Interessant - Ein Spiegel von ´67

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 2.410 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Drosophila.

  • Eben bin ich über einen alten Artikel des Spiegel gestolpert in dem von Vergiftungen durch den Knollenblätterpilz berichtet wird und auch wie es dann mitunter weiter geht.
    > Der Artikel <


    1967 war offensichtlich was los. Eine interessante Lektüre auf jeden Fall.


    8| An einer Stelle des Artikels kam ich dann wirklich ins Staunen ...


    Zitat

    Mitunter reichen Ärzte den Giftgeschädigten als Erste-Hilfe-Therapie auch ein Mittel, das nach Zaubersud afrikanischer Medizinmänner schmeckt: rohes gehacktes Kaninchenhirn, fein vermischt mit gehacktem Kaninchenmagen. "Kaninchen besitzen offenbar", so vermutet der Frankfurter Mediziner Dr. Franz Dietze, "einen geheimnisvollen, bisher noch unbekannten Stoff, der das tödliche Gift unschädlich macht."


    Außer euch von dem Artikel zu erzählen bin ich nun neugierig geworden ob jemand zu diesem Kaninchenkrams noch was beitragen könnte.
    Ist da überhaupt etwas dran ??? Und falls ja, hat sich da noch was entwickelt ? Ist man schlauer heute ?
    Sachen gibt ´s ... 8|


  • Hallo Mausmann,


    der Artikel ist sehr interessant, jetzt macht sich bei mir der Gedanke breit, ob du überlegst, dir ein oder zwei Kaninchen im Stall


    irgendwo hin zu stellen, für den absoluten Notfall wohlbemerkt...... ;) :D ;) :D


    Aber Sachen gibts, vielleicht ist ja was dran.


    LG Bärbel

    ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    Pilzchips nach Gewichtsschätzung : 123 :D (minus 10 Einsatz für Gesamtfundliste des Nordtreffens)
     
    Neuer Stand: 113 -2 Chipse für FPPR 2021 Neuer Stand 111 -2 fürs Blumenrätsel von Wolfgang ,neuer Stand 109 Chipse, +1 Trostchip im Blumenrätsel =110 Chipse

  • Zu wildem Kaninchenhirn kann ich nicht viel sagen, weder zu Geschmack noch Wirkung ; aber ich habe mal einen ausführlichen Bericht über einen Selbstversuch mit Knollenblätterpilzen gelesen, wobei die Vergiftung mit leberschützendem Mariendistelextrakt überlebt wurde. Leider finde ich den Bericht nicht mehr, nur einzelne Hinweise:

    Zitat


    Vor rund 30 Jahren hat der französische Arzt Pierre Bastian ein sehr gewagtes Experiment durchgeführt: In aller Öffentlichkeit verspeiste er ein Pilzgericht, das wie er bekannt gab –“ auch Knollblätterpilze enthielt. Er überlebte die Mahlzeit dank einer hohen Dosis einer Mariendistel-Zubereitung, die er vor dem an sich tödlichen Gericht eingenommen hatte. Mit seiner bis heute umstrittenen Aktion wollte der Naturarzt die skeptische Öffentlichkeit von der Wirksamkeit dieses pflanzlichen Arzneimittels überzeugen. Zurecht, denn hochdosiertes Silibinin, ein Inhaltsstoff der Mariendistel, ist bis heute die einzige Arznei, die Patienten mit solchen Vergiftungen das Leben retten kann.


    gefunden hier: http://www.phytokompass.de/mariendistel

  • Zitat

    jetzt macht sich bei mir der Gedanke breit, ob du überlegst, dir ein oder zwei Kaninchen im Stall



    irgendwo hin zu stellen, für den absoluten Notfall wohlbemerkt



    Bärbel: über dieses Sinnbild musste ich köstlich lachen! :D


    Mausmann: eine interessante wie skurrile Ausgrabung hast du da gemacht


    Kleiner Nachtrag: bei Amatoxin-Vergiftungen (Knollies) werden wohl Silibinin und Penicillin G als Antidot verwendet. Und da sind wir bei der Mariendistel die Lauscher erwähnt:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Silibinin


    LG, Andreas
    [hr]

    Der Brieselang ist eine schwindende Macht, an Terrain verlierend wie an Charakter, aber auch noch im Schwinden ehrwürdig, voll Zeichen alter Berühmtheit und alten Glanzes. Fontane

    Einmal editiert, zuletzt von Earl86 ()

  • Nordmann,


    klasse Beitrag.


    Alle Links habe ich angeklickt. Neues ist für mich immer dabei, stete Weiterbildung und so :/


    Eine direkte Schiene zu Kaninchens Herz & Magen kann ich nicht finden, :/




    Das althergebrachte Wissen mit dem Silberlöffel ist nicht richtig???



    8|



    Bei den M. esculentas funktionierte es bislang aber hervorragend, :D



    Die aktuellen Pilzgifte von Amanita phalloides, du hast doch noch deinen Chemiekasten vom Geburtstag, ja?


    [font="Times New Roman, Times, serif"]α-, [/font][font="Times New Roman, Times, serif"][font="Times New Roman, Times, serif"]β-, y-Amanitin,[/font][/font]



    Die aktuelle Antidot-Therapie obliegt den Ärzten,
    Legaloln SIL (Silibinin)*
    *Selbst wenn Silibin nicht verfügar ist, sollte auf Penicillin verzichtet werden.




    Die Silberlöffel-Theorie begegnet mir in Gesprächen des öfteren, kein Anlass zur Sorge. Solange sie brav ihre Eierschwammerln einsacken. Bei der Unterscheidung Herrrenpilz vs. Steinpilz tun sich manche hervor und doch recht schwer. Beim Parsol wackeln die meisten.



    LG
    Peter

    "Die, die Kriege von oben führen sind feige Schreibtischtäter, die nicht wissen wie schrecklich Krieg ist".

    Quelle: "Masters Of War", Bob Dylan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    man darf da ein paar Sachen nicht vergessen. Die heutige Therapie gibt es erst vielleicht 20 Jahr oder so. 1967 steckte das alles noch in den Kinderschuhen. Das aktuelle Mittel der Wahl ist Silibinin kombiniert mit einem weiteren Wirkstoff. Auch wird heute der Magen nicht mehr ausgepumpt, was vor 20 Jahren noch Standard war.


    Ich war letztes Jahr im Dezember auf einem Giftpilzkongress in München. Da hat ein emeritierter Toxikologe ein paar Schoten aus der Vergangenheit der Behandlung mit Amanitinvergiftungen erzählt. Das war teilweise ziemlich witizg. :)


    Ich bin kein Arzt aber toxikologisch vorgebildet. Ich hatte das im Studium als Nebenfach.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Hey Stefan, die Kaninchen-Überlegung hatten wir doch schon mal ;)


    Eigentlich gar nicht so abwegig: Wenn lange bekannt ist, dass ein Tier ein schlimmes Gift toleriert, hat es vielleicht ein Gegengift in sich. Also im Notfall Tier-Organe roh essen (ich hätte ja gleich die Leber empfohlen) <X


    Scheint aber eine verzweifelte Empfehlung früherer Tage gewesen zu sein, die sich zwar lange halten konnte, aber als falsch herausgestellt hat. Wie in diesem Buch steht.


  • Hallo, zusammen,
    Ich finde leider auch grad keine Unterlagen.
    Ich habe es so in Erinnerung:
    Das Experiment ist mehr als nur umstritten,
    denn nach dem ersten Hype war um den Mann ziemlich schnell ruhig geworden,
    da es ihm wegen langfristiger Schädigung der Leber
    gesundheitlich die Jahre darauf sehr schlecht ging.
    Das Mariendistel-Extrakt ist kein Heilmittel,
    das die Symptome eine Amanitinvergiftung einfach aufhebt,
    sondern wird zur unterstützenden Therapie eingesetzt,
    wobei bei den Patienten meist trotzdem eine Transplantation nötig wird.
    Ich glaube das Experimtent des Arztes wird heute eher
    unter der Rubrik "verantwortlungsloser Unfug" geführt.
    Lieben Gruss, Harald Andres

    • Offizieller Beitrag


    Hey Stefan, die Kaninchen-Überlegung hatten wir doch schon mal ;)


    Eigentlich gar nicht so abwegig: Wenn lange bekannt ist, dass ein Tier ein schlimmes Gift toleriert, hat es vielleicht ein Gegengift in sich. Also im Notfall Tier-Organe roh essen (ich hätte ja gleich die Leber empfohlen) <X


    Scheint aber eine verzweifelte Empfehlung früherer Tage gewesen zu sein, die sich zwar lange halten konnte, aber als falsch herausgestellt hat. Wie in diesem Buch steht.


    Hallo Verena,


    danke für die Aufklärung. :thumbup: Kein Wunder, dass ich das noch nicht wusste. Ich lese ausschließlich Pilz(Fach)bücher, die sich auf die Gegenwart beziehen. Damit hab ich genug zu tun. ;)


    l.g.
    Stefan


    P.S. Ich finde die Überlegung sehr abwegig. :( Aber das ist bei mir biographisch bedingt. Ich musste mich mal in einem "früheren Leben" intensiv mit Nahrungsergänzungsmitteln auseinandersetzen. Die (Pseudo)Logik rohe Kaninchenlebern zu essen bei einem Vergiftungsfall mit Amanitin, weil Kaninchen nominell "immun" gegen den Giftstoff sind, erinnert sehr an die gesundheitsbezogenen Werbeaussagen von dubiosen Nahrungsergänzungsmitteln.

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    Einmal editiert, zuletzt von Climbingfreak ()


  • Hi Stefan,


    die Verbindung zu Nahrungsergänzungmitteln verstehe ich nun wieder nicht, da habe ich andere Assoziationen *


    Versuch dich doch einmal in die Zeit der 60er Jahre (lange vor unserer Geburt) hineinzuversetzen: da fing die Menschheit gerade mal an, die Struktur der DNA zu erkennen und die erste Polymerase zu isolieren :yawn: Wie soll da einer die molekulare Wirkweise von Amanitin verstehen können? Ehrlich gesagt kann ich mir die gesamte Toxikologie zu der Zeit nicht vorstellen, (mal einen Altehrwürdigen fragen), war wahrscheinlich eher Alchemie. :giggle: Also es gab lediglich Gifte und Gegengifte. Und nach aufmerksamer Beobachtung so Phänomene wie ein Säugetierchen, das ein schlimmes Leber-Gift toleriert, wofür noch keine Medizin bekannt war. Ergo: Medizinmann verabreicht dessen Innereien als Gegengift. War ja letztendlich auch Mumpitz, aber einen Versuch wert.


    (* ich hatte übrigens auch mal ein früheres Leben, darin alle Fachtox-Kurse der DGPT mitgemacht incl. Vorlesungen und Klausuren vom Graduiertenkolleg. Fehlt aber die Abschlussprüfung, weil das im aktuellen Leben nicht mehr nötig war. Vielleicht im späteren Leben ;) )