Pilz auf Rehdung

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 3.381 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Hassi.

  • Hallo zusammen,


    vergangenen Sonntag sammelte ich in einem aufgelassenen Steinbruch auf der Schwäbischen Alb eine Hand voll Hasenköttel ein und brachte sie in " Feuchte Kammer". Das Gelände beherbergt einige schöne Pflanzenarten und ist verhältnismäßig ungestört, daher bin ich hoffnungsvoll, daß auch die Köttel schöne Pilze hervorbringen.

    Am Tag darauf zeigten sich mucorartige Fäden mit Köpfchen, die aber schon wieder am zurückgehen sind und sich offenbar mit den Spaltenbiotopen zufrieden geben.


    Heute waren plötzlich diese Teile da, die ich nicht einmal grob einem Taxon zuordnen kann. Sie scheinen gelben, gallertigen "Brutkörpern" zu entspringen, die -wenn ich mich nicht irre- schon initial in den Kötteln sichtbar waren.


    .


    Leider hab ich heute und die nächsten Tage keine Zeit mehr zu mikroskopischen Studien und ich fürchte, nächste Woche sind die Teile schon Staub .

    Kann jemand von Euch sagen, in welche Richtung das gehen könnte?


    Edit.: Gerade habe ich Pferdedung -aus der Nähe des Steinbruchgeländes- unterm Bino, da sind die Teile in geringer Zahl auch drauf.


    Viele Grüße

    Ralph

  • Ahoj, Ralph,


    das sieht auf jeden Fall massig interessant aus!==Pilz25


    LG

    Peter

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

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    Der frühe Vogel fängt den Wurm. Soll er doch im Dunkeln tappen...ich fange lieber Pilze. Fossas sind auch nur aktiv, wenn es sich lohnt.

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  • Ja, das sind Pilobolus. Schade wenn Du die in den nächsten drei Tagen nicht beobachten kannst.
    Pilobolus sind mit die ersten, die sich auf frischem Dung zeigen, danach kannst Du oft noch wochenlang immer wieder neue Arten entdecken.

  • Hallo zusammen,


    ich danke Euch. Ihr hattet recht, das ist Pilobolus. Die auf Hase bekamen gelbe (noch unreife?) Köpfchen, die auf Pferd wurden schwarz. Vielleicht komme ich um die Mittagszeit doch noch dazu bessere Bilder - auch von den Sporen - zu machen.

    Sind die eigentlich bestimmbar? Im Doveri sind Zygomyceten leider nicht vertreten...


    Viele Grüße

    Ralph

  • Sind die eigentlich bestimmbar? Im Doveri sind Zygomyceten leider nicht vertreten...

    Natürlich sind die bestimmbar, Ralph!

    Wenn man die entsprechende Literatur hat.==18


    Aber ich denke, da kann ich Dir im folgenden helfen.


    Erstmal brauchen wir einen Überblick über die Arten der Gattung Pilobolus. Da fragen wir doch am besten bei Index Fungorum an.


    Das IF (Index Fungorum) kennt 8 Arten.


    P. crystallinus (= hyalosporus)

    P. kleinii (= heterosporus)

    P. lentiger (= sphaerosporus, borzianus)

    P. longipes

    P. minutus (= morinii)

    P. oedipus

    P. roridus

    P. umbonatus


    Hinzu kommen evtl. P. nanus und P. pullus, die IF nicht erwähnt und die Hu, Zheng & Chen in "A redelimitation of the species of Pilobolus, 1989" als zweifelhafte Art auflisten!


    Eine sehr schöne, übersichtliche Arbeit zur Gattung stammt von Malcolm Greaves "Pilobolus in Britain".

    Er schlüsselt 7 der 8 genannten Arten, lediglich minutus fehlt. Du findest den Aufsatz hier. Da kann man ihn auch als PDF herunterladen.


    Den erwähnten Artikel von Hu et al hatte ich vor einiger Zeit in der Literaturecke als PDF eingestellt.

    Eine sehr schöne Arbeit, ausführlich und mit guten Zeichnungen. Man sollte allerdings bei den alten Namen bleiben (Names universally used, S.114, Zeile 6).

    Hier der Link dahin.


    Ich hoffe das hilft Dir weiter.


    Liebe Grüße vom Nobi

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    Chips: 72

    2 Mal editiert, zuletzt von nobi ()

  • Hallo Nobi,

    erstmal herzlichen Dank für die tollen Infos und die Literatur zu Pilobolus. Das hat mir sehr weiter geholfen und ein Stück weit auch mein Feiertagsprogramm abgeändert ;) Schön, daß es auch so übersichtliche Pilzgruppen gibt.

    Wenn ich mich nicht grob vertan habe, wächst auf den Kötteln (schwäbisch Hásàbebbalà) wahrscheinlich


    Pilobolus minutus


    Die Größe passt (2,5-4,5mm) und auch die Sporengröße und -form (naja, mit etwas gutem Willen vielleicht noch subglobos) läßt wohl nichts anders zu, es sei denn, das untersuchte Sporangium war vielleicht doch noch nicht ganz reif… Vielleicht hätte ich den Sporen nach dem Quetschen noch etwas Zeit geben sollen :-/ (Erst dachte ich nämlich an Pilobolus crystallinus var. hyalosporus aber der fällt doch in jeder Hinsicht größer aus. )


    ein paar Stunden später:



    Sporen 6,1 - 7,1 - 8 x 3,9 - 4,7 - 5,6(5,8) µm




    Jetzt gehts zum Bärlauchsammeln!

    Liebe Grüße

    Ralph

  • Hallo nochmal,


    jetzt ist mir noch eine Frage zum Umgang mit solchen Pilzen eingefallen.

    Normalerweise trocknet man ja von jedem bestimmten Pilz ein Belegexemplar. Wie archiviert man denn solche Dung-Winzlinge am besten? Läßt man den Objektträger eintrocknen und tütet den dann ein?

    Das Trocknen des Pilzes samt Substrat kommt ja kaum in Frage, da man dieses ja weiterkultivieren möchte. ..


    Viele Grüße

    Ralph

    • Offizieller Beitrag

    Hi,


    also ich sammle nur Belege von ganz besonderen Funden, oder wenn es darum geht im Rahmen eines Projektes, diese sequenzieren zu lassen. Wenn ich wirklich von jedem gefunden Pilz ein Beleg anfertigen würde, wäre meine kleine Wohnung vollkommen zugemüllt. :D


    Ich würde in so einem Fall ein Köttel mit entsprechendem Pilz trocknen. Eine andere Möglichkeit wäre noch deinen Fund auf einer Agarplatte zu kultivieren...


    l.g.

    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo Stefan,


    da hast Du wahrscheinlich recht. Man muss nicht alles sammeln, von der Frage ganz abgesehen, ob mit den Exsikkaten überhaupt nochmal jemand was anfangen kann.

    Bei manchen Gattungen muss man wohl jeden einzelnen Fruchtkörper mikroskopieren um sicher zu sein, ob man eine oder mehrere Arten davon auf der Probe hat. Da macht es dann wenig Sinn, einen Köttel als Beleg für eine Bestimmung aufzubewahren.

    Ich denke, ich werde mich in den meisten Fällen auch mit Fotos begnügen...


    Gruß

    Ralph

  • Brillante Fotos, Ralph!


    Aber P. minutus ist das sicher nicht.

    Der hat doch eindeutig globose Sporen, die gewöhnlich satt gelb sind.

    Bei den von Hu et al in der Tabelle S. 114 gennannten Sporenmaßen hat sich ein Fehler eingeschlichen.

    Dort heißt es: (4,5-)5,5 x 7(-8,5), richtig ist (4,5-)5,5 - 7(-8,5). Die korrekten Angaben kannst Du in der Beschreibung S. 122 nachlesen.


    Ich halte Deinen Pilobolus für P. crystallinus.


    Liebe Grüße vom Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo Nobi,


    ich danke Dir für die Korrektur. Das gefällt mir so auch viel besser.

    Gerade entwickelt sich übrigens eine zweite Welle Pilobolus mit sehr vielen Fruchtkörpern. Hoffentlich sind die morgen Abend noch in gutem Zustand. Ich bin gespannt, ob das vielleicht eine weitere Art ist.


    Viele Grüße

    Ralph

  • Ahoj, Ralph,


    verrätst Du uns, mit welchem Equipment

    man solch unverschämt gute Aufnahmen machen kann?


    Neugierig

    Malone

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    Meine Fotos und Artwork dürfen nicht ohne meine vorherige ausdrückliche Genehmigung außerhalb dieses Forums verwendet werden!

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  • Hi Malone,
    danke für die Blumen g:-)

    Die Makroaufnahmen sind mit einer Canon750D auf einem Zeiss-Stemi508 (Einstellung 2,5x) entstanden. Es handelt sich um Stacks aus etwa 30 Einzelbildern.
    Die Brillanz ist eher eine Illusion. Die Ringlichtreflexe auf den Guttationstropfen wirken quasi als Blickfang. Man muss da nur noch den Schwarz- und Weißpunkt setzen, den Detailkontrast (Klarheit) leicht anheben, scharfzeichnen und dabei homogene Flächen durch automatische Maskierung schützen, dann passt das schon. Wenn markante Bildpartien scharf sind, lässt sich das Gehirn des Betrachters täuschen und das gesamte Bild wird als brillant empfunden, auch wenn das bei genauer Betrachtung gar nicht so ist. Bis zur Vergrößerungseinstellung 1,6x sind Fotos mit dem Stemi wirklich ganz brauchbar, bei höheren Einstellungen lässt das deutlich nach, bei 5x geht’s zu Dokuzwecken gerade noch durch.
    Ein weiterer Nachteil der Stemistackerei ist, dass bei Greenouch-Konstruktionen – die die meisten bezahlbaren Geräte ja sind- nur durch eines der beiden voneinander getrennten optischen Systeme geknipst wird. Da dieses nicht senkrecht zur Präparatebene steht, hat man bei jedem Einzelbild quasi einen seitlichen Versatz und somit auch einen mehr oder weniger großen Beschnitt des Stacks.
    Der bessere -aber weniger bequeme- Weg für extreme Makroaufnahmen ist eindeutig das Lichtmikroskop mit einer Schwanenhals-Auflichtbeleuchtung. Als Optik reicht dabei ein einfacher Achromat.
    Wie gut das geht, kann man z.B. an den tollen Fotos von Mreul und bwergen sehen.
    Das Sporenbild ist an einem Axioskop mit einem 40x/1,3 (Öl) EC-Plan-Neofluar + DIC entstanden.
    Viele Grüße
    Ralph

  • Hassi

    Hat den Titel des Themas von „Pilz auf Hasendung“ zu „Pilz auf Rehdung“ geändert.