Sie drehen völlig durch

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 750 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schrumz.

  • Hallo zusammen,

    ein paar warme Tage haben gereicht und es kracht nochmal so richtig im Schwäbischen Wald. Die Artenvielfalt und das Ausmaß an echten Raritäten die es heute zu sehen gab, hat mich wirklich komplett umgehauen. Ich lege mal mit ein wenig Beifang los, bevor ich zum Hauptgang komme.

    1.

    Dieses komplett feste 20 cm Monster...


    Und weitere ganz Frische Kollegen von Boletus edulis wurden völlig zur Nebensache.

    2. Ebenso wie die vielen frischen Maronen

    3. Lachsreizker

    4. Und Trompetenpfifferlinge

    5. Schon interessanter ist da der echte Tigerritterling, Tricholoma pardidum bei Tanne auf Kalk

    6. Noch nicht in voller Pracht steht Hygrophorus abieticola, die legen erst los.

    7. Ein weiterer, wesentlich seltener Tannenbegleitender Schneckling war dagegen schon voll am Start: Herrliche Exemplare von Hygrophorus capreolarius

    8. Den hier kann ich nicht so richtig zuordnen, ein Schneckling bei Fichte und Tanne auf Kalk

    9. Auch bei Tanne, Russula aurea, auch recht merkwürdig

    10. Ebenfalls sehr merkwürdig, gleich an mehreren Stellen bei Tanne im reinen Nadelwald. Etwas untypisch, ziemlich geruchlos und mit eng anliegender Scheide, aber natürlich trotzdem zweifelsfrei Amanita phalloides

    11. Bei Fichte gabs noch Amanita junquiella

    12. Und dann noch diese merkwürdigen Kollegen, bei denen als Partner Fichte, Tanne, Buche und Kiefer infrage kommen. Sieht aus wie junge Pantherpilze aber mit recht hellem Braun. Die nicht eingetropfte Knolle mit dem Velumlappen würde aber irgendwie viel eher zu A. junquiella passen. Keine Ahnung.

    13. So und jetzt gehts los mit den Phlegmacien. Wer keine leider teilweise unbestimmten sehen möchte sei hiermit gewarnt. Als ich direkt am Waldeingang schon große Mengen an herrlich duftenden Calonarius odorifer sah, wusste ich das wird gut heute.

    Übrigens: Habt ihr schon mal einen umgedreht, geschnuppert, mit Anisgeruch gerechnet und eine volle Breitseite Leuchtgasgeruch abbekommen? Der rothütige Schwefelritterling, direkt unter ihnen wachsend.

    14. Der Erste Kracher. Obwohl der wissenschaftliche Name der Schwesterart aus dem Laubwald übersetzt "der Eleganteste" bedeutet, steht sein Nadelwaldbruder ihm in Eleganz in nichts nach. Calonraius aureofulvus, der Goldfuchsige Klumpfuß:

    15. Mit ähnlichem Aussehen und ähnlicher aber stärkerer KOH Reaktion. Auch eine schöne Art, schon seit einem Monat frisch zu finden, Calonarius aureopulverulentus. Rechts ist schön das goldgelbe Velum am Knollenrand zu sehen.

    Die sind übrigens gerne engstens verbandelt und wild durcheinanderwachsend mit Phlegmacium varium

    16. Dazu im Vergleich eher banal aber trotzdem zeigenswert, Cortinarius infractus agg.

    17. Auch nicht selten aber auffällig und in riesigen Gruppen wachsend, die mein Handy leider nicht ganz abbilden kann. Hier mit 50+ Fruchtkörpern vertreten, Phlegmacium glaucopus agg.

    18. Der nächste Knaller. Nach ihm benannt aber gar nicht so nah verwandt. Mit kräftigem Rettichgeruch ein ebenfalls sehr stattlicher Klumpfuß, der die Tendenz zur Bildung großer Gruppen hat. An verschiedenen Stellen heute zu sehen, Calonarius pseudoglaucopus

    19. Ähnlich aussehend aber deutlich heller und ohne violettes Velum. Der muss dringend nachbestimmt werden, da das eine weitere Rarität sein könnte. Calonarius sect. Humolentes, ich vergleiche gerade mit Calonarius anaunianus, der gut ins Habitat passen würde

    20. Um bei Calonarius zu bleiben, weitere schöne Kollektionen dieses nicht mit KOH reagierenden Calochroi aus dem reinen Nadelwald. Arbeitsname aktuell Calonarius piceae.

    Leider eventuell auch schon wieder mit Calonarius haasii vermischt.

    21. Ein Phlegmacium eher bei Fichte. Nur ganz jung schöne blaue Farben zeigend, Phlegmacium caseiocanescens.

    22. Die Schwesterart, zumindest bei mir immer bei alten Tannen. Selbst im Alter noch recht hübsch, Phlegmacium terpsichores:

    Über den habe ich mich ja schon sehr gefreut. Dann aber an verschieden Stellen ganz junge Fruchtkörper der Art, immer bei alten Weißtannen auf Kalk. Die kommen wunderschön dunkel violettblau aus der Erde, einer der beeindruckendsten Pilze die ich je gesehen habe und dem deutschen Namen mehr als gerecht werdend. Phlegmacium terpsichores, der Pracht-Klumpfuß:

    23. Wir bleiben bei Blau-Violett. Ein weiterer Traumfund bei Weißtanne, Cortinarius salor, der blaue Schleimfuß

    24. Und nochmal einer obendrauf. Eine seltene Art die ich bis jetzt eher in Einzelexemplaren hatte. Heute an verschiedenen Stellen in ganzen Hexenringen, mit herrlich oranger Hutfarbe, Phlegmacium cf fulminoides

    25. Ähnlich schön, mit mehr weißem Velum auf dem Hut und mit gelbem Velumgürtel an der Stielbasis, Phlegmacium cf subrugulosus

    Die werde ich noch nachbestimmen, da aber wohl auch mit dem mikroskop schwer auseinanderzuhalten vielleicht auch sequenzieren lassen.

    So, damit lasse ichs mal gut sein, alle diese Phlegmacien (leider mit Ausnahme von C. aureofulvus) waren übrigens an mindestens 3 Stellen und teilweise riesiger Anzahl vertreten, das war heute schon eine echte Wundertour. Korrekturen/Anmerkungen sind natürlich immer erwünscht, hoffe ihr seid gern mitgegangen.

    Viele Grüße

    Edit: Sorry für die doppelten Bilder und den eigentlich auch recht schicken Fund den ich vergessen habe: Phlegmacium dionysae agg. mit starkem Mehlgeruch

  • Hallo

    Das sieht wirklich beeindruckend aus bei.

    Ganz so eine Pracht haben wir hier gerade nicht.

    Einige der Arten sind hier auch zu finden aber nicht alle und auch nicht in so schönem, frischen Zustand. Bei euch scheint es doch noch etwas mehr Regen gegeben zu haben.

    Bei der Nr. 20 sehe ich eigentlich nur typische C.haasii und keine C.piceae . So violettstielig ist nur C.haasii

    zu Nr. 19 kann ich ohne Mik.-Daten nichts sagen

    Der Rest sieht gut und richtig bestimmt aus

    Gruss

    Uwe

  • Nebel ist halt auch Niederschlag und davon gibts gerade echt metaphorische Suppenschüsseln voll bei uns. Hier mal ein Blick ins Tal vom Dienstag:

    Ich glaube tatsächlich, dass es hier andersrum war und die Wärme die es jetzt mal 3-4 Tage gab die Fruchtkörperbildung, die aktuell wirklich außergewöhnlich massenhaft ist, ausgelöst hat.

    Danke auch fürs drüberschauen, gerade die fulminoides/subrugulosus Geschichte muss ich mir auch nochmal anschauen, sowie auch den gelben vermuteten Humolentes im Nadelwald. Bei den haasii sind auch deutlich weniger Violettstielige dabei, die kleinere Sporen haben, das sind dann die mit kräftigeren Gelbtönen auf dem Hut. Auch da denke ich gerade ernsthaft über eine Sequenzierung nach. Witzig ist auch, wie gerade ein paar der Arten die ich früher unbestimmt ließ Namen bekommen. So hatte ich pseudoglaucopus zum Beispiel sicher schon früher aber aktuell fällt er mir wirklich krass auf, in großen Gruppen und mit beeindruckenden Fruchtkörpern.

    Viele Grüße

  • GriasDi Schrumz,

    echt beeindruckende Funde! So schöne Cortinarien im besten Zustand!

    Der Schneckling Nr.8 sollte H. discoideus sein.

    Und den Goldtäubling erkenn ich erlich gesagt nicht wirklich. O.k die Hutfarbe kommt hin, aber komplett ohne Gelb am Stiel oder den Lamellenschneiden?

    An liabn Gruaß,

    Werner

  • Danke auch dir, discoideus macht viel Sinn, weiß nicht warum ich den nicht auf dem Schirm hatte.

    Das Foto ist vom Goldtäubling ist leider katastrophal, letztes Jahr an gleicher Stelle:

    Kann natürlich trotzdem was anderes sein, den habe ich mir heute nicht genau angeschaut, da inmitten herrlicher Phlegmacien wachsend :D

    Viele Grüße

  • Cortinarius Und natürlich habe ich noch einen Fehler gemacht. Die Calochroi bei 20 in meiner Hand haben nur einen Hauch Violett in den Lamellen, sind bis auf die Stielspitze weißstielig und reagieren deutlich positiv (rot) am Basismyzel mit KOH. Schau ich mir nachher nochmal an, wahrscheinlich ist dann da Calonarius subgracilis ein Kandidat. Sollten tatsächlich 3 Arten sein, die da sehr eng zueinander wachsen.

    Viele Grüße

  • Eieie und wenn man etwas länger wartet auch auf dem Hut deutlich rosalich. Sorry da habe ich komplett Mist gebaut, muss wohl jetzt wieder Richtung C. metarius und C. barbaorum schauen.

    Viele Grüße

  • Also ich versuche die Calochroi mal aufzudröseln. Die folgenden wuchsen übrigens alle durcheinander, was die Sache echt nicht einfach macht.

    1. Hier geht es nur um das Zweiergrüppchen. Die sind die einzigen, die KOH positiv sind, deutlich am Hut und an der Basisknolle, negativ im Fleisch. Weiße Velumpacken auf dem Hut, Violett nur in den Lamellen und an der Stielspitze überhaucht. Bei Tanne und Fichte, Sporen um 12 um lang.

    Hier lag ich wohl völlig daneben, Arbeitshypothese aktuell Calonarius metarius oder Calonarius barbaricus, muss letzterer im Fleisch KOH positiv sein?

    2. So, der ist weniger Gelb auf dem Hut, hat einen deutlich violetten Stiel und teilweise chromgelbe Rhizomen. Sporen bis 14 um, das muss eigentlich C. haasii sein.

    3. Und die sind auch KOH negativ, haben kein Violett am Stiel und sind recht kräftig gelb auf dem Hut. Wie gesagt, alles durcheinander wachsend, die durchgestrichenen sollten haasii sein. Vielleicht sogar der größere auf dem letzten Bild auch. Sporen bis 12 um.

    Hier habe ich immer noch C. piceae im Kopf aber der steht am Wackligsten. Eventuell ein Kandidat für die Sequenzierung. Bei allen anderen passen die Sporen gut und die Bestimmungen sind denke ich korrekt. Der unbekannte Humolentes hat mandelförmige Sporen bis 13 um, eventuell auch ein Kandidat für Pablo.

    Es tut mir echt leid Cortinarius dass ich dich hier so nerve und teilweise schlechte Angaben mache. Ich hätte es auch schon lange gelassen wenn nicht alle in Frage kommenden Arten hochinteressant wären. Mykollege_Günter vielleicht kannst du auch noch mal drüberschauen, wäre wirklich dankbar.

    Viele Grüße

  • Hallo

    Blassgelbe Hüte, weiße Stiele mit der eher langsamen Rosa/Pink KOH Reaktion auf Hut und Basalmycel ist das C.subgracilis

    Gruss

    Uwe

    Danke dir, ich finde zu dem auch teilweise negativ auf dem Hut. KOH Reaktion war tatsächlich sehr langsam. Und der ist auch Tannenbegleiter?

    Viele Grüße

  • Hallo

    Also bei der Nr1. kommt mit den dunkleren Hüten der langsamen Reaktion auf rot und den grossen Sporen eigentlich nur C.metarius ( Syn. Barbaricus) in Frage.


    Nr2.

    Mit den trübgelben Hüten und dem tief violetten Stiel ist das C.haasii


    Nr. 3 C.piceae ist möglich, da braucht es aber die Sporengrösse

    Ich sehe aber auf den Bildern immer noch eine Mischung mit den C.haasii


    Gruss

    Uwe

  • Bei 3 sind die Sporen bis maximal 12 um lang, das auch eher ein Ausreißer, die meisten um 11 um. Es war für mich im Feld echt schier unmöglich die zu trennen, da die Hutfarbe sich gefühlt im Alter zumindest leicht ändert und die wirklich komplett durcheinander wuchsen. Gerade die metarius wirklich komplett inmitten der Nummer 3 da hab ich dann zuerst nur die drumrum mit KOH getestet. Es scheint gerade echt eine absurde Cortinariensaison aber nur im Nadelwald zu sein, die Laubwälder sind fast komplett leer an Phlegmacien.

    Viele Grüße