Becher im Gebüsch

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 1.788 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Rada.

  • Hi zusammen,


    habe letztes Wochenende einen unbändigen Drag nach Bechern verspürt.
    Also, nach kleinen ascusbildenden Wesen versteht sich.


    Da bot sich natürlich ein nahegelegenes Gebüsch mit allerlei Totholz sehr an. Meistens Weiden, daneben auch etwas Pappeln und vereinzelt Birken und Eichen fanden sich dort.


    Lange suchen muss man ja nicht, im späten Herbst sind Kleinpilze ja wie Invasoren überall in Massen zu finden.
    Am besten fängt man am Laub an zu suchen, möglichst vermodert, alt, geschwärzt oder schon halb auseinandergefallen, da tummelt sich das Leben daran. Stöckchen, Stämme und krautige Stängel sind freilich nicht minder zahlreich besiedelt.


    Aber zunächst noch was größeres an frischeren Blättern, Rhytisma salicinum, Weiden-Runzelschorf. Deutlich seltener als Rhytisma acerinum, das ja an so ziemlich jedem Ahornbaum vorkommt.


    Und hier nun ein kleiner Teil der Becher, die ich gefunden habe. Alleine ein stark vermodertes Blatt, wahrscheinlich Pappel, brachte es auf sechs Arten, davon vier Becherlinge, ein Hyphomycet und ein Basidiomycet, zu dem ich später noch komme.


    Calycellina lachnobrachya, bis ca. 0,25mm groß.



    cf Calycellina leucella, unwesentlich größer. Bin mir nicht sicher mit der Bestimmung, die Sporen sind schon rechte Oschis für Calycellina. Aber Hymenoscyphus fällt wegen dem hemiamyloiden, in IKI bis oben gefärbten Apikalapparat (Calycina-Typ) raus. Für weiterführende Tipps bin ich immer dankbar.



    Dann, jetzt auf Weidenblättern (dürfte Salix cinerea sein), ganz was Besonderes. Den Fund verdanke ich auch Thorben mit, der die Art kürzlich gezeigt hat. Beim dritten Anlauf war ich erfolgreich, obwohl ich gerade da nicht gezielt nach der Art geschaut habe.
    Wie kleine Smaragde: Chlorociboria aeruginella





    Weg von den Blättern hin zu den Ästchen. Hier Merismodes anomala. Wenn man M. confusa als Art akzeptiert, dann ist der Fund diese. Die Art ist natürlich kein Ascomycet, im zweiten Bild sieht man die zu vieren gruppierten Sporen an den Spitzen der Basidien.



    An mit Moosen (Orthotrichum) bewachsenen Ästen lohnt es sich, in den Moosbüscheln nach diesem Winzling zu wühlen. Octospora affinis ist sehr häufig im Inneren solcher Moosbüschel zu finden. Man muss nur wissen, wo man suchen muss.


    An einem Weidenstamm zwischen unzähligen Bisporella citrina fand sich eine Orbilia. Nach Mikroskopie eine noch nicht ganz vollreife Orbilia eucalypti.
    Unten rechts das Gelbe ist ein Teil einer Bisporella.


    Nun nochmal zurück zum am Anfag erwähnten Blatt mit sechs Arten, hier die größte davon: Typhula setipes.
    Auch sehr häufig, man muss nur gezielt danach suchen. Oft findet man dann auch noch T. erythropus. Diesmal war die aber nicht dabei.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Matthias!


    Nee, also ehrlich...
    Was für Bilder! Diese Makros (oder besser "Auflichtmikros"?) in der Qualität habe ich bisher wohl so nur von Björn gesehen.
    Die Sporen auf den Basidien bei dem Merismodes sind wunderbar zu erkennen, das sieht phantastisch aus. In den Makros der an sich kontarstarmen, hyalinweißen Becher erkennt man einzelne Ascos, das ist der Hammer!


    An solchen Aufnahmen kaann man sich gar nicht satt sehen. :)



    LG; Pablo.

  • Lieber Matthias,


    jedes Mal, wenn ich einen Deiner Beiträge lese, denke ich, besser geht es nicht!
    Und dann setzt Du mit dem nächsten noch einen drauf. :thumbup:


    Leider kann man nur 5 Sterne vergeben.


    Allein, wie Du uns die Chlorociboria aerugiunella vorstellst - DER Wahnsinn!
    Ebenso die 4-sporigen Basidien des Merismodes im Auflicht!


    Es ist überragend, was Du leistest und ich freue mich riesig, dass Du diesem Forum die Treue hältst.


    Liebe Grüße vom Nobi

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    Chips: 72

  • Hallo zusammen,


    danke Euch allen. :)


    Die kommende Woche habe ich Urlaub, da kommt vielleicht noch so ein Bericht zusammen. An Material hab ich schon ein bisschen was zusammen.


    Viele Grüße,
    Matthias

    Je intensiver man sich mit Pilzen beschäftigt, desto komplizierter wird es, sie zu bestimmen.

  • Hallo Matthias,


    da hast du interessante Funde gemacht.
    Besonders die Bilder der Chlorociboria aerugiunella haben mich umgehauen :)
    Die Octospora affinis fehlt mir leider noch.


    VG : Thorben