Suche nach Schleimpilzen

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.826 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Trino.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    Exkursionsberichte gab es von mir schon länger nicht mehr. Warum das so ist, weiß ich selbst nicht. Vermutlich weil ich momentan mehr Fokus auf Funde und mikroskopiervorbereitendes Verpacken lege als auf besonders schöne und viele Fotos. Jedenfalls gibt's mal wieder ein Lebenszeichen von mir. In den letzten Wochen habe ich mich fleißig in den Bereich der Myxomyceten eingelesen. Ich habe erste Funde bestimmt und von einer sehr geduldigen und kompetenten Ulla bestätigen lassen (Danke!). Schleimpilze haben mich schon von Anfang an fasziniert und auch, wenn es genaugenommen keine Pilze sind, ist es gewissermaßen unsere Aufgabe, sie zu beobachten, zu kartieren und wir dürfen uns im Gegenzug an ihrer Schönheit und Vielfalt erfreuen. Heute waren wir auf einer APR(Arbeitskreis Pilzkunde Ruhr)-Exkursion und ich habe allerlei Stämme gedreht (oder drehen lassen), um ein paar Arten auf die Fundliste zu bringen. Hier nun meine Ergebnisse:


    [Die Bilder sind alle - bis auf den Zuschnitt - unbearbeitet. Das schaffe ich nach 5 Stunden in den Pilzen und 5 Stunden vor dem Mikroskop leider nicht mehr. :D)


    Edit: Ich habe ein paar Namen verbessert.


    1)


    Metatrichia vesparium


    Leider habe ich es verpasst, Fotos zu machen. Die Art ist durch ihre knallrote Farbe und die wespennestartigen Überreste schon makroskopisch gut absprechbar.


    2)


    Hemitrichia calyculata


    Diese Art ist ebenfalls makroskopisch ansprechbar (und so schlüsselt man sie auch). Die Unterscheidungsmerkmale zu Hemitrichia clavata hat Matthias uns mal gut erklärt. Der deutlich abgesetzte, lange sehr dünne und nicht flüssig in die Sporocarpie übergehende Stiel ist hier relativ gut erkennbar.



    3)


    An einem dicken Stamm fanden wir bei der Schleimpilzsuche Junghuhnia nitida. Ein schöner Fund, aber ich hatte nur Augen für diese Pilze hier. Bei der Recherche zuhause kam ich zunächst auf Perichaena corticalis, wohl eine recht häufige Art, die diese deutlich violette Farbe besitzt und auch von der Form her gepasst hätte. Beim Blick ins Mikroskop jedoch sah ich Trichia-ähnliches Capillitium und die Elateren, die zumeist etwa 40 µm lang spitz zuliefen. Das passte nicht und daher kam ich letztlich auf Trichia contorta (var. contorta), eine ebenfalls nicht so seltene Art, bei der mikroskopisch alles zu passen schien


    [...]


    Durch einen freundlichen Hinweis entdeckte ich den Fehler in meinem Gedankengang. Ich habe in einer so kleinen Gattung falsch geschlüsselt, weil ich einer Art Merkmale einer Variation zusprach. Es handelt sich bei dem Pilz um Trichia botrytis, eine Art, die ich bisher nur mit deutlichem Stiel und nie sitzend, zudem nie violett-schimmernd kannte.






    4)


    Eine weitere schöne Art, die ein Pilzkollege mit scharfem Auge entdeckte, war Cribraria rufa. Zunächst dachte ich an eine Physarum-Art, die ja tendenziell sehr ähnlich im Habitus sein können. Das Schlüsseln verlief im Nichts und da fiel mir diese Gattung ein, mit der ich bisher noch keinen Kontakt hatte. Diese Art scheint ebenfalls nicht selten zu sein.





    5)


    Diese Trichia-Art kann man makroskopisch kaum sicher ansprechen. Da gibt es ein paar weitere Arten, die zu ähnlich sind (s. u.). Mikroskopisch hingegen erkennt man Trichia scabra an den feinmaschig genetzten Sporen sehr gut.




    6)


    Dann fand ich noch diese sehr ausladende und nicht mit Sporenpulver geizende Art. Man erkennt gut und deutlich schon makroskopisch die Kalkknoten. Da die Peridie ohne sternförmige Kalkeinlagerungen sind und für mich keine Badhamia-Art so richtig passt (oder doch?), komme ich hier auf eine Art, die ich vor ein paar Wochen schon gezeigt bekommen und (mit späterer Bestätigung von Ulla) als Physarum didermoides bestimmt habe.


    [...]


    Durch einen freundlichen Hinweis wurde ich auf die mikroskopische Struktur des Kalks hingewiesen, die für Badhamia spricht. Erst beim zweiten Blick sah ich auf den Fotos auch die Fäden, an denen die traubenförmigen Sporocarpien sich bei Badhamia utricularis sammeln. Die Art konnte ich zwar schon öfter finden, aber noch nie so reif und noch mit so kleinen Sporocarpien.







    ______________________


    Nun folgen zwei Pilze, bei denen ich mir unsicher war...


    Meine Ideen waren Trichia affinis und Trichia persimilis. Letztere Art ist wohl wesentlich häufiger. Mikroskopisch sind diese sehr nah verwandten (und teilweise sogar synonymisierten) Arten beinahe identisch. Bei diesen Kollektionen (aber nicht in den Beschreibungen der Arten) unterscheidet sich die "Bestachelung" des Capillitiums. Es handelt sich dennoch bei beiden Kollektionen um...


    7)


    Trichia persimilis. Hier wuchsen nur wenige Fruchtkörper ungedrängt nebeneinander. Das Capillitium war gelblicher als bei der anderen Kollektion, doch nicht kräftig leuchtend.





    Und hier handelt es sich ebenfalls um Trichia persimilis. Die Fruchtkörper wuchsen, wie für die Art typisch, deutlich gedrängter und zahlreicher als bei der anderen Kollektion. Die Farbe des Capillitiums war eher matt gelbbräunlich.





    Ich bin auf jegliche Meinungen und Anmerkungen gespannt, würde mich über Bestätigungen diverser Bestimmungen freuen und hoffe, vielleicht dem ein oder anderen die so interessanten und makro- wie mikroskopisch wunderschönen Schleimpilze etwas schmackhafter gemacht zu haben. :)


    LG, Jan-Arne

  • Hallo Jan-Arne,
    echt Weltklasse was du dir da mal wieder angeeignet hast. :thumbup:
    Und sehr interessant was ihr alles in MEINEM Wald gefunden habt. :evil:

  • Hallo Jan-Arne,
    schöne daß Du nun verstärkt nach Schleimlingen schaust.
    Hab Dir grade eine PN geschickt.
    LG Ulla

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ihr beiden!


    Danke Björn. Es sind kleine Schritte, aber es macht Spaß sie zu gehen. :)


    Ulla? Ich habe keine PN erhalten.


    LG, Jan-Arne


    Edit: Jetzt ist die PN da. :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jan - Arne!


    Stark. Beeindruckende Darstellungen aus einem faszinierenden Reich.
    4 Stunden Exkursion + 4 Stunden Bestimmungsarbeit und dann noch solche Präsentationen ins Forum gepackt? Das ist echt eine reife Leistung. Auch weil Mikroarbeit ganz schön anstrengend ist...



    LG, Pablo.

  • Hallo Jan-Arne,


    deine Begeisterung für Myxo ist echt ansteckend, ich glaube der Wolfgang ist auch infiziert :evil: . Mach weiter so das macht ja richtig Spaß zu sehen wie du jeden Stamm drehst oder drehen lässt und immer wieder was besonderes versteckt sich darunter.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.