Beiträge von Clavaria

    Habe noch einen Fehler entdeckt :)


    Auf den Seiten 519 und 523 sind einige Bilder von Leccinellum corsicum als "Leccinellum corsium" angeschrieben.


    Im übrigen ändern solche kleinen Fehler nichts an der Qualität des Buches, ich studiere es schon den ganzen Abend voller Freude :daumen:

    Hallo zusammen


    Nun hat auch mein Exemplar den weiten Weg in die Schweiz geschafft.

    Auch wenn ich nicht unbedingt Röhrlings-Spezialist bin, das Buch begeistert mich.

    Nebst den fantastischen Fotos und Mikrobildern sind die Beschreibungen hervorragend.

    All die unzähligen (teils dubiosen) Varietäten sind erwähnt und sauber bearbeitet.

    Ich freue mich schon auf Band 2.


    Vielen Dank an Michal und die anderen Autoren für dieses Werk!


    Gruss Raphael

    hm, wo liest du das mit den Hakenzystiden? Es kann Pleurozystiden mit kleinen apikalen Auswüchsen geben, aber die sind trotzdem dünnwandig, und gelten nicht als Hakenzystiden. Vielleicht eine Übergangsform in der Evolution? Keine Ahnung.

    Auf deinem Mikrobild im ersten Beitrag sieht man deutlich eine dickwandige Hakenzystide wie es das bei salicinus gibt, aber eben nicht bei der glaucotinctus-Gruppe.

    Auf dem Bild im zweiten Beitrag sieht man zwei Hakenzystiden "von oben", zu erkennen sind vier Haken (teilweise sogar gegabelt), nicht nur kleine Auswüchse am Apex.


    Hier zum Vergleich von einem typischen salicinus, da sieht man auch die dicken Wände:



    Natürlich ist das anhand einer einzelnen Zystide schwierig zu beurteilen, Ausnahmen kann es immer geben.

    Wenn du noch Material hast, könntest du noch ein paar Präparate machen. Wenn die dickwandigen Hakenzystiden häufig sind, kann es eigentlich nicht izurun sein.

    Idealerweise einen Lamellenschnitt, dann sieht man die Pleuros besser.


    Auf jeden Fall spannend, du solltest unbedingt da dran bleiben und beides sequenzieren lassen.

    Denkbar, dass da noch eine unbeschriebene Art versteckt ist, die immer leichtfertig als salicinus abgelegt wurde.

    Oder eine der aussereuropäischen Arten ist weiter verbreitet als bisher bekannt ist.


    Angeblich soll 2027 endlich eine Pluteus-Monographie mit all den neu beschriebenen Arten herauskommen.

    Jetzt ist also der richtige Moment, um kritische Kollektionen genauer anzuschauen.

    Wenn bei der Sequenzierung nichts triviales herauskommt, sind die Autoren oft interessiert an gut dokumentierten Kollektionen.


    Oder du kontaktierst einen Spezialisten wie Alfredo Justo, vielleicht kann der das ohne Sequenzierung klären.

    Allerdings brauchst du dafür bessere Mikrobilder, Sporenstatistik usw.


    LG Raphael

    Hallo,


    Dachpilze mit Hakenzystiden gibt es eigentlich nicht soooo viele.

    Allerdings ist die salicinus-Gruppe in Europa noch nicht fertig bearbeitet.


    Pl. cyanopus, glaucotinctus und izurun haben aber keine Hakenzystiden (obwohl sie phylogenetisch in die sect. Pluteus gehören).

    Hast du das Paper dazu? https://www.researchgate.net/p…ntinental_species_complex

    Da wird auch der Nachweis von Psilocybin erwähnt. Ob es noch andere giftige Arten in Europa gibt, weiss ich nicht.

    In den meisten taxonomischen Studien gibt es halt keine Analysen zu Giftstoffen.

    Deshalb ist das Vorhandensein des Giftes vermutlich keine Hilfe, um die Art zu bestimmen.


    Eine Sequenzierung schadet nie...


    LG Raphael

    Somit besser alles mit Melanoleuca strictipes -> agg. bezeichnen? LG Andy

    das agg. kannst du weglassen, es ist alles die gleiche Art.

    Diese hellen Weichritterlinge mit Makrozystiden sind kein kryptisches Aggregat.

    Was verschiedene Autoren an morphologischen Unterschieden festgestellt haben, liegt alles in der Variabilität einer einzigen Art.

    Hier: https://www.researchgate.net/p…cota_Agaricales_in_Europe


    Einer der seltenen Fälle, wo die Bestimmung dank der Genetik einfacher wurde :)


    LG Raphael

    Hallo Andy


    Sehr schön, es gibt also tatsächlich Pilze!


    Melanoleuca evenosa ist übrigens (genau wie subalpina und substrictipes) ein Synonym von Melanoleuca strictipes.

    Die vier Arten lassen sich genetisch nicht trennen.


    Und passend zu deinen schönen Schmetterlingen hier noch eine kleine Ergänzung: Der Segelfalter (Iphiclides podalirius).



    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Wir haben hier das gleiche Problem mit unserem Verbreitungsatlas.

    Der Begriff "Erstnachweis" funktioniert nur, wenn man das auf eine (oder sehr wenige) klar definierte, umfassende und breit etablierte Datenbanken beschränkt, und auf den Stand in dieser Datenbank zum Zeitpunkt der Recherche.

    Natürlich lässt sich nicht ausschliessen, dass schon vor 150 Jahren jemand ein Herbar der Art angelegt hat, aber die Art falsch bestimmt und falsch angeschrieben hat.

    Ich habe "Erstnachweise" kartiert, von denen ich ganz genau weiss, dass ein Kollege die Art schon früher gefunden hat, aber er hat sie halt nicht kartiert.

    Hinzu kommt das Splitting von Arten und etablierte Fehlinterpretationen.

    Viele "Erstnachweise" wurden schon früher kartiert, aber unter dem Aggregatsnamen, weil zum damaligen Zeitpunkt die neue Art gar nicht beschrieben war. Mein kürzlicher "Erstnachweis" von Volvariella neoparvula ist eigentlich Schwachsinn, weil vermutlich jeder den Pilz schon in der Hand hatte, aber ihn halt Volvariella murinella oder V. pusilla genannt hat.


    Oder ein anderes Beispiel:

    Der häufige "Hygrophorus erubescens" ist eine jahrzehntealte Fehlinterpretation von Rhodocollybia maculata (Papetti et al. 2020).

    Jetzt heisst die Art Hygrophorus neoerubescens. Der Name ist im Verbreitungsatlas noch gar nicht drin, obwohl er vor 5 Jahren publiziert wurde!

    Wenn ich jetzt meinen Schneckling (korrekterweise) unter diesem Namen kartiere - ist das ein Erstfund?


    Eine Absicherung ist mit Sequenz ideal, aber es sind ja längst nicht alle Typus-Belege sequenziert!

    Von vielen (älteren) Arten gibt es zudem keinen physischen Typusbeleg, da müsste erst jemand einen Neotypus festlegen.

    Mehr als eine morphologische Übereinstimmung geht dann halt nicht.

    Aber ein Foto alleine reicht schon nicht, es braucht mindestens eine vollständige makro- und mikroskopische Dokumentation.


    Wenn man dann eine Statistik darüber erstellen möchte, muss man die Datenerhebung klar definieren/abgrenzen und in der Einleitung dokumentieren.

    Dann ist die Aussage über "Erstnachweise" im definieren Kontext auch korrekt.

    Natürlich kann man seine Statistik damit ein wenig frisieren. Aber solange man die Datenerhebung und die Kriterien für den Begriff "Erstnachweis" transparent definiert hat, halte ich das für kein grosses Problem.


    Langfristig ist das ganze wenig wert. Vielleicht wird die Erstfund-Art wieder verworfen, nochmal gesplittet, oder es taucht ein älterer Fund auf.

    Oder irgendwer sequenziert später den Typus, und die morphologische Bestimmung erweist sich als falsch.

    Wer überprüft schon all seine Funde der letzten Jahrzehnte, ob wirklich immernoch alles der neusten Literatur entspricht?


    Mal ehrlich - ist das langfristig wirklich so wichtig, wer der erste war?

    Natürlich macht es im ersten Moment Freude, aber ich würde der ganzen Sache nicht zu viel Bedeutung geben.


    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Die Chinesen publizieren uns alles weg... Nr. 2 hat inzwischen einen Namen bekommen:

    Collybia (Clitocybe) alboclitocyboides Z.M. He & Zhu L. Yang 2023.


    LG Raphael

    Hallo Raphael,

    sehr interessante gut dokumentierte Funde. P. papilionaceus var. capitatocystis finde ich mit den kurzen, kopfigen Cheilos ausgesprochen typisch. Auf Zystiden an der Lamellenschneide habe ich bei meinem Fund leider nicht geachtet.
    Bei Conocybe pulchella tendiere ich aufgrund von Sporengröße und Standort eher zu C. subpubescens.

    LG Karl

    Hallo Karl


    Ich habe diesen Panaeolus sequenzieren lassen.

    Er landet mitten zwischen etwa 50 anderen Sequenzen von P. papilionaceus, viele davon glaubhaft.

    Offenbar scheint diese auffallende morphologische Abweichung sich in der Genetik nicht wiederzufinden, oder die ITS alleine reicht nicht.

    Interessant wäre noch eine Sequenz von Ludwig's Material.


    LG Raphael

    Hallo,


    Die Anfrage bezog sich auf den zweiten Band.

    Denke das dauert noch mindestens zwei Jahre, eher drei oder vier.


    Gruss Raphael

    Hallo zusammen


    Ich sehe das wie Karl.

    Mit diesen stark gratartig verlängerten Lamellen kann ich mir auch keine Melanoleuca vorstellen.

    Die Lamellen können ja mal angedeutet herablaufend sein, aber nie so wie hier.


    Zudem hat M. verrucipes zwar diese typischen schwarzen Flocken am Stiel.

    Aber die sind immer nach oben dichter und Richtung Basis spärlicher, hier ist der Stiel oben kahl und die Basis dichter flockig.


    Einen vernünftigen Vorschlag habe ich im Moment nicht.

    Wenn in dem Beet Erde aus dem Baumarkt ist, kann es auch etwas exotisches sein.

    Rein makroskopisch wird es schon schwierig sein, die richtige Gattung zu finden.

    Vielleicht wenigstens einen Sporenabwurf mit Melzer behandeln?


    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Hier noch zwei Sequenzier-Ergebnisse. Natürlich lag ich zweimal falsch :)


    Nr. 1 ist Cortinarius rubrophyllus.

    Nr. 4 ist ein banaler Cortinarius croceus. Da wäre ich nicht drauf gekommen mit dieser Lamellenfarbe.


    LG Raphael

    Na ja, man kann sich ja die Lamellentrama ansehen und deren Metachromasie testen. Ich denke da geht schon was, wenn man sich denn die Zeit fürs Mikro nimmt.

    Teilweise... cystidiatus und chrischonensis lassen sich noch einigermassen anhand der Zystiden unterscheiden.

    Wobei es namhafte Mykologen gibt, die das als inkonstantes Merkmal bei Clitopilus ansehen.

    Genetisch ist es ein Minenfeld, weil Cl. cystidiatus noch nicht definitiv geklärt ist, möglicherweise sogar ein Synonym von Cl. prunulus.


    Für Clitopilus abprunulus muss man Tramahyphen messen, das geht auch noch.


    Der 2024 beschriebene Clitopilus malettii lässt sich wohl morphologisch gar nicht unterscheiden, wenn man die Diagnose liest:

    A Clitopilo prunulo (Scop.) P. Kumm. et a Clitopilo cystidiato Hauskn. & Noordel. differt DNA sequentiis.

    Von den Italienern müsste da noch eine längere Publikation folgen, vielleicht gehen sie dann auf Unterschiede in der Morphologie ein.


    LG Raphael

    Hallo,


    Am Geruch kann man die Arten des Mehlräslings-Aggregats nicht unterscheiden. Zudem nimmt jeder den Geruch etwas anders wahr.

    Das Aggregat besteht inzwischen aus etwa fünf Arten, die teils kaum bestimmbar sind. Essbar sind sie vermutlich alle, wurden ja früher nicht unterschieden und deshalb wohl auch fleissig gegessen.

    Über die Seltenheit kann man nichts sagen, weil kaum jemand jeden Mehlräsling mikroskopiert oder gar sequenziert.


    Hier reicht "Mehlräsling" als Bestimmung völlig.


    Lg Raphael

    Hallo zusammen


    So, jetzt habe ich das Ergebnis der Sequenzierung. Als Fazit kann ich sagen: Wir hatten insgesamt recht. Und zwar damit, dass wir uns nicht einigen können.

    Einen Namen habe ich nicht für euch. Aber ich weiss, was es nicht ist:

    - Es ist nicht Amanita gemmata agg.

    - Es ist nicht Amanita pantherina (zumindest nicht im Sinne von Varga et al. 2024)


    Es gibt etliche schwache Treffer um 97% für amerikanische Kollektionen, die Amanita pantherinoides, Amanita sp. 'ameripanthera' oder Amaminta sp. 'tlaxcalopanthera' genannt werden. Soweit ich weiss, wurde die Sektion Amanita in Europa noch nicht genetisch überarbeitet. Weiss jemand, ob da etwas in Arbeit ist?

    Bis dahin bleibt es wohl ein Mysterium.


    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Hier auch noch ein Sequenz-Ergebnis.


    Nr. 1 ist wirklich Inocybe laurina.

    Nr. 2 ist Inocybe minutissima, eine kürzlich beschriebene Art aus dem pholiotinoides-Aggregat.


    Lg Raphael

    Hallo zusammen


    Hier noch ein Update aus der Sequenzierung.


    Der widerspenstige Helmling ist auch genetisch widerspenstig.

    Ich habe zwar eine Sequenz, aber die Blast-Ergebnisse sind Müll.

    Es gibt gute Treffer für M. niveipes, M. algeriensis, M. purpureofusca, M. supina, und sogar für M. zephirus und M. pura :haue:

    Natürlich sind die meisten Treffer von zweifelhafter Herkunft.


    Immerhin: Zwei Sequenzen von Kollektionen, die Robich in seinem Buch unter Mycena algeriensis aufführt, matchen zu 98.5%.

    Aber weil das keine Typus-Sequenzen sind, sondern der Gnade von Robich's Bestimmungskünsten unterlagen, ist das auch keine Garantie.


    Hier gäbe es sogar Bilder von M. algeriensis, die gut zu meiner Kollektion passen:

    Mycena algeriensis s. Maas Geesteranus (Helmovka)
    Syn.: Mycena niveipes? Taxonomicky nedořešený taxon rostoucí na mrtvém dřevu listnáčů. Původní Mycena algerienis byla popsána z Alžírska a ve střední Evropě se…
    www.mykologie.net


    Fazit: Wir lagen mit der Gruppe um niveipes sicher richtig. Aber was es nun wirklich ist, bleibt offen.

    Ich lege es mal als Mycena cf. algeriensis ab, kann aber M. niveipes nicht wirklich ausschliessen.


    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Hier hat die Sequenzierung erst im zweiten Anlauf funktioniert.

    Wir lagen ganz knapp daneben. Es ist nicht Cortinarius pseudoglaucopus, sondern die Schwester-Art Cortinarius glaucoelotus.

    Dieser dauerhaft violette Stiel scheint ein wesentliches Merkmal zur Unterscheidung von pseudoglaucopus zu sein.


    LG Raphael

    Hallo zusammen


    Ja, Pluteus romellii s.l. denke ich auch.

    Vermutlich Pluteus vellingae, dazu würden die kräftig gelben Lamellen passen, das wäre untypisch für romellii s.str.

    Ein sehr spannender Fund auf jeden Fall, es würde sich lohnen den genauer zu untersuchen.


    LG Raphael

    Hallo,


    Stropharia hätte dunkleres Sporenpulver und auch im Mikroskop wären die Sporen mehr grau (ist das Sporenfoto in Wasser?)

    Die HDS hilft bei Agrocybe nicht weiter, sie ist eine einfache Kutis.

    Gegen A. dura ist eigentlich nicht viel einzuwenden.


    Lg Raphael

    Hallo Andreas


    Diese grossen, kopfigen Zystiden sind typisch für Simocybe sumptuosa.

    Du könntest wie erwähnt noch die HDS anschauen, da solltest du viele kopfige Pileozystiden finden.

    Aber abgesehen von den etwas zu kleinen Sporen spricht nichts gegen S. sumptuosa.


    In der Gattung gibt es wohl einige semikryptische Arten, die erst noch genetisch auseinander dividiert werden müssen.

    Im Moment würde ich es als sumptuosa ablegen.


    LG Raphael