Physarum sp.?

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 549 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von lamproderma.

  • Hallo Ulla,

    diesen Schleimpilz fand ich zunächst im Frühstadium als weiße Kugeln auf Moos und Kraut. Sie kamen bei mir in eine Feuchtekammer zur Beobachtung. Dabei entwickelten sie sich zu schwarzen, meist runden Kugeln bis 1 mm Durchmesser. Die Sporen waren braun mit einem dunklen großen Keimporus (feinwarzig, 9-13 µm). Die weißen Kugeln hatten nur die kleinen, farblosen Kügelchen. Wie werden die wohl genannt?

    An anderer Stelle im gleichen Auwald fand ich dann die gesäten Kugeln auf Morschholz und Laub. Die Sporen sahen identisch aus.

    Also gehe ich davon aus, dass es dieselbe Art ist.

    Könnte das eine Physarum-Art (confertum?) sein?

    HG, Tonio

  • Hallo Tonio,

    in diesem Fall ist es nicht so einfach.

    Zunächst müßte man feststellen ob es überhaupt ein Physarum ist.

    Dazu reichen die Aufnahmen der Sporen nicht, da gibt es viele ähnliche.

    Bei Deiner ersten Aufsammlung sieht man, dass sie durch den Transport und das Aufbewahren in der Feuchtkammer doch etwas entwicklungsgestört ist (Nr.9).

    Auch kommt mir die Peridie für ein Physarum zu glatt vor.

    Man sieht auf Foto Nr. 8 und auch 11 an wenigen offenen Fruchtkörpern eine helle Stelle in der Mitte, die eventuell auf eine Columella hinweisen könnte.

    Dann könnte es eine Diderma sein. Da müßtest Du nochmal genauer nachschauen und reife Fruchtkörper öffnen und am Grund nach der weißen Columella suchen.

    Außerden sollte man das Capillitium untersuchen ob es kalkfreie Fäden hat oder Kalkknoten. Physarum hätte nämlich diese Kalkknoten, Diderma nicht.

    Wenn es eine Diderma ist, kommt z.B. Diderma spumarioides in Frage. Die würde zu Deinen Funden passen. Bei dieser Art sind die Einzelfruchtkörper oft tief in den weißen kalkhaltigen Hypothallus eingebettet, den man auch auf Deinen Fotos sieht. Die Sporengröße würde auch so hinkommen.

    Die farblosen Kügelchen auf Deinem ersten Foto wird vermutlich der amorphe Kalk von der Peridie sein. Der ist bei Diderma nie kristallin.

    Diderma spumarioides ist eine häufige Art die auf allem möglichen fruktifiziert, auf toten und lebenden Pflanzen, Laub oder auch auf Holz.


    LG Ulla

  • Hallo Ulla,

    offenbar ist die Variationsbreite bei den einzelnen Arten doch größer als ich angenommen hatte.

    Eine Columella fand sich nicht. Wenn man den Fruchtkörper öffnete, erschien an der Basis mittig nur ein Grieß, vermutlich von dem Hypothallus. Nach Neubert et al. könnte die Columella auch zersplittert sein; zudem zeigt sein Foto auf Seite 77 so eine grießige Columella, wie ich sie hier sah.

    Die Fäden waren ohne Kalkknoten.

    Für Diderma spumarioides gibt Neubert Sporen mit Stacheln an; hier waren die Sporen glatt.

    Zudem nennt er für die Sporengröße (8)9-10(11) µm; hier waren sie 9-13 µm.

    Alles etwas kompliziert!

    HG, Tonio

  • Hallo Tonio,

    auf Deinen Fotos sieht man eindeutig eine Columella, dass ist die weißliche Verdickung am Grund des Fruchtkörpers.

    Also ist Diderma als Gattung klar.

    Im Schlüssel kommt man neben D. spumarioides auch noch auf D. cinereum. Die Art wäre auch möglich. Da sind die Sporen feinwarzig, aber haben auch die gleiche Größe wie spumarioides.

    Leider kommt es beim Ausreifen unreifer Fruchtkörper zu Hause oft zu Entwicklungsstörungen, d.h. die Sporen können sehr unregelmäßig sein, eventuell auch Megasporen oder die Skulptur ist nicht richtig ausgereift. Beim Ansehen der Sporen muß man auch um die Struktur richtig zu sehen fokussieren. Sind Deine Mikrofotos gestackt?

    Anhand der Fotos kann ich mich nicht definitiv auf eine Art festlegen. Durch den kalkreichen Hypothallus und das sonstige Aussehen würde ich trotzdem für D. spumarioides plädieren.

    Besser wäre es wenn ich den Beleg selbst angesehen hätte.


    LG Ulla