123pilze Kontakt für Korrektur

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 434 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Südwald.

  • Hallo zusammen,


    ich konnte das nicht herausfinden, wen schreibt man an für Korrekturvorschläge in der 123pilze Datenbank?

    Die rein "pilzbezogenen" Sachen maße ich mir nicht an korrigieren zu wollen, aber mir ist jetzt mehrfach aufgefallen das da Kommentare drinn stehen über forstliche Dinge (Baumarten, forstwirtschaftliche Methoden, Grundwissen über Hölzer) die falsch sind. Ich finde es super wichtig, schlimm genug das viele noch denken der harvester würde die Wege zerstören und auf "die Forstwirtschaft" einfach mal als ganzes schimpfen. (sprich keinerlei Ahnung haben aber hauptsache mal geschimpft :D ) Da muss in so einem Nachschlagewerk das keine gute Reputation hat aber dennoch von sehr vielen genutzt wird, wenigstens nichts faktisch falsches stehen das dies noch unterstützt.


    LG :)

  • Moin Joana,


    zumindest scheint das Wissen um die Zusammenhänge zwischen dem Einfluss von Mykorhizzapilzen auf die Gesundheit der Bäume und der Bodenverdichtung durch Großmaschinen, die mit der Zerstörung des Pilzmyzels den Bäumen Wasser und Nährstoffquellen nimmt, noch nicht angekommen zu sein.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Danke zuehli! :)


    Ja genau das meine ich wutzi, böse Großmaschinen, schimpfen auf Zersörung von Mycel, kein differenzierter Blick. Kein fragen "warum machen die das so" kein "wer ist da eigentlich zuständig". Mit dieser Sichtweise macht man sichs halt einfach, wenn es in Wirklichkeit sehr viel komplexer ist. Nur ein Beispiel zum Thema komplexer, ich habe letztes Jahr ein größeres Biotop geplant welches u.a. auch Fahrspuren enthalten hat, um kleine Trinkstellen zu erschaffen. Da ist dann ganz bewusst eine "Großmaschine" einfach nur reingefahren um genau sowas zu erstellen (neben dem das Bäume entnommen wurden um für mehr Licht zu sorgen und auch an drei Stellen Boden ausgehoben wurde für größere Wasserflächen plus Ast & Steinhaufen). Pionieramphibien finden solche kleineren Wasserflächen attraktiv, solange da halt nicht auch noch Betriebsmittel herum schwimmt. Wo wir schon wieder beim differenzierten Blick sind - man kann sich nicht alles schönreden / schlechtreden, es hat schlicht vielfältige Aspekte die genauso vielfältige Gründe & Auswirkungen haben. ;)

    Vor allem die Frage nach dem warum fehlt oft, es wird garnicht erst versucht zu verstehen.

  • Hallo Joana,


    du bist hier nun mal in einem Pilzforum unterwegs, und die meisten User hier sind Pilzfreunde und Pilzsammler, keine Förster. Wenn du eine freundlichere Gesinnung dem Harvester und der dazugehörigen "modernen" Forstwirtschaft gegenüber erleben willst, müsstest du in ein Forstwirtschafts-Forum umziehen. Die Ansicht, dass der Harvester oder gar die Waldkalkung der Todfeind der meisten schönen und wertvollen Pilzarten und der Hauptgrund für ihr Verschwinden/Aussterben ist, wirst du hier nicht ausrotten können.


    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • das viele noch denken der harvester würde die Wege zerstören


    Macht er ja auch, was soll daran nicht stimmen? Man kann allenfalls sagen, nicht der Harvester selber zerstört, sondern der ihn fährt :D .

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Oehrling vielleicht liest du meinen Beitrag nochmal, wenn ich auf deine Nachricht jetzt so antworte drifte ich massiv ab vom eigentlichen Thema.

    Nicht böse gemeint. Ich bin übrigens auch kein Förster.

    Liebe Grüße

  • Antwort auf deine Nachricht Nr.6: Oehrling

    Genau das meinte ich, danke fürs fragen.

    Dem Harvester sein Job ist einfach Bäume fällen, entasten, näher an die Gasse ziehen. Dabei nimmt der Harvester meist nur solche Bäume die etwa 7-10m+/- (je nach Kranlänge) entfernt von der Gasse sind. Weiter entfernte Bäume werden motormanuell gefällt und z.b. zur Gasse gezogen mit Seilwinde/Harvester/Pferd u.ä. . Beim typischen Harvesterfahrer (sprich ein effizienter Fahrer) heißt das einmal reinfahren und max. einmal rausfahren (oft gehts am Ende der Gasse dann in eine andere rein). Die tiefen Spuren werden vom Forwarder verursacht, zu Deutsch "Rückezug". Manchmal sieht man noch sogenannte "Bänder" (ähnliches Prinzip wie Winterketten fürs Auto aber besteht eher aus langgezogenen Platten die je nach Boden und Zweck unterschiedlich geformt sind) Hauptzweck ist Druckverteilung aber auch Gripp. Jedenfalls fährt dieser je nachdem wie die Rückegassen eben angelegt sind immer wieder rein und raus, während er voll beladen mit Holz ist. (sein job ist Holz raus an den Forstweg zu bringen)

    Wenn mir jedenfalls jemand gegenüber steht der auf den harvester schimpft und seine Bodenverletzungen, weis ich a) der Boden war in einem Zustand in dem er niemals hätte befahren werden dürfen b) der Fahrer / das Rückegassennetz ist schlecht oder der allerhäufigste Grund c) die Person vor mir hat noch nie mit jemandem wirklich drüber geredet.

    LG :)


    Edit: Ich möchte einfach nur Dinge die falsch sind korrigieren, nicht Dinge allgemein schönreden. (das wär nicht besonders differenziert was mir aber wichtig ist)

  • Ok, hab was dazu gelernt. Es zerstört halt nicht der Harvester meine Pilze, sondern der Forwarder. Das Mycel ist halt recht dicht unter der Oberfläche und das schwere Gerät zerwühlt es bzw. verdichtet den Boden. Beides schlecht für den Pilz. Holzwirtschaft ist nötig und heutzutage ernten halt die Maschinen, kann man nix ändern.

    Ich geh halt durch den "Lieblingswald" und heul fast, wenn ich die Zerstörung seh. Das darfst Du mir nicht krum nehmen. In der nächsten Zeit braucht man als Pilzsammler auch nicht mehr hin. Es ist traurig anzusehen. Die Pilze wachsen nicht mehr an den zerstörten Stellen und man bricht sich eh die Beine, weil überall Äste herum liegen.

    Mittelfristig bin ich bei Dir Joana, wenn der "Eingriff" gut durchdacht ist, wirds mit der Zeit wieder besser. Äste verotten und bilden neues Substrat. Die verbliebenen Bäume haben mehr Platz, neue Bäume sind ggf gepflanzt oder siedeln selbst an ... die Zeit richtet es. "Mittelfristig" ist in Pilzsammleraugen dummerweise nicht die gleiche Zeitspanne wie aus Forstwirtschaftlicher Sicht.


    Was mir in letzter Zeit aufgefallen ist: ich dachte immer Forstarbeiter haben eine grüne Seele. Da lieg ich häufig falsch. Bei der Pause wird Plastemüll liegen gelassen und Flaschen und neulich hab ich neben den gefällten markierten Stämmen, nen Stapel der weggeworfenen Markier-Sprüdosen gefunden - zack in den Wald damit. Da frag ich mich - was sind das für Leute? Billig Lohnarbeiter denen das ganze Wumpe ist?


    Beste Grüße

    Dominik

    Etwaige Bestimmungen meinerseits sind mit keiner "Verzehrfreigabe" verbunden. Bitte sucht hierfür einen Sachverständigen auf, der sich die Pilze vor Ort genau ansehen und sie hinsichtlich Verzehr viel besser bestimmen bzw. ihren Zustand bewerten kann.


    100-10(APR2024)+3(APR2024)=93

  • Hey durnik, danke für deine Nachricht.

    Ich teile deinen Schmerz, an meinem ersten Lieblingswald kamen 10Jahre lang keine Pfifferlinge mehr nachdem alles geräumt wurde.

    Das die Fichte dort nunmal vom Käfer gefressen war und nun die gepflanzten Buchen (übrigens in Monokultur...) gut gewachsen sind hat mich in keinster weise darüber getröstet.

    Das durch den schnellen Eingriff die umliegenden Fichten noch geschützt wurden hat mich da auch nicht gekümmert. Ich habe einfach nur 10Jahre lang jedes Jahr kaum Pfifferlinge gefunden.


    Zu den Ästen kann ich sagen, wenn du die meinst welche auf dem Maschinenweg liegen, die werden dort absichtlich platziert um den Druck zu verteilen.


    Zu durchdachten Eingriffen kann ich sagen, viele sind nicht gut durchdacht, viele sind einfach nur reaktiv, weil sie mehr den "Katastrophen" hinterher rennen. Oft ist es auch schwierig zu sehen was dabei gedacht wurde, wenn man das jeweilige Ziel nicht kennt. Die meisten Flächen sind in Privathand, da gibt es von "Totholz ist ein zu Hause für Käfer und Käfer fressen Fichten also mach' ich alles Totholz raus" bis hin zu "ich lasse Natur, Natur sein" alles. Oft sieht man aber auch bei einem frisch ausgezeichneten Wald sofort was hier gedacht wurde und freut sich das hier mit Ziel klimastabiler Wald ausgezeichnet wird. (z.b. wenn um Eichen und Birken Bäume entnommen werden, damit die sich durchsetzen können)


    Puh zu dem Müll kann ich nur sagen, Forstarbeiter sind auch nur Menschen. Letztes Jahr hatte ich eine Position da konnte ich Müll den ich gefunden habe den Forstwirten melden, welche sich drum gekümmert haben, das war super. Ich habe auch selbst mal eine Dose im Wald gelassen, weil ich überzeugt war ich würde die wiederfinden wenn ich sie "hinter dieser Buche" abstelle. (man hat ziemlich viel was man mitschleift, deswegen erschien mir das als praktische Idee) Ich habe sie nie wieder gefunden. Die Kappen die auf den Dosen sind verliert man leider auch recht häufig, man nimmt sie mit damit man sich nicht selbst vollsprüht, dann durch ein Gestrüpp gekämpft, x Minuten später festgestellt "Kappe weg". Ich denke das ist wirklich schwierig zu sagen, aber es ist jedenfalls nicht alles Absicht. "Waldarbeiter" sind ja oft auch Kleinstprivatwaldbesitzer, oder Angstellte einer kleineren Firma oder von Nachbarländern angeworbene Arbeiter (die super hart arbeiten also nichts gegen Menschen die keinen deutschen Pass haben). Also zusammenfassend kann ich nicht sagen das die Menschen welche im Wald arbeiten eine besonders grüne Seele hätten, aber sie haben bestimmt eher einen Bezug dazu als solche die ihre Arbeits&Freizeit indoor verbringen.


    Liebe Grüße,

    Joana

  • Also gut, dann heißt die Waldwegzerstörermaschine nicht Harvester, sondern Forwarder. Wieder was gelernt. Eine Waldwegzerstörermaschine ist und bleibt es. Nachdem diese gearbeitet hat, wirst du dort nicht in 10 Jahren schon wieder Pfifferlinge finden, das dauert eher 40 bis 50 Jahre. Wenn sie denn überhaupt nochmal kommen, und der Wald nicht in der Zwischenzeit komplett umfällt (was dann gerne dem allgemeinen "Waldsterben" aufgrund des Autoverkehrs und der Industrieabgase angelastet wird). Und zu der Aussage, die Waldbesitzer schmissen ihre Sprühdosen ja nicht mit Absicht in den Wald: wenn das auch noch Absicht wäre, wäre es noch schöner, und eine Anzeige wert.

    FG

    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Ich habe diese Saison in genau diesem Bestand meinen Hauptsaisonkorb randvoll gefüllt.

    Ehrlich gesagt ich glaube es ergibt wenig Sinn wenn ich jetzt hier einen auf "ich erklär alles" mache.

    Aber wenn du dich jemals zu etwas forstlichem frägst "warum" (nicht als Beschwerde sondern weil du es tatsächlich wissen möchtest) beantworte ich dir gerne alles was ich kann, so ausführlich wie mir möglich ist.

    Liebe Grüße,

    Joana

  • Man nehme 4 Leopard II Panzer, Fahre damit einmal von Nord nach Süd, einmal von Ost nach West und einmal diagonal durch ein Waldstück und deklariere dies denn als naturnahe Waldbewirtschaftung. Wenn Harvester und Forwarder durch sind, dann sieht es genau so aus als wäre eben dies geschehen. Die Pfifferlings und Fliegenpilzpopulation ist hernach in der Regel nahezu zu 100% vernichtet; das Steinpilzaufkommen um 70% reduziert, und zwar auf Jahrzehnte. Bin ein älteres Semester, und in den Wäldern, wo nach den Winterstürmen Vivian und Wiebke Anfang der 90er diese Fahrzeuge zum Einsatz kamen hat es bis 2020 gedauert, bis sich alles etwas erholt hatte. Pfifferlinge bis heute (nach 35 Jahren!) totale Fehlanzeige, Amanita Muscaria Einzelexemplare, vormals der Boden rot jeden Herbst .


    " Doch gottgleich, wie auf Engelsflügeln schweben und gleiten sie durch den Wald", diese Wunderwerke der Technik. Die hauen alle 300 Meter eine Schneise in den Wald,die Sonne knallt gnadenlos rein, und beim nächsten Sturm liegt alles, aber das war dann der Klimawandel. Dann werden Douglasien gepflanzt.


    Mir muß man überhaupt nichts erklären. Ich sehe es jedes Jahr wie wieder gewütet wurde. Und es fällt mir einigermaßen schwer meine Erziehung nicht zu vergessen bei diesem Thema. ;)

  • tscho6730 Ich spüre die Leidenschaft in deinem Beitrag – aber bei so viel Emotion fällt es schwer, die nüchternen forstwirtschaftlichen Hintergründe zu vermitteln. Da hast du Recht: Man muss (und kann) dir an dieser Stelle nichts erklären.

  • Auch ein Studium der Forstwirtschaft kann den gesunden Menschenverstand nicht ersetzen ( gilt auch für Maschinenbau und Betriebswirtschaft). Wenn ich etwas zu diesem Thema wissen mag, dann frage ich den 85-jährigen Landwirt im nächsten kleinen Nachbardorf. Der hat zu diesem Thema in seinem Leben schon mehr vergessen als die Kameraden an der Uni jemals lernen können. Belassen wir es dabei bitte.

  • tscho6730 Mir fällt auf, dass du hier Erfahrung und Wissenschaft gegeneinanderstellst, obwohl sie sich in der Forstwirtschaft ergänzen.

    Das Wissen aus Jahrzehnten Praxis ist wertvoll, genauso wie Forschung, die erklärt, warum bestimmte Dinge funktionieren - oder eben nicht. Die besten Ergebnisse entstehen, wenn man beides zusammenbringt, statt es gegeneinander auszuspielen.

  • harvester würde die Wege zerstören

    Hi Joana,


    wenn es nur die Wege wären...


    in "meinen" Revieren sind rücksichtslos (weil die 2spurigen Waldwege zu schmal waren - Hohlwege) kerngesunde Bäume geschrammt worden an den Wurzeln, am Stamm, manche harzen nun heftig...diese Verletzungen schmerzen mich.

    Nicht die Wege werden zerstört, sondern lebende gesunde Bäume werden geschrammt.

    Ich frage mich, ob dieser Harvester-Fahrer überhaupt eine Ausbildung, Spezial-Führerschein hat?

    Es gibt derzeit viel ausländisches Personal unter den Waldarbeitern, die unter Zeitdruck dem Wald Holz entnehmen müssen.

    Die Schrammen und Verletzungen der nicht geernteten Bäume sind denen egal.

    Eine Führung mit einem Förster: er stellte sich der Gruppe als Holzfabrikant vor...


    Zu vielen der Bäume habe ich eine Vierteljahrhundert-Beziehung, ich habe ihr Wachsen erlebt, wenn dann die Großschlachtung losgeht, werde ich traurig.

    Um manche Bäume trauere ich mehr als um Menschen, die eben nicht umgebracht werden, sondern an Alter, Krankheit sterben dürfen.

    Welcher Baum darf noch 200 Jahre alt werden?


    In Respekt für alles, was lebt

    inge