Ausflug in die kanadischen Rockies September 2019

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 3.169 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Liebe Pilzfreunde,


    diesen Monat verbrachte ich meinen Urlaub in den kanadischen Rockies.


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    In dieser wunderbaren Natur gab es einen sagenhaften Artenreichtum an Pilzen. Leider habe ich nur einige schlechte Handy-Aufnahmen, möchte sie aber dennoch mit Euch teilen. Mal sehen, ob ich es hinbekomme.


    Zunächst machten wir einen kurzen Abstecher in die Regenwälder von Vancouver Island und bewunderten die mächtigen Cedar-Bäume, die von den Ureinwohnern "Großer Lebensbaum“ genannt werden, da sie über eintausend Jahre alt werden können.


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    Danach ging es weiter nach Alberta in die "Canadian Rocky Mountain Parks" Jasper und Banf. Leider gibt es hier seit den 90er Jahren, verstärkt seit ca. 2006, große Probleme mit dem Bergkiefernkäfer in den typischen Wäldern mit vornehmlich Gelb- (Pinus ponderosa) und Drehkiefern (Pinus contorta). Die Käfer bohren sich durch die Rinde, fressen die nährstoffreichen Schichten und legen dort ihre Eier ab. Die Bäume reagieren auf den Befall durch eine erhöhte Harzproduktion, welche jedoch durch einen mit dem Käfer eingeschleppten Pilz zum Erliegen kommt. Bereits nach zwei Wochen reißt der Wasser- und Nährstofftransport des Baumes ab - das schnelle Ende ist besiegelt.


    Große Teile der Wälder, teilweise über 40%, waren bereits abgestorben. Die daraus resultierende geringere Wasserspeicherung und -verdunstung sorgt für noch mehr Dürre und Stress für die verbliebenden gesunden Pinien, wodurch sie anfälliger für den Angriff der Borkenkäfer werden. Ein verhängnisvoller Kreislauf. Ein Ranger gab sich optimistisch, dass sich eines Tages die Wälder erholen würden, dann wären es aber "andere Wälder".


    Wir machten uns in einem weniger betroffenen Gebiet auf den Weg und begannen im Tal an einem schönen See in der Nähe von - Achtung - ""mushroom creek" :)


    3


    Teilweise konnte man von jedem beliebigem Punkt aus mindestens 10 Arten erblicken.


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    5 - einige gelbe Korallen



    6 - Erdsterne


    7 - Keulen




    8 - vielleicht ein Dachpilz wegen den rosa Lamellen, aber wären die dann nicht frei?



    9 - ein Düngerling



    10 - Galerina



    11 - riesige Habichte - Erstfund


    12 - Schirmlinge/Körnchenschirmlinge gab es auch






    13 - ein Saftling


    14 - einige Cortinarien?




    Ich wollte sie nicht herausnehmen. Erstens waren wir in einem Nationalpark, und zweitens wurden wir argwöhnisch von einem Kampfeichhörnchen beobachtet.



    15 - Kuhröhrlinge? Das war der alles beherrschende Pilz auf einer Höhe zwischen 1.500 und 2.000 Metern. Hierzu stelle ich noch eine Betimmungsanfrage.



    16 - einige Gelbfüße




    17 - ein Rindenkrustenpilz?


    18 - erst dachte ich an einen Risspilz, aber angesichts der gelben Lamellen wohl eher Ritterling



    19 - Rüblinge? irgendwie anders als bei mir im Ruhrpott... Standen nah beieinander, vielleicht aber zwei Arten, auf Bild 2 mit Nabel und dunklen Stielen, noch nie gesehen so was.



    20 - Rotrandiger Baunschwamm


    21 - und jetzt bin ich ganz raus... Babys?



    22 - tolle Pilze, auch noch nie gesehen, alles Stachelinge?





    23 - Trompetenschnitzlinge?



    24 - keine Ahnung, aber schön - sind das überhaupt Pilze?


    25 - keine Ahnung


    26 - keine Ahnung



    27 - keine Ahnung



    Dann brach die Nacht heran. Sehr schnell war es stockdunkel. Plötzlich tat sich ein Licht auf und der Wald verwandelte sich in eine Märchenlandschaft.


    Wir nahmen all unseren Mut zusammen und überquerten die Brücke.



    Anscheinend waren wir verloren, man wollte uns in die Irre führen...



    Bäume erwachten zum Leben und sprachen in einer mir unbekannten Art und Weise...



    Doch dann ... endlich ... entdeckten wir sie. Die sagenumworbenen "Leuchtenden Nachtseitlinge" (Pleurotus luminus)



    Am Ende konnten wir glücklich entkommmen. Schön war es. Ich hoffe, ich habe Euch nicht gelangweilt mit meinem ersten Bericht und lag nicht allzuoft falsch.


    Liebe Grüße aus dem aktuell pilzkargen Ruhrgebiet

    Uwe

  • Hallo Uwe


    Wunderschön - Toll


    Zu deine Unbekannte


    8. In keinen fall Dachpilz

    15. Kein Kuhröhrling sieche Hut bei rechte Frk , ein Sandröhrling oder was unbekanntes aus Canada

    19. Erste Bild , Pilz mit weiße Lamellen ist kein Rübling , Arrhenia sp oder etwas unbekanntes

    21. Junge Ganoderma sp

    23. Kein Trompeten Schnitzling , ist Laccaria sp Lacktrichterling

    24, Flechten - Peltigera sp


    LG beli !

  • Ahoj, Uwe,

    Danke fürs Mitnehmen.


    die 7 sieht aus der Nähe ja eher wie ein Spateling aus...


    LG

    Malone

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

    Link: Verzehrfreigaben gibt es online nicht

    Galerie: Pilzfotos "zum Anfassen"/Stereobilder

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Uwe!


    Die Geschichte mit dem Bergkiefernkäfer erinnert ein wenig an die Situation hierzulande mit dem Borkenkäfer.

    Da wird es eben in Nordamerika auch so sein wie hier: Die Massenvermehrungen einzelner (parasitischer) Arten sind nicht die Ursache eines Problems, sondern ein Symptom.
    Und so wie diese Tatsache bei uns gerne ignoriert wird, könnte es auch dort drüben sein. Solche Szenarien sind in Wirklichkeit eine Folge von Störungen im ökologischen Gleichgewicht.

    Also die Ursachen für die explosionsartige Vermehrung von Borkenkäfern in Deutschland waren (und sind) in erster Linie Fehlbewirtschaftungen (= anlegen von Fichtenmonokulturen in Gebieten, wo Fichten nichts zu suchen haben) + Belastung der Wälder durch Gifte (Industriegifte v.a. in den 80ern, heute noch massivere Schäden durch Vernichtungsmittel wie Neonikotinoide etc.) sowie Überdüngung (Bodenvergiftung durch Stickstoffe) und Rückgang von naturbelassenen, artenreichen Biotopen.
    Kommt zu solchen Stressfaktoren noch ein rasant verlaufender Klimawandel wie jetzte, kippt halt unweigerlich das System. Durch den extremen Rückgang an Artenvielfalt (und Pilze gehören auch dazu!) entstehen Lücken im Gleichgewicht, so daß sich Überpopulationen einzelner Arten kurzfristig entwickeln können.


    Dennoch: Das sind wundervolle Eindrücke der nordamerikanischen Wälder.

    Vielleicht schaue ich mir diese Vielfalt auch irgendwann mal an.

    Allerdings: Das Artenspektrum an Pilzen in Nordamerika ist ein ganz anderes als in Europa. Auch wenn es diverse Arten gibt, die sowohl hier als auch dort vorkommen, gibt es haufenweise Arten (und teils ganze Gattungen) von Pilzen, die es zwar in Nordamerika, nicht aber in Europa gibt (und umgekehrt).

    Inzwischen findet man mehr und mehr heraus, wie verschieden das alles ist. So hat man zB bis in die 90er bei ganz vielen Arten nagenommen, daß es in Nordamerika und europa das Gleiche ist, weil es quasi identisch aussieht. Erst nach und nach kristallisiert sich (auch danke genetischer Forschungen) heraus, daß es auch da noch gravierende Unterschiede gibt, wo das Aussehen sich kaum unterscheidet.


    Darum nur ein paar Ideen zu den Pilzen, ohne Gewähr, weil ich mich mit dem nordamerikanischen Artenspektrum nicht auskenne.

    7: Sollte aus meienr Sicht schon in die Gattung Clavariadelphus gehören. Möglicherweise ein verwandter unserer europäischen Zungen- Riesenkeule (Clavariadelphus ligula).

    8: Vielleicht ein Rötling (Entoloma spec.), vielleicht aber auch ein Tellerling (Rhodocybe spec.). Ich bin fast sicher, daß das zB eine Art ist, die in Europa nicht vorkommt.

    10: Keine Galerina. Die Struktur der Huthaut stimmt nicht. Sehr schwierig einzuordnen, in Frage kommen unter anderem Inocybe (Risspilze), Cortinarius subgen. Telamonia (Schleierlinge, Untergattung Gürtelfüße) oder Gymnopilus (Flämmlinge).

    14 (nur erste beide Bilder, das dritte dürfte wieder was Anderes sein): Da bist du schon so nah dran wie Möglich. Also Schleierlinge (Cortinarius) aus der Untergattung Phlegmacium.

    15: Warten wir mal die Anfrage ab. Kuhröhrlinge (Suillus bovinus) sind das jedenfalls nicht.

    17: Müsste man mal näher ran um die Form des Hymnophors erkennen zu können. So aus der Distanz sieht das aus wie der Weinrote Kiefernfältling (Meruliopsis taxicola), der auch in Nordamerika vorkommt, aber dort potentiell noch den einen oder anderen Doppelgänger haben könnte.

    18: Definitiv kein Ritterling (Tricholoma). Der erste Gedanke (Inocybe = Risspilze) sollte schon richtig gewesen sein. Da gibt es auch in Europa Arten mit gelben Lamellen.

    19b (also zweites Bild): Eine Art der Gattung Xeromphalina (Glöckchennabelinge). Mit sicherheit nicht die in Europa häufige Art des Geselligen Glöckchennabelings (Xeromphalina campanella), kann auch eine in Europa nicht heeimische Art sein.

    Zu 19a (erstes Bild) kann ich nichts sagen. Kann auch ein trichterling (Clitocybe s.l.) sein, oder was aus der Ecke wie Beli vorschlägt,

    20: Klaro. :thumbup:

    21: Genau, junge Lackporlinge und zwar aus der Sektion um den Glänzenden (Ganoderma lucidum s.l.). Auch in der Gattung ist das nordamerikanische Artenspektrum verschieden vom Europäischen und nach wie vor nicht wirklich schlüssig aufgedröselt (Diese Ganodermataceae machen genetisch auch einige Probleme).

    22: Diese Stachelinge sollten alle in die Gattung Hydnellum gehören, sind aber vermutlich zwei unteschiedliche Arten.

    23: Yes, Laccaria (Lacktrichterlinge), keine Tubaria (Trompetenschnitzlinge).

    24: Peltigera spec. (Schildflechte). Flechten sind auch Pilze.

    26: Erinnert mich ganz arg an den Ohrförmigen Seitling (Pleurocybella porrigens), der meines Wissens auch in Nordamerika vorkommen sollte. Müsste man aber natürlich genauer prüfen, auch mit Sproenabwurf und so. Manch ein nordamerikanischer Räsling (Clitopilus spec.) könnte ähnlich aussehen.



    LG, Pablo.

  • Lieber Harald,


    wir waren in Alberta zu weit südlich für die Jahreszeit. Yellow snow gab es tatsächlich, aber nur oben auf den Gletschern und nicht von Huskies :cursing:.





    Mein Grundsatz war eher "don't go where the bears go", da habe ich doch Respekt.


    if it's black - fight back

    if it's brown - lay down

    if it's white - say good night


    Liebe Grüße

    Uwe und Pili

  • Hallo Beorn,


    vielen Dank für Deine bemerkenswerte Antwort.


    Eine Frage zum Lernen: Warum schließt Du unter #18 den Ritterling aus?


    zu #19, den Nicht-Rüblingen, noch zwei Bilder, die vermutlich aber nicht weiterhelfen:




    Beste Grüße

    Uwe

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Uwe!


    Nicht ganz einfach zu erklären, weil es wieder auch um diesen merkwürdigen "Gesamteindruck" geht.

    Also die Kombination aus Habitus, Farben und Oberflächenstrukturen: Insbesondere in diesem Fall die eher schlanke Form des gesamten Fruchtkörpers, die Art und Weise der Faserung der Hutoberfläche, die Stielform und die bereift wirkende Stieloberfläche.
    Auch die Lamellenfarbe passt im grunde sehr gut zu Risspilzen (Lamellenfarbe ist ja was Anderes als Sporenpulverfarbe!): Auch in Europa gibt es einige Arten mit schön gelben Lamellen.



    LG; Pablo.