Sie drehen völlig durch

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 193 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Schrumz.

  • Hallo zusammen,

    ein paar warme Tage haben gereicht und es kracht nochmal so richtig im Schwäbischen Wald. Die Artenvielfalt und das Ausmaß an echten Raritäten die es heute zu sehen gab, hat mich wirklich komplett umgehauen. Ich lege mal mit ein wenig Beifang los, bevor ich zum Hauptgang komme.

    1.

    Dieses komplett feste 20 cm Monster...


    Und weitere ganz Frische Kollegen von Boletus edulis wurden völlig zur Nebensache.

    2. Ebenso wie die vielen frischen Maronen

    3. Lachsreizker

    4. Und Trompetenpfifferlinge

    5. Schon interessanter ist da der echte Tigerritterling, Tricholoma pardidum bei Tanne auf Kalk

    6. Noch nicht in voller Pracht steht Hygrophorus abieticola, die legen erst los.

    7. Ein weiterer, wesentlich seltener Tannenbegleitender Schneckling war dagegen schon voll am Start: Herrliche Exemplare von Hygrophorus capreolarius

    8. Den hier kann ich nicht so richtig zuordnen, ein Schneckling bei Fichte und Tanne auf Kalk

    9. Auch bei Tanne, Russula aurea, auch recht merkwürdig

    10. Ebenfalls sehr merkwürdig, gleich an mehreren Stellen bei Tanne im reinen Nadelwald. Etwas untypisch, ziemlich geruchlos und mit eng anliegender Scheide, aber natürlich trotzdem zweifelsfrei Amanita phalloides

    11. Bei Fichte gabs noch Amanita junquiella

    12. Und dann noch diese merkwürdigen Kollegen, bei denen als Partner Fichte, Tanne, Buche und Kiefer infrage kommen. Sieht aus wie junge Pantherpilze aber mit recht hellem Braun. Die nicht eingetropfte Knolle mit dem Velumlappen würde aber irgendwie viel eher zu A. junquiella passen. Keine Ahnung.

    13. So und jetzt gehts los mit den Phlegmacien. Wer keine leider teilweise unbestimmten sehen möchte sei hiermit gewarnt. Als ich direkt am Waldeingang schon große Mengen an herrlich duftenden Calonarius odorifer sah, wusste ich das wird gut heute.

    Übrigens: Habt ihr schon mal einen umgedreht, geschnuppert, mit Anisgeruch gerechnet und eine volle Breitseite Leuchtgasgeruch abbekommen? Der rothütige Schwefelritterling, direkt unter ihnen wachsend.

    14. Der Erste Kracher. Obwohl der wissenschaftliche Name der Schwesterart aus dem Laubwald übersetzt "der Eleganteste" bedeutet, steht sein Nadelwaldbruder ihm in Eleganz in nichts nach. Calonraius aureofulvus, der Goldfuchsige Klumpfuß:

    15. Mit ähnlichem Aussehen und ähnlicher aber stärkerer KOH Reaktion. Auch eine schöne Art, schon seit einem Monat frisch zu finden, Calonarius aureopulverulentus. Rechts ist schön das goldgelbe Velum am Knollenrand zu sehen.

    Die sind übrigens gerne engstens verbandelt und wild durcheinanderwachsend mit Phlegmacium varium

    16. Dazu im Vergleich eher banal aber trotzdem zeigenswert, Cortinarius infractus agg.

    17. Auch nicht selten aber auffällig und in riesigen Gruppen wachsend, die mein Handy leider nicht ganz abbilden kann. Hier mit 50+ Fruchtkörpern vertreten, Phlegmacium glaucopus agg.

    18. Der nächste Knaller. Nach ihm benannt aber gar nicht so nah verwandt. Mit kräftigem Rettichgeruch ein ebenfalls sehr stattlicher Klumpfuß, der die Tendenz zur Bildung großer Gruppen hat. An verschiedenen Stellen heute zu sehen, Calonarius pseudoglaucopus

    19. Ähnlich aussehend aber deutlich heller und ohne violettes Velum. Der muss dringend nachbestimmt werden, da das eine weitere Rarität sein könnte. Calonarius sect. Humolentes, ich vergleiche gerade mit Calonarius anaunianus, der gut ins Habitat passen würde

    20. Um bei Calonarius zu bleiben, weitere schöne Kollektionen dieses nicht mit KOH reagierenden Calochroi aus dem reinen Nadelwald. Arbeitsname aktuell Calonarius piceae.

    Leider eventuell auch schon wieder mit Calonarius haasii vermischt.

    21. Ein Phlegmacium eher bei Fichte. Nur ganz jung schöne blaue Farben zeigend, Phlegmacium caseiocanescens.

    22. Die Schwesterart, zumindest bei mir immer bei alten Tannen. Selbst im Alter noch recht hübsch, Phlegmacium terpsichores:

    Über den habe ich mich ja schon sehr gefreut. Dann aber an verschieden Stellen ganz junge Fruchtkörper der Art, immer bei alten Weißtannen auf Kalk. Die kommen wunderschön dunkel violettblau aus der Erde, einer der beeindruckendsten Pilze die ich je gesehen habe und dem deutschen Namen mehr als gerecht werdend. Phlegmacium terpsichores, der Pracht-Klumpfuß:

    23. Wir bleiben bei Blau-Violett. Ein weiterer Traumfund bei Weißtanne, Cortinarius salor, der blaue Schleimfuß

    24. Und nochmal einer obendrauf. Eine seltene Art die ich bis jetzt eher in Einzelexemplaren hatte. Heute an verschiedenen Stellen in ganzen Hexenringen, mit herrlich oranger Hutfarbe, Phlegmacium cf fulminoides

    25. Ähnlich schön, mit mehr weißem Velum auf dem Hut und mit gelbem Velumgürtel an der Stielbasis, Phlegmacium cf subrugulosus

    Die werde ich noch nachbestimmen, da aber wohl auch mit dem mikroskop schwer auseinanderzuhalten vielleicht auch sequenzieren lassen.

    So, damit lasse ichs mal gut sein, alle diese Phlegmacien (leider mit Ausnahme von C. aureofulvus) waren übrigens an mindestens 3 Stellen und teilweise riesiger Anzahl vertreten, das war heute schon eine echte Wundertour. Korrekturen/Anmerkungen sind natürlich immer erwünscht, hoffe ihr seid gern mitgegangen.

    Viele Grüße

    Edit: Sorry für die doppelten Bilder und den eigentlich auch recht schicken Fund den ich vergessen habe: Phlegmacium dionysae agg. mit starkem Mehlgeruch