Saftlings-Wiese soll überbaut werden

Es gibt 105 Antworten in diesem Thema, welches 9.537 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Grüni/Kagi.

  • Hallo Thomas,


    sowohl die Website als auch der Artikel scheinen mir sehr gelungen. Danke für's Teilhaben-lassen.


    LG Michael

    Schipse (Historie im Profil): 119-15(APR '24)=104+7(Platz 6)+4(Landungswette)+3(Gnolmgeschichten)+3(lustige Sprüche)+3(schöner PhalschPhal)+3(Laudator)=127


    Warnhinweis

  • Hallo ins Forum,

    ich hatte versprochen, die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Kampf um den Erhalt der Solmser Saftlingswiese auch hier im Forum darzulegen. Ganz unter dem Motto: Saftlings-Wiese verloren. Erkenntnisse gewonnen!

    (Dieser Text ist in längerer Form erschienen in DGfM-Mitteilungen 34_1_2025:

    https://www.zobodat.at/publikation_volumes.php?id=74379 im Dokument auf S. 110 bis 117)

    1. Naturschutzverbände & Naturschutzbehörden können eine schon geplante Bebauung nicht verhindern.

    Die NABU-Ortsgruppen von Solms haben zusammen etwa 1.000 Mitglieder. Für die Bemühungen und die Klage um das Baugebiet „Am Weidfeldsweg“ hatte sich die NABU-Ortsgruppe Solms mit dem BUND Landesverband Hessen (30.000 Mitglieder) und der HGON (Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Natur, 1.500 Mitglieder) zusammengeschlossen.

    Warum war dennoch kein Stopp der Bebauung möglich?

    Gemeinden, Städte und Landkreise müssen den unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen ihrer Bürger gerecht werden. Das Bedürfnis nach Wohnraum ist eines davon. Dafür werden Flächen ausgesucht. In einem aufwendigen Verfahren wird dann der Bebauungsplan erstellt. Wenn jetzt erst die Einwände der „Naturschützer“ kommen, werden diese in Form von Ausgleichsmaßnahmen, Rettungsaktionen und Festschreibungen berücksichtigt. Aber die Bebauung erfolgt dennoch.

    Was lernen wir daraus?

    Man sollte für besondere Natur-Areale bereits dann aktiv werden, bevor die Idee einer Bebauung überhaupt geboren wird. Für die Solmser Saftlings-Wiese hätte das vor ca. 10 Jahren der Fall sein müssen. Flächen, die bei Behörden, Stadtverordneten, Bürgermeister etc. als „Naturschätze“ bekannt sind, werden bei der Wahl für ein mögliches Baugebiet eher ausgespart.

    Wie kann man „Naturschätze“ und „mykologische Hotspots“ bekannt machen und erhalten?

    • Verantwortungsträger, Landwirte, Revierförster auf die Natur-Schätze aufmerksam machen und diese Personen freundlich mit in deren Erhalt einbeziehen.

    • An Behörden-Vertreter ein zwei- bis vierseitiges Schreiben, mit den wesentlichen Fakten zum Gebiet, einreichen: Lageplan; Arten-Liste; Besonderheiten; einige aussagekräftige Fotos. Am besten als PDF-Datei zum Ausdrucken und Abheften. Damit ist das Gebiet aktenkundig.

    • Presse-Termin mit Lokal-Größen und örtlichen Mandatsträgern, wobei diese Personen für ihren Einsatz um dieses Biotop gewürdigt werden.

    • Den Landwirt, der die Wiese bewirtschaftet, für seine Art der Bewirtschaftung loben und ihm ab und an eine kleine Aufmerksamkeit übergeben.

    • Den Revierförster mit einbeziehen und ihn für diesen Naturschatz sensibilisieren.

    Du meinst, das ist viel Aufwand?

    Ich verrate mal, was wir – die „Interessengemeinschaft zur Erhaltung der Natur am Weidfeldsweg“ – an Aufwand betrieben haben: akribische Erfassung der Flora und Fauna; etliche Stellungnahmen zu den B-Plänen; öffentliche Banner; zwei Flugblatt-Aktionen; Unterschriften-Aktion; über 20 Zeitungsartikel und Leserbriefe; sozial-media-Aktivitäten; Aufbau von zwei Internetseiten; zwei Online-Petitionen; Antrag auf Sicherstellung und Prüfung als NSG; Eingabe an den Petitionsausschuss des Hessischen Landtags; Vortrag vor dem Bauausschuss; öffentlicher Info-Abend; 20.000-Euro-Klage gegen den B-Plan. Doch es war zu spät!

    Aber wir haben gelernt:

    • Ab jetzt werden wir die verbliebenen Naturbesonderheiten bekannt machen!

    • Ab jetzt werden wir frühzeitig Verbündete aktivieren!

    • Ab jetzt werden wir die Gemeinschaft aller für den Schutz dieser letzten Reservate mit ins Boot nehmen!


    2. Saftlinge müssen als „Juwelen artenreicher Wiesen“ bekannter werden

    Die Gemeinschaft kann nur schützen, was sie kennt und wertschätzt. Doch selbst den allermeisten Mitgliedern der Naturschutzverbände und -behörden sind Saftlinge unbekannt. Und selbst wer Saftlinge aus der Literatur kennt, sieht sie nicht unbedingt in der Natur. Dieser Zustand ist inakzeptabel.

    Saftlinge – als besonders geschützte Pilzarten – sollten einen Bekanntheitsgrad gleich dem der heimischen Erd-Orchideen erreichen.

    Saftlinge sind Zeiger-Organismen von artenreichen Wiesen, mit langer Historie als Magerwiese. „In Deutschland wurden in den letzten 70 Jahren bereits 90 % der ursprünglichen Biotope mit artenreichem Grünland zerstört“, schreibt Peter Karasch in der naturschutzfachlichen Bewertung des Solmser Saftlingsvorkommens. Hätten die Vertreter der örtlichen Naturschutzverbände schon früh Kenntnis von den oben aufgeführten Fakten gehabt und die Saftlinge acht Jahre früher entdeckt, wäre diese Magerwiese wohl erhalten geblieben. Was lernen wir daraus?

    Saftlinge müssen bei Mitgliedern der Naturschutz-Verbände und Vertretern der

    Naturschutz-Behörden bekannt werden. Sowohl in ihrer Bedeutung als Zeiger-Organismen, als auch ganz praktisch beim Besuch und Auffinden vor Ort.

    Saftlinge – als Juwelen der Wiese – sollten auch der breiten Öffentlichkeit über unterschiedliche Kanäle immer wieder präsentiert werden. So wie die heimischen Orchideen sollten auch Saftlinge im Bewusstsein der Öffentlichkeit „schützenswerte Natur“ sein.

    Wie könnte man das machen?

    • NABU-Herbst-Aktion unter Mitwirkung der DGfM. Das vierteljährlich erscheinende NABU-Magazin “Naturschutz heute“ hat eine Auflagenhöhe von knapp einer halben Million. Oder eine gemeinsame Aktion mit NABU-Naturgucker.de

    • Eigene Internet-Seite für Saftlinge („Saftlinge.de“ ist noch frei). Mit Basis-Information, vereinfachtem Bestimmungsschlüssel, Melde-Möglichkeit, Foto-Wettbewerb, Download von Ausmalbildern, etc.

    • Youtube-Tutorial zum Auffinden, Umgang, Fotografieren und Kartographieren von Saftlingen.

    • Öffentliche Führungen zu Saftlings-Orten anbieten.

    • Die Lust, auf die Suche nach etwas Schönem und Seltenem („Juwelen“) wecken!

    • Kooperation mit Gummibärchen-Herstellern oder lokalen Saft-Herstellern (aus Streuobst)

    • Seid kreativ! Sucht Verbündete!

    An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Foristen, bei den Mitgliedern des Präsidiums der DGfM und bei meinen Mitstreitern vor Ort für die vielen anregenden Gedanken ganz herzlich bedanken. Verzeiht mir, dass ich nicht jeden von euch persönlich zitiert habe.


    Mit Mycel-verbundenen Grüßen vom Botschafter :gwinken:

  • Hallo Botschafter,

    danke für dein Engagement und diesen Beitrag! Daraus kann man wirklich viel lernen für zukünftige Naturschutzprojekte!

    Pilzige Grüße,

    Grüni/Kagi  ==12


    112 Pilzchips


    (Stand Nov. 2021=117 -15 Einsatz APR 2021 +4 1000. Beitrag APR +4 Ü200 Punkte im APR +4 Segmentwette =114 (Stand Nov. 2022) -15 Einsatz APR 2022 =99 +5 Gewinn aus Wette mit Suku =104 +5 9.Platz APR 2022 =109 +3 Gnolmkultur-Bonus APR 2022 =112 +7 Zieleinlaufswette APR 2022 =119 -15 Einsatz APR 2023= 104 +4PC Plazierungswette APR23 +3PC Platz 11APR23 +Teamwork-Phahl 3PC +Landungswette APR23 3PC +Gnolmgeschichtenbonus 3PC = 120PC Stand 07.01.24 -15 Einsatz APR 2024 = 105 PC +4PC Platz 9 APR 2024 +3PC Gnolmhessisch-Bonus = 112PC Stand 05.01.2025)


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