Auf dem Holzweg (mit und ohne Poren)

Es gibt 45 Antworten in diesem Thema, welches 26.884 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Als nächstes ein paar Pilze aus Oberitalien / Südalpen am Lago Maggiore; alle aus einem Seitental zwischen bis zu 2200 Meter hohen Bergen auf Höhen um 500 bis 900 Metern gefunden.
    Das Grundgestein in dem Tal ist fast durchgehend Granit, das Milieu daher einigermaßen sauer; die Wälder in der untersuchten Höhenstufe dominiert von Esskastanien, Rotbuchen und Eichen, dazwischen viele Birken, Hasel, Ahorn.
    Klimatisch waren zumindest die Norhänge oberhalb von ca. 1200m noch dick eingeschneit.


    Guepiniopsis buccina (Schüsselförmiger Haargallertpilz):



    An liegendem Laubholzast; einige der Fruchtkörper sind trotz guter Durchfeuchtung ziemlich am Ausblassen, was eventuell nicht nur altersbedingt sein muss, sondern einfach zur Variationsbreite gehört.
    Mikroskopisch ein Pilz mit stark gelatinöser Trama, teils "pelzigen" Hyphen und Septen ohne Schnallen.
    Die Haare der Außenseite setzen sich zusammen aus Ketten von kugeligen bis keulig aufgeblähten Zellen.
    Basidien "stimmgabelförmig" (im Bild nur junge und unreife Basidien eingefangen); Die Sporen sollten normalerweise auch gelegentlich septiert sein, was hier nicht der Fall ist. Vielleicht noch nicht reif genug.


    Stereum rugosum (Runzliger Schichtpilz) hat mich mit den komischen, kleinen und wenig zusammenfließenden Fruchtkörpern irritiert. Zudem der auch trotz recht guter Feuchtigkeit nicht richtig erröten wollte, immerhin ein trübes Rotbraun kam heraus.



    Zur Strafe musste der mikroskopiert werden:

    Sporen waren kaum zu finden, aber die wenigen waren ausreichend groß und schlank elliptisch.
    Die rotbraun pigmentierten "Safthyphen" setzen sich im Hymenium als pigmentierte, etwas dickwandige Pseudozystiden fort.
    Acanthohyphidien zahlreich vorhanden.


    An einem völlig verwitterten Stumpf entweder von Eiche oder von Esskastanie sitzt ein Rudel von Hymenochaete rubiginosa (Umberbraune Borstenscheibe):


    An dünnen, liegenden Laubholzzweiglein sitzt Hymenochaete corrugata (Gefelderte Borstenscheibe):




    Hymenochaete carpatica soll makroskopisch nahezu identisch sein, hätte aber signifikant größere Basidien und Sporen.


    An einem Laubholzstumpf ein wunderbar üppiges Vorkommen von Irpex lacteus (Milchweißer Eggenpilz):



    Bei der Wuchsweise und an solchem Substrat sollte man nicht mit Steccherinum oreophilum rechnen, der sich im Grunde aber nur durch vorhandene Schnallen von Irpex lacteus unterscheidet.
    Aber Irpex lacteus stellt auch mal Fallen. Also nicht alles, was auf den ersten Blick wie eine Schnalle aussieht, ist auch eine.
    Generative Hyphen im Subhymenium mit einfachen Septen (ohne Schnallen):

    In den Kästchen oben rechts und links: Eine verzweigung der Hyphe direkt an einer Septierung. Die abzweigende Hyphe macht eine Kurve und taucht dann unter die erste Hyphe ab. Sowas sieht durchaus erstmal nach Schnalle aus, da muss man also genauer hingucken. Zumal die Schnallen bei S. oreophilum schwer zu sehen sein sollen.


    Kürzlich schon vorgestellt, aber eben erneut gefunden und untersucht wäre Sistotremastrum niveocremeum (Cremeweißer Trugschütterzahn):



    An liegendem Laubholzast bei Dauerregen sitzt Terana caerulea (Blauer Rindenpilz):


    Der hat sich farblich ans Wetter angepasst und erscheint hier mal in "taubenblau" bis gräulich-grau.
    Ob's an den fehlenden Dendrohyphidien liegt, die in dieser Kollektion nicht ausgebildet sind?

    Was auf dem Mikrobild grün ist, muss man sich blau vorstellen. Mikroskopiert wurde in KOH, darin reagiert der blaue Farbstoff grün. In Wasser wäre alles, was auf dem Bild grün ist, dann natürlich blau. Bis auf die bräunlichen hyphen im Subikulum, die bleiben bräunlich.


    In bester Erntehöhe an einem Birkenstamm (ein dankbarer, beherzter Tritt und ab ist das Ding) sitzt ein ordentlicher Brocken der Anamorphe von Inonotus obliquus (Chaga, Schiefer Schillerporling):


    Wat nu?
    Mikroskopisch hat das Inonotus - artige Hyphen und Konidien. Recht unspektakulär.
    Irgendwie sollte ich das Ding nun putzen (schwarze Außenschicht weg) und dann zerhächseln und dann als Pulver in Gläschen verpacken?
    Boah, was für ein Stress. X/


    An einem noch stehenden, toten Haselstämmchen findet sich mit Trechispora candidissima (weißflauschiger Stachelsporling, deutscher Name eben selbst erfunden) ein besonders hübsches Pilzchen:






    Was allerdings auch eine ziemlich schwer zu bestimmende Art ist.
    Also mal angenommen, man findet mal heraus, daß das in die Gattung Trechsipora gehört, dann geht man auf Franks Seite zu den >Downloads<, klickt auf "die Gattung Trechispora" und zerbricht sich die nächsten Stunden den Kopf über diverse Kristallformen, Hyphenbreiten und die Frage, wo hier das Hymenium beginnt und das Subikulum endet.
    Antwort auf die letzte frage: Das Hymenium sitzt da, wo Hyphen Kontakt mit Umgebungsluft haben. Ein Subhymenium wird quasi nicht ausgebildet. Das Subikulum sitzt nur unter den fertilen Bereichen, darum funktioniert es nicht, wenn man die Hyphenbreiten in den Rhizomorphen oder den wattigen Mycelfäden messen will (da komme ich nur auf bis zu 4 µm, septennahe verbreiterungen natürlich ausgenommen). 6 µm breite erreichen die Hyphen tatsächlich nur im Subikulum.
    Die Kristalle lassen sich allerdings gut in den Rhizomorphen beobachten. Und da gibt es zwei Typen, was erstmal verwirrend ist. Die Hyphen sind fast durchgehend inkrustiert mit kleinen, anfangs stäbchenförmigen, dann zu dickeren Konglomeraten zusammenklumpenden Kristallen. Die sind aber - so wie ich das verstehe - nicht bestimmungsrelevant. Im Subikulum und den Rhizomorphen finden sich zwischen den Hyphen zusätzlich noch größere bipyramidale Kristalle, und die sind gesucht. Allerdings sind die nicht einfach zu finden.
    Sporen dürften klar sein (siehe Bild), Skeletthyphen fehlen, Schnallen vorhanden, keine zystidenartigen (dickwandigen), inkrustierten Elemente, die ins Hymenium ragen.
    Uff.


    Vergesellschaftet übrigens am selben Haselstrauch mit Plicatura crispa (Krauser Adernzähling), der wiederum vergesellschaftet ist mit ziemlich eingetrockneten Fruchtkörpern von Tectella patellaris (Klebriger Schleierseitling):


    Die Kombination Plicatura crispa / Tectella patellaris finde ich bei mir in der Ecke auch auffallend oft, aber im nördlichen Oberrheingebiet vorwiegend an Kirsche (Prunus sp.) statt an Hasel (Corylus).


    Als weiteren Beifang ein paar Haselsträucher weiter gibt's noch diverse Vorkommen von Encoelia furfuracea (Hasel - Kleiebecherling):


    Und weil's einfach hübsch aussieht, noch ein Stilleben von Pycnoporus cinnabarinus (Zinnoberporling) und Trametes hirsuta (Striegelige Tramete) an liegendem Esskastanienstamm:



    LG, Pablo.

  • Hi Pablo!


    Was für eine hübsche und lehrreiche (wenn ich das Wichtige doch nur alles im Kopf behalten könnte) Bilderserie!


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

    Link: Phalabstimmung 2023

    Link: Nanzen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Danke. :)
    Wahrscheinlich kann das kein mensch im Kopf behalten. Einfacher ist es, wenn man die Funde selbst untersucht. Aber nur so vom Lesen und mit den Bildern? Das ist bestimmt kaum möglich. Da müsste man schon ein ganz außergewöhnliches Käpsele sein (wie der Schwabe sagt).
    Muss ja auch nicht. Man kann's ja auch einfach nachschlagen. An die meisten Pilze in dem Bereich muss man sich eh "ranschlüsseln".
    Das Schwierige dabei ist die teils sehr komplexe Taxonomie und Trennung der Gattungen, die bisweilen anhand morphologischer Merkmale schwer nachzuvollziehen ist, wenn genetische Studien dahinterliegen und eben eine andere Verwandschaft festhalten, als es morphologisch "logisch" wäre.
    Aber es wird leichter, mit jedem untersuchten Pilzchen kommt etwas Erfahrung dazu und bisweilen kann man das Schlüsseln nach der richtigen Gattung überspringen und weiß gleich, wo zu suchen ist.


    Allerdings wird das Thema so langsam zu voll.
    Bei mittlerweile 72 Arten, die hier in irgendeiner Form abgebildet sind, findet man ja nichts mehr.
    Eigentlich sollte ich da aus diversen Präsentationen jeweils eigene Portraits machen, aber das ist ja noch mehr Aufwand...



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Moin!


    Bevor es mit noch mehr Pilzen weiter geht, zwischendurch ein paar Funde aus den letzten zwei Wochen (letzter Samstag ausgenommen).


    Darunter schon wieder Schizopora paradoxa:



    Großflächig und kleinstachelig unterseits an liegendem, morschem Laubholz.
    Diese feinstachelige Form (nur an Substrat mit Bodenkontakt an Unterseiten) schafft es immer wieder, daß ich ihr auf den leim gehe.
    Egal, irgendwann ist es doch mal was Spannendes.
    Mikros analog zu denen in den Beiträgen #1, #10 & #12.


    Nochmal Ceriporia purpurea:



    An liegenden Haselästen.


    Erste Kastanienbraune Stielporlinge / Polyporus badius:

    An optimalmorschem Eichenstamm.


    Eine schöne Kolletion von Cerrena unicolor (Aschgrauer Wirrling):



    An noch vitalem Ahorn, der irgendwann mal gekappt wurde und wieder ausgetrieben hat.


    An zwei verschiedenen Tagen jeweils einmal gefunden;
    Phanerochaete velutina (Samtiger Zystidenrindenpilz).
    Kollektion 1 an morschem Laubholz in einem Überflutungsgebiet:



    Die Fruchtkörper sind in der Haptik ganz schwach wachsig, eigentlich mehr häutig.
    Theoretisch sollte man schon mit Einschlaglupe die aus dem Hymenium ragenden Zystiden sehen können, aber das geht mitunter gar nicht so einfach. Immerhin so ein ganz fein flaumiges Aussehen der Oberfläche ist erkennbar.
    Sonst guckt man halt mikroskopisch, muss man ohnehin bei solchen Pilzen immer.
    Wichtig sind die zystiden, die recht groß sind, im Alter mehr und mehr dickwandig und immer stärker inkrustiert werden. Dünnwandige und uninkrustierte Zystiden sind jüngeren Datums.
    Sporen sind elliptisch bis subzylindrisch, Schnallen fehlen generell (Gattungsmerkmal), können höchstens im Subikulum vereinzelt vorkommen.
    Subikulum besteht aus eher locker verflochtenen Hyphen, die bei dieser Art mindestens zum Teil dickwandig sind.


    Kollektion 2; ebenfalls Auwaldgelände, aber ohne Überflutungstendenz bei Hochwasser, an liegendem Haselstämmchen:



    Als Beifang gab's noch Pachyella violaceonigra (Violettschwarzer Dickbecherling):

    Leider noch unreif, daher auch ohne Mikrobilder. Hat aber die typischen, langen und gelifizierten "Substrathyphen" an der Außenseite. Und wurde im letzten Jahr anhand reifer Apos auch an exakt dem Standort ausgiebig untersucht.
    Die Art mag auch phasenweise überflutetes Laubholz.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo nochmal!


    Hatte ich vergessen:
    Phlebia rufa (Kaumrötlicher Kammpilz):





    Was mal eine wirklich leicht zu bestimmende Phlebia wäre. Anhand der recht charakteristischen makroskopischen Merkmale zusammen mit den kleinen Sporen und den durchaus auffälligen Zystiden (in Bild 4 unter dem Schnittbild übrigens Hymenium in Aufsicht, die großen Kreise sind die Zystiden) im grunde kaum zu verwechseln.
    Den deutschen Namen habe ich mal geändert von "Roter Kammpilz", weil die Art charakteristischerweise halt eben nicht rot ist. Jedenfalls nicht im Frischzustand. Geschädigt oder getrocknet nimmt der Pilz dann erst so ein eher bräunliches Rostrot an.



    LG, Pablo.

  • Lieber Pablo,
    du schreibst u.a.:
    "(in Bild 4 unter dem Schnittbild übrigens Hymenium in Aufsicht, die großen Kreise sind die Zystiden)"
    Wie macht man denn so was?
    L.G.
    Thomas

    AUCH VON MIR KEINE ESSENSFREIGABE. EINE BESTIMMUNG IST OHNE JEDE GARANTIE.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!


    Im Grunde geht das analog zum Skalpschnitt für HDS - Untersuchungen bei Lamellenpilzen:
    Ganz flach und fein mal etwas nahezu waagrecht von der Pilzoberfläche absäbeln, unters Deckgläschen und möglichst das Präparat nicht quetschen.


    War aber hier auch mehr so ein Experiment. Normalerweise mache ich dünne Vertikalschnitte. Übrigens auch bei Huthautuntersuchungen, um eine eventuelle Schichtung gleich mit beurteilen zu können.
    Nur hat man mit solchen dünnen, waagrechten Schnitten halt auch manchmal hübsche Effekte.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    deine #29 würde ich mir gern mal ansehen. Ich hatte dir ja mal eine zähnige Schizopora paradoxa bestimmt (damals Fibrodontia gossypina), dein #29 sieht aber nun sehr untypisch für Schizopora paradoxa aus. Hast du da tatsächlich auch Skeletthyphen ohne Lumen gesehen? Makroskopisch sieht der Fund eher wie eine Xylodon aus.


    Beste Grüße
    Frank

  • Danke Pablo!
    der Effekt ist Klasse. Hatte ich vorher noch nie gesehen. Leider habe ich von Natur aus eine recht unruhige Hand. Zwar gibt es auch einige Tricks um die Schnitte einigermaßen hinzubekommen, aber ist eben doch deutlich schwieriger.
    L.G.
    Thomas

    AUCH VON MIR KEINE ESSENSFREIGABE. EINE BESTIMMUNG IST OHNE JEDE GARANTIE.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank & Thomas!


    Sollte mich die vermeintliche Schizopora nun doppelt an der Nase herumgeführt haben?
    Makroskopisch ungewöhnlich wegen den kurzen Zähnchen und / oder dem flauschigen Aussehen bei 40facher Vergrößerung?
    Das fuchst mich jetzt. Weil eigentlich müsste ich den Pilz nochmal vornehmen und eine ordentliche Mikrodokumentation machen.
    Aber ich habe keinen Beleg aufgehoben. Die stapeln sich hier sowieso, und weil cih von Schizopora ausging, habe ich darauf verzichtet, den zu herbarisieren.
    Schade auch: heute war ich zufällig ganz in der Nähe des Fundortes, der eigentlich nicht so ganz um die Ecke liegt.
    OK, dicke Hyphen (skeletthyphen, unseptiert) gab es da schon, je näher am Substrat desto dicker und direkt am Substrat waren auch welche ohne erkennbares Lumen. Die Sporen hatten auch zu S. paradoxa gepasst, da hatte ich den so abgelegt.
    Und auf die Bilder verzichtet, denn die kosten immer die meiste Zeit beim Mikroskopieren.


    Aber keine Sorge Frank:
    Ich habe inzwischen noch zwei (oder drei) Pilze angesammelt, die ich der Phlebia cf nitidula beilegen kann.
    Die dürften auch ausreichend interessant sein. Dazu aber morgen noch was per Mail.


    Übrigens: Solche Skalpschnitte sind fast einfacher, als ein sauberer Vertikalschnitt. Da kann man nämlich etwas gröber arbeiten, dann ist die Mitte des ersten Shcnitts zwar viel zu dick, aber an den Rändern ist es automatisch dünn genug. Also nimmt man einen möglichst gleichmäßig dünnen Rand und säbelt da noch mal einen viertelmillimeter oder so ab. Das geht im grunde recht einfach.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Danke. :)
    Da ist viel Zufall dabei, was einem eben so über den Weg läuft. Kann mit einigen deiner Sammlungen kaum mithalten, die du im Laufe der Zeit gezeigt hast.
    Was mich auch immer gefauchst hat, gerade in dem Bereich: Es finden sich Seiten im Netz mit wunderschönen Baumpilz - Bildern (Krusten sowie Löcherpilze). Aber was fast immer fehlt: Mikroskopische Dokumentationen. Das ist bedauerlich in einem Bereich, wo in den meisten Fällen ohne mikroskopische Merkmale keine Bestimmungen möglich sind.


    Nunja, darum die Bilder.


    Da hätte ich noch einen von gestern, eine recht dankbare Art in der Bestimmung und dabei auch noch eher häufig.
    Phanerochaete tuberculata (Anmerkung zum deutschen Namen unten):



    An liegendem, entrindetem Laubholzast in klassischem Eschen - Anemonen - Morchel - Auwald;
    Fruchtkörper wachsartig, ziemlich "phleboid", also mit faltigem bis warzig - faltigem Aussehen.
    Mit den Makromerkmalen, den generativen Hyphen ohne Schnallen und dem eher locker verflochtenen, gut ausgeprägten Subikulum kommt man rasch in die Gattung Phanerochaete.
    Da haben fast alle Arten allerdings Zystiden, diese Art hat keine. Zusammen mit den Sporen ist man dann rasch bei der entsprechenden Art.

    Als deutscher Name hat sich "Milchweißer Zystidenrindenpilz" durchgesetzt.
    Schon die Bezeichnung "Zystidenrindenpilz" passt für die gattung nicht. Bei dieser Art um so weniger, weil sie eben keine Zystiden hat. Zudem ist "Zystidenrindenpilz" schon der deutsche Name für die Gattung peniophora. Mit Peniophora hat Phanerochaete allerdings eher wenig zu tun, die steht wohl viel näher bei Phlebia.
    Momentan denke ich über einen vernünftigen gattungsnamen für Phanerochate nach, der möglichst auch ein typisches Gattungsmerkmal beschreibt.
    "Schnallenlos - Rindenpilz" klingt aber echt doof, finde ich...
    Vorschläge?


    Alsdann raffe ich mal drei Phlebias zusammen, zwei stammen aus diesem jahr, eine aus dem letzten. Aber die passt hier so schön rein, finde ich.
    Die erste hatte ich anfang des Jahres schon mal gezeigt, soll aber ruhig hier noch mal erscheinen.


    Phlebia lilascens (Lilafarbiger Kammpilz):


    An liegendem, entrindetem Kiefernstamm.
    "Lilafarbig" ist irgendwie schon mal irreführend. Wie deine ganze Reihe Kammpilzarten wird der beim Trocknen oder wenn er am vergehen ist lila. Vital und frisch aber eigentlich nicht.
    Farben sind in der Gattung ohnehin recht wandelbar, werden aber wegen der wenig ergiebigen Mikromerkmale schon für Bestimmungen mit benötigt. Dabei muss aber immer ein Farbspektrum berücksichtigt werden, was eben nicht einfach ist.
    Mikroskopisch ist das ein Pilz mit Schnallen (klar, Phlebia immer mit Schnallen), ohne Zystiden, einem ausgeprägten Subikulum, gerne etwas inkrustierten Hyphen und gerne auch mal mit Kristalleinlagerungen in Subhymenium.
    Wichtig sind hier die Sporen, insbesondere auch im vergleich zur nächsten Art. Die müssen klein sein (um 5 µm lang) und vor allem: elliptisch bis subzylindrisch (nicht allantoid, auch wenn einseitig abgeflachte Sporen gelegentlich diesen Eindruck vermitteln mögen.


    Die folgende Art ist ziemlich ähnlich. Momentan unterscheide ich die vor allem anhand der Sporenform.
    Zusätzlich kann man noch makroskopische Merkmale einfließen lassen, da sind die beiden schon auch etwas unterschiedlich, was aber schwer zu beurteilen ist. Weitere mikroskopische Unterschiede, wie das Auftreten von Kristallanhäufungen im Subhymenium, die Beschaffenheit der Subikulumhyphen und das Vorkommen (oder Fehlen) von Zystiden sind nicht ganz konstant, dazu aber mehr in einem späteren Beitrag.


    Phlebia livida (Bleifarbener Kammpilz):



    Auwald am Rhein, liegendes, stark durchmorschtes Laubholz.
    Die Fruchtkörper sind frisch recht hell, auffallend sind die eher gedrängten, recht ausgeprägten Warzen. Sowas ist in der Gattung aber immer auch abhängig von alter, Witterung und auch Untergrund.
    Mikroskopisch war diese Aufsammlung recht extrem: Die Warzen bestehen fast nur aus einem gewaltigen Wust aus Kristallen.
    In der Ausprägung sollte das dann schon recht charakteristisch für die Art sein.
    Durch diese kristalline Masse ist der Pilz schwer zu präparieren und solche Dinge wie Schnallen und Zystiden suchen wird zu einer Sisiphusarbeit.

    Wenn die Art Zystiden ausbildet, dann sind das ganz lange, dürre Stacheln im Hymenium. Die sind auch recht emfindlich, hier sind zB die Spitzen abgeknickt:

    Kein Wunder, um neben den Kristallen was zu sehen, musste man das präparat schon einigermaßen durchrütteln.
    Diese Zystiden wurden auch schon mal als einsporige Basidien mit lang auswachsendem Sterigmum interpretiert. Wäre auch eine Möglichkeit. Jedenfalls sind die wohl nicht immer zu finden und zudem schwer zu sehen (weil empfindlich) und auch oft spärlich auftretend.
    Die Sporen sind wichtig, die sind nämlich auch klein, im Schnitt etwas schmaler als bei voriger Art, zylindrisch statt ellipsoid und zudem findet sich immer ein recht hoher Prozentsatz an leicht gekrümmten Sporen (suballantoid).


    Und weil die gerade so gut hier reinpasst, auch wenn der Fund aus 2015 stammt:
    Phlebia subochracea (Schwefelgelber Kammpilz gefällt mir als Name):



    Am Rhein auf Höhe des Kaiserstuhls, liegendes, morsches Laubholz in bei Hochwasser geflutetem Gelände.
    Die Art ist in dem Zustand wohl schon makroskopisch ansprechbar, zum einen wegen den recht dichten, eher kleinen Warzen zum anderen natürlich wegen der beeindruckenden Farbe. Die Farbe ist natürlich veränderlich, blasst im Alter und beim Antrocknen aus oder wird dunkler und trüber.
    Mikroskopisch hat die Art regulär dünnwandige Leptozystiden, die immer etwas zugespitzt sind. Diese Zystiden könne mal spärlich vorhanden sein, sollten meist aber gut zu finden sein. Im vergleich zu den Phlebia - livida - Zystiden sind die richtiggehend kräftig.
    Allerdings sollten die Zystiden keinesfalls zylindrisch sein, auch sollten sie nicht so aussehen wie die oben von Phlebia rufa, noch sollten sie inkrustiert oder mit einem harzigen, amorphen Exsudat bedeckt sein.
    Die Sporen sind etwas größer als bei den beiden vorigen Arten, erreichen auch mal Längen von gut 7 µm.


    Soviel vorerst aus der Reihe "Phlebia: Pharbenphrohe Phormenphielphalt"
    PH - Gnolm lässt grüßen. ;)



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallöle! :)


    Wie schon angedroht: Es folgen ein paar weitere Pilze, die sich in den letzten Wochen so vorgestellt haben.


    Den ersten hatte ich mit Heidi und Rudi zusammen gefunden, der ist zwar ein Lamellenpilz. Wächst aber immerhin auch an Holz.
    Crepidotus applanatus (Abgeflachtes Stummelfüßchen):


    Eine Art mit recht großen Fruchtkörpern, glatter Hutoberfläche, Huthaut weder abziehbar noch gelatinös.
    Da gibt es einige verschiedene Arten, muss man also schon mikroskopieren.
    Huthaut ist eine Kutis, aber mit reichlich abstehenden Elementen an einigen Stellen, die man wohl schon als Pileozystiden bezeichnen kann. Cheilos recht einheitlich breit keulig bei dieser Kollektion.

    Sporen rundlich und mit eher kleinen, aber gut sichtbaren Warzen:

    Der Pilz hat noch einige eher diffuse Nachbararten, die inzwischen meist synonymisiert werden. Offenbar haben sich leichte Abweichungen in der Form der Cheilozystiden und Sporengrößen als nicht so richtig konstant erwiesen.


    Der nächste ist ein Mykorrhizapilz, in diesem Fall in Symbiose mit Kiefern.
    Also eigentlich gar kein richtiger Pilz, weil wächst ja nicht an Holz. Eingesammelt und untersucht habe ich ihn trotzdem mal, ich mag die Familie (Thelephoraceae) irgendwie.
    Thelephora caryophyllea (Trichter - Warzenpilz):



    Immer irgendwie gestielt und viel regelmäßiger im Wuchs als Thelephora terrestris, dabei meist kleiner und mit weniger zusammenfließenden Fruchtkörpern, die auch nicht an irgendwelchen Gräsern oder Geäst herumklettern.
    Schnallen vorhanden, Sporen mit deutlichen Stacheln (schwer zu sehen, gab auch nur wenige reife Sporen), die bis 1 µm lang werden können. Sporen zudem recht klein für die Gattung, hier bis 7,5 µm Länge) ohne Stacheln, bei optisch ähnlichen Arten sind die Sporen etwas größer.


    Der schickste Beifang beim Stöckchendrehen saß unter einem liegenden, noch berindeten Laubholzast (dürfte Ahorn gewesen sein). Feucht ja (Auwald), aber eigentlich nicht ausgesprochen nass.
    Was anfangs mal aussieht wie ein Becherchen, ist ein Dothideomycet.
    Catinella olivacea (Olivgrünes Kernbecherchen oder so):



    Nicht gerade die hübscheste Kollektion, sondern recht mitgenommen, aber gefreut hat es mich trotzdem. Der steht schon länger auf meiner Fundwunschliste.
    Besonders häufig dokumentiert ist die Art anscheinend nicht. Das sagt bei solchen Pilzen aber wenig über die tatsächliche Häufigkeit aus, denn die kann man in der Tat ausschließlich beim Stöckchendrehen finden.
    Neben der nicht ganz charakteristischen Ökologie haben mich noch die komischen, septierten "Pseudoasci" im Hymenium gewundert.
    Hat jemand eine Idee, was die da machen und warum?

    Die Sporen sind etwas unförmig (potentiell wegen Alter und Zustand der Fruchtkörper), passen aber größentechnisch gut. Sind natürlich grün, bei den Bildern durchs Messokular sind die Farben total verrutscht. Paraphysen septiert, apikal keulig, mit harzartiger Massenverklebung an den Spitzen.
    Keine Reaktion des Hymeniums in Lugol.
    Aber anzünden kann man das Präparat:

    Indem man einen Schuss KOH (3% reicht) reinlaufen lässt.


    Vergesellschaftet war der mit Phlebia livida:



    Ansonsten war einer der schönsten Funde der Folgende;
    Oxyporus latemarginatus (Breitrandiger Steifporling):



    An einem liegenden, entrindeten Stamm in den Rheinauen, die fruchtkörper sind ziemlich weich, lassen sich fast verschmieren, werden aber beim Trocknen hart.
    Poren und Wuchs sind recht unregelmäßig, aber alles rein resupinat, ohne irgendwelche Hutkanten irgendwo.
    Mikroskopisch zeichnet sich die Gattung durch ein monomitisches Hyphensystem aus, alle Septen ohne Schnallen, sowie apikal inkrustierte Zystiden im Hymenium.
    Die können dünn- oder dickwandig sein, hier sind sie dünnwandig, höchstens mal apikal schwach verdickt.
    Gloeozystiden können in der Gattung zusätzlich vorkommen, hier fehlen sie (wichtiges Merkmal). Basidien sind recht variabel, aber meist in irgendeiner Weise keulig.
    Schlüsselt man in der Gattung, ist noch die Breite der Hyphen im Subikulum wichtig. Da komme cih auf breiten von bis zu 8 µm, im Kontext sogar auf breiten bis 10,5 µm.
    Zusammen mit den fehlenden Gloeozystiden sollte das Oxyporus corticola ausschließen.
    Der hätte auch tendenziell eine etwas andere Ökologie und die Fruchtkörper sollen wohl nicht ganz so weich im Frischzustand sein.
    Jedenfalls stört mich da auch nicht, daß die Sporen im Abwurf und im Röhrenpräparat nicht ganz einheitlich in der Größe sind.


    Übrigens ist der Fund >aus dem Starbeitrag von diesem Thema< ebenfalls Oxyporus.
    Das aber nur so am Rande. Einen Beleg dazu habe ich leider nicht mehr, und ohne wird sich nicht mehr sicher klären lassen, welche art der Gattung das war. Ausgehend von der Konsistenz und Ökologie tendiert das aber auch zu Oxyporus latemarginatus.


    OK, weiter.
    Was sitzt denn hier unterm Kiefernstamm?

    Das hat mich optisch erstmal genasführt. Denn die Art kenne ich mit anderem Aussehen, zudem war der hier total entfärbt und roch einfach nur unbedeutend porlingsartig.
    Mit den feinen Poren, trocken bröckeligen fruchtkörpern, kleinen allantoiden Sporen, dimitischer Hyphenstruktur, amyloiden Skeletthypen und Schnallen kommt man aber dennoch rasch zu
    Antrodia xantha (Gelbe Braunfäuletramete)


    Pilze sehen halt nicht immer aus wie im Bilderbuch.


    Ebenfalls mal ohne Geruch, aber doch auch mit recht typischem Aussehen gab's noch mal
    Scytinostroma hemidichophyticum:



    Auch eher unkritisch, und mit so typischer Ausprägung wie hier schon makroskopisch mit sehr geringer Fehlerquote anzusprechen ist
    Cylindrobasidium laeve (Ablösender Rindenpilz)


    Zur Entspannung noch mal kurz bei der Phlebia rufa von vor ein paar Wochen vorbeigeguckt, ob sich da was verändert hat:

    OK, ein bisschen bunter werden die Fruchtkörper schon mit der Zeit. Aber bis auf einige rostfarbene Flkecken in den randbereichen würde ich das immer noch nicht als rot bezeichnen.


    Einfach schön zum Anschauen, Polyporus alveolaris (Wabenporling, syn.: Polyporus mori):

    Muss nicht unters Mikroskop. Irgendwann mal, wenn ich Zeit habe, aber zur Bestimmung ist das nicht erforderlich.


    Ebenso bei Lentinus tigrinus (Getigerter Sägeblättling):


    An diesem bekannten Stamm immer hübsch vergesellschaftet mit Polyporus badius:



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Ahoi!


    Erinnert sich noch jemand an den sonderbaren Phellinus cf tuberculosus aus Beitrag #22?
    Jedenfalls habe ich am Wochenende mal dran gedacht, einen eindeutigen Pflaumen - Feuerschwamm einzusammeln und die Anordnung der Hyphen der Röhrentrama zu vergleichen.
    Phellinus tuberculosus (zweifelsfrei bestimmte Aufsammlung):


    Das sieht schon sehr identisch aus. Nicht nur die "subparallelen" Hyphen, sondern auch die eher spärlcihen, kleinen und teils dicklichen Setae.
    Zufrieden bin ich aber immer noch nicht, der in Beitrag #22 kommt mir immer noch komisch vor.
    Blöd ist: Phellinus igniarius habe ich vergessen einzusammeln. Dabei hatte ich neulich erst im Vorbeigehen eine Kollektion gesehen, aber da waren die Döschen schon voll...
    Also beim nächsten Mal, um den auch noch zu vergleichen.


    Dann wäre da ein Fund von anfang April mit einer Exkursion des MAK in einem Auwald am Rhein.
    Das ist dann auch Sidera vulgaris, wie schon in Beitrag #16 zu sehen.


    Irritiert haben mich da die in allen Geweben reichlich vorhandenen Kristallcluster, die eigentlich eher zu Sidera lenis passen sollten.
    Aber Ökologie (thermophiler Auwald, Laubholz), die winzigen Sporen (konstant unter 4 µm in der Länge), die kleinen Basidien und die kopfigen Elemente passen mehr zu Sidera vulgaris.

    Auch die schlanken, in KOH nahezu unveränderlichen Skeletthyphen weisen in diese richtung.
    links in Wasser, rechts in KOH:

    Bestätigt hat das auch Frank Dämmrich, an dieser Stelle ein Dankschön für die Untersuchung. :thumbup:


    Ebenfalls dank Frank bekommt ein Fund aus dem letzten Jahr einen Namen.
    Den hatte ich längere Zeit mal im Ordner für unbestimmte Arten schmoren lassen, neulich noch mal hervorgeholt und ebenfalls an Frank geschickt.
    Das Problem ist, daß diese Art in Bernicchias Corticiaceae s.l. / Fungi Europaei irgendwie fehlt.
    Dafür gibt es hier jetzt eine kleine Doku von Phanerochaete leprosa (Feinwarziger Rhizomorphen - Rindenpilz):



    Gefunden im letzten Hitze - Sommer an einer feuchtigkeitsbegünstigten Stelle (in dem Fall soll das heißen: Nicht vollkommen staubtrocken) an morschem Laubholzstück.
    Daß der solche schönen Rhizomorphen hat ist freilich ein Glücksfall, die müssen bei der Art wohl nicht immer so ausgeprägt sein.
    Wichtig sind daher vor allem die mikroskopischen Merkmale.
    Als da wären zwei unterschiedliche Typen von Zystiden:
    Erstens stark inkrustierte, eher schlanke und teils kurvige oder gar verzewigte Lamprozystiden.
    Zwotens dünnwandige, eher schwach inkrustierte, unregelmäßig zylindrische aber recht große Leptozystiden, die gelegentlich auch mal septiert sein können.
    Wegen den septierten zystiden wird die Art von manchen Autoren auch als Scopuloides leprosa geführt.
    Allerdings müssen auch diese Septen bei den leptozystiden nicht immer ausgeprägt sein.
    Das Subikulum ist sehr dünn, kaum darzustellen und besteht nur aus einer schwach ausgeprägten Lage von zum Substrat parallelen Hyphen, die gelegentlich auch mal etwas dickwandig sein können.
    Sämtliche Gewebe ohne Schnalllen.


    Nur in den Rhizomorphen finden sich gelegentlich schnallenartige Elemente, dort auch breitere, Hyphen, Inkrustierungen und bipyramidale Kristalle.

    Aber die Eigenschaften der Rhizomorphen sind wohl wenig bestimmungsrelevant.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    In der letzten Zeit wurden natürlich auch hier und da ein paar Pilze eingesammelt, manche waren dann sogar tatsächlich bestimmbar.


    Nachdem kürzlich Thorben einige schöne Bilder von >Haplotrichum aureum gezeigt hat<, wollte ich doch mal testen, ob sich das mit Ansage im Wald einsammeln lässt.
    Goldgelbes Flauschi an morschem Holz ist hier in der Ecke nämlich omnipräsent.


    Siehe da: Es klappt tatsächlich.
    Haplotrichum aureum = Anamorphe von Botryobasidium aureum (Goldgelbe Traubenbasidie):



    Auf und unter Weidenrinde von liegenden Stämmen.
    Die winzigen, weißlich - hyalinen Becherchen habe ich leider erst auf den Bildern gesehen. Zu dem Zeitpunkt war das Holzstück schon getrocknet und die Becher natürlich nicht mehr sichtbar. X/


    Das weiße drumherum ist nicht - wie ich erst kurz gehofft hatte - die Hauptfruchtform, sondern was ganz anderes.
    Nämlich Hyphoderma praetermissum (Dünnfleischiger Rindenpilz).
    Makroskopisch macht der nicht viel her, sieht erstmal aus wie "Schimmel" auf Holz. Dünne, häutige Beläge, die sich nicht ablösen lassen, ohne besondere Strukturen oder merkmale...


    Aber mikroskopisch macht der echt was her.
    Oberflächlich erstmal ein Pilz mit fast zylindrischen, eher großen Sporen sowie dünnen, zylindrischen Hyphen mit Schnallen.
    Beeindruckend sind drei verschiedene Typen zystidenartiger Elemente.
    Zunächst mal große, im Subhymenium enstpringende Leptozystiden, die oft apikal etwas keulig bis kopfig sind und meist im hymenium eingebettet.
    Daneben im Hymenium entspringende, kleinere, meist spindelige Zystiden, die teils als Gloeozystiden ausgebildet sind. Die ragen kaum über die Basidien hinaus, in Wasser finden sich hin und wieder spärliche Inkrustierungen an den Spitzen dieser Zystiden.
    Drittens - und die fand ich toll, weil noch nie gesehen: Sogenannte "Stephanozystiden". Diese Dinger sehen aus wie irgendwelche Maschinenbauteile. Da sitzt sowas wie eine Kugel auf einem lager, festgezurrt mit so einer Art Zahnrad?!?
    Immer wieder toll, was Pilze so alles können.


    Als nächstes eine Art an einem noch berindeten, liegenden Rotbuchenast, wo sie auf der Rinde und auf allerhand diversen Kohlenbeeren (nicht näher untersucht) herumwächst.
    Schizopora flavipora (Gelbporiger Spaltporling):



    MIkroskopisch definiert durch die kleinen Sporen, Hyphidien mit kleinen Kristallen an den Porenmündungen, häufige kopfige Elemente in Hymenium und Trama sowie monomitisches Hyphensystem (mit Schnallen), aber mit reichlich dickwandigen, skeletoiden Hyphen im Subikulum, dort zwar dickwandig aber doch immer mit deutlichem Lumen.


    Ebenfalls ein sehr hübscher Pilz an modrigem, liegendem Laubholz ist
    Ceriporia reticulata (Netziger Wachsporling):


    Angesichts solcher Ansichten durchaus verständlich, wenn man den als einen "cyphelloiden Pilz" (= Basidiobecherchen) bezeichnet. Systematisch ist das natürlich Spielerei, cyphelloide Pilze sind systematisch alles andere als eine einheitliche Gruppe.
    Wiedemauchsei: Mikroskopisch definiert durch monomitisches Hyphensystem, alle Hyphen dünnwandig und ohne Schnallen, keine Zsytiden, Sporen recht groß für die Gattung.


    Auch ein ganz hübscher Pilz ist Phlebiella vaga (Gelber Fransen - Rindenpilz nenne ich den mal):




    Phlebiella sulphurea ist ein Synonym. Wegen den stacheligen Sporen wurde der Pilz auch schon in der Gattung Trechispora gheführt, aber Trechsipora hat im Subikulum und in den Rhizomorphen hyphen, die an den Septen ampullenförmig angeschwollen sind. Das Merkmal tritt hier nicht auf.
    Makroskopisch fallen dir Fruchtkörper auf durch ihre jung schwefelgelbe Farbe, die später verblasst, sich aber in den ausgeprägten, fransigen Rhizomorphen lange hält. Das Hymenium reagiert mit KOH 3% weinrot (auch am Exsikat), mit KOH 20% schwärzlich.
    Die Fruchtkörper sind dünn, ablösbar, häutig, in den fertilen Bereichen fast flauschig und werden beim Trocknen bröckelig.
    Hyphensepten mit Schnallen, Hyphen dünnwandig, Zystiden fehlen, Basidien pp. als Pleurobasidien ausgebildet.


    Ein sehr erfreulicher Erstfund war
    Myxarium nucleatum (Kerndrüsling):




    Die weißen Körnchen sind nicht überall ausgeprägt.
    Mikroskopisch fallen die recht großen "bananenförmigen" Sporen auf, lang gestilete Phragmobasidien, Hyphen allesamt mit Schnallen und zwischen den Basidien reichlich "Dendrohyphidien", die in meiner Literatur nicht erwähnt werden. Somit tun wir das hier an dieser Stelle mal.


    Im vorletzten Beitrag schon mal vorgestellt wurde Antrodia xantha.
    Die tauchte an anderer Stelle nochmal auf, erneut an einem Kiefernstamm, diesmal aber jünger und frischer und mit typischem Geruch.
    Bernd Oertel schrieb kürzlich dazu was Schönes:
    "edle Klosteine mit Zitronenduft"
    Volltreffer! :thumbup:
    So riecht das. Aber nicht unlecker, muss man dazu sagen.


    Mikros siehe zwei Beiträge weiter oben. Sieht nicht groß anders aus, lediglich mit etwas schwächer amyloiden Skeletthyphen.


    Den Abschluss bildet ein hübscher, cremiger Laetiporus sulphureus (Schwefelporling):



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Nun war ich eben etwas >ab vom Weg<, habe ihn aber glücklich doch noch wieder gefunden. :)
    Im Folgenden nun also wieder ein paar Bilder von Pilzen auf und an Holz.


    Da wäre zunächst eine wenig auffällige Kollektion von Biscogniauxia nummularia (Buchen - Eckenscheibchen):


    Der Pyreno ist schon recht alt, aber interessant sind die Sachen darauf und daneben:
    Die Nectria lasse ich mal weg, sowas ist in der regel ja sowieso nicht bestimmbar.


    Aber diese hyalinen, linsenförmigen Pilze, die sind natürlich spannend.

    Von der Form her und bei dem Wachstum neben und auf Pyrenomyceten denkt man ja erstmal an Tremella. Aber Pustekuchen.
    Ein Weilchen habe ich mit mir gerungen, aber er sieht mikroskopisch eben exakt so aus wie der oben vorgestellte Myxarium nucleatum. Also bekommt er den Namen auch.



    Weißer Kern muss also nicht immer da sein.


    Regelmäßig überraschend finde ich Radulomyces confluens (Zusammenfließenden Rindenpilz):


    Der sieht makroskopisch immer wieder anders aus. Siehe die bisher gezeigten Kollektionen in diesem thema ( Beiträge 1, 15, 18).


    Dann hätten wir noch eine weitere Kollektion von Dacryobolus karstenii (Nördlicher Höckerrindenschwamm):


    Das Substrat ist in diesem Fall ungewöhnlich, weil Fichte (Picea). In dem Gebiet kommt Dacryobolus karstenii allerdings regelmäßig vor, außer Kiefern gibt es so gut wie keine anderen nadelbäume. Nur eine vereinzelte Gruppe von Fichten, somit wahrscheinlich einfach ein Übersteiger.


    Noch eine hübsche Aufsammung von Irpex lacteus (Milchweißer Eggenpilz):



    An einem liegenden, noch berindeten Rotbuchenast.


    Mit penetrantem, relativ unbeschreibbarem Geruch treffe ich an morschem Rotbuchenholz immer wieder mal
    Mycoacia nothofagi (Scheinbuchen- Fadenstachelpilz):



    Der Aufbau der Fruchtkörper ist Phlebia - Artig (steht ja mittlerweile auch in der Gattung), also monomitisch, mit Schnallen und dicht verflochtenen / verklebten Hyphen im Subhymenium, Subikulum wieder lockerer.
    Von anderen "Mycoacien" neben makroskopischem Aussehen und Geruch auch durch die zahlreichen, inkrustierten Zystiden zu unterscheiden, die nicht nur in den Stachelspitzen, sondern im gesamten Hymenium vorkommen.


    Ebenfalls an einem Rotbuchenast sitzt eine kleine Junghuhnia nitida (Schönfarbiger Resupinatporling):


    Mit eigentlich fast etwas zu großen Poren. Aber die Mikromerkmale und Sporenmaße passen, Junghuhnia separabilima ist im ersten Beitrag zu sehen mit noch etwas weiteren Poren und auffälligen Rhizomorphen (die hier fehlen).


    ebenfalls eine häufige Art ist Datronia mollis (großporige Datronie):


    Die eigentlich ein ganz hübsches, trimitisches Hyphensystem hat und schicke Dendrohyphidien an den Porenmündungen.
    Allerdings war die Kollektion hier schon recht oll und diese Merkmale wollten sich einfach nicht fotografieren lassen.
    So müssen ein paar Basidien, Zystidiolen, generative Hyphen und Sporen reichen.
    Im grunde ist die auch makroskopisch schon gut anzusprechen.
    In Einzelfällen können Verwechslungen mit Cerrena unicolor ( siehe Beitrag 22 + 29) vorkommen.


    Sehr hübsch ist diese Aufsammlung von Botryohypochnus isabellinus (Äh... Stachelsporige Traubenbasidie?):




    Ja, das Farbspiel auf den Makrobildern ist recht authentisch. Wenn auch nachgearbeitet, weil es gibt wieder dieses Problem mit dem Grünstich bei Fotografien unterm sonnenbeschienenen Blätterdach...
    Konnte ich makroskopisch mal wieder zunächst nichts mit anfangen, aber mikroskopisch ist das auf den ersten Blick dann recht klar. Nachdem ich sowas im letzten Jahr schon mal hatte und erst für eine Tomentella hielt. ;)


    Was auch hier her gehört, weil es ebenfalls mit oder ohne Poren an Holz wohnt ist
    Peziza varia (Riesenbecherling):




    An zerfallenden Buchenstammstücken.
    Hier mit ganz fein punktierten Sporen, aber das darf der. Ist auf dem BWB - Bild auch nur zu erahnen, wenn man es groß anguckt.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Hab' noch zwei.
    Beim ersten dachte ich gleich an Schizopora paradoxa. Aber die Konsistenz ist etwas anders, auch die Form der Stacheln zum Rand hin und das Aussehen der Fruchtkörper dort.
    Also Erleichterung beim ersten Blick durch's Mikroskop: kleine, stachelige Sporen.
    Der Pilz nennt sich Trechispora farinacea s.str. (machen wir mal "Kurzzelliger Mehlstaub - Stachelsporling" draus):

    An finalmorschem Laubholz.
    Die stacheligen Sporen (3-4,2 x 2,5-3,5; subglobos bis breitelliptisch; nicht einseitig eingedellt), an den Septen geschwollene Subikular - Hyphen führen zur Gattung Trechispora, die Bestimmung der Arten ist oft recht knifflig (siehe Schlüssel auf der Seite von Frank Dämmrich).
    Relevant sind neben den Sporenmerkmalen folgende Eckdaten: Komplett monomitischer Pilz (keinerlei Skeletthyphen), Hyphen nur im Subikulum lang und zylindrisch, in Subhymenium und in den Zähnchen kurz, oft irregulär geformt (und schwer darzustellen), keine Konidien beobachtet.
    Zähnchen, Sporen, Basidien, Schnallen:

    Oben Hyphen des "Zähnchenfleisches" ( ;) ), unten Subikulum:

    Trechispora farinacea wird auch bisweilen als Artkomplex aufgefasst und die einzelnen Arten gar nicht genau bestimmt. Möchte man es genau wissen, sind eben die kurzzelligen Hyphen relevant, ebenso spielen kleine Unterschiede in Sporenform und -Größe eine Rolle, sowie das Vorhandensein und Aussehen von Konidien am Fruchtkörperrand.


    Der zweite Fund ist etwas seltener, auch wenn der erstmal eher unscheinbar wirkt.
    Das wäre dann nach meinem Dafürhalten Hyphoderma medioburiense (Harztropfen - Rindenpilz):


    Was mir noch Kopfzerbrechen bereitet, sind die Zystiden, die eigentlich deutliche "Harzkappen" haben sollten.
    In KOH3% ist davon nichts zu sehen. Allerdings schwimmt einiges an Kruscht über dem hymenium herum.
    In Wasser sind durchaus große, schillernde Harzklumpen auf dem Hymenium zu sehen, die mehr oder weniger die ganzen Strukturen total verkleben. ich kann da nicht zuordnen, ob diese Tropfen auf Zystiden aufsitzen.
    Irgendwo waren auch in KOH Zystiden zu sehen, die so eine Art "Halo" auf dem Kopf hatten. Das war aber nur bei Zystiden zu sehen, die zwischen den Basidien eingebettet waren. Bei anderen zystiden zeigte sich bisweilen eine lange, irregulär geformte Wurst, ausgehend von den Zystidenköpfen.
    Merkwürdig, aber ich würde das schon in die entsprechende Richtung interpretieren.
    Ansonsten gibt es ja noch ein paar weitere Merkmale: Hyphen normal ausgebildet (nicht kurzzellig), keine weiteren Zystiden bis auf die langen, irregulär zylindrischen und teils angedeutet kopfigen; und dann eben noch die Riesensporen, die Größen bis zu 19x6 µm erreichen.
    Insgesamt finde ich schon, daß die verwechslungsart (Hyphoderma roseocremeum) in einigen details etwas anders aussieht, selbst wenn man die Harztropfen nicht berücksichtigt, hat diese zB auch deutlich kleinere Sporen.
    Noch ein paar Ansichten:



    Nun frage ich mich gerade, ob es auch so eine riesensporige Hyphoderma mit odontoidem Hymenium gibt...


    Nicht mikroskopiert wurde diese Nilgans (Alopochen aegyptiacus):



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Wow, bist du fleißig!!
    Interessant, was du so alles findest und bestimmst. Prima dokumentiert!
    Thema Harzkappen: vielleicht werden die ja durch KOH zerstört?
    Ich meine mich dunkel zu erinnern, dass es Pilze gibt, bei denen aufgesetztes "Harz" sich auflöst. Bei Ascos sind solche Erscheinungen manchmal auch so labil, dass sie bei Druck auf ´s Präparat einfach davonschwimmen (manche Dasyscyphellen z.B.).
    Allerdings wäre das Merkmal der Harzkappen dann wahrscheinlich auch keinem Rindenpilz-Mikroskopiker aufgefallen, außer es gab mal jmdn., der frische Pilze ohne KOH untersucht hat.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130 + 4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134 + 7 (7.Platz im APR 2022) = 141 + 4 (KISD-Prozente von GnE) = 145 -15 (APR 2023) = 130 + 3 (10. Platz) = 133 + 3 (Unbewusst-Phal) = 136 + 5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141 + 5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146 + 7 (Phalplatz 1) = 153

    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

    Link: Phalabstimmung 2023

    Link: Nanzen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Danke. :)
    Das war auch ungefähr meine Vermutung. Diese gelblichen Tropfen (vorletztes Bild links unten), die lösen sich in KOH auf jeden Fall auf bzw. werden erstmal diffus und verschwinden dann nach und nach.
    Meistens werden Rindenpilze zwar in niedrigem KOH mikroskopiert, aber weil es eben Arten / Gattungen gibt, wo es bekannt ist, daß sich Strukturen in KOH verändern (Lyozystiden, auflösende oder anschwellende Skeletthyphen) mache ich oft auch Wasserpräparate, um solche Merkmale auch zu dokumentieren.
    Oder wenn man amyloide / dextriniode Strukturen beurteilen will, ist es auch oft ein Unterschied, ob das Präparat mit KOH vorbehandelt ist oder nicht. Siehe zB auch die Doku zu Scytinostroma in Beitrag 21: Da ist die dextrinoide Reaktion der Skeletthyphen nur zu beobachten, wenn das Präparat vorher in Wasser ist. Mit KOH - Vorbehandlung funktioniert es nicht (bei Melzer, Lugol und Baral habe ich da nicht getestet).



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Momentan habe ich eine kleine Aphyllo - Sammelpause.
    Eine gute Gelegenheit also, ein paar Pilze von einem etwas länger zurückliegenden Ausflug mit ein paar netten Pilzdreunden zu zeigen.
    An dieser Stelle noch mal ein Dankeschön an die Begleitung und ganz speziell an den Exkursionsführer (falls er mitliest). :)


    Ein paar Pilze konnten schon makroskopisch angesprochen werden.
    Darunter Polyporus ciliatus (Maiporling):


    Oder Ganoderma applanatum (Flacher Lackporling):


    Kurz durchgecheckt und Acanthohyphidien nachgewiesen wurden bei Stereum insignitum:

    Mikrobilder zu den Acanthohyphidien sind in Beitrag #23. Das sah bei dieser Kollektion kaum anders aus.


    Cinereomyces lindbladii (Grauender Resupinatporling):


    Wurde in Beitrag #17 auch mikroskopisch vorgestellt. Bei diesem Fund habe ich nur kurz die Sporen und die in KOH zerfließenden Skeletthyphen beobachtet.


    Vergesellschaftet mit Cinereomyces am selben Kiefernstamm saß noch eine hübsche Phlebia, in diesem Fall
    Phlebia lilascens (Lilafärbender Kammpilz):





    Etwas irritiert hat mich in dem Fall die eine Zystide, die ich in mehreren Präparaten fand. Das sollte bei der Art eigentlich nicht vorkommen. Aber entweder können solche livida - Zystiden dort doch vereinzelt vorkommen, oder es ist einfach ein Artefakt.


    Phlebia livida (Bleifarbiger Kammpilz) gab es bei der Exkursion auch:





    Recht typisch ausgeprägt. Und natürlich wird der beim Trocknen auch lila, wie die meisten Kammpilze es anscheinend tun.
    Das Substrat soll angeblich keine Rolle zur Trennung der beiden Arten spielen. Erstaunlicherweise finde ich P. livida - so wie hier - bislang immer an feucht liegenden Laubholz - Ästen (keine Stämme), die oft schon recht morsch sind.
    Beide bisherigen Funde von P. lilascens dagegen waren an liegenden Kiefernstämmen, in beiden Fällen an Stämmen mit nicht durchgehendem Bodenkontakt.
    Die makroskopischen Unterschiede (Ausdehnung der Fruchtkörper, Dichte und Ausprägung der Warzen) kann natürlich mit dem Untergrund zusammenhängen, auf dem der Fruchtkörper gebildet wird. So ein glatter Kiefernstamm erlaubt eben einen viel regelmäßigeren Wuchs als ein im Erdreich liegender, knorzeliger Laubholzast.
    Darum hier mal ein recht gutes Trennmerkmal auf einen Bilck:

    Sporen von Phlebia livida links und Phlebia lilascens rechts.


    An einem morschen, liegenden Buchenstamm saß ein Pilz, den ich erst auch für eine Phlebia hielt.
    Aber eine Phlebia ohne Schnallen ist keine, sondern in den meisten Fällen eben eine Phanerochaete. In diesem Fall eine mit sehr ausgeprägten Lamprozystiden.
    Phanerochaete velutina:




    makroskopisch doch etwas anders als die beiden in Beitrag #29 gezeigten Kollektionen. Was gut am Alter der Fruchtkörper liegen kann.


    Auch hatten wir noch Ceriporia reticulata (Netziger Wachsporling):



    Ein sehr hübscher Fund war Hyphoderma roseocremeum (Rosafleckiger Rindenpilz):




    Eine Verwechslungsart zur oben gezeigten Hyphoderma medioburiense, aber mit kleineren Sporen und makroskopisch etwas anders, hier sogar mit den anscheinend recht charakteristischen rosa Flecken. Im Bereich dieser Flecken ist der Inhalt der Zystiden so ungefähr fleischbräunlich gefärbt. Irgendwelche auffälligen Harzanlagerungen fehlen sowohl in KOH als auch in Wasser.


    Ohne Ursula Sauter wohl nicht herausbekommen hätte ich den folgenden Borstenscheibling, von dem sich zwei Kollektionen fanden, jeweils an liegendem, morschem Buchenholz.
    Hymenochaete cinnamomea (Zimtbraune Borstenscheibe):








    Immerhin bei der zweiten Kollektion waren die Fruchtkörper auch geschichtet. Dennoch sind die Unterschiede zu zB Hymenochaete fuliginosa für mich schwer zu greifen, da das bei ungeschichteten Fruchtkörpern wohl nur über die Färbung geht. Und das ist dann Erfahrungssache.


    Einen Cyphelloiden hatten wir gefunden, den auch Hans neulich schön vorgestellt hat.
    Ebenfalls an morschem, liegendem Buchenholz;
    Henningsomyces puber (Flaumiges Hängeröhrchen):




    Von Henningsomyces candidus wohl durch die abstehend flaumig - haarige Außenseite der Röhrchen unterschieden, sowie durch die weniger stark verzweigten Mündungshaare. Von Phaeosolenia densa (Braunsporiges Pappel - Hängeröhrchen) durch die dünnwandigen, nicht pigmentierten Sporen.


    So. Nun muss ich erst mal wieder Pilze einsammeln. :)



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Tach.


    Noch ein paar Pilze? So nebenbei? :)


    Polyporus squamosus (Schuppiger Porling):

    Mit Mehlgeruch, eine leicht bestimmbare Art, die keiner weiteren Untersuchung bedarf, wenn man eh gerade knapp mit der Zeit ist.


    Dann hätten wir Polyporus arcularius (Weitlöchriger Porling), den ich leider nur als Exsikat abgelichtet habe:

    Aber der Peri hat >hier< ein g'scheites Bild von dem Fruchtkörper gemacht.
    Untypisch ist der lange Stiel bei diesem Exemplar, typisch sind die Porenform, die hellen Farben und der bewimperte Hutrand.
    Mikroskopisch kann man auch mal gucken, da beobachtet man ein dimitisches Pilzchen (generative Hyphen mit Schnallen und skeletoide Bindehyphen), vor allem aber Sporen mit bis zu 10 µm Länge, die wären bei Polyporus brumalis kaum über 7 µm lang.


    Ein Schichtpilz ohne Acanthohyphidien, Stereum subtomentosum (Samtiger Schichtpilz):



    In einem Auwald an unbekanntem, morschem Laubholz. Interessant hierbei die an Substratunterseiten stark effus - reflex wachsenden Fruchtkörper mit deutlichen Resupinatanteilen. Weiter oben dann mit typisch verschmälert - knubbeliger Anwuchsstelle.


    Vergesellschaftet wächst diese Kollektion mit
    Hyphodontia arguta (Zähnchen - Lagenozystidenrindenpilz):



    Eine recht dankbare Art für Hyphodontia / Xylodon: Mit zähnchenförmigem Hymenium und sehr häufigen Lagenozystiden gibt es nicht viele Arten.
    Daneben noch die eher kleinen, breitelliptischen Sporen und vereinzelte kopfige Hyphidien, damit sollte der schon festgenagelt sein.


    Mal wieder auf den Leim gegangen, wo man auf eine Hymenochaete oder eine Tomentella gehofft hatte, war's doch wieder nur
    Hypoxylon rubiginosum (Rötliche Krustenkohlenbeere):


    In großen teilen noch als Anamorphe ausgeprägt, aber unreife Perithecien mit Asci in frühen Entwicklungsstadien sind schon zu finden.


    Mycoacia uda (Wachsgelber Fadenstachelpilz):



    Die Gattung Mycoacia ist von Phlebia im Grunde nur durch das stachelige Hymenophor zu trennen. Und weil es bei Phlebia auch einige zähnchenförmige bis stachelige Arten gibt, werden von manchen Autoren beide Gattungen einfach unter Phlebia zusammengefasst.
    Also Mycoacia uda oder Phlebia uda, wie man will.
    Von anderen Arten neben den makroskopischen merkmalen auch durch die weinrote KOH - Reaktion, fehlende Zystiden und die feinen, Stäbchenförmigen Kristalle zu unterscheiden.


    Marasmiellus candidus (weißlicher Zwergschwindling):


    Sollte normalerweise erst später im Jahr hervorkommen und dann auch nicht an solchem dickem Substrat, sondern an dünneren Ästen und Zweiglein, aber wann machen Pilze schon das, was sie sollen? Phänologie kann man ohnehin generell als Bestimmungsmerkmal ignorieren, bei der Substratwahl von Pilzen gibt es eine einzige wirklich konstante Regel: Die Substratwahl ist variabel. ;)
    Unterscheidet sich von ähnlichen Arten durch die verzweigten, chaotisch verflochtenen HDS - Hyphen, die lageniformen Cheilozystiden mit lang ausgezogenem Hals und die ziemlich großen Sporen (hier bis 15 µm lang):


    Zum Abrunden noch eine Kollektion von Peziza varia (Riesenbecherling) mit hübsch violettem Hymenium:




    Hier mal mit eher undeutlich ausgeprägter mittlerer Textura intricata, dafür teilweise mit verdickten Segementen der Paraphysen.


    Achja, eine undeutliche mittlere Textura intricata kann Peziza arvenensis (Buchenwaldbecherling) auch:



    Auf Erdboden am Fuß eines baumes, wie mir gesagt wurde. Leider habe ich den Pilz nicht selbst eingesammelt und darum nur eine "Studioaufnahme".
    Makroskopisch sind Peziza varia und Peziza arvenensis nicht unterscheidbar, da auch Peziza arvenensis auf Holzresten wachsen kann und Peziza varia auch auf Erdboden (mit Holzstückchen durchsetzt). Die viel deutlicheren, schon ohne Anfärben gut erkennbaren Sporenwarzen bei P. arvenensis bieten aber ein konstantes und dankbares Trennmerkmal.



    LG, Pablo.