Rötender Rißpilz

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 462 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wolfgang P..

  • Guten Tag,


    ich habe heute ne größere Menge Rißpilze (in kleinen Grüppchen, alle entlang von Wegen) gefunden und halte sie für Inosperma erubescens.


    Fundort: Wegrand im Laubmischwald

    Geruch: fruchtig mit eher unangenehmer Komponente

    Stiellänge: 4 bis 8 cm

    Hutdurchmesser: 6 bis 8 cm

    Gestalt: kompakt, fleischig

    Farbe: weiß oder ockerlich, dann rötend

    Sporenmaße: 10,5 - 11,7 - 13,5 x 6 - 6,8 - 8 mu (zehn Stück vermessen)

    Sporenform: elliptisch, teilweise dickwandig wirkend

    Zystiden: sowohl an der Blattschneide als auch Blattfläche keulig, dünnwandig und ohne Schopf. Eine davon hat 45x15 mu gemessen

    Hutdeckschicht: hyphig mit Schnallen


    Bilder:



    Ich hätte zwei Fragen:

    - Bei der Bestimmung bin ich mir eigentlich sicher, da ähnlich gefärbte rötende Rißpilze Zystiden mit Kristallschopf hätten. Gibt es Einwände?

    - Sind meine Herangehensweise und Bilder grundsätzlich in Ordnung? (Zum Beispiel: interessiert man sich bei Rißpilzen überhaupt für die Hutdeckschicht? Ich hab es nicht geschafft, Bilder davon ohne viele Luftblasen zu machen. Was hätte ich besser machen können?)


    Ich freue mich auf Antworten. Vielen Dank im voraus.


    Viele Grüße,

    Benjamin

  • Hi,


    deine abgebildete "Zystide" ist eine Basidiole. ;) Inosperma und Pseudosperma haben keine Pleurozystiden. Bitte zukünftig die Begriffe Pleuro- und Cheilozystiden verwenden. Blattschneide und Blattfläche klingt komisch. Ich denke metuloide Zystiden (die typischen Inocybe-Zysstiden, dickwandig mit Kristallschopf) wären dir aufgefallen, so dass ich oben auch I. erubescens sehe. I. erubescens ist nicht die einzige rötende Inosperma. Die Cervicolores tun das auch.


    Was hättest du besser machen können? 1. Cheilozystiden abbilden ;) Das sind hier dünnwandige keulige, insgesamt eher schlanke Strukturen (meist ohne Inhalt), die sich an der Lamellenschneide tummeln.

    2. Einen guten Schlüssel verwenden. Denn da hättest du gesehen, dass die Inosperma-Arten keine Pleurozystiden und metuloide Zystiden haben.

    3. Bei echte Inocyben die Stielbereifung checken. Ist hier im konkreten Fall nicht erforderlich. Auch bei den Inospermas und Pseudospermas mag es sein, dass die Stielzystiden auch eine Bestimmungsrelevanz haben.

    4. HDS-Schnitte sind bei Inocybe oft nicht wichtig. Dennoch hilft üben, üben, üben, denn bei Lepioten, Dachpilzen und weiteren ist das ein wichtiges Bestimmungsmerkmal. Die 2-Rasierklingen-Methode ist dabei für mich die beste und erfolgversprechendste Variante. Luftblasen entstehen auch, wenn du das Deckglas nicht richtig auf das Präparat auflegst.


    So weit von meiner Seite


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Könnte jemand auch ohne Kenntnis der Gattung und der Art sagen, daß meine "Keule" keine Zystide, sondern eine Basidiole ist? Woran würde derjenige das festmachen? Oder weiß man das nur dann sicher, wenn man weiß, wie die Zystiden auszusehen haben?


    Benjamin

  • Könnte jemand auch ohne Kenntnis der Gattung und der Art sagen, daß meine "Keule" keine Zystide, sondern eine Basidiole ist? Woran würde derjenige das festmachen? Oder weiß man das nur dann sicher, wenn man weiß, wie die Zystiden auszusehen haben?


    Benjamin

    Allgemeine mikroskopische Erfahrung. Dieser "körnige" Zellinhalt deutet sehr auf Basidie/Basidiole hin. Hier ist der Link zu Dittes Webseite von I. erubescens für den Vergleich wie Zystiden aussehen.


    Inocybe - erubescens
     
    www.inocybe.org

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Ben,

    nach all dem Input für dich hätte ich noch zu ergänzen, dass der deutsche Name für Inocybe erubescens Ziegelroter Risspilz ist. Den Rötenden Risspilz gibt es auch, er heißt Inocybe godeyi und wird dir im Sommer sicher noch über den Weg laufen, solltest du jetzt nicht abgeschreckt sein und weiterhin Risspilze anschauen. Und ja, Zystiden erkennst du daran, dass sie keinen lichtbrechenden Inhalt haben. Und Sterigmen (sehen aus wie Teufelshörnchen) haben sie selbstverständlich auch nicht. Meistens sind sie größer als Basidiolen und ragen aus dem "Basidiolen-Meer" auffallend hervor.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Ben,

    nach all dem Input für dich hätte ich noch zu ergänzen, dass der deutsche Name für Inocybe erubescens Ziegelroter Risspilz ist. Den Rötenden Risspilz gibt es auch, er heißt Inocybe godeyi und wird dir im Sommer sicher noch über den Weg laufen, solltest du jetzt nicht abgeschreckt sein und weiterhin Risspilze anschauen. Und ja, Zystiden erkennst du daran, dass sie keinen lichtbrechenden Inhalt haben. Und Sterigmen (sehen aus wie Teufelshörnchen) haben sie selbstverständlich auch nicht. Meistens sind sie größer als Basidiolen und ragen aus dem "Basidiolen-Meer" auffallend hervor.

    FG

    Oehrling

    Ich habe "rötend" als Eigenschaftswort gebraucht, aber als großgeschriebenes erstes Wort kann man es nicht von einem Namen unterscheiden.


    Abgeschreckt bin ich gar nicht, das ist ja das Schlimme! ;) Vielen Dank für die aufschlussreichen Antworten.


    Benjamin

  • Zystiden erkennst du daran, dass sie keinen lichtbrechenden Inhalt haben.

    Diese "Regel" möchte ich nicht unwidersprochen stehen lassen, damit sie sich nicht im Hirn festsetzt.


    Prominente Gegenbeispiele sind z.B. Lactarius, Pholiota, ich könnte noch ein Dutzend weitere nennen. Bei Corticiaceen haben sie als "Gloeozystiden" sogar einen eigenen Namen.


    Bei Licht betrachtet ist es gar nicht sauber definiert, wo die Grenze zur Zystide läuft. Sie muss dem Hymenium entspringen (nicht der Trama), und deutlich von Basidiolen differenziert sein.


    Was ist aber "deutlich"?


    Das ist einfach, wenn sie einen Kristallschopf oder Gelkopf haben, dickwandig sind, ganz anders geformt sind, weit über die Basidien herausragen, und so weiter.


    Die strittigen Fälle gibt es aber eben auch.


    Gruß,


    Wolfgang

  • Könnte jemand auch ohne Kenntnis der Gattung und der Art sagen, daß meine "Keule" keine Zystide, sondern eine Basidiole ist? Woran würde derjenige das festmachen? Oder weiß man das nur dann sicher, wenn man weiß, wie die Zystiden auszusehen haben?

    mein Posting von eben auf Deinen Fall angewendet: Du zeigst eine Zelle, die aussieht wie Basidiolen bei 90% der Basidomyceten eben so aussehen. Daher hätte ich auch ohne Kenntnis der Gattung auf eine Basidiole getippt.

    Besser ist aber, Du zeigst einen Ausschnitt eines Lamellenschnitts, auf dem die unterschiedlichen Zell-Arten zu sehen sind.


    Gruß,

    Wolfgang