Ominöser Holzbewohner

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 1.781 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von AlexanderK.

  • Hallo zusammen


    Ich habe hier noch einen Lamellenpilz auf Holz, den ich nicht bestimmt kriege.


    Substrat war ein uralter liegender Baumstamm im Mischwald. Das Holz war so verwittert, dass ich mir bei der Holzart nicht sicher bin.

    Zur Wahl stehen Fichte und Birke, theoretisch auch Kiefer aber eher unwahrscheinlich.


    Sporenpulver: Der Abdruck war zu dünn um es sicher zu beurteilen. Ich meine es war nicht reinweiss, könnte creme oder hellbraun sein.

    Aber da kann ich mich täuschen.


    Hut stark schleimig mit eingebetteten Faserschuppen. Geruchlos.

    Leider nur diese beiden Exemplare.



    Sporen in KOH im Lamellenpräparat.


    Hier noch in Wasser vom Abwurf. Tropfenförmig, 5-7.5 x 3-3.5 µm. Inamyloid.


    Cheilozystiden zahlreich, keulig oder unregelmässig. Keine Chrysozystiden. Pleurozystiden fehlen.


    HDS in KOH: Alles bräunlich intrazellulär pigmentiert. Mit auffallenden, aufgerichteten Zellen, deren Spitze teilweise verzweigt ist.


    Hier sieht man die verzweigten HDS-Elemente noch besser


    Kaulozystiden unregelmässig gelappt.


    Mit der Sporen- und Zystidenform meine ich, dass es irgendwo in die Verwandtschaft von Gymnopus gehört.

    Aber ich finde einfach nichts was passt.


    Kann mir da jemand auf die Sprünge helfen?


    Viele Grüsse

    Raphael

  • Könnte das Pholiota lenta sein? Der tonfalbe Schüppling? Die Mikromerkmale habe ich gerade nicht im Kopf. Sporen könnten aber passen. Dafür spricht auch der schleimige Hut und das Wachstum auf feuchtem verrottendem Holz.


    LG Sebastian

  • Hallo zusammen


    Simocybe dachte ich auch mal, aber die haben alle grössere Sporen.

    Für Pholiota lenta wäre es arg klein, die hatten kaum 2 cm Durchmesser. Die Sporenform passt generell nicht so gut zu Pholiota.


    Gruss Raphael

  • Hallo,

    vielleicht ist das ja Neolentinus adhaerens, der hätte allerdings Pleurozystiden. Nur so eine Idee….

    LG

    romana

    103-15 APR2017+17(3.Platz)+2(Wette)=107-1(OBR)-15 APR2018=91+13(3.Platz)+8(Wetten)=112-2+7(Wette)=117-15 APR2019=102+8(8.Platz)=110-15 APR2020=95+12(3.Platz)+27(Wetten)=134-15 APR2021=119+10(4.Platz)+12(Wetten)=141-15+16 APR2022=142-15(APR2023)=127

  • Hallo,

    vielleicht ist das ja Neolentinus adhaerens, der hätte allerdings Pleurozystiden. Nur so eine Idee….

    LG

    romana

    Hallo Romana


    Der müsste schlankere, lange Sporen haben. Und diese Pleurozystiden hätte ich beim Lamellenschnitt sicher bemerkt.


    Hallo Raphael,

    ich glaube, dass Du da Trichocybe puberula gefunden hast.

    LG,

    Alexander

    Hallo Alexander


    Das wäre tatsächlich möglich. Die Sporen wären im unteren Bereich dessen was man in der Literatur findet, aber doch noch denkbar. Sporenform passt perfekt.

    Zystiden passen auch, Standort und Makroskopie auch. Nur diese verzweigten Zellen in der Huthaut finde ich nirgends in den Beschreibungen.

    Die Beschreibung von Vizzini et al. 2010 ist ja eigentlich sehr gründlich, das wäre dort erwähnt und gezeichnet wenn die Autoren das festgestellt hätten.


    Ich schicke es mal einer Kollegin die vor einigen Jahren einen Fund von Trichocybe puberula kartiert hat.


    Gruss Raphael

  • Hi Raphael,

    in der Zeichnung von Vizzinis Publikation sind divertikulate Zellen abgebildet (ähnlich der HDS einiger Mycena-Arten). Bei Deinem Fund scheinen diese Verzweigungen nur am Ende der Zellen!? Außerdem kommen bei T. puberula ähnlich divertikulate Zellen auch am Stiel vor (siehe Vizzini 2010).

    In Ludwigs Band 3 ist die Art übrigens auch gezeigt. Dort aber ohne divertikulate Zellen in der HDS.

    LG,
    Alexander

  • Servus beinand,


    also Trichocybe puberula kann ich mir hier beim besten Willen nicht vorstellen. Die hat doch einen völlig trockenen Hut mit feinen Schüppchen, während du deinen Pilz als stark schleimig beschreibst.

    Im Vergleich zu dem Fund von Enzo Musumeci und einer eigenen Kollektion, ebenfalls von 2008, sehe ich auch sonst kaum makroskopische Übereinstimmungen, mal ganz abgesehen davon, dass die erwähnten Aufsammlungen im Frühjahr (April/Mai) gefunden wurden.


    Die HDS-Mikroskopie muss ja irgendwie mit der Schleimigkeit des Huts korreliert sein, wahrscheinlich haben diese verzweigten Zellen etwas damit zu tun. Hast du sowas wie eine Gelschicht beobachtet? Am besten sieht man das meist in Kongo (z.B. bei Mycena-Arten mit koralloid verzweigten HDS-Zellen).


    Leider fällt mir im Moment aber auch nichts Besseres zu diesen Schwammerln ein==Gnolm12 Ziemlich spannend jedenfalls ...


    Beste Grüße

    Hias

  • Hallo Hias


    Ja, deine Kollektion habe ich auch abgeglichen, das passt irgendwie gar nicht zu meinem Fund.

    Die von Alexander erwähnten Unterschiede bei den Strukturen in HDS und Stipitipellis passen mir auch nicht.

    Tatsächlich konnte ich unter dem Mikroskop keine Gelschicht feststellen, habe aber leider nur in KOH mikroskopiert und jetzt sind sie schon getrocknet.

    Vielleicht war "stark schleimig" oben übertrieben, aber auf keinen Fall waren sie völlig trocken.

    Die Oberfläche könnte standorts- und witterungsbedingt so gewesen sein (feuchter, schattiger Bruchwald).


    Wenn meine Kollegin auch nicht weiterhelfen kann, wird das wohl ein Kandidat für die Sequenzierung.

    Ich habe sonst wirklich keine Idee mehr in welcher Schublade ich den einordnen könnte.


    Gruss Raphael