Weißer Anis-Champignon essen oder nicht?

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 7.238 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wutzi.

  • Hallo,

    habe folgenden Pilz auf einer Wiese unter Apfelbäumen gefunden.
    Ich interpretiere diesen Pilz als Weißen Anis-Champignon.
    Unter schafegerling.htm kann ich einen Gifthinweis Nr. 27

    Schwermetalle, Gifte und radioaktive Substanzen: Quecksilber, Arsen, Cadmium, Cäsium.

    lesen. Wie haltet ihr es: essen oder meiden?
    LG Jo

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jo!


    Wenn der denn beim Reiben am Stiel kräftig nach Marzipan riecht, sollte es immerhin einer aus der Gruppe sein. da gibt es noch zwei bis drei Arten (Agaricus urinascens = Agaricus macrosporus & Agaricus osecanus zB) die nur mikroskopisch unterscheidbar sind.
    Das mit der Anreicherung von Schwermetallen (aber auch anderen Giftstoffen) ist bei vielen Champignons ein kritisches Problem. In der Regel aber beim Verzehr nur geringer Mengen unbedenklich.
    Etwas fundierter und ausführlicher nachzulesen zB >hier<.



    LG; Pablo.

  • Servus Jo,


    dein Pilz sieht auch sehr nach Leucoagaricus aus. Der Ring ist nicht fest angewachsen, sondern hat nach unten eine Abrisskante - typisch für den L.-leucothites-Formenkreis. Ich glaube nicht, dass du einen Champignon hast.


    Zu den Anisegerlingen - er von Pablo verlinkte Beitrag stammt ja von mir - ich selber esse keine gilbenden Egerlinge mehr.


    Liebe Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,

    liegt die Lamellenfarbe noch im "Spektrumbereich" des L.-leucothites-Formenkreises?

    VG

    Thomas

    AUCH VON MIR KEINE ESSENSFREIGABE. EINE BESTIMMUNG IST OHNE JEDE GARANTIE.

  • Servus Thomas,


    das Foto soeht sehr nach Kunstlicht aus - ich vermute, die Lamellen waren nur rosa. Und der Ring passt nicht zur Gattung Agaricus.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    Stimmt schon, Kunstlicht = erschwerte Beurteilung der Farben. Allerdings erscheinen mir die Bilder hier doch vergleichsweise gut aufbearbeitet und farbgetreu.

    Die Lamellen wirken auf mich schon so, als wäre da ein grauer, bzw. graubrauner Belag dran. Wenn auch nur ein Hauch, aber das ist ja bei diversen Arten aus der Anis-Gruppe so, daß die Sporen sehr unregelmäßig und spät reifen. Sporenpulverfarbe und Lamellenfarbe sind ja zwei ganz verschiedene Sachen, und die Lamellen sind ja bei Agaricus wie Leucoagaricus bei jungen fruchtkörpern gleich gefärbt: Weißlich. Bei Egerlingsschirmlingen können sie wohl im Alter einen rosa Hauch entwickeln (die Lamellen, nicht die Sporen, glaube ich), aber mal im ernst: In dem Alter wie die Fruchtkörper hier habe ich noch nie einen Leucoagaricus leucothites mit rosa in den Lamellen gesehen. Bei so frischen Fruchtkörpern immer nur weißlich / cremefarben.

    Ich würde hier gerne einen Abwurf sehen, Abwürfe sind einfach unendlich viel aufschlussreicher, als von den Lamellenansichten auf Sporenpulverfarben zu schließen.

    Eigenartig für einen Egerlingsschirmling aus der leucothites - Gruppe wäre hier jedenfalls die Form des Stieles (zylindrisch, nicht keulig).

    In dem Zusammenhang wäre natürlich ein Schnittbild (also ein vollständiges, nicht nur ein halbes) interessant, wo man auch von einem weiteren Fruchtkörper die Stielbasis sehen und im Profil beurteilen kann. Je nach dem, wie farbecht die Bilder sind, ist hier auch ein Gilben zu erkennen (siehe Hutoberflächen, ausgefranste Bruchstelle am Stiel), vielleicht sollte man die Geruchsentwicklung noch mal genauer beobachten. Dazu müssten die Pilze allerdings möglichst frisch sein, nicht gekühlt und man sollte mal die Stieloberflächen kräftig mit dem Finger rubbeln.

    Was hier in der Tat nicht zu Champis aus der Anis - Gruppe passt ist die Ringstruktur: Weil unterseits ohne dicke Beflockung. Wobei die auch mal abgegriffen sein kann. Stimmt schon, was Christoph schreibt, daß der Ring hier einigermaßen frei wirkt, aber ich meine, das kann auch mal bei Champis hinund wieder so wirken, ist aber ein ernst zu nehmender Punkt.
    Darum: Sporenabwurf.



    LG, Pablo.

  • Auch wenn der Hinweis auf die Bedenken gegenüber den gilbenden Champignons nicht das ist, was man als Speisepilzsammler gerne liest ... aber genau deswegen bin ich als Laie froh, dass es dieses Forum gibt. Das Wissen über Pilze und deren Gefahren erweitert und ändert sich rasant. Ich habe mich in den letzten Jahren zwar über einige schöne Funde von Anisegerlingen gefreut, aber da lasse ich jetzt die Finger von.

    Ich bin gerne wandernd oder spazierend in der Natur unterwegs und freue mich über alles Essbare, dass ich dabei finde. Als Privatier habe ich jetzt die Zeit, um mein Wissen zu erweitern. Solange ich nicht alles weiß, gibt es von mir keine Verzehrfreigabe.


    Viele Grüße
    Teetrinker:ghurra:

  • [edit]

    Der Anis-Champignon riecht deutlich nach Anis und der zum verwechseln ähnliche Carbol-Champignon stinkt deutlich nach Carbol.

    [/edit]

    So weit die Theorie. Ich hatte schon zwei mal Karbolis in der Pfanne, die sich erst beim Kochen als übelriechend entpuppten.

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.