Zwei Pilze im Laubmischwald

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 2.726 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Chorknabe.

  • Hallo,


    auf einer kleinen Pilztour ganz ohne kulinarische Absichten und einfach nur zum "Pilze gucken" und Bestimmung üben bin ich über zwei Exemplare gestolpert die ich hier nochmal einer größeren Schar von Leuten vorstellen möchte.


    Zum ersten: Laubmischwald (Eiche, Buche, etwas Birke), kalkreicher Boden. Wenig Pilze da alles sehr trocken, aber insgesamt viele Nebelkappen. Habitus und Geruch des Pilzes war Nebelkappen-artig. Lamellen ließen sich vom Hutfleisch schieben. Hut weißlich, innen relativ lebhafte rosa-lila farbige Flecken (die Bilder zeigen die Farbe leider sehr schlecht. Das nächste mal nehme ich eine Graukarte mit damit ich später eine gescheite Farbkorrektur mit Bildbearbeitung machen kann). Ich habe wegen dieser Eigenschaften sofort an Lepista gedacht. Meine Pilzapp brachte folgenden Pilz hervor: Lepista Irina. Treffer oider doch etwas ganz anderes?










    Zum zweiten Pilz. Böschung am Waldweg, Laubwald (Ahorn, Buche, Esche, ...), viel oberflächlicher Muschelkalk (Jena). Hut war weißlich, radial geschuppt mit sehr feinen schwärzlichen Schüppchen, wirkte fast wie eingewachsen. Stiel verdreht, von außen weißlich, einzelne Fasern waren etwas dunkler Richtung ocker..braun. Fleisch innen weißlich mit Tendenz zu Grau. Lamellen schmutzigweiß bis leicht gelblich, einige Scheiden (ziemlich sägeartig) waren schwarz. Geruch nicht sehr prägnant, fast nicht vorhanden (Pilz zu alt/trocken?), am ehesten erdig. Mehl konnte ich nicht riechen.
    Habitus und Lamellen haben mich sofort Richtung Ritterling denken lassen. Ich habe mich durch den Bestimmungsschlüssel vom Parey gequält und gemäß Schlüssel (möglicherweise etwas vorschnell) auch ein winziges Lammellen-Stückchen probiert: ca 10 sekunden ganz vorn an Zungenspitze gekaut, dann kam ein mehliger Geschmack, nicht bitter oder scharf. Dann sofort augespuckt und nachgespült.


    Meine Suche in den Pilzbüchern lassen mich Richtung T. Terreum, T. Agryraceum oder T. Pardinum denken. (wenn ich letzteren erwähne dann war ein Kostversuch sicher nicht so clever, oder?).






    Idee mit welchen Pilzen ich es zu tun hatte? Würde mich sehr über Tips freuen.

  • Nr. 1 solltest du auch mal mit Hygrophorus russula vergleichen. Laubwald (sofern auf mineralischem Boden) passt als Standort. Nr. 2 gucke ich mir gleich näher an.


    Edit: Nr. 2 ist auf jeden Fall einer der Erdritterlinge. Milder, mehliger Geschmack und gelbliche Lamellen, wie du schreibst, lassen einen an Trich. scalpturatum denken, aber da passt die Huthautstruktur nicht wirklich zu. Wenn es Trich. argyraceum sein soll, müssten Jungexemplare spinnwebartiges Velum aufweisen (KA, ob du das geprüft hast). Eine weitere Idee wäre Trich. orirubens, dafür müsste das Basalmyzel (= die kleinen Würzelchen, die an der Stielbasis dranhängen) gelb sein, und man findet öfters kleine blaugrüne Flecken an der Stielbasis. Wie du siehst, hast du relativ viel Auswahl. Der von dir erwähnte Tigerritterling sieht allerdings schon deutlich anders aus, also von meiner Seite Entwarnung.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!


    Dein erster Pilz könnte auch in die Gattung Lyophyllum gehören, und da wohl zu den schwärzenden Arten.


    Den zweiten kannst du mal mit Tricholoma sciodes (Schärflicher Ritterling) vergleichen.



    LG, pablo.

  • Trich. sciodes müsste bitter oder schärflich geschmeckt haben, das hatte der Kollege ausgeschlossen, deswegen kam mir dieser Gedanke nicht. 10 Sekunden Geschmacksprobe ist bei Ritterlingen allerdings nicht wirklich viel, 30 bis 45 Sekunden sollten es schon sein. Und was aus einem "winzigen Lamellenstückchen" an Schärfe/Bitternis rauskommt...? Also wäre Trich. sciodes auch möglich.

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  • Eine weitere Idee wäre Trich. orirubens, dafür müsste das Basalmyzel (= die kleinen Würzelchen, die an der Stielbasis dranhängen) gelb sein, und man findet öfters kleine blaugrüne Flecken an der Stielbasis. Wie du siehst, hast du relativ viel Auswahl.


    Jetzt wo Du es schreibst. Ich glaube bei dem Pilz einen blaugrünen Fleck im unteren Stielbereich gesehen zu haben. Er war realtiv klein (etwa 2..3 mm im Durchmesser ) und ziemlich scharf abgegrenzt, daher hatte ich befürchtet dass es irgend eine Reaktion mit einem anderen Pilz im Korb oder sonstwas gewesen sein könnte; daher habe ich es nicht erwähnt. Vom Myzel konnte ich nichts retten, der sehr trockende Kalkboden (für Jenenser: Nähe Fuchsturm) war steinhart.


    Generelle Frage: Sollte man bei solchen mutmaßlichen Ritterlingen immer etwas Myzel mitnehmen (mit Messer aus denm Boden schneiden)?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stephan!



    ca 10 sekunden ganz vorn an Zungenspitze gekaut, dann kam ein mehliger Geschmack, nicht bitter oder scharf. Dann sofort augespuckt und nachgespült.


    Genau wie du schreibst:
    Nach 10 Sekunden schmecke ich bei T. sciodes auch nichts Scharfes.
    Das kommt erst nach frühestens einer halben bis einer Minute rumgekaue.
    Die Art ist mir in diesem Jahr allerdings auch schon wieder ein paar Mal begegnet, neben den grauen Lamellen mit oft schwärzlicher Schneide finde ich die Hutform und auch die radialfaserige Hutoberfläche bei meinen Funden auch regelmäßig so vor.
    Muss nicht viel heißen, ist nur mal als denkasntoß zu verstehen.



    LG, Pablo.

  • Die Myzelfarbe ist nach dem neuen Ritterlingsbuch von Christensen/Heilmann-Clausen (Fungi of Northern Europe, Vol. 4) ein exzellentes Merkmal, um Trich. orirubens von ähnlichen Erdritterlingsarten abzugrenzen (gelb vs. weiß). Andere Abgrenzungsmerkmale, an die man sich seither gehalten hat, waren Geruch (nicht mehlig bei T. orirubens), Verfärbung der Stielbasis (blaugrün), Verfärbung des Fleisches beim Vergehen (rosarot) und Huthautstruktur (schwarzschuppig). Die stehen dir ja immer noch zur Verfügung, wenn du keine Rhizomorphen hast.

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  • Danke Euch nochmal für Eure Hinweise.


    Eine Frage zum ersten Pilz: ich habe gelernt dass es für Pilze der Gattung Lepista typisch ist dass man die Lamellen leicht vom Hutfleisch schieben kann. Scheinbar gibt es aber auch viele andere Gattungen wo dieses Merkmal zutrifft? Diese Verschiebbarkeit ist also kein Bestimmungsmerkmal mit Alleinstellungscharakter für Lepista?

  • Zitat

    Eine Frage zum ersten Pilz: ich habe gelernt dass es für Pilze der Gattung Lepista


    der erste Pilz könnte auch gut ein Täubling sein. Eine Bruchprobe am Stiel hätte hier Klarheit geliefert.


    Lieben Gruß Vuuv

  • Nabend vuuv,


    der Stiel ist längsfaserig (sieht ma u.A. im Schnittbild); damit fallen alle Täublinge raus ;o)


    Gruß
    Petra

    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Chipcounter: 85 Chips

  • Hallo zusammen,


    Zum Pilz Nr. 1: Hygrophorus russula kenne ich auch so, ich glaube, dass Oehrling hier richtig liegt. Eine Lyophyllum kann ich da nicht erkennen. Nr. 2 könnte T. sciodes sein, der auch nicht deutlich scharf schmecken kann! Die Schärfe lässt zudem etwas auf sich warten, wie pablo schon angemerkt hat. Heuer war T. sciodes bei uns einer der häufigsten grauen Ritterlinge in den Buchenwäldern.


    Grüßle
    Jürgen

  • der erste Pilz könnte auch gut ein Täubling sein. Eine Bruchprobe am Stiel hätte hier Klarheit geliefert.


    Hallo,


    einen Sprödblättrer (Mlichlinge, Täublinge) kann ich mit absoluter Sicherheit ausschließen. Längsfaseriger Stiel und auch sonst kein Täublings- oder Milchlings-Habitus.


  • Danke Euch nochmal für Eure Hinweise.


    Eine Frage zum ersten Pilz: ich habe gelernt dass es für Pilze der Gattung Lepista typisch ist dass man die Lamellen leicht vom Hutfleisch schieben kann. Scheinbar gibt es aber auch viele andere Gattungen wo dieses Merkmal zutrifft? Diese Verschiebbarkeit ist also kein Bestimmungsmerkmal mit Alleinstellungscharakter für Lepista?


    Ich würde doch meinen das es nur bei Lepista so der Fall ist, mann muss aber auch genau drauf achten bei den Versuch auch das die Lamellen sich wirklich trennen lassen vom Fleisch bei deinen Versuch oben kann ich das nicht erkennen, sondern sehe ich lamellen die einfach abgerissen sind, da ist keine nette trennung zwischen Fleisch und Lamellen.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

  • Eine weitere Idee wäre Trich. orirubens, dafür müsste das Basalmyzel (= die kleinen Würzelchen, die an der Stielbasis dranhängen) gelb sein, und man findet öfters kleine blaugrüne Flecken an der Stielbasis. Wie du siehst, hast du relativ viel Auswahl.


    Ich bin mal Deiner Idee etwas gefolgt. Laut Beschreibung ist der Rötender Erdritterling eher ein schmächtiges Kerlchen. Mein Pilz hatte allerdings ordentliche Ausmaße (was auf den Bildern schlecht rüber kommt da ich ihn zuvor bereits zerteilt hatte). Mein exemplar hatte einen Hutdurchmesser von guten 8..10cm. Weitere Exemplare die neben dem mitgenommen Pilz standen hatten eine ähnliche Größe, teilweise sogar etwas größer. Ist das der Ausschluss für den Trich. orirubens?


    Notfalls kann ich auch noch einmal hinfahren und ein anderes Exemplar mit etwas Myzel ausbuddeln.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!


    Jetzt geht was durcheinander, glaube ich.
    Das was du als Pilz 2 zeigst ist doch ein eher schmächtiger Pilz, oder hast du so riesige Hände?
    Auf diesen bezog sich Stephans Idee mit T. orirubens.



    LG, Pablo.


  • Hallo, Thomas!


    Jetzt geht was durcheinander, glaube ich.
    Das was du als Pilz 2 zeigst ist doch ein eher schmächtiger Pilz, oder hast du so riesige Hände?
    Auf diesen bezog sich Stephans Idee mit T. orirubens.


    Nein, der 2. Pilz war durchaus nicht klein. Auf dem letzten Bild hab ich quasi nur ein Viertel Pilz (und damit einen Viertel Stiel) in der Hand, deswegen schaut er so klein aus. Und meine Hände sind auch nicht klein :)