Inocybe pseudoasterospora?

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 3.185 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Helmut.

  • Hallo, zusammen,


    Anna Maria hat eine Inocybe gefunden.
    Einzelexemplar in altem Fichtenbestand mit viel Moos, 450 m ü. M.
    Grösse siehe Fichtennadel auf Bild 2.




    Sporen 10 (9) lang,



    Zystiden grösstenteils ohne Kristallschopf,
    60 (70) x 20, apikal dickwandig,
    Pleuros eher spärlich,



    Stiel nur ganz oben sehr dicht
    haarig bereift, mit nur wenig echten
    Kaulozystiden ganz an der Spitze.
    Geruch fast null, schwach pilzig.


    Anna Maria hat den Pilz mikroskopiert
    und geschlüsselt zu
    Inocybe pseudoasterospora,
    aber sind da die Sporen sternförmig genug?
    Vor allem sind sie nicht hautpsächlich 4-höckrig.


    Falls er es nicht ist, bleibt Ratlosigkeit.
    Inocybe cicatricata
    ginge von den Abbildungen her,
    aber die Sporen sollten viel weniger nodulos sein.


    Am besten passt sonst mikroskopisch,
    von der Sporen- und Zystidenform her noch
    Inocybe soluta,
    aber der sollte kleinere,
    nicht ganz so höckrige Sporen haben (< 8).


    Wer kann helfen?
    Entschuldigt die eher unzulängliche Foto-Doku.
    Die Fotos sind teilweise nichts geworden.


    Lieben Gruss, Harald Andres


    Edit:
    Habe mir erlaubt, das Ding heute noch
    beim Doppelpilz-Forum einzustellen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Harald Andres!


    Inocybe cicatricata finde ich auf Dittes Seite gar nicht. Da muss es wohl noch Synonyme geben?
    Aber generell sieht das doch nicht schlecht aus für I. pseudoasterospora. Was ich aus der Ecke mal in der Hand hatte, war Inocybe napipes mit sehr ähnlichen Mikromerkmalen, aber eben deutlich dickerer Knolle. Das scheint hier auch nicht zu passen.



    LG, Pablo.

  • Hallo, Pablo,


    Danke! Dann ist es sie vielleicht doch?
    Mal sehen, was Ditte oder Helmut noch meinen.
    I. napipes hatte ich in 2009 um die gleiche Jahreszeit.
    Hatte natürlich schon an ihn gedacht,
    vor allem wegen der sehr ähnlichen Sporen wie auf meinem Foto.
    Schau mal hier, das ist die Zeichnung von damals:
    Inocybe napipes:

    Aber Du siehst dass die Zystiden ganz anders waren,
    spindelig und teils gegen oben hin bauchig.
    Auch die länglich-knollig-verbogene Stielbasis
    (fällt mir grad keine andere Umschreibung ein)
    ist mir gut in Erinnerung.
    Ich hab glaub noch Fotos, wenn es Dich interessiert.


    Inocybe cicatricata kommt im Schlüssel von Andreas vor,
    GpBW 5, Seite 380 oben, und Seite 453.
    Musst vielleicht ihn mal fragen.
    Index fungorum bietet kein Synonym an.
    Im mittleren Ferrari ist er auf Seite 108, Foto 196


    Lieben Gruss, Harald Andres

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Danke, ich gucke mal in die Großpilze rein, was ich so zu der Art finde. :thumbup:
    An I. napipes dachte ich auch nicht wirklich, meine mich auch an etwas andere Zystiden zu erinnern und es fehlt eben auch die verdickte Stielbasis.
    Jedenfalls bin ich auch mal auf Kommentare von Ditte und Helmut gespannt.



    LG, Pablo.

  • Servus Harald Andres,


    Deinen Zweifeln an den genannten Arten kann ich mich anschließen. Vergleich doch mal mit I. proximella, die passt aus meiner Sicht besser.


    Allerdings ist das generell keine einfache Artengruppe, die möglicherweise noch einer eingehenden Bearbeitung harrt. Daraus einen Einzelfruchtkörper sicher bestimmen zu wollen, kann leicht in die Irre führen.


    I. cicatricata ist mir bisher auch noch nicht begegnet, auch wenn die Art im Stangl aufgeführt ist (nur 1 Fund und von der Formulierung her nicht 100%ig sicher). Und es gibt noch einige Arten mehr, die ich gerne mal finden würde.


    Gruß


    Helmut


  • Hallo, Helmut,
    Danke! Ich habe mich mal damit befasst.
    Nein, so ganz passt I. proximella auch nicht.
    Im Schlüssel von Andreas findet man sie
    über "Stiel schuppig oder grob wollig-fasrig"
    (Seite 379, Schlüssel 2, 3./3*).
    Das passt überhaupt nicht.
    Der Stiel hatte nur ganz an der Spitze
    einen auffallend dichten Haarbesatz
    mit nur sehr vereinzelten echten Kaulos ohne Kristalle.
    Da passt auch die Zeichnung von Ferrari nicht,
    der ausschliesslich Kaulos zeichnet.
    Die Form würde der Zystiden würde zwar sehr gut stimmen,
    aber seine Sporen scheinen mir etwas weniger höckrig als unsere.
    Funga nordica führt keine I. proximella,
    Mit Stangl findet man den Pilz auch nicht,
    er schlüsselt sich (Seite 24/25, Schritte 17/20)
    über wenig höckrige Sporen und
    grobfasrigen zum Schuppigwerden neigenden Hut.
    Der Hut unseres Exemplars ist auffallend glattfasrig.
    Ausserdem sollte der Stiel (im Schlüssel)
    wie der Hut gefärbt sein (im Beschrieb passt es).
    Da kommt man nie zu I. proximella.
    Stangls Mikrozeichnungen passen aber dann dafür
    wie die Faust aufs Auge, mit den
    wenig kristalltragenden Zystiden
    und den nicht septierten Stielhaaren.
    Einen "hervorragend (dornatig) gebuckelten Hut"
    hat unser Pilz aber nicht vorzuweisen.
    Ich habe noch eine Kopie eines weiteren Schlüssels
    (Enderle/Stangl 1981, Eckigsporige Risspilze),
    da läuft man auch auf Seite 5, Nr 17 falsch,
    man landet wie bei Stangl bei I. putilla
    (ich empfinde die Sporen schon als ausgeprägt höckrig.)
    Für I. proximella müsste man schon auf Seite 1
    abbiegen zu Ziffer 19 (wolliger, schuppiger Stiel),
    und Ziffer 19 mit der Hutoberfläche passt auch nicht
    (im Beschrieb dann schon!)
    Der Beschrieb passt hier generell recht gut,
    aber es gibt keine Chance, das Ding zu schlüsseln!
    Generell ist auffallend, dass die Beschriebe,
    falls wir mal I. proximella annehmen, einigermassen passen,
    die Autoren aber in den Schlüsseln
    vom Beschrieb abweichende Merkmale angeben,
    so dass man grundsätzlich falsch läuft.
    Wann schreibst Du mal mit Ditte zusammen
    einen Schlüssel? Wir freuen uns darauf!
    Lieben Gruss, Harald Andres

  • Lieber Harald-Andres, was ich aufgrund dieser wenigen Fotos nur sagen kann ist, dass das ganz sicher nicht pseudoasterospora ist. Aber für weitergehende Aussagen ist das einfach zu wenig, was man sieht. Der Hut sieht mir deutlich am abgefasert aus (nach Regen?), ich sehe also keine natürliche Hutbefaserung und damit nicht die eigentliche Hutfarbe. Dann gibt es zuwenig Mikrofotos (und von zu weit weg), um einen Eindruck von der überwiegenden Form der Zystiden zu bekommen.


    Thema Schlüssel: Zum gegenwärtigen Zeitpunkt - und darin waren sich Hias, Helmut und ich bei einem Treffen im letzten Sommer einig - wäre ein neuer umfassender Schlüssel die reine Zeitverschwendung und irgendwo auch verantwortungslos gegenüber dem Benutzer, da er (da eben "neu") vorgaukeln würde, er sei sachlich fundiert und verlässlich. Das aber ist zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht möglich. Erst muss Ordnung in das Chaos gebracht werden, mit dem wir es derzeit zu tun haben - und das dauert sicher noch etliche Jahre.


    Wer sich ernsthaft mit Inocyben beschäftigt bis dahin und schlüsseln möchte, muss den französischen Bon-Schlüssel verwenden, der trotz haufenweiser Fehler (die Bon aber in seinem Vorwort selbst einräumt) das Beste ist, was wir haben und von jemandem stammt, der die ganzen Arten aus eigener Anschauung kannte - wobei man sich allerdings dessen bewusst sein muss, dass alle Arten ab 1997 nicht darin enthalten sind. In allen anderen Büchern und Schlüsseln sind nur ein Bruchteil der bei uns vorkommenden Inocyben drin und oft genug mit falschem Namen oder mit einer Sammelbeschreibung (die also mehrere Arten in sich vereinigt) - und natürlich die ganzen neuen Arten überhaupt nicht.


    Mit herzlichen Mittagspausengrüßen in die Runde,
    Ditte
    [hr]
    Sorry, Nachtrag: in der Funga Nordica sind natürlich auch neue Arten enthalten, aber insgesamt sind eben auch nur ein Bruchteil der bei UNS vorkommenden Arten darin enthalten....


  • Liebe Ditte!


    Ganz lieben Dank!


    Achje... Ich bin gerade ein wenig mutlos, Helmut und Dich und alle mit unseren oft unzulänglichen Inocybe-Versuchen zu behelligen. Danke für Eure Geduld.


    Die Doku zu diesem Exemplar war nicht sehr brauchbar, es ist einiges schief gelaufen, ich hatte es ja vorab angemerkt. Dass mir fast alle Fotos misslingen, kommt selten vor. Trotzdem: Sorry, normalerweise geht das besser...
    Interessant ist das wegen dem abgewaschenen Hut. Es war mir nicht bewusst. Wir hatten über längere Zeit Rekord-Regenmengen mit Platzregen bis vor ein paar Tagen, und es ist so ziemlich alles durchweicht und abgewaschen im Wald. Dass es zur Zeit sinnlos ist, etwa Faserlinge bestimmen zu wollen, hatte ich schon begriffen, aber bei diesem Pilz nicht daran gedacht.


    Bin grad ein wenig ratlos, wie es weitergehen soll. Wir machen langfristig auch keine wirklichen Fortschritte.
    Ich konnte halt die letzten zehn Jahre die Finger nie ganz von den Inocyben lassen, und ich habe vor geraumer Zeit unglücklicherweise auch noch Kollegin Anna-Maria aus unserem Verein damit angesteckt. Mea culpa.
    Vielleicht warten wir noch die Jahre, bis das Chaos endlich gelüftet ist, und die neuen Schlüssel geschrieben, bis dann bin ich alt, und harzig-warzig grau und knorrig und bis dann vielleicht auch genug weise und abgeklärt für Inocyben.


    Den Bon habe ich nicht, kenne ich nicht. Welches Buch meinst Du genau?


    Lieben Gruss, und herzlichen Dank, Harald

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Oha, also auch eine ziemlich komplizierte Gruppe.


    Aber ein Drama ist das ja nicht: Wir können ja einfach mit dem arbeiten, was wir haben. Und natürlich gebe ich gerne dokumentierte Funde von "kritischen" Aufsammlungen weiter (mittlerweile sind's 3 Kollektionen, wenn wir uns wieder sehen, Ditte).
    Es ist ja nicht so, daß Inocybe da eine besondere gattung wäre. Die ist nur sehr artenreich, dennoch gibt es viele kleinere gattung, wo ebenso große Fragezeichen stehen und sich längst nicht jeder Fund bestimmen lässt.
    Das schöne bei den Risspilzen: Immerhin gibt es da wohl schon auch etliche unkritische Arten, die schon mal vernünftig definiert sind. Daß man darüber hinaus in der Gattunga uch immer mal wieder über etwas Geheimnisvolles stolpert, macht ja den Reiz eigentlich noch größer. :)



    LG, Pablo.

  • Lieber Harald-Andres, den Bon-Schlüssel schick ich dir gern privat. Ich brauch dafür allerdings deine email-Adresse.


    Tja, Mutlosigkeit ist irgendwie überhaupt nie gut!!!
    Wenn ich mich nur gelegentlich mit Inocyben befassen würde, dann würde ich ausschließlich schöne frische Kollektionen mit sowohl kleinen wie großen Fruchtkörpern einsammeln, gut fotografieren und untersuchen. Naja, und wenn man dann nicht klar kommt oder das Ergebnis nicht richtig passt, kann man doch natürlich im Forum fragen....
    Und was mich selbst betrifft, so kannst du - und jeder andere auch schwierige - gut fotografierte! - Kollektionen durchaus schicken, wenn die Art über das Forum nicht zu bestimmen ist. Und du kannst mich gern auch privat kontaktieren. Gegebenenfalls bleibt es dann einstweilen (weil ich unsere Forschungsergebnisse nicht vorausnehmen kann und will) bei einem "agg.", aber bis zu einer Gruppe kommt man - gute Doku vorausgesetzt - fast immer.


    Nur eben mit einem Fruchtkörper, der NICHT an Ort und Stelle im Freien fotografiert ist, der auch noch zerschnitten ist UND dessen Hutoberfläche durch Regen zerstört ist, na, das sind nicht nur erschwerte Bedingungen, das ist irgendwie der absolute Supergau, was Inocyben angeht. Die Bestimmung bei Inocyben, außer die Mikromerkmale sind wirklich eindeutig, ist immer eine ganzheitliche, das ist wirklich ganz ganz wichtig! Und daher würde ich so einen Fruchtkörper geflissentlich "weitläufig umfahren".


    Also: nicht verzagen, schließlich besteht selbst mit den landläufigen Inocybe-Schlüsseln eine etwa 30 prozentige Wahrscheinlichkeit, dass man die richtige Art auch trifft. Man muss das also positiv sehen. Wie überhaupt natürlich eigentlich alles. :)


    Das war mein Wort zum Abend, herzlich Ditte

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Harald Andres,


    glaub mir ich kenne das auch zu gut. Ich hatte die letzten Jahre auch einige "Tiefpunkte", was Inocybenbestimmung angeht. Die Gattung ist spannend, allerdings unzureichend bearbeitet und es herrscht taxonomisch teilweise ein ziemliches Chaos. Zum Glück bringt Ditte gerade "Ordnung" in die Systematik.


    Ich kann nur sagen, dass es sich durchaus lohnt, da dranzubleiben. Ich bin bei weitem kein Experte für die Gattung und ich werde es wahrscheinlich aber auch niemals werden. Ich kann aber sagen, dass ich im Regelfall einen (Riss)Pilz wiedererkenne, wenn ich ihn schon mal hatte, bzw. er mir gezeigt wurde. Manchmal muss man mir den Pilz auch zweimal zeigen, das gebe ich gerne zu. ;) Zumindest ist es inzwischen schon so weit (natürlich nicht immer), dass ich meine Funden schon makroskopisch grob einordnen konnte, bzw. bei einer Fehleinschätzung meine mikroskopische Bestimmung zielsicher auf die richtige Gruppe führte.


    Worauf ich hinaus will: Mit steigendem Lerneffekt und Sensibilisierung, worauf du achten musst, wirst du auch mehr Risspilze bestimmen und auseinanderhalten können erst recht, wenn Ditte über deine unsicheren Funde nochmal drüber schaut. ;)


    l.g.
    Stefan

  • Servus Stefan, Harald-Andres und Pablo,


    die Meinung von Stefan kann ich nur unterstreichen. Er hat in kurzer Zeit unheimlich viel dazu gelernt. Das geht heute ratzfatz mit dem Internet und den Pilzforen, wenn man ein bisserl dran bleibt. Als ich damals anfing, die erste Inocyben zu fotografieren und mitzunehmen, musste ich noch Wochen warten bis der Film voll war, entwickelt zurück kam, bis ich Zeit hatte, die Dias zu rahmen und mühselig zuordnen konnte, welches Bild welcher Fund war. Scheinbar besondere Funde schickte man dann an die wenigen Spezialisten oder - damals noch häufiger - "Alleskenner".


    Wegen jeder vielleicht profanen Kollektion (z. B. einer "cf. nitidiuscula" mit Abweichungen) wollte man die aber auch nicht ständig belästigen. Also saß ich meist alleine an meinem Mikroskop und wunderte mich so manches mal, wie unterschiedlich doch Kollektionen mit den selben Namen sein konnten. Damals waren gerade die Bücher von Stangl und Kuyper frisch auf dem Markt, und denen bin ich anfangs fast blind gefolgt. Die Hauptfrage, die mich bald beschäftigte, betraf die Variabilität: Welche Merkmale liegen in der Variationsbreite einer Art und welche könnten eine Abgrenzung auf Art-Niveau begründen? Genau auf diese Frage kann heute die DNA-Analyse Hinweise geben.


    Zum Glück habe ich von Anfang an Fotos gemacht, Exsikkate angelegt und Aufzeichnungen geführt. So kann ich heute noch Jahrzehnte alte Kollektionen nachbestimmen oder revidieren (und da habe ich hunderte unbestimmte oder unsichere). Leider verfüge ich nicht über die Möglichkeit der Sequenzierung. Der eine oder andere besondere Fund wurde von Ditte und Bernd dankenswerterweise im Rahmen ihres Projektes mit analysiert. Trotzdem gibt es tatsächlich auch nicht wenige Arten, die sich mit den zur Verfügung stehenden Schlüsseln gut festlegen lassen. Von diesen Erfolgserlebnissen kann man zehren. Mit anderen Gattungen wie den Täublingen oder den Cortinarien (und noch viel "schlimmeren") gibt's ähnliche Probleme. Also nicht unterkriegen lassen und fleißig weiter Risspilze posten! Am Besten schöne Kollektionen mit jüngeren, mittleren und älteren Fruchtkörpern.


    Gruß


    Helmut

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Helmut,


    danke für deine Einschätzung. :sun:


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hallo, alle zusammen,


    Danke für Eure Geduld mit mir/uns.


    Ich habe das PDF des Bon-Schlüssels von Ditte bekommen (lieben Dank!)
    und somit dürfen wir jetzt halt ohnehin nicht aufgeben...


    Ich habe mich ein wenig in Bons Arbeit reingelesen,
    habe ein paar mir bekannte Arten aus dem Kopf geschlüsselt,
    es ging (entgegen ersten Befürchtungen)
    ganz ordentlich, mit dem Französisch, man kommt rein.
    Der Schlüssel wirkt liebevoll gemacht, man spürt das Bestreben,
    verständlich zu sein und Missverständnisse zu vermeiden,
    bin überrascht, es ist sehr angenehm, sich damit zu befassen.


    Gut, damit haben wir eine Ausrede weniger,
    da nicht dran zu bleiben...


    Lieben Dank und Gruss, Harald Andres


  • Trotzdem gibt es tatsächlich auch nicht wenige Arten, die sich mit den zur Verfügung stehenden Schlüsseln gut festlegen lassen.


    !!!
    Hallo Helmut,
    wie würdest du in dieser Hinsicht folgende STANGL-Inocybe-Arten beurteilen (das sind die, die ich mittlerweile gut zu erkennen und bestimmen zu können glaube)? Sind das aus heutiger Sicht überhaupt korrekte Arten? Es wäre sehr nett, wenn du mal drüberschauen möchtest, vielen Dank im Voraus! Du würdest mir sehr weiterhelfen.
    - obsoleta
    - flocculosa
    - fuscidula
    - huijsmanii
    - lacera
    - nitiduscula
    - phaeodisca
    - phaeocomis/cincinnata (Synonymie?) mitsamt var. major
    - pusio
    - queletii
    - splendens
    - assimilata/transitoria (Synonymie?)
    - mixtilis
    - napipes
    - petiginosa


    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Servus Oehrling,


    das ist natürlich nicht einfach zu beantworten. "Aus heutiger Sicht" geht kaum, da gerade heute zu Vieles im Umbruch ist. Selber bin ich diesbezüglich noch "von gestern", mit Stangl und Kuyper sozusagen "aufgewachsen" und nicht über DNA-Analysen verfügend. Was ich dazu schreibe, ist meine persönliche Meinung, andere Risspilz-Interessierte können durchaus anders darüber denken oder andere Erfahrungen gemacht haben. Die Arbeit von Stangl war damals trotzdem ein wegweisendes Werk und ist heute noch kaum verzichtbar, wenn man sich mit der Gattung näher beschäftigt. Die größte Schwäche in dem Buch sind die weitgehend fehlenden Diskussionen: Abgrenzung zu ähnlichen Arten, Einschätzung der Synonyme aus der Literatur etc.


    - obsoleta: Nach "meinem Konzept" bei Beachtung der sehr blassen Farben und rel. kleiner Sporen (bei 4-sporigen Basidien) oft gut aus der sehr schwierigen Gruppe der Rimosae abzugrenzen.
    - flocculosa: Eine Sammel-"Art", da wurde zu viel zusammengeworfen
    - fuscidula: Die Art "sensu Stangl" ist m. E. bei Übereinstimmung aller Details einigermaßen gut festzulegen, ist aber eine schwierige Gruppe (habe etliche "cf"-Kollektionen).
    - huijsmanii: Unkritisch (aber sehr selten, hatte ich erst zweimal)
    - lacera: Nicht ganz ohne, da sollte Wert auf die Varietäten gelegt werden und möglichst nicht nur mit dem Stangl bestimmen
    - nitiduscula: Wieder eine Sammel-"Art", da gibt es mehr Arten rund um nitidiuscula, aber auch rund um tarda.
    - phaeodisca: Passt, wenn alles passt (nicht nur dunkle Scheibe und hellerer Rand), die var. geophylloides geht noch besser abzugrenzen. die Varietäten halte ich vom Gefühl her für eigene Arten.
    - phaeocomis/cincinnata (Synonymie?) mitsamt var. major: Die gehen ganz gut.
    - pusio: Eigentlich gut festzulegende Art. Eine saubere Abgrenzung - z. B. zu amethystina - ist mit dem Stangl aber nicht einfach, und weitere ähnliche Arten fehlen da bzw. sind synonymisiert.
    - queletii: Gut charakterisiert!
    - splendens: Aus meiner Sicht ein Konglomerat aus verschiedenen Arten.
    - assimilata/transitoria (Synonymie?): M. E. gute Arten, die sich aber nur durch sehr feine und schwer beschreibbare Details unterscheiden, am Besten durch die Ökologie. Da gibt es aber auch andere Meinungen dazu.
    - mixtilis: "Eigentlich" gut charakterisiert und häufig, aber bei Stangl fehlt manche ähnliche Art.
    - napipes: Gut abzugrenzen, aber genau hinschauen, ob wirklich alle Merkmale passen (v. a. auch mikroskopische).
    - petiginosa: Gut festgelegt, aber Stangl führt nicht alle Arten


    Also wenn irgendein Merkmal bei Bestimmungsversuchen nicht passt, am Besten im Forum zur Diskussion stellen. Es gibt natürlich noch weitere Arten, die nicht in Deiner Liste stehen und bei genügend Erfahrung manchmal schon makroskopisch zu erkennen sind, in jedem Fall in der Kombination mit der Mikroskopie (asterospora, calospora, fibrosa, curvipes, muricellata, sambucina, sindonia, squarrosa usw. usf.). In jedem Fall sollte man verschiedene Quellen zu Rate ziehen, Bücher wie Internet-Seiten. Die Seite von Ditte kennst Du ja, da ist das Meiste mit DNA-Analysen hinterlegt.


    Gruß


    Helmut