Schleimpilz an Pfifferling

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 2.529 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    War da nicht neulich schon mal was?
    Leider finde ich das Thema nicht mehr. Ich meinte nicht das von Dieter (neten), denn der Schleimi hier ist sicher eine andere Art.


    Der jedenfalls erregte meine Aufmerksamkeit, weil er an meinem Essen saß.
    Der Pfifferling (Cantharellus cibarius in diesem Fall) scheint durch den Myxo nicht angegriffen zu sein, so als hätte der Schleimpilz den Cantharellus - Fruchtkörper tatsächlich nur als Unterlage zur Bildung der Sporocarpien genutzt.


    Farblich ist der etwas mehr violettbraun, als es auf den Bildern rüberkommt:



    Alle Bilder werden beim anklicken groß, so daß man auch etwas drauf erkennt.


    Pfifferling und Schleimpilz werden gerade getrocknet, falls jemand Interesse dran hat.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo,


    was ein witziger Fund! :) Danke fürs Zeigen. Leider kann ich zur Art nichts beitragen, zumal die Fruchtkörper meiner Meinung nach ungewöhnlich ausgeprägt sind. Alle Optionen, die ich finde, hätten einen deutlicheren Stiel.


    Du bist hier auf jeden Fall in der Ordnung Stemonitales. Theoretisch möglich erscheinen mir Vertreter der Gattung Stemonaria (noch nie gefunden, alle Arten meiner Meinung nach selten), Stemonitopsis (da gibt es sowohl feinwarzige als auch engmaschig genetzte Arten) oder aber Stemonitis. Stemonitis fusca sieht zwar typischerweise anders aus, aber ist eine der zwei von Neubert et al. gelisteten Arten mit engmaschig genetzten (und nicht feinwarzigen) Sporen. Die andere ist zumindest in Pilze-Deutschland nicht gelistet. S. fusca würde auch vom Farbton her passen, die meisten möglichen Kandidaten wären hellbrauner und nicht so schwarzbraun. Ob das vom Capillitium her nun auch passen könnte, muss Ulla oder jemand anders entscheiden. Vielleicht hat Ulla ja Zeit für bzw. Lust zur weiteren Untersuchung. Mich würde es freuen. :)


    LG, Jan-Arne


  • Hallo Pablo,


    Interesse am Pfifferling und den anderen "Cantharellussen" hätte ich schon gehabt, den Schleimi kannst du behalten... ;)
    Spaß beiseite: Ein höchst interessanter Fund ist das !


    VG
    Wolfgang

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    Ich bin ein fortgeschrittener Anfänger. Meine Einschätzungen zu Bestimmungsanfragen sind mit Vorsicht zu "genießen" !
    Und: Nicht jeder meiner Funde muss unbedingt bestimmt werden, ich freue mich einfach über jedes "Kerlchen"... :gzwinkern:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Es gibt bei dem Pilz in der Tat ein paar Merkwürdigkeiten.
    Neben der Wuchsform fallen auch die sehr unterschiedlich großen Sporen auf: Da sind einige dicke Klopper dazwischen, die annähernd doppelt so groß wie die "normalen" Sporen sind. Ob da was in der Entwicklung schief gegangen ist? Dann wird's möglicherweise sowieso schwer mit der Bestimmung.
    Das Ornament ist übrigens eiin (größtenteils recht unregelmäßiges) Netz, daß aus vielen kleinen Pusteln zu bestehen scheint, die sich eben in vernetzten Linien anordnen.
    Also - ich bin auch mal gespannt, ob sich der noch irgendwie einordnen lässt. Vielleicht, wenn Ulla noch eine Idee hat.
    Und wie gesagt: Ein Exsikat würde zur verfügung stehen.



    LG; Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo noch einmal,


    genauso wird es bei den meisten Arten beschrieben. Einzelne Warzen, die sich zu einem unregelmäßigen Netz anordnen. Die unterschiedliche Größe der Sporen habe ich schon bei verschiedensten Kollektionen beobachtet. Das ist wohl in der Tat eine Störung in der Entwicklung. Vielleicht brauchte er einfach zwischenzeitlich eine Fresspause bei all dem Pfifferling, den er zu verspeisen vorhatte. :)


    LG, Jan-Arne

  • Hallo Pablo,
    da hast Du ja wirklich einen tollen Fund gemacht! Was sich die Schleimis alles so als Substrat aussuchen! Auf porlingen hatte ich auch schon mal welche, aber noch nicht an frischen Pilzen.
    Wie Jan-Arne schon sagte, auf jeden Fall aus der Richtung Stemonitales.
    Stemonitis würde ich ausschließen, da auf Deinen Mikroaufnahmen kein Oberflächennetz des Capillitiums zu sehen ist.
    Stemonitopsis würde mir schon eher gefallen aber auch Stemonaria ist nicht auszuschließen.
    Wenn Du mir den Beleg schicken würdest. könnte ich es mir genauer ansehen, denn man muß sich z.B. auch die Columella ansehen. Die Sporengröße hattest Du ja nicht dazu geschrieben.
    Die Monstersporen entstehen meist durch irgendwelche Entwicklungsstörungen.
    Auf den Fotos vom Habitus sieht man das auch, daß die Fruchtkörper nicht völlig oder nur notreif geworden sind.
    Ich schicke Dir 'ne PN mit der Adresse.
    LG Ulla

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ulla!


    Die Maße der "normalentwickelten" Sporen liegen so um die 8-10 µm.
    Mit der Präparation von Schleimpilzen bin ich sowas von unerfahren und ungeübt, ich habe einfach ein Stückchen von der Flanke eines Fruchtkörpers abgezupft und in Wasser mikroskopiert. Gut möglich, daß ich da ein paar speziellere Techniken hätte anwenden müssen, um mehr wichtige Strukturen zu beobachten.
    Den Beleg werde ich dir aber zuschicken, sobald er getrocknet ist.
    Ich kann mir vorstellen, daß der Myxo beim Einsammeln nicht ganz reif war. Den fruchtkörper des Pfifferlings hatte ich einfach in einem Döschen mit etwas Moos bis zum nächsten Tag bei lose aufgelegtem Deckel auf der Fensterbank: Möglicherweise hat das zu einem Notreifeprozess geführt.



    LG; Pablo.

  • Hallo Pablo,
    habe Deinen Beleg gestern bekommen und habe ihn mir gerade angesehen.
    Ich würde Deinen Fund als Stemonaria irregularis bezeichnen. Stemonaria hat kein Oberflächennetz des Capillitiums, die Netzmaschen sind teilweise etwas häutig erweitert, Farbe ist dunkelbraun. Sporengröße von 7,5-10 stimmt. Sporenskulptur erscheint etwas netzig, es sind aber dichte Warzen, die teilweise netzig zusammenstehen..
    Da stimmt alles für die Art. Das ist ein außergewöhnlicher Fund auf dem Pfifferling. Sonst wächst die Art auf Holz. Aber nichts ist bei Schleimis unmöglich. Die Art ist auch nicht sehr häufig. In Pilze Deutschlands findet sich außer meinen drei Funden nur ein Fund aus Berlin. Aber da stimmt die Datenlage nicht. Leider werden Myxos bisher noch stiefmütterlich behandelt und kaum eingegeben.
    LG Ulla

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ulla!


    Oh, das ist ein schöner, erfreulicher Fund.
    Vielen dank für deine Untersuchung! :thumbup:
    Deine Beschreibung des Sporenornamentes trifft es sehr gut: Viele kleine, netzartig angeordnete Wärzchen. Im LM sieht man schon, daß das kein richtiges Netz ist, sondern eben vielfach unterbrochen. Aber auch wenn es mir schwer fiel in Worte zu fassen: Es sieht wunderbar aus im Mikroskop.


    Ja, die Dokumentation und Erfassung dieser Wesen ist noch viel zu dünn.
    Aber die Schwierigkeit ist ja da ebenso wie bei den Pilz-Pilzen, daß es in bestimmten Bereichen schwierig wird und Bestimmungen halt auch nur mit einiger Erfahrung und guter Literatur möglich sind.
    Wie in etlichen Nischen der Pilzkunde, viele Arten werden nicht beachtet und dann auch nicht erfasst, bzw. nur von einigen Spezialisten.
    Was diesen Fund betrifft: Die südlichsten MTBs von Hessen bearbeitet Dagmar Gödert für die Kartierung.
    Wenn es dir recht ist, gebe ich ihr einfach die Daten (Bestimmung durch dich wird selbstverständlich notiert), ich sehe sie ja regelmäßig beim MAK. Wenn auch das nächste Mal wohl erst wieder im September, wenn ich aus dem Urlaub zurück bin.



    LG; Pablo.