Bei den Grünlingen, Ritterlingen und Stachelingen – Teil 2 von 2

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 764 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Navajoa.

  • Liebe Pilzfreunde,


    nach langer Zeit endlich mal wieder ein Exkursionsbericht von mir fürs Forum.


    Hier Teil 2 von 2.



    Dann kamen wir an einer Stelle, zu der Oehrling meinte, hier wächst Tricholoma joachimii, der Olivgrüne Ritterling. Doch leider waren keine Pilze zu sehen. Oehrling wollte schon weiter, als ich nochmals genau nachgesehen habe. Im Heidelbeerkraut und anderem niedrigen Bewuchs fand ich dann doch noch kleine Pilze. Die nähere Untersuchung hat Tricholoma joachimii bestätigt.

    Diese Pilze sind ähnlich dem Grünling, besitzen jedoch deutlich hellere Lamellen und haben einen geschuppten Stiel. Für mich das Highlight der Exkursion. Denn ich bin mir sicher, diesen seltenen Pilz so schnell nicht wieder vor die Linse zu bekommen.


    Tricholoma joachimii:





    Nicht selten war auch Sarcodon glaucopus, der Blaufüßiger Braunsporstacheling. Leider waren die meisten Exemplare schon etwas hinüber und in der Zersetzung begriffen. Trotzdem konnten wir noch halbwegs brauchbare Exemplare finden.

    Im Gebiet dort fanden wir auch den Sarcodon squamosus, den Kiefern-Habichtspilz. Und nicht wenige.

    Sarcodon squamosus habe ich bei mir in Syrau auch vor der Haustüre. Von daher stammen einige der folgenden Photos von ebenda.


    Sarcodon glaucopus
    , Blaufüßiger Braunsporstacheling im Feld:




    Sarcodon glaucopus, Blaufüßiger Braunsporstacheling, deutlich erkennt man den blauen Fuß:




    Die Hutoberfläche erinnert mich an weiches, aufgerissenes Leder:




    Und ein Schnittbild:




    Sarcodon squamosus, Kiefern-Habichtspilz in Syrau:




    Eine sehr schöne Gruppe:





    Deutlich zu erkennen die namensgebenden "Federn" in der dunklen Hutmitte:




    Die Stacheln sind innen hohl:




    Teilweise wuchsen beide Arten direkt nebeneinander. Beim direkten Vergleich fällt auf, dass der Kiefern-Habichtspilz im Hutmitte deutliche „Federn“ hat, während der Blaufüßige Braunsporstacheling dort Risse aufweist, welche an weiches, aufgerissenes Leder erinnern. Makroskopisch sind beide Arten, auch ohne den blauen Fuß, gut zu unterscheiden.


    Sehr interessant war der direkte Vergleich beider Arten. Sowohl makroskopisch als auch geschmacklich.

    Der Blaufüßige Braunsporstacheling schmeckt sofort stark bitter, sehr unangenehm. Der Geschmack hält dazu sehr lange an. Der Kiefern-Habichtspilz hingegen schmeckt pilzig-mild.


    Oehrling hat einen kleinen, frischen Kiefern-Habichtspilz mitgenommen und mit in die Pilzpfanne gegeben. Sein Kommentar dazu: „Ja, er machte sich im Mischgericht zusammen sehr gut. Insgesamt sehr aromatischer Wildpilzgeschmack.“



    Weiterhin fanden wir auch Cortinarius mucosus, den Heide-Schleimfuß:




    Ein weiterer Ritterling war Tricholoma pessundatum, der Getropfte Ritterling. Hiervon hatten wir allerdings nur wenige Exemplare:





    Mein Dank geht an Oehrling, dass er sich die Zeit genommen hat, mit mir diese Exkursion zu veranstalten!

    Abschließend möchte ich sagen, dass es zusammen mit Oehrling eine schöne, entspannte Exkursion in angenehmer Gesellschaft war, auf welcher ich etliche Erstfunde machen konnte. Dazu war das Wetter optimal.



    Ich hoffe ihr hattet Kurzweil und Freude beim Lesen und Ansehen,

    viele Grüße,

    Steffen

  • Lieber Steffen,


    vielen Dank fürs Mitnehmen, und dass du mir den Blaufüßigen Braunsporstacheling nahegebracht hast - von dem habe ich noch nie gehört, geschweige denn, dassich ihn schon mal gesehen hätte.


    Den Kiefern-Habichtspilz neide ich dir ;). Davon hätte ich gerne mal genug, um eine ordentliche Blau-/Grünfärbung auszuprobieren, aber bei mir in der Gegend gibt es nur mit Glück mal den normalen (Fichten-)Habichtspilz.


    Beste Grüße

    Sabine

  • Hallo Steffen,


    hast du zufällig von den T. joachimii ein Exemplar herbarisiert? Ich hätte großes Interesse, ein kleines Stückchen davon sequenzieren zu lassen.


    Beste Grüße,


    Frank

  • Hallo Steffen,

    vielen Dank für Deinen schönen Bericht.

    Ein ähnliches Waldstück gibt es im Dresdner Raum auch, den Stefan Climbingfreak mir vor zehn Jahren mal gezeigt hatte. Es sind darin auch viele der von Dir gezeigten Arten dort zu finden, aber leider nicht alle.


    Schwarzfaserige und Olivgrüne Ritterlinge sind mir dort noch nicht aufgefallen. Allerdings war ich auch schon eine ganze Weile nicht mehr dort.

    Ich bin aber sicher, dass dort auch Grünlinge, Heideschleimfüße, Halsbandritterlinge und auch Habichtspilze stehen sollten.


    Den Blaufüßigen habe ich letztes Jahr mal Nordbrandenburg gefunden, ohne dass ich gleich wusste, was es ist.

    Damals hatte ich erst an Gallenstachelinge gedacht, dann aber relativ schnell die richtige Art herausbekommen.


    Viele Grüße

    Björn


  • Hallo Frank,


    sorry, ich habe leider nichts vom T. joachimii eingepackt. Ich dachte, der wäre so schon bestätigt worden.


    Viele Grüße,

    Steffen

  • Hallo Steffen!


    Das ist sehr bedauerlich, denn ich habe seit drei Jahren einen ungeklärten "cold case" bei mir herum liegen, den ich gerne aufklären möchte.


    Im Juli 2021 habe ich in einem Eichen-Hainbuchen-Mischwald auf basischem Basaltboden ohne jegliche Nadelbäume, also gänzlich anderes Habitat, diese Exemplare hier gefunden:



    Weil ich mit meiner Literatur nicht weitergekommen bin, habe ich diese Kollektion sequenzieren lassen. Balint Dima in Budapest hat eine teiweise Übereinstimmung mit "Tricholoma viridifucatum/joachimii" herausgefunden.


    Es ist schon erstaunlich, dass zwei verschiedene Arten einen gemeinsamen Eintrag in den Gen-Datenbanken haben?!


    Also habe ich weitere Proben zu Pablo Alvarado nach Spanien geschickt und sogar Jacob Heilmann-Clausen in Kopenhagen angeschrieben, der mir sofort (!) geantwortet hat:


    "Please dry it for possible molecular work."




    Das Angebot einer solchen international anerkannten Mykologen-Koryphäe habe ich natürlich dankbar angenommen. Wer, wenn nicht Jacob Heilmann-Clausen höchstpersönlich, sollte diese Nuss knacken? Letztes Jahr, nach knapp zwei Jahren, kam dann diese Antwort:




    Vielleicht verstehst du jetzt die Dimension des Problems und warum ich so scharf darauf bin, endlich einen Typusbeleg von T. joachimii zu bekommen. Dafür fahre ich auch gerne 2 x 300 km von Gießen bis in den Nürnberger Raum und zurück ;)



    Beste Grüße,


    Frank

  • Die Färbediskussion ist nun hier zu finden.


    Im Forum gibt es keine Verzehrfreigaben, nur Hilfestellungen zu eigenständigen Vergleichen!


    Meine Homepage mit Kurzportraits von Pilzen und Tieren: fungaundfauna

  • Liebe Pilzfreunde,



    Ein weiterer Ritterling war Tricholoma pessundatum, der Getropfte Ritterling. Hiervon hatten wir allerdings nur wenige Exemplare:


    Hallo Steffen und Stephan,


    toller Bericht mit sehr hübschen Funden. Hattet ihr von "T. pessundatum" Funde sicher gestellt? Ich würde die gerne mal sequenzieren lassen.

    Die gezeigten Fruchtkörper sehen eigentlich wie typische Tricholoma stans aus, wären da nicht die Spots auf den Hüten. T. pessundatum sollte auch nicht solch extreme Riefen an den Huträndern haben. Nach den den Bildern in skandinavischen Foren erinnern die Fruchtkörper eher an die großen Kremplingsarten.


    Grüßlis Ingo

  • Hallo Frank,


    ich bin auf das Problem auch schon gestoßen. Im aktuellsten ITS Stammbaum existieren mehrere (2 - 3) Kladen von T. joachimii. Einer davon ist sogar identisch mit einem der Tricholoma frondosae Grünlinge, wovon auch 2-3 Kladen existieren. Ich selbst habe schon zwei völlig verschiedene T. frondosae kennen lernen dürfen. Siehe Unterforum Tricholoma bei DGfM.

    Mittlerweile bin ich der Meinung, dass es sich bei der Typusart von T. joachimii um einen Laubbaumbegleiter handelt, der möglw. kalkhold ist.

    Die Funde bei mir in den sauren Kiefernwäldern sollten zu einer der anderen Kladen gehören. Wenn ich mit den braunen "fertig" bin, werde ich das Thema für mich mal nach oben schieben.


    GR Ingo


  • Hallo,


    nein, es wurde keine Exemplare für spätere Untersuchungen sichergestellt.


    Viele Grüße,

    Steffen