabel, stellenweise deutlich verkettet.



    14:

    Noch eine Mallocybe, mit recht viel Velum. In der Nähe habe ich schon zwei sequenzierte Kollektionen von Mallocybe leucoloma.

    Ich vermute, das hier ist sie wieder. Mikroskopisch ist sie allerdings sehr ähnlich wie die vermutliche arthrocystis.



    Sporen: 7.5-9.0-10.2 x 5.4-5.9-6.9 µm, Q = 1.34-1.53-1.72 (n=20)



    Zystiden teils einzeln, teils verkettet.



    15:

    Hier komme ich auf keinen plausiblen Namen. Geruch schwach, nicht spermatisch.



    Sporen: 8.2-8.8-9.7 x 5.3-5.7-6.3 µm, Q = 1.35-1.54-1.75 (n=20)


    Pleurozystiden sehr dickwandig (bis 6 µm!), 54-59-65 x 14-15-17 µm.


    Cheilozystiden ähnlich.


    Kaulozystiden überall reichlich vorhanden.



    So, das war's. Bitte korrigiert mich, wenn etwas nicht stimmt.


    LG Raphael

    Ketzerische Frage: ist es ganz sicher, dass beim Fund um eine Phlegmatie handelt? Es gibt ja nicht wenige Telamonien, der derart robust und stattlich daherkommen, dass man sie schnell mal als Phlegmatie einsortiert. Mir ist das zumindest schon häufiger passiert.

    Hallo Thomas


    Darüber habe ich auch nachgedacht. Allerdings ist die HDS eine Ixokutis, das sollte es bei Telamonia nicht geben.



    Wird dann wohl wieder ein Fall für die Sequenzierung.

    Danke euch auf jeden Fall für die Rückmeldung.


    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Ich kämpfe hier mit einem Phlegmacium, das ich auf ca. 2200m auf einer Bergwiese (Kalk) gefunden haben.

    Grössere Bäume gab es weit und breit nicht, es kann also nur mit Salix herbacea oder vielleicht einer krautigen Pflanze wie Helianthenum vergesellschaftet sein.

    Über der Baumgrenze gibt es ja nur wenige Phlegmacien. So schwierig sollte das doch nicht sein...


    Hut bis 60mm im Durchmesser, Stiel keulig, bis 80x30 mm (Basis). Geruch schwach, etwas süsslich mit spermatischer Note.


    Stielspitze mit dezenten, blassvioletten Tönen


    KOH: Auf dem Hut sofort purpurbraun, sonst negativ oder etwas rosalich.


    Sporen recht gross, 11.5-12.4-13.1 x 8.0-8.3-8.9 µm, Q = 1.41-1.49-1.64 (n=15)


    Hier mit Fokus auf das Sporen-Ornament.


    Ich habe nun vorwärts und rückwärts geschlüsselt, mit allen möglichen Schlüsseln.

    Am Ende lande ich immer bei C. argenteolilacinus (inkl. var. dovrensis). Aber dazu passt die KOH-Reaktion auf dem Hut nicht.

    Hat jemand eine zündende Idee? Ich rufe mal Cortinarius , Mykollege_Günter und Matthias .


    LG Raphael

    Hallo zusammen ( Ditte )


    Nun folgen noch die Risspilze. Wie üblich habe ich versucht sie zu bestimmen, aber mit viel Unsicherheit.


    Habitat für alle: 2350m, Salix reticulata und Salix repens, auf Kalk.


    1:

    Eine auffallend gefärbte Gruppe, wo man von oben zuerst nicht an eine Inocybe denkt. Geruch spermatisch.



    Sporen: 7.4-8.3-9.4 x 4.1-4.8-5.5 µm, Q = 1.57-1.74-1.96 (n=20)


    Die Zystiden waren insgesamt recht spärlich für einen Risspilz. Auffallend dickwandig, viele kahl oder nur mit wenig Kristallen.

    Cheilos: 51-61-72 x 13-15-17 µm (n=10)

    Pleuros: 46-52-58 x 13-17-20 µm (n=7)


    Pleuro


    Pleuro


    Cheilos, hier waren einige deformiert, die habe ich nicht gemessen.

    Kaulozystiden nur im oberen Stieldrittel, ohne ausgeprägten Hals, fast zylindrisch.


    Nach Bon kam ich auf Inocybe rufolutea, die aber nach Favre deutlich grössere Sporen haben soll.

    Stimmt also vermutlich nicht.



    2:

    Eine schöne Gruppe ohne deutlichen Geruch.



    Sporen: 9.2-10.2-10.8 x 5.0-6.2-7.2 µm, Q = 1.46-1.65-2.12 (n=20)


    Zystiden sehr dickwandig.

    Cheilo: 53-62-67 x 14-16-18 µm (n=7)

    Pleuro: 47-60-72 x 13-17-21 µm (n=7)


    Pleuro


    Cheilo


    Im oberen Stieldrittel mit ziemlich unregelmässigen Kaulozystiden.


    Nach Bon komme ich (wie schon oft) auf Inocybe hypotheja, aber ich denke das ist Unsinn.

    Vermutlich habe ich mal wieder die häufige Chamäleon-Art erwischt, Inocybe canescens.



    3:

    Eine Gruppe mit auffallend dunklem Stiel, Geruch spermatisch. Am Hutrand sieht man vereinzelte weisse Velumreste.

    Bei der Nachbearbeitung habe ich gemerkt, dass die Mikrobilder dieser Kollektion Schrott sind. Hoffentlich lässt sich trotzdem etwas dazu sagen.



    Sporen: 8.6-9.6-10.8 x 4.8-5.3-5.9 µm, Q = 1.59-1.81-2.04 (n=20)


    Zystiden:

    Cheilo: 61-66-77 x 12-14-16 µm (n=7)

    Pleuro: 62-67-75 x 13-15-19 µm (n=7)


    Pleuros


    Cheilos


    Kaulozystiden am ganzen Stiel vorhanden


    Gegen die Stielbasis werden die dickwandigen Zystiden seltener.


    Könnte ich da mit Inocybe fuscescentipes richtig liegen?

    Da habe ich schon eine nicht-alpine Kollektion, wo die Sporen und Zystiden aber etwas kleiner waren.



    4:

    Eine besonders hübsche Gruppe mit knolliger (aber nicht gerandeter) Stielbasis. Geruch schwach, nicht spermatisch.



    Die Sporen sind entolomatoid, eher eckig als höckerig. Somit kommen gar nicht sooo viele Arten in Frage.

    9.9-11.0-13.0 x 7.4-8.0-8.6 µm, Q = 1.25-1.37-1.55 (n=20)


    Zystiden: Auffallend lang und schlank, dickwandig mit wenig aufgeprägtem Hals.

    Cheilos: 65-75-87 x 13-15-19 µm

    Pleuros: 65-76-88 x 14-16-20 µm


    Pleuro


    Cheilo


    Kaulozystiden am ganzen Stiel vorhanden. Hier gemischt, einige sehr lang mit zylindrischem Hals, andere lageniform oder subfusiform.


    Unten am Stiel dominieren die kürzeren Zystiden.


    Auch hier habe ich nach Bon geschlüsselt, am besten würde Inocybe concinnula passen.

    Aber dieser struppige Hut gefällt mir nicht so recht - vermutlich liege ich hier auch daneben.



    5:

    Inocybe helobia gab es auch noch, die findet man in dem Gebiet dauernd. Da lasse ich die weiteren Details weg, der Fall ist klar.


    Die Sporen typisch trunkat und etwas unregelmässig geformt.


    LG Raphael

    Hallo Ben


    Schöne Doku!

    Ich weiss nicht, ob Ditte im Moment im Forum aktiv ist. Vielleicht schaue ich deinen Pilz morgen Abend noch an.


    Wenn du ihn in der leiocephala-Gruppe vermutet, dazu gibt es ein gutes Paper:

    https://www.researchgate.net/publication/271824960_Inocybe_leiocephala_a_species_with_an_intercontinental_distribution_range_-_Disentangling_the_I_leiocephala_-_Subbrunnea_-_catalaunica_morphological_species_complex


    Sandige Zystiden: Nebst den Kristallen ganz oben gibt es da kleinere Körnchen weiter den Hals runter, als ob jemand Sand drüber gestreut hätte. Auf deinem ersten Cheilo-Bild die Zystide mit der Mitte hat sowas. Das gibt es aber auch bei vielen anderen Arten vereinzelt, du müsstest also schauen ob das oft so ist.


    Lg Raphael

    Hallo Raphael,

    spannend, auch mit so lebhaft orangerotem Hut? Das soll ja ein weiteres Merkmal sein, während L. volemus s. str. dunkle, teils fast leberbraune Fruchtkörper haben soll.
    Beim Vergleich mit älteren Sequenzen, die früher alle volemus genannt wurden, wie stellt man da eigentlich sicher, dass man nur mit volemus s. str. vergleicht? Wenn dann eine hohe Prozentzahl Ähnlichkeit mit „Lactifluus volemus“ herauskommt, meint das dann wirklich L. volemus? Oder vergleicht man dann nur mit den neueren Sequenzen? Ich kenne mich nicht wirklich damit aus, wie so etwas abläuft.


    Viele Grüße

    Emil

    Hallo Emil


    Ich hab sie nicht gefunden, das war jemand anderes. Habe nur die Sequenzen ausgewertet.

    Von oedematopus gibt es Typus-Sequenzen. Wenn die nicht überein stimmen, kann man all die älteren Sequenzen ignorieren.


    LG Raphael

    Hallo Karl


    Wunderschöne Funde! All die Röhrlinge fehlen leider in meiner Region.


    Zu Lactifluus oedematopus: Wir hatten den hier vor zwei Jahren auch, mit diesen kurzen Haaren.

    Nur aus Interesse haben wir ihn sequenziert, und es war dann doch ein normaler volemus.

    Dieses Trennungsmerkmal scheint nicht so zuverlässig zu sein...

    Das muss natürlich nicht heissen, dass ihr ihn falsch bestimmt habt - aber eine Sequenzierung zur Absicherung würde sich anbieten.


    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Nach einer seeehhhhhr langen Durststrecke gibt es hier endlich wieder Pilze, vor allem in der Höhe:


    Hier die Blick vom "Roc de la Vache" (also vom Kuhfelsen) Richtung Zinal im Val d'Anniviers.


    Manchmal ist man auch nicht alleine dort oben. Er kratzte sich dauernd mit seinen Hörnern, eigentlich recht praktisch.


    Der viele Regen, kombiniert mit frischen Temperaturen (5-10 Grad in den Bergen), lässt auch kleinere Pilze überleben.

    Die folgenden Kollektionen stammen alle aus einem kalkreichen Gebiet auf ca. 2350m, mit viel Salix reticulata und Salix repens.


    1:

    1: Arrhenia's sind kaum bestimmbar, und es gibt noch etliche unbeschriebene Arten.

    Das hier könnte Arrhenia griseopallida sein, ohne Gewähr.


    Die Sporen sind gross, bis über 12 µm lang, Basidien zweisporig, Schnallen überall häufig.



    2:

    Diese Arrhenia hat einen fein samtigen Stiel. Davon gibt es (leider) nicht nur eine, aber hier ist es wohl die stinknormale Arrhenia velutipes.


    Sporen gedrungener und kürzer. Basidien 4-sporig, mit Schnallen.



    3:

    Dieser Trichterling ist recht häufig und wurde jahrzehntelang mit einem falschen Namen versehen (Clitocybe dryadicola).

    Inzwischen hat er einen neuen Namen bekommen, nämlich Clitocybe lamoureae.

    Die Art gibt es auch nicht-alpin, ich habe einen sequenzierten Beleg aus einem Auwald auf 550m bei Populus.


    Typisch sind die winzigen Sporen.



    4:

    Das hier sollte Clitocybe paxillus sein. Muss aber erst in die Sequenzierung.

    Im Gegensatz zum ähnlichen Clitocybe festivoides stinkt er überhaupt nicht, und hat kein inkrustierendes Pigment.

    Und das Sporenpulver war tatsächlich cremerosa.


    Sporen auch recht klein.



    5:

    Alpine Telamonien, naja... ich nenne es mal Cortinarius minutalis.

    Ohne Sequenzierung geht da vorläufig nichts.


    Sporen etwa 8.0-9.5 x 5.0-5.5 µm.



    6:

    Alpine Galerina's sind meistens vittiformis, aber das hier nicht.

    Nach langem Stöbern halte ich es für Galerina minima. Der Fund passt gut zu der Kollektion von Armada et al. 2023.


    Sporen kaum warzig, 8.0-9.0 x 5.0-5.5 µm. Basidien 4-sporig.


    Die Cheilozystiden haben einen recht breiten Hals, was es nur bei wenigen Galerina's gibt.

    Pleurozystiden konnte ich in mehreren Lamellenschnitten nicht finden.


    Kaulozystiden gab es (reichlich) im oberen Stieldrittel, unten nichts mehr.



    7:

    So eine schöne Gruppe Trichterlinge sollte doch bestimmbar sein? Weit gefehlt.

    Am ehestens passt Infundibulicybe subsalmonea, nur der Habitus mit den trichterigen Hüten stört.

    KOH auf dem Hut übrigens negativ.

    Leider sind diese Trichterlinge auch genetisch schändlich vernachlässigt, weshalb eine Sequenzierung keine Erleuchtung bringen wird.


    Die Sporen sagen in der Gattung wenig aus.


    Wichtig ist das HDS-Pigment, das stellenweise deutlich inkrustierend ist.



    8:

    Eine Gruppe roter Becherchen auf frischem Sand. Könnte ich mich Melastiza carbonicola richtig liegen?

    Wie ich gelesen habe, kommt die Art trotz ihres Namens auch auf sandigen Böden vor, nicht nur auf Brandstellen.



    Die Sporen sind schön in Baumwollblau. Ein ziemlich regelmässiges Netz, nur an den Enden grössere Auswüchse.


    Brav nach Schulbuch hier nochmal in Wasser gemessen, etwa 14-15 x 9.10 µm.


    Paraphysen


    Haare am Rand




    Die folgenden Sachen stammen aus einem anderen Gebiet, auch mit Kalk, ca. 2500m.

    Hauptsächlich Salix reticulata, herbacea, retusa.

    Ausserdem gab es riesige Wiesenpilz-Flächen, leider noch wenig ertragreich.


    9:

    Ein Samthäubchen auf altem Kuhdung. Da kommt schon mal nicht sooo viel in Frage, ich komme auf Conocybe nitrophila.


    Sporen um 11-12 x 6-7 µm.


    Cheilozystiden wie sie halt sind...


    Stiel ohne lecythiforme Zystiden, nur polymorphe Elemente und Haare.



    10:

    Einfach schön, nicht mitgenommen. Aber es sollte Cortinarius alpinus sein.



    11:

    In den Bergen auch leicht zu erkennen: Cortinarius subtorvus.



    12:

    Leider nicht mehr taufrisch, aber diese kleine Gruppe brauner Rötlinge machte mich neugierig. Hut bis 20 mm breit.

    Vielleicht einfach Entoloma conferendum? Oder doch nicht?


    Sofort war klar, dass er kreuzförmige Sporen hat. Die sind aber für Entoloma conferendum fast alle zu gross, 9.5-11.5 µm lang.

    Damit könnte es auch das ähnliche Entoloma milthalerae sein. Oder auch nicht, und es ist nur ein untypisches conferendum.



    13:

    Entoloma porphyrogriseum ist ja wirklich nicht selten, aber immer wieder schön.



    14:

    Noch eine Galerina, dieses Mal die häufige Galerina vittiformis f. bispora.


    Auch hier sind die Sporen fast glatt, aber etwas grösser als bei der Kollektion weiter oben.

    Basidien 2- oder 1-sporig, Schnallen vorhanden.


    Die Zystiden sind (meistens) schlanker spindelig.



    15:

    Dieses Pilzchen lässt sich sehr einfach nach seinem Standort mitten in den Kratzdisteln bestimmen:

    Phloeomana ochrogaleata (früher Hemimycena).

    Wo es viele Kratzdisteln gibt, ist die Art häufig. Aber es braucht Nerven, um ohne Gartenhandschuhe an sie ran zu kommen.


    Sporen oft angedeutet zitroform mit kräfitgem Apikulus.


    Zystiden schlank, mit wellig-spitzem Apex.


    Die HDS ist schwierig zu mikroskopieren, aber man kann die typischen Auswüchse mit etwas gutem Willen sehen.





    Es folgt dann noch eine Wagenladung Risspilze. Später...


    LG Raphael

    Habe noch einen Fehler entdeckt :)


    Auf den Seiten 519 und 523 sind einige Bilder von Leccinellum corsicum als "Leccinellum corsium" angeschrieben.


    Im übrigen ändern solche kleinen Fehler nichts an der Qualität des Buches, ich studiere es schon den ganzen Abend voller Freude :daumen:

    Hallo zusammen


    Nun hat auch mein Exemplar den weiten Weg in die Schweiz geschafft.

    Auch wenn ich nicht unbedingt Röhrlings-Spezialist bin, das Buch begeistert mich.

    Nebst den fantastischen Fotos und Mikrobildern sind die Beschreibungen hervorragend.

    All die unzähligen (teils dubiosen) Varietäten sind erwähnt und sauber bearbeitet.

    Ich freue mich schon auf Band 2.


    Vielen Dank an Michal und die anderen Autoren für dieses Werk!


    Gruss Raphael

    hm, wo liest du das mit den Hakenzystiden? Es kann Pleurozystiden mit kleinen apikalen Auswüchsen geben, aber die sind trotzdem dünnwandig, und gelten nicht als Hakenzystiden. Vielleicht eine Übergangsform in der Evolution? Keine Ahnung.

    Auf deinem Mikrobild im ersten Beitrag sieht man deutlich eine dickwandige Hakenzystide wie es das bei salicinus gibt, aber eben nicht bei der glaucotinctus-Gruppe.

    Auf dem Bild im zweiten Beitrag sieht man zwei Hakenzystiden "von oben", zu erkennen sind vier Haken (teilweise sogar gegabelt), nicht nur kleine Auswüchse am Apex.


    Hier zum Vergleich von einem typischen salicinus, da sieht man auch die dicken Wände:



    Natürlich ist das anhand einer einzelnen Zystide schwierig zu beurteilen, Ausnahmen kann es immer geben.

    Wenn du noch Material hast, könntest du noch ein paar Präparate machen. Wenn die dickwandigen Hakenzystiden häufig sind, kann es eigentlich nicht izurun sein.

    Idealerweise einen Lamellenschnitt, dann sieht man die Pleuros besser.


    Auf jeden Fall spannend, du solltest unbedingt da dran bleiben und beides sequenzieren lassen.

    Denkbar, dass da noch eine unbeschriebene Art versteckt ist, die immer leichtfertig als salicinus abgelegt wurde.

    Oder eine der aussereuropäischen Arten ist weiter verbreitet als bisher bekannt ist.


    Angeblich soll 2027 endlich eine Pluteus-Monographie mit all den neu beschriebenen Arten herauskommen.

    Jetzt ist also der richtige Moment, um kritische Kollektionen genauer anzuschauen.

    Wenn bei der Sequenzierung nichts triviales herauskommt, sind die Autoren oft interessiert an gut dokumentierten Kollektionen.


    Oder du kontaktierst einen Spezialisten wie Alfredo Justo, vielleicht kann der das ohne Sequenzierung klären.

    Allerdings brauchst du dafür bessere Mikrobilder, Sporenstatistik usw.


    LG Raphael

    Hallo,


    Dachpilze mit Hakenzystiden gibt es eigentlich nicht soooo viele.

    Allerdings ist die salicinus-Gruppe in Europa noch nicht fertig bearbeitet.


    Pl. cyanopus, glaucotinctus und izurun haben aber keine Hakenzystiden (obwohl sie phylogenetisch in die sect. Pluteus gehören).

    Hast du das Paper dazu? https://www.researchgate.net/p…ntinental_species_complex

    Da wird auch der Nachweis von Psilocybin erwähnt. Ob es noch andere giftige Arten in Europa gibt, weiss ich nicht.

    In den meisten taxonomischen Studien gibt es halt keine Analysen zu Giftstoffen.

    Deshalb ist das Vorhandensein des Giftes vermutlich keine Hilfe, um die Art zu bestimmen.


    Eine Sequenzierung schadet nie...


    LG Raphael

    Somit besser alles mit Melanoleuca strictipes -> agg. bezeichnen? LG Andy

    das agg. kannst du weglassen, es ist alles die gleiche Art.

    Diese hellen Weichritterlinge mit Makrozystiden sind kein kryptisches Aggregat.

    Was verschiedene Autoren an morphologischen Unterschieden festgestellt haben, liegt alles in der Variabilität einer einzigen Art.

    Hier: https://www.researchgate.net/p…cota_Agaricales_in_Europe


    Einer der seltenen Fälle, wo die Bestimmung dank der Genetik einfacher wurde :)


    LG Raphael

    Hallo Andy


    Sehr schön, es gibt also tatsächlich Pilze!


    Melanoleuca evenosa ist übrigens (genau wie subalpina und substrictipes) ein Synonym von Melanoleuca strictipes.

    Die vier Arten lassen sich genetisch nicht trennen.


    Und passend zu deinen schönen Schmetterlingen hier noch eine kleine Ergänzung: Der Segelfalter (Iphiclides podalirius).



    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Wir haben hier das gleiche Problem mit unserem Verbreitungsatlas.

    Der Begriff "Erstnachweis" funktioniert nur, wenn man das auf eine (oder sehr wenige) klar definierte, umfassende und breit etablierte Datenbanken beschränkt, und auf den Stand in dieser Datenbank zum Zeitpunkt der Recherche.

    Natürlich lässt sich nicht ausschliessen, dass schon vor 150 Jahren jemand ein Herbar der Art angelegt hat, aber die Art falsch bestimmt und falsch angeschrieben hat.

    Ich habe "Erstnachweise" kartiert, von denen ich ganz genau weiss, dass ein Kollege die Art schon früher gefunden hat, aber er hat sie halt nicht kartiert.

    Hinzu kommt das Splitting von Arten und etablierte Fehlinterpretationen.

    Viele "Erstnachweise" wurden schon früher kartiert, aber unter dem Aggregatsnamen, weil zum damaligen Zeitpunkt die neue Art gar nicht beschrieben war. Mein kürzlicher "Erstnachweis" von Volvariella neoparvula ist eigentlich Schwachsinn, weil vermutlich jeder den Pilz schon in der Hand hatte, aber ihn halt Volvariella murinella oder V. pusilla genannt hat.


    Oder ein anderes Beispiel:

    Der häufige "Hygrophorus erubescens" ist eine jahrzehntealte Fehlinterpretation von Rhodocollybia maculata (Papetti et al. 2020).

    Jetzt heisst die Art Hygrophorus neoerubescens. Der Name ist im Verbreitungsatlas noch gar nicht drin, obwohl er vor 5 Jahren publiziert wurde!

    Wenn ich jetzt meinen Schneckling (korrekterweise) unter diesem Namen kartiere - ist das ein Erstfund?


    Eine Absicherung ist mit Sequenz ideal, aber es sind ja längst nicht alle Typus-Belege sequenziert!

    Von vielen (älteren) Arten gibt es zudem keinen physischen Typusbeleg, da müsste erst jemand einen Neotypus festlegen.

    Mehr als eine morphologische Übereinstimmung geht dann halt nicht.

    Aber ein Foto alleine reicht schon nicht, es braucht mindestens eine vollständige makro- und mikroskopische Dokumentation.


    Wenn man dann eine Statistik darüber erstellen möchte, muss man die Datenerhebung klar definieren/abgrenzen und in der Einleitung dokumentieren.

    Dann ist die Aussage über "Erstnachweise" im definieren Kontext auch korrekt.

    Natürlich kann man seine Statistik damit ein wenig frisieren. Aber solange man die Datenerhebung und die Kriterien für den Begriff "Erstnachweis" transparent definiert hat, halte ich das für kein grosses Problem.


    Langfristig ist das ganze wenig wert. Vielleicht wird die Erstfund-Art wieder verworfen, nochmal gesplittet, oder es taucht ein älterer Fund auf.

    Oder irgendwer sequenziert später den Typus, und die morphologische Bestimmung erweist sich als falsch.

    Wer überprüft schon all seine Funde der letzten Jahrzehnte, ob wirklich immernoch alles der neusten Literatur entspricht?


    Mal ehrlich - ist das langfristig wirklich so wichtig, wer der erste war?

    Natürlich macht es im ersten Moment Freude, aber ich würde der ganzen Sache nicht zu viel Bedeutung geben.


    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Die Chinesen publizieren uns alles weg... Nr. 2 hat inzwischen einen Namen bekommen:

    Collybia (Clitocybe) alboclitocyboides Z.M. He & Zhu L. Yang 2023.


    LG Raphael