Schnörling entlaufen

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.090 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Craterelle.

  • Ahoj, miteinander,


    dieser Tage fanden Cratie und meinereiner

    eine zunächst vermeintliche Peziza,



    die sich aber als Öhrling entpuppte.

    Die Zuckerstangen-Paraphysen sprechen da eine eindeutige Sprache.

    Meine These war Schnecken-Öhrling, Otidea cochleata, Cratie war da mehr beim Kröten-Öhrling O. bufonia.


    Nun schrieb Van Vooren in seinem "Key of the species of the genus Otidea" 2008

    unter Excluded taxa zum "Schnörling":

    "This taxon was interpreted in various ways during the past time. The most collections identified under this

    name have to be related to O. umbrina s.l. or O. bufonia."


    Somit wird in seinem Schlüssel der Schnecken-Öhrling gar nicht aufgeführt

    und in seiner Arbeit von 2015 A Monograph of Otidea taucht er auch nicht auf.


    Sowohl Mycobank als auch Index Fungorum listen sie aber noch als gültige Art.


    Wie aber soll man sie nun schlüsseln?

    Wer kann helfen?


    LG

    Malone

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

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    Der frühe Vogel fängt den Wurm. Soll er doch im Dunkeln tappen...ich fange lieber Pilze. Fossas sind auch nur aktiv, wenn es sich lohnt.

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  • Sowohl Mycobank als auch Index Fungorum listen sie aber noch als gültige Art.

    Hallo Malone,


    Mykobank und Indexfungorum können eine Hilfe sein, eine neue Art oder eine Umkombination zu finden, umgekehrt ist da aber auch nix drin, was nicht vorher in einer wissenschaftlichen Publikation zu finden ist. Letztlich werden beide Datenbanken von sehr engagierten Einzelpersonen gepflegt (Paul Kirk bzw. Konstanze Bensch), weshalb sie auch bestenfalls so vollständig und aktuell sein können, wie es die Publikationslage hergibt.


    Ich kenne die Arbeiten von Van Vooren nicht, aber so wie Du es beschreibst, scheint ja folgendes plausibel: Otidea cochleata wird in den Arbeiten weder gültig zum Synonym erklärt, noch als nomen dubium für ungültig erklärt, sondern einfach nur "excluded". Damit sind die früheren Publikationen zu der Art rein formal immer noch unangefochten. Wie könnte eine der Datenbanken also die Art als Synonym listen, zumal ja nicht einmal eindeutig ist, von welcher gültigen Art?


    Aber andererseits: wenn es die "Art" Otidea cochleata laut Van Vooren vermutlich gar nicht gibt, wieso solltest Du sie schlüsseln wollen???


    Grüße,


    Wolfgang


    P.S.: ich habe Funde, wie Du sie zeigst, bisher als Kröten-Öhrling bezeichnet. Keine Ahnung, ob's stimmt...

  • Servus,

    Otidea cochleata wird anscheinend zu O. alutacea-Gruppe gestellt und wird verm. deshalb nicht in der Monografie beschrieben . Man weiß halt nicht genau was Bulliard 1791: auf seiner plate 154 als Peziza cochleata beschrieben hat.


    Die verbogenen Paraphysen kommen in der Gattung öfter vor !


    Abgesehen davon Malone, auf was kommst du denn wenn du deinen Fund mit der Monografie ausschlüsselst ?

    Wie aber soll man sie nun schlüsseln?

    Wer kann helfen?

    Du fängst ganz einfach an, wie wenn du keine Ahnung hättest was es ist. Also Schnitt, Sporengröße, Sporenform, Excipulum , Medula-Hypheninhalte USW...


    Die Sporenform zwischen dem Krötenöhrling und dem Lederbraunen Öhrling sind ja schon verschieden, so dass man da ja schon in die eine oder andere Richtung gehen kann.

    Also alles ganz einfach;)

    Grüße

    Felli

  • Ahoj Malone,


    nun kann ich leider gar nichts fachspezifisches beitragen...:/


    Aber trotzdem Glückwunsch zum Fund, der die Gehirnwindungen anregt!


    Liebe Grüße

    Rotfüßchen

    "Pilze sind erst einmal nicht anwesend, sie verstecken, verbergen, verschließen und tarnen sich, aber es gibt eine Wahrscheinlichkeit und eine Hoffnung, sie zu finden. Die Suche bedeutet Aufbruch, Verheißung, Abenteuer, und je vergeblicher und erfolgloser der letzte Pilzgang war, desto mehr Spannung, Erfüllung, Belohnung verspricht der nächste." (Hans Helmut Hillrichs: Pilze sammeln)


    Pilzmärchen

  • Ahoj,


    erstmal Danke für die vielen Anregungen!==Pilz22

    Werde morgen versuchen, den Faden weiterzuspinnen.


    LG

    Malone

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    Der frühe Vogel fängt den Wurm. Soll er doch im Dunkeln tappen...ich fange lieber Pilze. Fossas sind auch nur aktiv, wenn es sich lohnt.

    Meine Fotos und Artwork dürfen nicht ohne meine vorherige ausdrückliche Genehmigung außerhalb dieses Forums verwendet werden!

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  • Hallo Felli,

    Die verbogenen Paraphysen kommen in der Gattung öfter vor

    ja, das wissen wir, sie sind ja sogar ein recht auffälliges Gattungsmerkmal (wenn auch nicht zwingend bei sämtlichen Arten vorhanden). Ihr Vorhandensein hatte uns zunächst bei der Absicherung der Gattung geholfen.

    Die Sporenform zwischen dem Krötenöhrling und dem Lederbraunen Öhrling sind ja schon verschieden

    Du meinst vs. ? Also elliptisch/eiförmig* vs. eher zylindrisch? Soweit ich mich erinnere, war es letzterem näher, aber das müsste Malone vielleicht nach einem weiteren Blick durchs scharfe Glas nochmal bestätigen.


    * Teilweise wirkt es in Abbildungen sogar fast rautenförmig, das ist dann wohl fusoid?


    Wie ist es eigentlich mit den Sporen bei Ascomyzeten, müssen die auch immer vollreif gemessen werden, damit die Maße aussagekräftig sind?


    Danke & LG,

    Craterelle


    P.S.: Auf pilze-deutschland.de (und damit mutmaßlich auch in der taxonomischen Referenzliste von MykIS) wird der mysteriöse Schneckenöhrling als "unklares Taxon" geführt. Kartiert werden kann er aber anscheinend weiterhin, zumindest bis 2017.

  • Servus Craterelle

    elliptisch/eiförmig* vs. eher zylindrisch?

    Ja, so in etwa ist es, O. alutacea ist mehr zylindrisch

    Wie ist es eigentlich mit den Sporen bei Ascomyzeten, müssen die auch immer vollreif gemessen werden, damit die Maße aussagekräftig sind?

    Und ja, möglichst abgeschossene / freie Sporen messen. Bei vielen Asco`s ist es auch so, dass die Sporenform / Sporenornament erst relativ spät entwickelt wird, bei unreifen Sporen kann man das dann nicht richtig beurteilen.


    Grüße

    Felli

    • Offizieller Beitrag

    Ahoi!


    Du meinst schon >diese Studie<, richtig?

    Da dürfte das einzige Problem dann die Unterscheidung zwischen Otidea mirabilis und Otidea bufonia sein.

    Was im grunde nur über die unterschiedlichen ökologischen Ansprüche und durch die kristallisierenden Exsudate der medullären Haphen möglich ist.


    Zu Otidea cohleata: Wie Wolfgang und Felli schon geschrieben haben, ist es manchmal eben schwer, wenn man ein gültiges, älteres Taxon hat - das sich aber nicht mehr zuordnen lässt. Wenn es zB keinen sequenzierbaren Beleg gibt. Sowas kann man auch nicht einfach in die Synonymie zu einem anderen Taxon stellen - wenn es eben auch etwas Anderes sein könnte. Also belässt man solche nicht mehr eindeutig interpretierbaren Beschreibungen einfach wie sie sind.
    Bestimmt man nach der aktuellen Literatur, umgeht man aber dieses Problem.


    Zwei Kollektionen von Otidea bufonia aus der Viernheimer Heide, jeweils in Rotbuchenwäldern auf mageren (wärmebegünstigten) sauren Sandböden - aber auch mit eingestreuten Kiefern in der Nähe.

    Die erste bestimmt von Lothar Krieglsteiner:






    Die zweite von mir bestimmt, mit noch etwas mehr Rottönen in den Fruchtkörpern, aber mehr und deutlichen Inkrustierungen in der Medulla:









    Vielleicht hilft's ja beim vergleichen.



    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hi, Craterelle!


    Ja, bei nicht ganz reifen Kollektionen muss man bei Sporenmaßen unter Umständen zwei Pfaden beim Schlüsseln folgen.

    Oft ist es dann so, daß man merkt, wenn's der falsche Pfad ist, weil irgendwann gar nichts mehr passt. Oder man spätestens beim Vergleichen eine Art vor sich hat, die irgendwie ganz anders aussieht.



    LG; Pablo.