Dermoloma cuneifolium ?

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 2.667 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Bergwald.

  • Hallo, zusammen,


    Ich habe mal wieder mal eine Frage zu einer Gattung,
    von der ich schlicht keine Ahnung habe - Dermoloma...
    (aber hier fragt man ja auch nicht nach Sachen,
    die man gut kennt, sondern man wagt es, sich zu blamieren).


    Anna Maria hat die Pilzchen gestern gefunden,
    an einem Wegrand im Gras, unter Laubbäumen.
    Nach ihrer telefonischen Beschreibung
    stellte ich mich schon auf eine etwas mühsamere Arbeit ein,
    vielleicht sogar mit Test auf siderophile Granulation.
    Und während alle Fussball geschaut haben,
    haben wir mikroskopiert und geschlüsselt....


    Überraschung:
    Eine "Art Ritterling", aber mit
    einer hymeniformen Huthaut!
    Der Gattungsschlüssel wies dann auf Dermoloma.


    Nix Hymenialzystiden,
    Sporen inamyloid, etwas eiförmig, 5 x 4 (3.5)
    Sogar die Kongopräparate stinken noch nach Mehl...


    Mit Gröger gelangt man zu
    Dermoloma cuneifolium (Fr. : Fr.) Bon


    Stimmt die Bestimmung?


    Lieben Gruss, Harald Andres


  • Hallo, Karl,


    Danke!


    Was uns verunsichert hat,
    war das fast völlige Fehlen von Brauntönen.
    Der Pilz wirkt auf den wenigen Abbildungen,
    die wir zur Verfügung haben
    (Ludwig, usw.),
    irgendwie brauner...


    Lieben Gruss, Harald Andres

  • Hallo Harald,
    zwei Dinge lassen mich für Dermoloma cuneifolium stutzig werden: der schwarze radialrunzlige dicke Hutbuckel und der nach deiner Angabe außerordentlich starke Mehlgeruch. Meine Funde von D. c. rochen zwar nach Mehl, aber man musste die Nase schon an den Pilz dranhalten.
    Es gibt ja noch andere Dermolomen (und Porpolomen), muss nicht unbedingt cuneifolium sein.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!


  • Hallo, Oehrling,


    Mit diesen Sporenmassen
    und nicht amyloiden Sporen
    gibt es im Gröger sonst nichts Passendes.
    Womit müsste ich denn schlüsseln,
    um zu den von Dir allenfalls
    noch für möglich gehaltenen Arten zu kommen?


    Lieben Gruss, Harald Andres


    P.S. Der Mehlgeruch war schon sehr stark,
    sagen wir deutlich stärker
    als etwa beim gilbenden Ritterling.


    Edit:
    Du siehst auf dem Foto einen Hut halbiert.
    Der andere Hutteil liess Anna Maria absporen.
    Nicht-Amyloidität ist auch direkt am Abwurf geprüft
    und also absolut gesichert.
    Da fällt auch die Gattung Porpoloma raus

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Was Besseres als D.c. fällt mir im Moment auch nicht ein, aber die Skepsis wegen dem untypischen Äußeren teile ich.
    Wenn ich nach dem Gröger - Schlüssel mit dem Ergebnis nicht zufrieden bin, schlüssele ich normalerweise die FungaNordica durch. Das bringt dann manchmal eine andere Perspektive.


    Die Porpoloma - Idee von Stephan könnte was sein. Ist der grau angelaufene Stiel vielleicht eine Verfärbung?



    LG, Pablo.


  • Hallo, Pablo,


    Eure Reaktion passt zu der Skepsis die ich hatte,
    wegen des Aussehens, die zu keiner Abbildung,
    weder in Büchern, noch im Netz, passte.
    Darum hatte ich den Pilz ja auch hier eingestellt.
    Wir haben nachher gleich Mikroskopgruppe,
    ein Exemplar ist im Kühlschrank gehätschelt,
    ich weiss zwar nicht, was man noch anschauen könnte,
    allenfalls die Kaulozystiden, die erwähnt werden, bei der Art.
    Ich kann mal schauen, dass jemand ein Foto von denen macht.


    Lieben Gruss, Harald Andres

  • Hallo, zusammen,


    Ich hatte den Pilz gestern noch in der Mikroskopgruppe.
    Peter hat bei der Untersuchung des Stiels
    nichts gefunden, was den Namen Kaulozystide verdient hätte.
    So bleibt es mal bei den Angaben wie oben.


    Lieben Gruss, Harald Andres


  • [quote pid='326954' dateline='1467041423']


    ich weiss zwar nicht, was man noch anschauen könnte,


    [/quote]


    Hallo Harald,
    vielleicht noch ein paar mehr Makromerkmale: exakte Sporenpulverfarbe (Amyloidität wurde ja schon getestet, aber zur Farbe hast du nichts geschrieben), Geruch (mal jemanden mit einer ganz feinen Nase dranlassen, der neben dem Mehl noch mehr riecht), Verfärbungsverhalten beim Liegenlassen (Schwärzen, Grauen, Bräunen, Gilben?). Chemie könnte man auch mal probieren (KOH, Ammoniak, Eisensulfat, Guajak).
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo,
    ich melde mich noch einmal, nachdem ich Literatur gewälzt habe. Zu Dermoloma cuneifolium habe ich keine vernünftige Alternative finden können. In GPBW, Band 3, S. 239 wird noch eine Dermoloma atrocinereum Orton 1960 genannt, die wohl von Moser (1978) als eigenständige Art akzeptiert worden ist, aber a.a.O. wieder mit D. cuneifolium in einen taxonomischen Topf geworfen wird. Nun, das Epithet "atrocinereum" entspricht meinem Eindruck nach genau der Hutfarbe, die wir bei diesem Fund sehen. Es könnte sich also durchaus um dieses Taxon handeln.
    FG
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Harald und alle anderen,


    da ich viel in den Wiesen unterwegs bin, sehe ich viele verschiedene Dermoloma. Es ist in der Tat recht schwierig, eine Art "festzunageln"! Man hat ja fast nur die Wahl zwischen der Amyloidität. Bei den Farben muss man bedenken, dass die Gattung mit dieser hymeniformen HDS extrem Farbveränderlich ist! So blassen fast schwärzlich Exemplare schlussendlich fast weisslich aus. Die Runzeligkeit ist oft zu beobachten. Auch die Grösse ist variabel: so fand ich in Südfrankreich D. cuneifolium (Bild) mit über 10 cm Hutbreite! Vielleicht sind es auch tatsächlich mehr Arten, die aber nur gentechnisch unterschieden werden können?
    Zu beachten ist auch eine noch nicht lange beschriebene, rötende Art, D. magicum, scheint häufiger geworden zu sein.


    Mit vielen Grüssen, Markus

  • Hallo, Markus,


    Ich bin grad ein wenig gerührt....
    Dass Du Dich grad extra wegen mir in diesem Forum angemeldet hast...
    Absolut eine Bereicherung!
    Du mit Deinem Fachwissen - vielleicht jetzt etwas öfter hier?
    Ich freue mich!


    An alle:
    Ich hatte im Netz einen Beitrag meines Basler Kollegen Markus Wilhelm
    zu Drei Dermoloma-Arten gefunden.
    Und ihn dann angefragt, ob er hier etwas dazu sagen könne.


    Lieben Gruss, Harald Andres


  • Hallo,
    ich melde mich noch einmal, nachdem ich Literatur gewälzt habe. Zu Dermoloma cuneifolium habe ich keine vernünftige Alternative finden können. In GPBW, Band 3, S. 239 wird noch eine Dermoloma atrocinereum Orton 1960 genannt, die wohl von Moser (1978) als eigenständige Art akzeptiert worden ist, aber a.a.O. wieder mit D. cuneifolium in einen taxonomischen Topf geworfen wird. Nun, das Epithet "atrocinereum" entspricht meinem Eindruck nach genau der Hutfarbe, die wir bei diesem Fund sehen. Es könnte sich also durchaus um dieses Taxon handeln.
    FG
    Oehrling


    Hallo, Oehrling,


    Danke für Dein Engagement!
    Also, ich habe Anna Maria und Peter noch befragt.
    Anna Maria hat die Pilze am letzten Samstag gefunden.
    Sie waren von Anfang an dunkel grau und sind später nicht ausgeblasst.
    Die Runzeln im Hut waren von Anfang an da.
    Der Geruch beim Aufnehmen war deutlich mehlig,
    hat sich auch auf die Hände übertragen,
    keine ranzig-mehlige Komponente,
    sondern eher mit Wassermelonencharakter,
    etwas wie Calocybe gambosa,
    und auch etwa in dieser Intensität.
    Die Pilze waren dann eine Nacht in einer Dose im Kühlschrank,
    haben sich dabei nicht wesentlich verändert,
    am Sonntag Nachmittag haben wir mikroskopiert,
    Anna Maria ist auch aufgefallen, dass der Geruch
    beim Absporen eines Hutstücks und
    besonders beim Schnitte machen am Mikroskop
    sehr intensiv war, auch im Raum.
    Ein Exemplar ging dann nochmals eine Nacht in den Kühlschrank,
    eines wurde beiseite getan und getrocknet.
    Am Montag Abend hat dann Peter den Pilz geschlüsselt,
    er ist auf die gleiche Gattung und Art gekommen wie wir,
    er hat den Geruch nach Mehl als deutlich,
    aber nicht mehr so intensiv empfunden.
    Das Exemplar hatte sich farblich nicht verändert,
    ist kein bisschen ausgeblasst,
    an verletzten Stellen allenfalls ganz wenig nachgedunkelt.
    Jetzt ist Mittwoch, für weitere Experimente mit Reagenzien
    ist es zu spät, aber wir behalten die Stelle im Auge.
    Exsikkat ist vorhanden.


    Lieben Gruss, Harald Andres

  • Auch von mir ein herzliches Willkommen Markus!
    Hoffe ebenfalls auf weitere Beiträge.
    In diesem Sinn viele Grüsse.
    Thomas

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