Verschiedene Bestimmlinge

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 2.928 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo in die Runde!


    Bei meinem vorgestrigen Ausflug habe ich verschiedene Bestimmungsversuche unternommen. Ich bitte um Eure Meinung, sofern rein nach Bildern überhaupt möglich...


    Fundort: Mischwald Eiche, Buche, Fichte, Tanne, Lärche, Birke
    Kalkboden, evtl. lokal sauer, 300m ü. NN


    Grüße
    Thomas


    1. Löwengelber Dachpilz:






    2. Violetter Rötelritterling:







    3. Cortinarius Spec (ist hier eine makroskopische Bestimmung überhaupt möglich?):








    4. *edit* Elastische oder Sattelförmige Lorchel:






    5. *edit* Grauer Wulstling,? (Wulst an der Knolle fehlt, aber an der Manschette waren keine Riefen sichtbar):






    6. Gelbflockiger Wollstielschirmling:






    7. Braunfleckender Milchling:







    8. *edit2* Breitblättrige Glucke (an Tanne oder Douglasie):




  • Hallo Thomas,


    Schöne Funde und gut bebildert! :thumbup:


    Bei Deiner Nummer 3 wirds das wohl selbst mit Angabe weiterer Merkmale (Geruch, Begeleitbäume, Schnittbild) nichts ohne Mikroskop werden.


    Aber Deine Glucke sieht für mich schon sehr nach Sparassis crispa, der Krausen Glucke aus.


    Lieben Gruß
    Christoph

  • Hallo Thomas,


    Bei der Glucke kommen mir Zweifel, für die brevipes sind m.M. nach die Blattenden zu krauselig, diese hätte breite Blätter. Ich denke hier eher an die crispa.

  • Hallo Christoph, hallo Andreas,


    danke für Eure Einschätzungen zur Glucke. Hier war ich mir auch sehr unsicher, aber der Baumstumpf hat mich von der Krausen Glucke weggeführt, da dieser IMHO ziemlich sicher keine Kiefer ist. Allerdings wächst die Krause Glucke wohl auch nicht nur an Kiefern, wobei dies für mich der persönliche Erstfund auf einem anderen Substrat ist...


    Grüße
    Thomas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Thomas!


    Die Krause Glucke kommt an verschiedenen Nadelhölzern vor.
    Selbst gefunden habe ich sie schon an Kiefer, Fichte und Douglasie.
    Ich sehe hier auch eher die Krause. Bei der Breitblättrigen sind die kanten schon deutlich dicker, weniger wellig und auch farblich meist etwas gemustert.


    1 & 2 stimmt natürlich. :thumbup:
    3 ist unter Umständen ein schwieriges Pilzchen, möglicherweise aber auch recht einfach: Wenn gefunden im Laubwald und Stiel wie Hut trocken etwas klebrig, nass aber deutlich schmierig, dann könnte man mal kurz die Zunge an die Hutoberfläche halten. Sollte schnell unfassbar bitter werden.
    Dann wäre das der Bitterste Schleimkopf (Cortinarius vibratilis).
    4 ist makroskopisch kaum anzusprechen. Wenn die "Hutinnenseite" und der Stiel komplett glatt sind, dann würde ich Helvella elastica (Elastische Lorchel) favorisieren. Wenn Hutinnenseite und Stiel irgendwie fein filzig - kleiig oder behaart, dann wäre man in der Gruppe um die Sattellorchel (Helvella ephippium). Aber in der Gruppe geht normalerweise nichts ohne Mikroskop.
    5 ist wohl ein Grauer Wulstling (Amanita excelsa). Schau mal ob der Ring bzw. die Stielspitze etwas gerieft ist. Und dazu auch die Knollenform beachten: Da ist ja nichts eingepropft (keine Bergsteigersocken).
    6 ist nicht Lepiota magnispora (Gelbwolliger Schirmling). Da musst du die Farbe vom Velumflausch am Stiel berücksichtigen. Dort muss es beim Gelbwolligen gelb sein. Den Stiel müsste man hier noch mal genauer sehen, ich vermute aber, daß da keine dicke Ringzone sitzt, sondern nur weißliches, wollig - flauschiges Velum. Da tendiere ich mal zum Wollstielschirmling (Lepiota clypeolaria).
    7: Warum nicht Lactarius fluens (Blassrandiger Milchling)?



    LG, Pablo.

  • Nr. 3 geht insoweit makroskopisch, als dass du über das Prüfen der Schleimigkeit der Stieloberfläche und der Bitterkeit der Huthaut in die Gruppe um C. vibratilis kommst, in der sich etwa 4 bis 5 Arten wiederfinden.
    Nr. 5 wäre für mich trotzdem ein Grauer Wulstling (aufgrund der grauen Hutschuppen und des fehlenden Bergsteigersöckchens), da müsste man sich den Ring mit einer starken Lupe anschauen, um eventuell doch noch ganz feine Riefen festzustellen.
    Nr. 6 ist auch in meinen Augen nicht gelb genug für den Gelbwolligen Schirmling, das sieht eher nach dem Wollstielschirmling aus.
    Nr. 7 wäre für mich zunächst einmal Lactarius blennius (da er nicht blassrandig ist; der halbe Millimeter am Rand gilt nicht), bis zum Beweis des Gegenteils.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()


  • Nr. 7 wäre für mich zunächst einmal Lactarius blennius, bis zum Beweis des Gegenteils.


    Hi,


    an den dachte ich adhoc auch, aber wie sieht's mit den bräunlichen Verfärbungen der Lamellen aus, die hier deutlich sichtbar sind? Das lässt mich dann doch zweifeln. Die Milch vom L. blennius sollte eher graugrünlich eintrocknen.

  • Diese gelbbraunen, länglichen Streifen sind bei Milchlingen und Täublingen Anzeichen beginnenden Verschimmelns und haben mit der Milch nichts zu tun. Besonders oft kommen sie z. B. bei Frauentäublingen vor.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Danke Euch,


    wenn ich den Milchling das nächste mal vorfinde, werde ich versuchen ihn näher zu bestimmen.


    Der "Pantherpilz" ist dann wohl ein Grauer Wulstling. Das fehlende Bergsteigersöckchen hat mich auch gestört, aber irgendwie habe ich mich von den nicht sichtbaren Riefen der Manschette in die Irre führen lassen. Ich hatte aber leider auch keine Lupe dabei.


    Danke auch für die Hinweise zum Schirmling und zum Cortinarius.


    Grüße
    Thomas

  • Hallo Thomas,


    schöne Bilder zeigst du uns. Bei der Beurteilung habe ich mir 2 Funde herausgesucht die ich kommentieren möchte. Und nachträglich habe ich festgestellt, dass genau diese Funde besonders kontrovers diskutiert wurden:



    - Richtig, hier muss man sich nur zwischen "Lactarius blennius" (Graugrüner Milchling) und "Lactarius fluens" (Braunfleckender Milchling) entscheiden.


    ---> Zwei Arten , die in meinen Buchenwäldern gemeinsam auftauchen und die ich erst durch "J. Heilmann-Clauden et al. (2000): The genus Lactarius; Fungi of Northern Europe - vol. 2" zu unterscheiden lernte.


    Kurz: Ohne mich aus dem Fenster zu lehnen, ist das m.E. "Lactarius fluens":thumbup:


    - Ich liste einmal wenige Merkmale, die das begründen:


    (a) Die Lamellenfarbe:
    - Ist bei L. blennius [1] weiß, bei L. fluens [2] cremefarben


    (b) [1] hat meist deutliche Gruben in der Nähe des Hutrand und ist meist im Gegensatz zu [2] nicht zoniert.


    (c) [1] hat nie auch nur eine Spur eines hellen Hutrands, [2] kann aber durchaus die gezeigten "Minimalspuren" eines helleren Hutrands haben.


    (d) Die "Braunverfärbung" der Lamellen spricht natürlich auch für [2]


    (e) Und zum Schluss noch ein Merkmal, dass G.J. Krieglsteiner (ich widerspreche da zweischenzeitlich) uns als einzig wichtiges Unterscheidungsmerkmal vorführte.
    - L. fluens milcht deutlich stärker als L. blennius
    ---> Doch, wenn German Recht haben sollte, würde bei den gezeigten Bildern auch hier [2] Punkte sammeln.


    Mein Fazit:


    "Lactarius fluens" (Braunfleckender Milchling), auch wenn einzelne von mir genannte Merkmale auch bei L. blennius auftreten können.




    - Bevor ich diesen Fund benamse, zitiere ich die in "G.J. Krieglsteiner (2000): Die Großpilze BWs Bd. 2; Ulmer Verlag" angegebenen Substrate:


    "Sparassis crispa" (Grause Glucke):


    - Picea abies(6), Pinus (147, davon Pinus sylvestris (136)), Pseudotsuga menziesii (2), indet. Nadelholz (2)


    (2) "Sparassis brevipes = S. laminosa" (Breitblättrige Glucke):
    - Fagus sylvaticus (1) Quercus spec. (7), Abies alba (32), Picea abies (4), indet. Nadelbaum (6)


    Mein Fazit:


    - Wegen des Substrats (Weißtanne) m.E. eindeutig "Sparassis brevipes"


    ---> Die dagegen genannte Argumente akzeptiere ich nicht und verweise auf die Abb. im "BW-Atlas".


    ---> Hat mich übrigens auch überrascht, aber da ich den Bildautor zufällig kenne, bin ich mir absolut sicher, dass er seinen Fund korrekt bestimmt hat.



    Grüße
    Gerd

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen, Gerd!


    Danke für deine Erläuterungen zu Lactarius blennius vs. Lactarius fluens! :thumbup:
    Das genieße ich immer, wenn etwas so anschaulich und gut nachvollziehbar dargestellt wird.


    Einspruch lege ich aber dennoch ein bei der Glucke.
    Ich nehme an, du beziehst dich auf das Bild in Bd. 2, S. 57; von Bollmann 1986.
    Ich erkenne da schon deutliche Unterschiede.
    Das betrifft vor allem die Dicke der "Lappen" bzw. "Äste" und das Merkmal "Enden der Äste gekräuselt". (Vgl. selbe Literatur, gleiche Seite, gleicher Band)
    Gerade Letzteres erkenne ich deutlich auf den Bildern von Thomas wieder.
    Ich tendiere hier auch eher zur Unterscheidung nach morphologischen Merkmalen.
    Die Liste der Wirtsarten ist mE in der BaWü - Funga nicht vollständig. Mir sind von Sparassis crispa Funde an Kiefer, Douglasie und Fichte begegnet. Ob auch an Tanne, aknn ich nicht sagen, das Totholz von Tanne und Fichte ist für mich mit meiner Baumkenntnis nicht zu unterscheiden. Funde an abgestorbenen Hölzern, insbesondere Stümpfen sind für mich meist "indet. Nadelholz".
    Sparassis brevipes habe ich bislang ert ein Mal gefunden, im Kraichgau an Eiche. Hier ein Bild des Fundes:

    Da war ich extra noch mal mit Kamera losgezogen, nachdem ich einige Tage vorher den Pilz schon gefunden hatte.
    Jünger waren die morphologischen Unterschiede (dicke Äste mit recht geradrandigen Enden) sogar noch deutlicher.


    Mein individuelles Fazit:
    Sparassis crispa würde ich nur bei Funden an Laubholz wegen dem Substrat ausschließen. Und auch dann noch auf die morphologischen merkmale achten. :)



    LG, Pablo.