Alle Farben auf Magerrasen - Teil 2

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 4.235 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • 13.08.2016: Alle Farben auf Magerrasen - Teil 2

    Liebe Pilz-Freunde,
    dies ist Teil 2 des Berichtes vom 13.08.2016.

    Teil 1 findet Ihr hier
    Teil 3 findet Ihr hier
    Teil 4 findet Ihr hier
    Teil 5 findet Ihr hier

    Und weiter geht's...
     
     
    Fundnummer: 2016-08-13-1000
     
    Es folgte ein Erstfund für uns beide, der natürlich ausführlich fotografiert wurde.
    Ganz toll - der Grauer Saftling (Gliophorus irrigatus):

     
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    Fundnummer: 2016-08-13-1006
     
    Noch ein Rötling, der aber aus Zeitgründen nicht näher bestimmt wurde...
     Rötling (Entoloma spec.):

     
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    Fundnummer: 2016-08-13-1037
     
    Weitere Saftlinge ließen nicht lange auf sich warten: Trockenfuß-Saftling (Hygrocybe subpapillata):
     
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    Fundnummer: 2016-08-13-1040
     

     
    Morphologische Daten:
     
     
    Fundort: ca. 550 müNN. ca. N50, O12, auf Magerrasen
     Fundzeit: 13.08.2016
     Wuchsform: gesellig
    Hutform:
    nach unten eingerollt bis nach oben eingerollt - alles zwischendrin möglich, auch mit Buckel
     Huthaut: creme bis beige, manchmal mit roten Flecken, Mitte mit rosa-Stich, radialfaserig, bereift
     
    Hygrophanität: nicht festgestellt
     Hutrand: kantig bis nach oben oder unten eingerollt
     Lamellen: cremeweiß, Zwischenlamellen, entfernt stehend, manchmal mit roten Punkten
    Lamellenschneiden:
    ohne Besonderheiten
    Lamellen-Stielübergang:
    herablaufend

     
    Stiel: cremeweiß, längsfaserig, manchmal verdreht, oft unrund, oft verbogen
     
    Stielbasis: ohne Besonderheiten
    Fleisch:
    ohne Besonderheiten
     
    Größe: Hutdurchmesser ca. 2-4 cm, Stiellänge ca. 3-5 cm, Stieldurchmesser ca. 3-8 mm
     Sporenpulverfarbe: nicht bewertet
     
    Geruch: neutral
    Geschmack: nicht bewertet
     
    Bei diesem Fund waren wir zunächst nicht ganz sicher, wegen der roten Punkte, welche bekannter Weise bei Cuphophyllus virgineus durch Mikroparasiten verursacht werden (vergleich auch Cuphophyllus virgineus f. roseipes) in Verbindung mit der Farbe der Hüte, die eher an Cuphophyllus berkeleyi (umstrittenes Taxon) erinnert.
     
     
    Die roten Punkte lassen aber nach einiger Recherche in der Literatur schließlich nur den Jungfern-Ellerling (Cuphophyllus virgineus) zu:

     
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    Fundnummer: 2016-08-13-1050
     
    Noch ein Erstfund und bis heute der einzige Standort der Art, den wir davon kennen.
     
    Die Rauchgraue Keule (Clavaria fumosa):

     
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    Fundnummer: 2016-08-13-1057
     
    Weitere Saftlingsarten zeigten sich - hier der Knoblauchsaftling (Hygrocybe helobia):
     
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    Weiter zum Teil 3

  • Hallo Dieter,

    auch zu diesem Beitrag eine kurze Anmerkung. Ich bin genauso begeistert wie von Beitrag eins. Die Wachsblättler sind so gut fotografiert, dass es sich lohnen würde, Pilzportraits daraus zu machen. Das würde sicher vielen unter uns die Bestimmung erleichtern. Ihr könnt ja mal darüber nachdenken. Ich fände es klasse.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.

  • Hallo Claudia,

    ja... Pilzportraits.. - da fehlt einfach die Zeit.

    Wenn mal jemden zeit hätte (ich meine hier Leute aus dem Forum) die morphologischen Merkmale zusammen zu schreiben - und wir steuern die Bilder bei - wäre das ein Deal?

    Würde Spaß machen. Wir haben zu jeder Art eine Menge an Bildern die hier gar nicht ins Forum kommen... könnten wir dann einbauen.

    Beste Grüße

    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Tach!


    Hm, Saftlinge sind einfach was Schönes!

    Im letzten Jahr allerdings habe ich kaum welche zu Gesicht bekommen, da wäre wohl ein Besuch bei euch die einzige Chance gewesen.

    Eure Hygrocybe subpapillata sieht allerdings so von den Bildern her ziemlich aus wie Hygrocybe insipida, die oft nur eine dünne, unscheinbare Ixocutis am Stiel ausbildet. Das heißt der Stiel trocknet schnell mal ab und ist dann auch manchmal gar nicht mehr gut durch befeuchten schmierig zu bekommen. Mikroskopisch wären die beiden außer der Ixocutis am Stiel auch durch die etwas größeren (vor allem breiteren) Sporen von H. subpapillata zu unterscheiden.

    Der fleckige Ellerling erinnert mich eigentlich auch eher an Cuphophyllus berkeleyi (= weißliche Form vom Wiesenellerling), der kann auch solche Flecken bekommen und es ist ja bei eurem Fund nirgendwo auch nur der Ansatz einer Hutriefung erkennbar und auch die Hüte scheinen nicht oder wenn dann nur minimal hygrophan zu sein.



    LG, Pablo.

  • Danke Pablo,

    Hygrocybe subpapillata: Da muss ich Matthias nochmal fragen - hatte mich bestimmungstechnisch nicht damit beschäftigt.

    Ellerlin: Diesen hatte ich hin - und hergewälzt und auch Cuphophyllus berkeleyi auf dem Schirm - das Problem waren die roten Flecken - ich konnte keinen Nachweis finden dass Cuphophyllus berkeleyi diese haben kann - hast Du da nähere Informationen? Literaturhinweis meine ich...

    Beste Grüeß
    Deiter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Dieter!


    Außer eigenen Funden - wüsste ich jetzt nichts. Eben kurz im Boertmann nachgeguckt, da wird es nicht erwähnt. bei C. virgineus s.l. aber schon.

    Boertmann trennt pratensis s.l. und virgineus s.l. allerdings in erster Linie über die Sporengröße (ziemlich klar unterschiedlich) wobei Beschaffenheit der Huthaut (darum auch Hygrophanität und Riefung) als gute makroskopische Merkmale erwähnt werden. Somit würde ich eher danach gehen, als nach Flecken durch Befall, sowas gibt es ja bei ganz vielen Pilzen und auch aus Meruliopsis corium wird kein Cuphophyllus virgineus, wenn die mal ähnlich fleckig verfärbt sind durch Bakterien etc. :gzwinkern:



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,


    ich danke auch für den Hinweis auf berkeleyi, den hatte ich nicht auf meinem Radar.

    Hygrocybe subpapillata bestimme ich nach Gröger nach den langen Lamellen-Tramazellen. Das war, soweit ich mich jetzt noch richtig erinnere, auch das Einzige, was ich bei obigem Fund mikroskopisch geprüft habe. Optisch sehen sich die ja sehr ähnlich, nach Schleimigkeit alleine bestimme ich aber nicht, das ist, wie Du ja sagst, manchmal eben schwer oder uneindeutig zu erkennen.


    Viele Grüße,

    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matthias!


    Ja, so ergibt das Sinn. :thumbup:

    Auch bei den Saftlingen gibt es doch einige schwierige Arten, wo man genau hingucken und eben auch mal mikroskopieren muss. eure subpapillata ist damit ein gutes Beispiel, daß man bei vermeintlichen insipidas durchaus genauer hinschauen sollte.



    LG; Pablo.

  • Prima, nun müssen nur noch das berkeley-Problem lösen.

    Es gäbenoch die Möglichkeit, dass wir 2 Arten auf den Bildern haben, denn das erste Bild ist von einem Standort der etwas weiter weg war.

    Dann suche ich die Quelle heraus wo ich das mit den roten Punkten fand.

    Exsikkat ist vorhanden und zwar von den Pilzen die nicht auf den ersten Bild sind - also von denen mit den roten Punkten.

    Somit gibt es hier bald News.

    Gruß

    Dieter

  • Hallo,
    wie versprochen hier nun die
    Sporenmaße:
    Gemessen wurden die Sporen von dem Pilz auf dem 2. Bild.
    Präparat: aus Lamellenstück (Exsikkat) ausgewaschen; Untersuchungsmedium: GSM; Messwertanzahl: n = 40
    Test auf Normalverteilung nach Anderson Darling: Länge: normalverteilt; Breite: normalverteilt; Q: normalverteilt
    Standardabweichung S. D.: von L × B: 0,4 × 0,3 µm; von Q: 0,12
    Median: von L × B: 5,6 × 3,6 µm; von Q: 1,51
    Arithmetischer Mittelwert Me: von L × B: 5,6 × 3,6 µm; von Q: 1,53
    Abmessungen nach t-Verteilungsverfahren mit 80%-Konfidenzintervall: für L × B: (4,8) 5,1 - 6 (6,3) × (2,9) 3,3 - 4 (4,2) µm; für Q: (1,33) 1,37 - 1,69 (1,79)
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    Alle Pilze waren am gleichen Standort, Bild 1 war etwas weiter entfernt stehend.
    Was meint Ihr dazu?
    Beste Grüße

    Dieter

  • Servus Dieter,


    für mich sieht das aus wie ein blasser Cuphophyllus pratensis. Cuphophyllus berkleyi kenne ich nur rein weiß, ohne diese angedeuteten Isabelltöne am Hut / Hutscheitel. Daher sehe ich hier nur Cuphophyllus pratensis var. pallida - die ich nicht mit C. berkleyi gleichsetze (ich folge da Boertmann nicht).

    Was nicht wirklich passt, sind die Sporenmaße - sie sind für C. pratensis und C. berkleyi zu schmal. Welchen Einfluss hat eigentlich dieses GSM? (Ich messe immer nur in Wasser)

    Die Rotfleckung ist, wie Pablo schon richtig angemerkt hat, ein Bakterienbefall, der nicht arttypisch ist, auch wenn er bei Cuphophyllus virgineus relativ häufig auftritt.


    Wie auch immer, ein sehr interessanter Fund.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Danke Christoph,

    ich sehe mir das noch einmal an

    und
    eine groooooooooooooooooße bitte ALLE:
    Bitte BITTE BITTE sendet mir alle was ihr bei Euch finden könnt über Cuphophyllus
    pratensis, Cuphophyllus berkleyi, Cuphophyllus virgineus und Umfeld
    per PN oder einfach an info@nocrotec.com
    Alle Literatur (als Bild), die Ihr habt. Ich will dem Ding auf den grund gehen.

    Daaaaaaaaaaaanke :daumen::daumen::daumen::daumen::daumen::daumen::daumen:

    Dieter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Dieter!


    ich würde gerne mit auf den Grund gehen - habe aber nicht viel.

    Meine Bilder muss ich mal durchgehen, fertig bearbeitet habe ich nichts, was auch nicht helfen würde, weil keine belege angefertigt zu den Kollektionen.

    "Weiße Wiesenellerlinge" kenne ich aber von zwei Stellen hier aus der Umgebung, wo die auch recht regelmäßig erscheinen - wenn das Jahr nicht so eine katastrophalen Witterungsverlauf nimmt, wie das letzte.

    Literaturtechnisch hätte ich halt nur Boertmann (und wenn man zwischen weißen Formen von C. pratensis und C. berkeleyi trennen kann, dann wüsste ich auch gerne wie!), das einzige was ich halt beitragen könnte, wären an den bekannten Stellen mal jeweils Kolelktionen sicherzustellen bei nächster gelegenheit.



    LG; Pablo.