Becherchen oder so!

Es gibt 7 Antworten in diesem Thema, welches 1.403 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Laufpilz.

  • Hallo Forum


    Vorletzte Woche fand ich auf einem morschen, liegenden Laubbaum-Stamm den Schleimpilz Ceratiomyxa fruticulosa. Ein Stück rausgeschnitten, nach Hause genommen und unter die Stereolupe gestellt, entdeckte ich neben dem Myxo diese kleinen (150-200 µ) Becherchen. Weil sie oberflächlich ähnlich wie der Schleimer aussahen, dachte ich zuerst, dass sie zusammengehören. Mittlerweile hat sich der Schleimer aber aufgelöst und die Becherchen sind noch da. Die Mikro-Bilder kann ich auch nicht recht deuten. Auf dem Letzten glaube ich, eine Basidie gesehen zu haben.
    Ich habe das Holz bis heute immer feucht gehalten. Vielleicht gibt's ja noch was Reifes draus. Einige Becherchen haben die Farbe nun auf Beige gewechselt. Und in einem Loch, das ich leider nur von oben einsehen kann, sind zwei, drei Exemplare in die Länge gewachsen.


    Was meint Ihr dazu?





    Rand-Hyphen in Kongo


    Evtl. Basidie


    Ich freue mich auf Tipps und Anregungen.


    Lieber Gruss
    Marco

  • Ahoi, Marco,


    das ist ja erfreulich, daß Du Dich um die Kleinen kümmerst.
    Das Beste wird sein, Du hältst sie bei Laune
    und vielleicht findet sich ja eine unserer Koryphäen
    zur Bestimmung bereit.
    Vom Farbwechsel weiß auf beige habe ich hier auch mal irgendwo gelesen,
    ich glaube, Ingo berichtete davon... :/


    LG
    Peter

    Link zu Pilzlehrwanderungen: Pilzschule Rhein-Main

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    Galerie: Pilzfotos "zum Anfassen"/Stereobilder

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  • Serevus Marco,


    ja, das ist ein cyphelloider Pilz, also ein Basidiomyzet. Wegen des kleinen Lochs dachte ich direkt an Henningsomyces (aber halt noch sehr jung). Dass sie teils in die Länge wuchsen, klingt sehr danach. Die können auch hellocker werden, wenn sie reifen (je nach Art). Die Gattung ist relativ groß (wenn sie denn stimmen sollte) - mehr als "nur" Henningsomyces candidus! Es gibt aber sehr viele Gattungen cyphelloider Pilze.


    Wichtig sind neben den Sporen (eine sieht man ja) - also Form, Größe, Öltröpfchen - vor allem die Randhaare. Sind sie verzweigt, unverzweigt, inkrustiert usw.? Es gibt auch andere röhrenförmige cyphelloide als Henningsoymces.


    Hier als kleiner Einstieg eine Grundlagenarbeit von Agerer aus dem Jahr 1973: https://www.zobodat.at/pdf/Mit…Muenchen_19_0163-0334.pdf
    Sie enthält einen Gattungsschlüssel für mehr oder weniger weiße Cyphelloide mit Randhaaren.


    LG
    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Ich sehe hier auch einen cyphelloiden Pilz, muss aber zumindest bei der Größe der Gattung Henningsomyces widersprechen. Da gibt es meines Wissens nur zwei Arten. Ob das junge Exemplare einer Henningsomyces-Art (H. puber oder H. candidus) sein können, vermag ich nicht einzuschätzen.


    Mein erster Gedanke war Lachnella alboviolascens. Wenn trocken, ziehen die sich extrem zusammen und sehen kaum noch becherförmig aus. Ich würde den Fund mal wässern (mit feuchtem Stück Küchenrolle in geschlossene Plastikdose) und schauen, was passiert. Oder aber nach Sporen suchen, was allerdings mühsam werden kann, wenn der Fund noch nicht reif ist. :)


    LG, Jan-Arne

                                                                               
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  • Servus Jan-Arne,


    mach aus den zwei Arten 10 und wir sind beinsammen. Ich hatte mich mal vor ein paar Jahren mit Henningsomyces beschäftigt, weil ich eine möglicherweise unbeschriebene Art gefunden hatte. Ich habe damals die Spezialistin Philomena Bodensteiner einbezogen und als Cyphelloidenpapst Prof. Agerer (ihren Doktorvater). Leider habe ich den Bestimmungsschlüssel nicht mehr parat (damals war ich noch an der Uni), den ich damals von beiden bekam. Es war dann unklar, ob neu oder doch nur eine aberrante Variante von H. puber - und da beide nicht so an Henningsomyces dran waren, unterblieb dann eine Beschreibung.


    Langer Rede kurzer Sinn - Henningsomyces ist komplexer als gedacht (jedenfalls ging mir das damals so) und extrem untergesammelt/unterbearbeitet.


    Was der Pilz hier ist, wird ohne genauere anatomische Analyse und ohne ältere Fruchtkörper, nicht sicher zu sagen sein. ;)


    LG
    Christoph

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Oh nein?
    Hennigsomyces nun auch? Die schönen Hängeröhrchen... Nun muss aber rasch eine solide, monografische Bearbeitung her, daß man sich mit denen auch wieder beschäftigen mag. Solange es nur zwei zu trennende Artenb gab, war das eine dankbare Aufgabe zur Bestimmung als Porlings- und Krustenbeifang...



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hi!


    Eieiei, dann rudere ich natürlich gerne wieder zurück. Danke für die Korrektur! Literatur dazu wäre spannend. Immerhin führt das Index Fungorum so Namen wie Henningsomyces nigrescens. Das klingt jetzt erst einmal nicht wie ein Verwechslungspartner der beiden bekannten Arten.


    LG, Jan-Arne

                                                                               
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  • Hallo zusammen!


    Besten Dank für Eure Reaktionen. Da bin ich ja wieder auf eine, mir ab sofort nicht mehr unbekannte, Gattung gestossen. Wie's aussieht nicht ganz einfach. Ich werde nun mal schauen, dass ich reife und brauchbare Fruchtkörper finde, um zu den entsprechenden Daten zu kommen. Mich auch in die Arbeit von Agerer (danke Christoph) einlesen (gottseidank deutsch). Man hat ja sonst nix zu tun. Sobald ich weitergekommen bin, werde ich Euch informieren.


    Hier noch ein aktuelles Bild:


    Lieber Gruss
    Marco


    Hurra, neue Gattung!!!