Octospora wrightii, Octospora musci-muralis var. neglecta

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 9.403 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von resavac71.

  • Hallo,


    Heute sind die Octosporas von Malone und Eike angekommen, ich hab sie schon heute morgen direkt untersucht, weil ich über Tag noch unterwegs war.


    Es kam vor allem bei Eike etwas besonders auffallendes und wahrscheinlich keineswegs häufiges heraus: Octospora wrightii, Wright's Moosbecherchen. Es wächst hier bei Amblystegium sp., einem Stumpfdeckelmoos.






    Das ist für mich das erste Mal, das ich die Art sehe. Aus dem Bergischen Land hatten wir diese auch noch nicht, aber wir haben wohl mal danach gesucht. Amblystegium wächst an Ästen und Mauern, aber so genau kann ich das Moos in natura immer noch nicht erkennen. Es ist auf dem Makrofoto zu sehen, wie es halb über den bis 3mm breiten Fruchtkörper wächst.
    Die blauen Sporen sind angefärbt, mit Baumwoll-Lactophenol.


    Eike: Wenn du nichts dagegen hast, wird die Art somit auf die Webseite gesetzt. Wäre es möglich, dass du mir deine Fotos, die du am Standort gemacht hast, auch noch schickst? Mit deiner Erlaubnis kann ich diese nämlich ebenfalls verwenden.
    Dann noch das folgende: Du bist der Finder. Mit welchem Namen willst du auf der Seite erwähnt werden (Vorname, Nachname, nur Nachname usw.).


    So und schließlich hat mir Malone noch dieses Teil hier geschickt: Octospora musci-muralis var. musci-muralis, Mauermoosbecherling ("f. longispora"). Der einzelne Fruchtkörper ist etwa 2-4mm breit und mit abstehenden Randhaaren versehen. Das Moos dürfte wohl Grimmia sp. sein, evtl. aber nicht G. pulvinata.




    Danke nochmal an beide für das Zuschicken der interessanten Kollektionen :)


    lg björn[hr]
    Was noch zur Sporengröße zu sagen ist:


    O. wrightii: 12-14x10-13 µm


    O. musci-muralis: 28-32x7-9 µm und somit deutlich zu groß für die eigentliche "O. musci-muralis", welche nur bis 25 (28) µm lange Sporen hat. Ich habe in sämtlicher Literatur quer durch alle Zeitschriften nachgeguckt, jedoch nichts gefunden, was besser passen würde als eben diese musci-muralis. Evtl. werde ich diesen Fund noch Dieter Benkert zuschicken, damit der ihn sich ansehen kann.


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

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  • Björn,welche Literatur hast du zum bestimmen verwendet?
    Vg,Eike


    Ich habe diverse Beiträge von D. Benkert aus der ZfM genutzt, u.a. der über die Untergattung "Wrightoideae". Magst du davon etwas haben? Literatur habe ich hier vorrätig ;)


    lg björn

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  • Feine Dokus, Björn! :thumbup:


    Noch eine Anmerkung zu Octospora wrightii.
    Du schreibst:

    Zitat

    Es kam vor allem bei Eike etwas besonders auffallendes und wahrscheinlich keineswegs häufiges heraus: Octospora wrightii, Wright's Moosbecherchen. Es wächst hier bei Amblystegium sp., einem Stumpfdeckelmoos.


    Ich glaube nicht, dass die Art selten ist.
    Das Problem der kleinen Pilze ist hauptsächlich, dass zu wenige danach suchen, weswegen Angaben zu Häufigkeit und Verbreitung oft lückenhaft sind. Wem sag ich das...


    Hier in Sachsen, wo einige Pilzfreunde in der Vergangenheit nach der Art gesucht haben, gilt sie als zerstreut.
    Auch ich fand die Art mehrmals, stets am Kriechenden Sumpfdeckelmoos (Amblystegium serpens). Dieses pleurokarpe Moos, also eins mit Seitensprossen, ist nicht selten und wenn man es einmal kennt, findet man es regelmäßig und oft auch mit der Octospora.


    Lieben Gruß vom Nobi

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    Chips: 72

  • Ahoi, Björn,


    Vielen herzlichen Dank für die Auswertung!:thumbup:
    Daß sie erstklassig ist, war ja gar nicht anders zu erwarten.:thumbup::thumbup:


    Eike: Glückwunsch zum selteneren Fund!


    ...der ganze Thread wäre mir doch beinahe
    vor lauter Rätselauflösungshype glatt durchgerutscht...


    LG
    Malone

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  • Auch von mir an Eike herzlichen Glückwunsch zu dem seltenen Fund :thumbup:

    Man sollte nur Pilze sammeln, die man auch 100% als Speisepilze kennt.
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    "Antonius behüt"
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    Ma hat ma Glück, Ma hat ma Pech, Ma hat ma Gandhi

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  • Jetzt bricht der Nobi doch tatsächlich eine Diskussion über den Begriff "Seltenheit" vom Zaun :D


    Für mich gibt es mehrere Definitionen von Seltenheit: Zum einen bezieht sich "selten" auf die Anzahl der suchenden Mykologen, die sich für die Sache interessieren und sich zufällig auch noch etwas mit den Substraten auskennen, an denen die entsprechenden Pilzarten vorkommen. Ein anderes Beispiel wäre hier der Flockenblumen-Schlangenwerferkugelpilz (Nodulosphaeria pontica), welcher bisher nur einmal nachgewiesen wurde und einer der ersten Funde für D überhaupt ist, aber von dem wir (Ralf und ich) vermuten, dass er an Flockenblumen regelmäßig erscheinen könnte, sofern die Witterungsbedingungen einen Übergang von der häufigen NF in die HF zulassen.
    Wenn man sich diese ganzen Bedingungen anguckt, dann müsste doch eigentlich nahezu jeder saprob wachsende Pilz verbreitet und häufig sein, nur wir Menschen verstehen oft nicht, wie die Variablen eingestellt werden müssen, damit der gesuchte Pilz Fruchtkörper bildet. Es ist auch nicht einfach, so etwas zu Papier zu bringen, möge die Beschreibung noch so ausführlich sein.


    Zum anderen kann sich "selten" auf die bisherigen Funde beziehen. Wir können aus eigener Erfahrung ja zu einem Pilz durchaus "selten" sagen, das wäre dann eine subjektive Betrachtung und die wäre doch durchaus akzeptabel. Ich finde die Octospora somit aus dem Grund selten, weil ich sie selbst noch nicht hatte und weil mir niemand aus der Gegend hier bekannt ist, der sie hier in der Gegend um Köln schonmal nachgewiesen hat. Sie gilt somit aus meiner Sicht solange als "selten", bis durch eigene Beobachtungen die vorurteilende Verbreitungsangabe widerlegt wird.


    Für die ausführliche Darstellung all dieser Winzlinge fehlt ein umfassendes Kartierungswerk, sodass wir theoretisch überhaupt gar nicht abschätzen können, was selten ist und was nicht, wenn wir von allem nur 1 oder 2 Funde notieren. Fakt ist, dass der Zugespitzte Kugelpilz (Leptosphaeria acuta) einer der häufigsten bitunikaten Kernpilze ist, weil er mit Urtica ein überaus häufiges und gut kenntliches Substrat besitzt. Dagegen wächst Leptosphaeria galiorum an Galium, auch ein sehr häufiges, aber nicht so gut bekanntes Substrat. Entsprechend fehlte letzterer bis Ende 2012 auch in unserer NRW-Checkliste und man würde zum Ergebnis kommen, dass es sich um eine seltene Art handelt. Ich selbst hab die Art glaub ich 2 mal gesehen und kann daher aufgrund der Häufigkeit des Substrats behaupten, dass sie NICHT häufig ist, da ihre Erscheinungszeit nach meiner Beobachtung auf die Frühlingsmonate beschränkt zu sein scheint und man erst die Gelegenheit dazu bekommen muss, nach ihr zu gucken.


    lg björn

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  • Björn schrieb:

    Zitat

    Jetzt bricht der Nobi doch tatsächlich eine Diskussion über den Begriff "Seltenheit" vom Zaun


    Das hab ich nicht gewollt! :D:D:D:


    Danke dennoch für Deine ausführliche und sehr interessante Antwort.
    Und natürlich müsste mal mal darüber diskutieren.
    Aber in diesem Jahr nicht mehr.
    Außerdem bin ich immer noch etwas geschafft vom Adventspilzrätsel!


    LG vom Nobi

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  • Ok, reden wir morgen drüber :D[hr]
    Achja danke noch an Eike für die Darstellung des Standortes, sowas ist immer mal brauchbar.




    lg björn

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    • Offizieller Beitrag

    Moin!


    Gesehen hatt ich das ja schon, bin aber irgendwie auch nicht zum Schreiben gekommen. Zwei schöne Funde habt ihr da gemacht, alle Achtung. Eike, der Standort ist mal sowas von genial. Danke, daß du uns hier auch deine besten "Pilz - Stellen" zeigst.


    An Björn hier auch ein Dankeschön für die Untersuchung und die sagenhaft schönen Bilder.
    Aber auch für das Statement zur Seltenheit. So ist das mal gut nachvollziehbar. Ich vermute aber doch, daß es auch gerade bei den Winzlingen noch Arten geben muss, die dann schon wirklich selten sind. Wenn man dann bedenkt, daß eben nur wenige Menschen sich überhaupt damit befassen, könnte man doch davon ausgehen, daß es überall noch so einiges an "unbekannten" Arten zu entdecken und beschreiben gibt.



    LG, Pablo.

  • Die gibt es, ja, also zum neu beschreiben. Ich denke da nur an die Lasionectria sp, die ich sowohl in Österreich als auch hier in Deutschland im Nationalpark Eifel gefunden habe. Diese ist definitiv keiner beschriebenen Art zuzuordnen und somit schlichtweg neu. Dafür hat sie aber auffallende, orangegelbe Fruchtkörper mit deutlich abstehenden Haaren auf der Oberfläche.


    Es gibt noch viel zu entdecken :D

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  • Hallo Pablo,


    Du schriebst:

    Zitat

    Ich vermute aber doch, daß es auch gerade bei den Winzlingen noch Arten geben muss, die dann schon wirklich selten sind.


    Genau so ist das natürlich.


    Siehe z.B. Ralfs aktuellen Thread zu Schizothecium nanum.
    Da finde ich auf annähernd 1000 Dungproben hunderte Mal Schizothecium tetrasporum, aber nur ganze zweimal dieses nanum!
    Und nun gibt es einen dritten Fund von Ralf!


    Heute bin ich allerdings zu müde für eine längere Diskussion.
    Annas Adventsrätsel steckt mir noch in den Knochen!


    Wir können ja im neuen Jahr mal einen Thread zu diesem Thema starten!
    Muss nicht gleich morgen sein, Björn! ;)


    Nobi

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