Beiträge von KaMaMa

    Hallo zusammen!


    Es gibt Flechten, die sind etwas anders als andere Flechten und deshalb die schönsten PersEr. :gklimper:


    Endolithische Krustenflechten schrecken mich zwar immer etwas ab, da eine vernünftige Probennahme und Untersuchung durch das durchwachsene Gestein erschwert wird.

    Die Analyse des Aufbaus eines kleinen, runden und (meist, hier nicht) harten Perithecium im Dünnschnitt finde ich nicht einfach.

    Die folgenden Flechte auf der Schwäbischen Alb hat mein Interesse geweckt.

    Die Probennahme habe ich nicht bereut.


    Bild 1 Der graue, schwach bräunliche Thallus liegt im Gestein, aber dennoch etwas gegen die Umgebung erhaben.


    Bild 2 Weiterer Thallus der gleichen, interessanten Art


    Bild 3 Die schwarzen Perithecien sind vollständig eingesenkt und von einem hellen, leicht erhabenen Rand umgeben.

    Die Oberfläche ist steinhart, die Flechte lebt endolithisch.


    Bild 4 Mit einem stabilen Messer gelingt eine Kratzprobe, bei der einige Perithecien als Ganzes aus dem Gestein halb geschabt, halb gesprengt werden.


    Bild 5 Probenpartikel: Die Perithecien sind oberseits flach und schließen plan mit der Oberfläche ab.

    Der Thallus ist oberflächlich graubraun und rau. Ein flacher Wulst läuft um die eingesnkten Fruchtkörper.

    Risse durchziehen das Substrat und kommen nicht - zumindest nicht alle - von Ablösen der Probe.


    Bild 6 Die Perithecien befinden sich in einer dünnen, weißlichen Tasche, die dem Excipulum schwach anhaftet.

    Offenbar dünnes Thallusgewebe, das bei dieser Gattung dem Sporocarp außen anhaften kann.

    Die Fruchtkörperchen sind etwa 500 µm groß und fast kugelförmig.


    Der Querschnitt gelingt, da der Fruchtkörper recht weich ist:

    Bild 7 Der Querschnitt zeigt ein durch die enthaltenen Algen intensiv grünes Inneres (100x in Wasser, Auflicht).

    Weißliche Asci, gelbliche Sporen, kleine braune, überalterte Sporen und ein rundum dunkles Excipulum, das oben plan endet und stark verdickt ist.

    Die Mündung ist im Foto etwa auf 10 Uhr gedreht.

    Nur wenige Flechtenarten besitzen Algen im Hymenium, um es ihrem Nachwuchs bei der Landnahme und mir bei der Bestimmung leichter zu machen.


    Bild 8 Sachte gequetscht...


    Bild 9 ...lassen sich 8-sporige Asci mit gelblichen Sporen erkennen.

    Die genaue Struktur der Sporen ist so noch nicht zu erkennen.

    Das Hymenium ist durchzogen von Bändern mit zusammengeklumpten, rundlichen Algenzellen.

    Die Form der Algen kann als kompakt, rundlich beschrieben werden.

    Die Größe reicht von 2µm bis 5µm im Durchmesser, oder kann bei etwas länglichen Exemplaren bis 2,5 x 5 µm betragen.


    Bild 10 Nach Zugabe von etwas KOH wird das Hymenium klarer und die Struktur der Sporen ist jetzt als vielzellig-gemauert erkannbar.

    Ihre Abmessung liegt bei 33-40 x 20-22 µm.


    Ein Einfärben ist zwar nicht nötig, erhöht den Kontrast aber etwas weiter.

    Neben den normalen Asci fällt ein 16-sporiger Ascus mit globosen Sporen auf.

    Es sit aber nur einer unter vielen normalen, mit acht elliptischen Sporen.

    Bild 11 Stelle im gequetschten Hymenium mit 15/16 kugeligen Sporen, vermutlich aus/in einem Ascus.


    Durch die gemauerten Sporen und die kurzen Hymenialalgen lässt sich die Flechte schnell als Staurothele caesia dingfest machen.

    Die Gattung ist leicht bestimmbar; ich denke, dass auch die Art richtig bestimmt ist.

    Aber natürlich freue ich mich über Korrekturen!


    LG, Martin

    Hallo,


    Synalissa ramulosa ist eine sehr schöne, kleine Gallertflechte, die kleinstrauchig wächst.

    Sie ist in Deutschland in Kalkgebieten, insbesondere im süddeutschen Jura ("Alb") und den Kalkalpen - beheimatet.

    Allerdings gilt sie als selten und ist aufgrund ihrer geringen Größe auch nicht wirklich auffällig.


    Zuletzt durfte ich die Flechte bei trockenem Wetter in reichlichem Vorkommen als Aufwuchs auf Romjularia lurida, Dermatocarpon miniatum, Rinodina lecanorina, Acarospora glaucocarpa etc. finden.

    Öfters ist sie als "Beifang" auf den Fotos anderer Flechten des Habitats zu erkennen.


    Bild 1 Zerklüftete, erdinkrustierte Vertikal- und Schägflächen aus Kalkstein in warmer, sonniger Lage sind ein günstiger Standort für S. ramulosa


    Bild 2 Ansammlung von Synalissa ramulosa in einer Kalksteinmulde.

    Die Flechte ist makroskopisch durch ihren beerige/traubige Erscheinung sehr gut kenntlich.


    Bild 3 S. ramulosa bei Regenwetter - selbst unter dem Wasserfilm verrät sie sich durch ihre Struktur


    Bild 4 Die braune Schuppenflechte Romjularia lurida ist häufig von einem schwärzlichen Cyanobakterienfilm überzogen.

    Auch der traubige Thallus von S. ramulosa ist im Bild mehrfach auf der Schuppenflechte zu erkennen.


    Romjularia luridum ist bei Italic als häufiges Substrat für S. ramulosa genannt. Die Funde bestätigen das eindrücklich.

    Bild 5 Romjularia lurida mit Synalissa ramulosa


    Bild 6 Weiteres Beispiel


    Bild 7 Größenvergleich


    Bild 8 Angefeuchtete Probe von Romjularia lurida (grünend) mit Synalissa ramulosa (feucht braun-violett).

    Fruchtkörper bilden eingesenkt sich an den kugeligen Enden der Thallusäste, zuerst mit einer kleiner Pore.

    Oben mittig eine eingesenkte Pyknidie.


    Bild 9 Apothecien besitzen geweitete Öffnungen.

    Die warzige Oberfläche des Thallus geht auf Gloeocapsa-Kolonien zurück.


    Bild 10 Querschnitt durch Thallus mit Apothecium (bräunlich mit weißen, vielsporigen Schläuchen) und grünen und violetten Gloeocapsa-Kolonien am Thallusrand.


    Bild 11 Hymenium in verdünnter KOH gequetscht.

    Die Asci enthalten typisch 24 breit elliptische bis subglobose Sporen (Lit: 8-24 Sporen).


    Bild 12 Isolierter Ascus mit einzelligen Sporen (Sporengröße um 10 x 8 µm)


    Der Thallus besteht aus locker angeordneten Hyphen, der zur Rand hin vermehrt Cyanobakterien enhält.

    Der Photobiont färbt den Thallus an der Basis grünlich, an der sonnenexponierten Oberfläche bräunlich bis rötlich/violett:

    Bild 13 Thallusprobe


    Bild 14 Violette Gloeocapsa-Kolonien mit Gallerhülle auf der Oberfläche des Thallus in Wasser


    Bild 14 Cyanobakterien, als Einzelzellen oder in kleinen Gruppen, jeweis mit Gallerthülle, von Pilzhyphen durchwachsen.

    Die Gallerthüllen sind, wenn auch etwas undeutlich, erkennbar.


    Bild 15 Cyanobiontenzellen mit angedockten Haustorien der Pilzhyphen sind bei dieser Flechtenart sehr gut erkennbar (1000x in Wasser)



    Die Flechte ist auffällig oft dicht neben oder auf anderen Flechten zu finden.

    Beispiele:

    Bild 16 Dermatocarpon miniatum mit Synalissa ramulosa


    Bild 17 Synalissa ramulosa auf oder dicht neben Rinodina lecanorina


    Bild 18 Acarospora glaucocarpa mit S. ramulosa


    Bild 19 S. ramulosa wird aber auch selbst überwachsen, hier von R. lurida


    Was für ein Durcheinander auf diesen Kalksteinoberflächen herrscht! ==Gnolm11


    LG, Martin

    Hallo zusammen,


    heute habe ich mich nach längerer Pause in den Wald verirrt, weil ich nach den vermeintlich ausgiebigen Regenfällen der letzten Tage und Wochen der Meinung war, da muss was für's Mittagessen zu finden sein.

    Dem war auch so, aber ich war doch erstaunt, wie trocken der Boden im Wald war.


    An meinem Stockschwämmchen-Stubben jedenfalls herrschte gähnende Leere bis auf etliche gelblich-braune Trichoderma-Fruchtkörperchen.

    Davon habe ich etwas eingesackt und unter das Mikroskop gelegt.

    Bild 1 Bräunliche Trichoderma auf endmorschen Stubben


    Bild 2 Pröbchen mit gelben Stromata und kleineren, weißen Initialen dazwischen


    Bild 3 Perithecien vollständig eingesenkt in kissenförmige Stromata; Stromata zusammenwachsend


    Bild 4 Weiße Anamorphe dazwischen


    Bild 5 Stroma mit KOH (30%) braunrot reagierend


    Bild 5 Querschnitt durch Stroma, Hymenium hyalin. (Bildeinsatz: weiß-blaue Fluoreszenz unter UV)


    Bild 6 Asci zylindrisch, 16-sporig;

    Sporen schwach grünlich,

    Sporen paarweise ungleichmäßig groß:

    außen/oben breit und rundlich 4,0-5,0 x 3,2-4,0; innen/unten länglicher und schlanker 5,0-6,0 x 3,0-3,5


    Nach Jaklitsch gelange ich zu T. strictipilosa (= strictipile).

    T. strictipile hatte ich zuletzt vor 4 Jahren gefunden und bestimmt: Damals waren die Sporen allerdings deutlich grün.

    Vermutlich sind die FK hier nicht vollständig ausgereift.


    Ich denke, das macht so Sinn, oder?


    LG, Martin


    Leider musste ich mich mit Riesenporling bescheiden - naja...

    Nachtrag: Melzers würde ich nicht verwenden, da hier womöglich nicht erkannt wird, ob bestimmte Strukturen hemiamyloid sind. Verwende bei Flechten besser die Lugolsche Lösung.


    Martin

    Hallo Bernd,


    sag mal, sind alle Spuren 4-zellig, oder findest du auch welche mit mehr Zellen?

    Könnte es vielleicht eine schnöde Zwackia viridis sein?

    Eine Überprüfung der Färberaktion mit Lugol würde ich immer machen, um abzusichern. Die Färberaktion wird im Schlüssel meist mit angegeben, weil hilfreich.


    LG, Martin


    Korrektur: Z. viridis kommt aufgrund der Sporen natürlich nicht in Frage (besser aufpassen und lesen!).

    Beim Anschmeißen des Schlüssels gelange ich wie du ebenfalls direkt zu O.rufescens (Wirth) = P. rufescens (Italic).

    Hallo Bernd,


    mag sein, dass man die Art erkennen kann, wenn man sie gut kennt.

    Ich erkenne die nicht und muss, wie du Schlüsseln

    Ich würde deshalb mit einen Apothecienquerschnitt beginnen und das Excipulum / Gehäuse genauer ansehen. Das hilft schon bei der Auswahl des richtigen Schlüssels. (Die eckigen Sporenfächer führen auch zu Opegrapha.) Im Opegraphaschlüssel braucht man das Gehäuse wieder.


    Hast du das Gehäuse schon kontrolliert?


    LG, Martin

    Hallo,


    letzthin machte ich auf dem Weg ins Urlaubsquartier im Kaisergebirge einen Zwischenstopp und habe mich im Kaisertal zwischen den beiden Gebirgskämmen Wilder Kaiser und Zahmer Kaiser umgesehen.

    Einige der für mich neuen Funde möchte ich hier zeigen und zur Diskussion stellen.

    Da das Kaisergebirge in den Nördlichen Kalkalpen liegt, sind hier naturgemäß viele montane Arten, die basisches/kalkreiches Substrat bevorzugen, zu finden.

    Bild 1 Am Kaisertalbach mit Brücke und Waldweg



    Direkt am Parkplatz an einer großen Rotbuche schattigem Stamm etliche sterile Cetrelien.

    Sie heben sich durch die weißen Pseudocyphellen auf der Thallusoberfläche von der Flechtennachbarschaft ab.

    So früh an diesem regnerischen Morgen war es noch etwas dunkel, das Foto ist entsprechend schlecht.

    Später kam die Sonne heraus und es wurde recht heiß.

    Die weißen Flecken der Pseudocyphellen sind dennoch deutlich zu erkennen:

    Bild 1 Cetrelia spec. mit weißen Pseudocyphellen, Bortensoralen und einer schwärzlichen, zum Rand hin braunen, runzeligen Unterseite mit nur wenigen Rhizinen.


    Es gibt derer vier Cetrelien in Deutschland, die sich in ihren Flechtenstoffen unterscheiden und sich durch Tüpfeln in zwei Gruppen trennen.

    Hier R-, damit vermutlich C. cetraroides oder C. monachorum.

    Die zweite Gruppe, KC+rosa reagierend, wären C. olivetorum (C+) / C. chicitae (C-).

    Laut Obermeyer & Mayrhofer (2007) dominiert in den Ostalpen C. monachorum mit > 50% der Funde.

    Damit spräche die Statistik eher für C. monachorum. Es bleibt vorerst bei nur Cetrelia spec.



    Auf dem schattigen Kalkfelsen direkt neben dem Wildbach waren diverse Krustenflechten vertreten.

    Neben etlichen Thalli von G. jenensis auch calcicole Zeichenflechten.

    Auffällig waren diese Krusten durch ihre rosa/orange Thallusfarbe und die knotigen Apothecien.

    Sie besitzen 4-zelligen Sporen mit ungleich großen, eckigen Sporenfächern.

    Das Hymenium ist hemiamyloid (J+rot), die Sporen messen um 26 x 9 µm.

    Somit lassen sie sich als Opegrapha dolomiticola einordnen:

    Bild 3 Opegrapha dolomiticola mit grauem, um die Apothecien orange-rosa Thallus und Trentepohlia als Algenpartner.

    Apothecien schwarz, unförmig knotig, nur schwach verzweigend.



    Cladonia symphicarpa konnte ich schon oft auf kalkreichem Boden finden, bisher jedoch immer ohne Podetien.

    Hier liesen sich endlich auch Thalli mit Podetien beobachten:

    Bild 4 Cladionia symphycarpa mit brüchigen, aufsteigenden Grundschuppen


    Die Podetien der Cladonie sind mit 1cm Höhe relativ niedrig.

    Sie sind im unteren Teil berindet und beschuppt, oben schollig aufbrechend und in Linien weißes Mark freilegend.

    Die Apothecien sind braun und sitzen am Rand der Podetien, die in unförmigen, teils trichterartigen Bechern, teils stumpf-hornförmig enden.

    Grundschuppen: K+gelb, Ränder stellenweise rot; Podetien-Cortex P+gelb; ebenfalls K+gelb und stellenweise rot.



    An einem Kalkfelsen, direkt am Bach, wachsen orangefrüchtige Protoblastenia calva.

    Der Thallus ist sehr dünn / entolithisch, aber deutlich gelblich gegen die Kalkoberfläche kontrastierend.

    Die Gattung unterscheidet sich von Caloplaca i.w.S. durch einzellige Sporen und randlose Apothecien (um 1mm groß).

    Die Flechtenart kommt in hochalpinen Lagen an schattig-feuchtem Vertikalflächen auf hartem Kalkgrund vor.

    Bild 5 Protoblastenia calva: Apothecien K+ violett, Thallus gelblich, unscheinbar.

    Apothecien randlos, orange, stark gewölbt. Apothecien treten manchmal geknäuelt auf.


    Bild 6: Querschnitt in Form einer Scheibe von Protoblastenia calva in Wasser:

    Hymenium und Hypothecium sind gelb.

    Die gelbe Färbung ist auch im dünnen, gequetschten Zustand erhalten (Bildeinsatz)



    Am gleichen Felsen wachsen Thalli einer vermutlich anderen Protoblastenia (Protoblastenia cf. lilacina) mit einheitlich dunklen, braunen Apothecien.

    Der Thallus ist ebenfalls endolithisch, aber nicht so gelb wie bei P. calva, eher farblos bis cremefarben.

    Die Flechte ist makroskopisch P. calva sehr ähnlich (zumal es bei P. calva auch dunklere, bräunlichere Apothecien gibt).

    Unter dem Mikroskop zeigen sich aber Unterschiede.

    Im Querschnitt unter Auflicht erkannt man ein braunes Hymenium mit einer intensiv gelb-orangen Bereifung, darunter ein deutlich violettes Hypothecium:

    Bild 7 Eine weitere Protoblastenia: dicker Apothecien-Querschnitt in Wasser mit hell-violettem Hypothecium und gelb-oranger Bereifung.

    Die Apothecien sind um ebenfalls bis 1mm groß und einheitlich braun.

    Die Scheibenoberfläche ist in Aufsicht rau und bereift.

    Die K+ rote Reaktion ist auf dem dunkeln Apothecium schwer erkennbar, aber eindeutig vorhanden.



    Ein mehrere Meter hoher Kalkfelsen am Bachbettrand mit etwas überhängender Seitenfläche war mit schwarzfrüchtigen Krusten bewachsen.

    Die Apothecien der Felchte haben einen hochstehenden Nabel in der Mitte.

    Der scharze Rand ist mehrfach tief gekerbt und steht ähnlich hoch wie der Nabel.

    Offenbar Sagiolechia protuberans, die typisch für derart schattig-feuchte Vertikalflächen auf Kalk in montaner Lage sein soll.

    Die Gattung ist mir neu, wie auch die später folgenden Beispiele.

    Bild 8 Kalksteinfels mit Sagiolechia


    Bild 9 Scharze Apothecien mit endolithischem Thallus


    Die Kratzprobe besteht nur aus Apothecien mit sehr wenig Thallus / Substrat:

    Bild 10 Schwarze Apothecien mit mehrfach tief gekerbtem Rand und nabelartig gewölbter Mitte.

    Bildeinsatz: Querschnitt durch Apothecium in Wasser.


    Das Hymenium reagiert J+ blau in verdünntem Lugol.

    In den Substratresten unter und neben den Apothecien sind einige orange Algenzellen (Trentepohlia) erkennbar.

    Die Sporen sind gestreckt ellipsoid, 19-22 x 7,5-9.65 µm groß, hyalin mit Halo und reif querseptiert-vierzellig:

    Bild 11 Hymenium und Sporen eingefärbt in Lactophenol-Anilinblau.



    Eine hübsche, pyrenocarpe Flechte mit dünnem, braunem Thallus und schwarzem Prothallus, in der ich Thelidium pyrenophorum vermute.

    Eine montane bis alpine Flechte, die in kühlen, luftfeuchten Tälern auf Kalk- und Dolomit-Vertikal- und Schrägflächen vorkommt.

    Hier an Kalk-Vertikalfläche wachsend, wiederum in unmittelbarer Bachnähe:

    Bild 12a Kleine braune Thalli mit schwarzbraunen, etwas eingesenkten Perithecien.


    Bild 12b Weitere Thalli, links Kratzprobe entnommen (Strich grün)


    Thelidium ähnelt Verrucaria-Arten, besitzt aber querseptierte Sporen:

    Bild 13 Kratzprobe in Wasser, Perithecien mit heller Öffnung nach oben;

    Bildeinsätze: Spore in Lugol gefärbt (l.o.);

    Zwei Asci, 8-sporig, Hymenium rot durch Lugol (l.u.);

    Querschnitt durch Perithecium in Wasser (r.o.):

    Involucrellum ist schwarz und dick, das obere Drittel oder bis zur Hälfte des Peritheciums bedeckend, tiefer vom Excipulum etwas abspreizend.

    Excipulum rundum dunkel (r.o.);

    Hemiamyloides Hymenium mit Lugol rot reagierend, weiter innnen durch geringe Jodkonzentration Farbgradient orange-gelb-grün nach blau (r.m.)


    Aus der letzten, winzigen Gallertflechten bin ich nicht abschließend schlau geworden.

    Apothecien konnte ich leider nicht finden.

    Recht gut zum Fund passt aber trotzdem Peccania coralloides.

    Die Flechten wurde an einer Kalkwand direkt neben dem Weg gefunden.

    Bild 14 Regengeschützte Kalkwand mit Gallerflechten


    Bild 15 Winzige, kleinstrauchige Blattflechten mit koralloiden Auswüchsen am Thallusrand.

    Die Rosetten sind nur 3-4 mm groß.


    Bild 16 Ein flaches Läppchen in trockenem Zustand mit koralloiden Auswüchsen


    Bild 17 In Wasser quillt der Thallus kräftig und färbt sich gelb-grün.

    Die Auswüchse bekommen dicke, kugelige Enden.

    Die dünnen Ästchen (um 200 µm) sind mehrfach verzweigt.

    Die Thallusenden sind tendentiell grünlich, weiter hinten intensiv gelb.


    Bild 18 Gelb-grüne Thallusfragmente in Wasser, Nostoc liegt im Gallert in Ketten vor


    Peccania coralloides wächst kleinstrauchig und entwickelt kugelig verdickte Enden, quillt gallertig auf.

    Die Flechte kommt auf sickerfeuchten Kalksteinflächen, in montanen bis alpinen Lagen vor.

    Synalissa ramulosa ist ökologisch ähnlich, hätte aber z.B. violette Cyanobakterien am Thallusrand und scheidet aus.


    Über Korrekturen freue ich mich immer am meisten (sonst lernt man nix)!


    Toll, was man in den Alpen in kürzester Zeit alles an interessantem Neuen finden kann.


    LG, Martin

    Hallo Bernd,


    hast du schon mal probiert, einen Stiel durchzuschneiden? Vielleicht kannst du dann das Innenleben besser erkennen.

    Ich weiß, die Dinger sind winzig, aber mit einer Rasierklinge auf ebener, fester Unterlage könnte das doch klappen.

    Ich verwende einen Objektträger als Unterlage. Das macht zwar auf Dauer die Klinge stumpf, aber es soll's. Das funktioniert unter der Stereolupe Recht gut, auch mit kleinsten Apothecien. Warum also nicht hier?


    LG, Martin

    Nachtrag:


    Wenn ich mir jetzt die Fotos des vermeintlichen Hyphomyceten ansehe, erinnert mich ihre schwarze Tönnchenform sehr an die Pyknidien von Cladonien.

    Auch die gebogene Form der Pyknosporen könnte sehr gut hierzu passen.


    Ich habe bisher die Pyknidien und zugehörigen Pyknosporen von C. pocillum nicht mikroskopiert, würde hier aber als erstes weiterrecherchieren. Das erscheint mir recht aussichtsreich...


    LG, Martin



    Aber hier ein paar visuell sehr ähnliche Pyknidien an div. Cladonien. Sie kommen nicht nur am Rand von Podetien vor, sondern bei einigen Arten auch auf den Grundschuppen:




    Hallo Felli,


    das ist jedenfalls eine Cladonienart.

    Vielleicht hilft dir das schon weiter?


    LG, Martin


    Ich würde sogar ein wenig weiter gehen und C. pyxidata pocillum vermuten, eine Cladonienart mit horizontal dicht und fest schließenden, gerne rosettig angeordneten, überlappenden Grundschuppen, teils fast durchgehend krustig wirkend.

    Der Thallus des Fundes ist gerade dabei Podetien auszubilden - noch ganz kleine Trompeten.

    Die Flechtenart gedeiht über Kalk auf Moosen an lichtreichen bis besonnten Stellen - im gleichen Habitat wie C. symphycarpa und C. rangiformis und C. subrangiformis.

    Alle drei Arten haben wir in mehr oder weniger großer Menge vor Ort gefunden:


    C. symphycarpa - in großen Mengen, dichte Rasen bildend; Grundschuppen aufsteigend, länglich, gekerbt, locker angeordnet; am Schuppenrand oft K+ rot (fleckig), sonst K+ gelb.


    C. rangiformis - in geringer(er) Zahl vorgefunden (versteckt sich oft in etwas hoherer Vegetation); weiß-braun gefelderte, aufrechte Podetien mit weißlichen Schüppchen und brauen, gegabelten Spitzen



    Ich halte, wie gesagt deinen Flechtenfund für Folgendes:

    Cladonia pyxidata pocillum, wie vor Ort entdeckt;


    Cladonia pocillum mit Podetien auf Kalkstein-Burgmauer über Moos (Bad Urach)


    Cladonia pocillum mit sehr vielen Podetien und schön rosettigen Grundschuppen (ebendort).

    Hallo Bernd,


    leider habe ich mit den Nadeln wenig Erfahrung. Wenn ich den Key-Maker bei Italic für die Gattung Chaenothecopsis anwerfe, lande ich bei C. savonica (hic).

    Ansonsten (Schlüsseln ohne Gattungsvorgabe) lande ich wie du bei M. subtile.


    Bei Italic wird für C. savonica eine gelb-braue Farbreaktion des grünen Pigmentes in KOH erwähnt - siehst du derartiges?


    LG, Martin

    Hallo Felli,


    schön, von dir zu hören!

    Zur Flechte: es würde sicher helfen, nicht nur stark vergrößerte Ausschnitte zu zeigen, sondern auch ein Gesamtbild.

    Auf welchem Substrat in welchem Habitat wuchs die Flechte denn?

    Wenn der Hyphomycet auf der vitalen (grünen) Flechte wächst, könnte er lichenicol sein - ich glaube auch nicht, dass die Pyknidien zur Flechte gehören.

    Die Flechte bzw. den Wirt zu kennen würde sicher helfen. Da würde ich anfangen.


    Man kann natürlich auch direkt mit dem Hyphomyceten beginnen: Den Schüssel zu lichenicolen Hyphomyceten von Diederich et al. kennst du ja, oder (z.B. hier bei Research Gate)?


    LG, Martin

    Der präpositionale Faux-pas ist beseitigt.


    Hintergrund ist sicher der Schichtstufencharakter der Alb, wo man sich zumeist AUF der Schichtstufe aufhält. Im Gegensatz dazu stehen richtige Gebühre, wo man sich normalerweise IM Tal oder auf dem Berg aufhält.


    LG, Martin

    Hallo Bläuling,


    vielen, herzlichen Dank für die Blumen!

    Es freut mich sehr, wenn dir der Bericht gefallen hat.

    Noch mehr natürlich, wenn es jemanden (dich?) anspornt, sich mehr mit diesen wunderbaren Organismen (vielleicht besser Mini-Ökosystemen) zu beschäftigen.

    Wer weiß?


    Liebe Grüße, Martin

    Hallo,


    im Moment fahre ich sehr gerne (a)uf die Schwäbische Alb.

    Sie bietet herrliche Flecken für Ausflüge.

    Beim gestrigen Besuch in der zentralen Alb, in der Gegend südlich von Reutlingen, konnte ich einige schöne Funde machen.


    Bild 1 Trocker, warmer Magerrasen unter blauem Himmel, über Dolomit, der Sonne entgegen geneigt.


    Interessant zur Flechtensuche ist nackter Boden und freiliegender Fels.

    Dazwischen blühen bunte Blümelein, nicht minder schön:

    Bild 2 Winziger Berg-Gamander - herzallerliebst. Wer braucht da Orchideen?


    Bild 3 Noch ein Lippenblütler: In der warmen Sonne duftender Thymian


    Bild 4 Scharfer Mauerpfeffer


    Flechten gab es natürlich auch:

    Bild 5 Darf auf Kalk nicht fehlen, Protoblastenia rupestris


    Bild 6 Eine rosettig wachsende Becher-Cladonie über Kalk mit anliegenden Grundschuppen: Cladonia pyxidata pusilla


    Bild 7 Eine ergiebige Fundstelle direkt am Wegrand


    Bild 8 Bisher mir unbekannte Blasenkruste: Toninia diffracta aus der stark bereiften Gruppe um T. candida


    Bild 9 Toninia physaroides ist an den vielen weißen Pseudocyphellen auf der Oberfläche erkennbar


    Bild 10 Schwierig zu entdecken sind auf der Erde die bräunlichen Schuppen der Erdflechte Placidium cf. squamulosum, mit eingesenkten, schwarzen Pyknidien auf den Schuppen.


    Bild 11 Eine pyrenocarpe Nabelflechte auf Kalk: die graue Dermatocarpon miniatum. Hier etliche trockene Thalli.


    Bild 12 Hübsche braune Schüppchen? Sie erinnern mich an einen Fund vor einigen Tagen... Bleibt wahrscheinlich ungeklärt.

    Dazwischen noch eine graue Dermatocarpon


    Bild 13 Diploschistes muscorum ist leicht zu erkennen - am Substrat und an den tief eingesenkten Apothecienscheiben.

    Hier ist sie an schattigen Stellen häufig zu finden.

    (Einen Verwechslungspartner gibt es in den Alpen mit Megaspora verrucosa.

    Diese Flechte besitzt farblose, einzellige Sporen, während Diploschistes braune, gemauerte Spuren hat).


    Bild 14 Cladonia subrangiformis - die Falsche Rentierflechte


    Bild 14 Cetraria islandica; das "Isländische Moos" sehe ich nicht alle Tage


    Am meisten habe ich mich über diese Cetraria gefreut:

    Bild 15a Schwarz-violette, stachelige Hornflechte Cetraria aculeata zwischen brauner Cladonia furcata und mir leider unbekanntem Moos.


    Bild 15b


    Bild 16 Weiter weg vom Wegrand wären sicher weitere interessante Stellen. Aber da darf man nicht hin (Naturschutzgebiet !).


    Interessant sind auch Baumstämme:

    An einem alten, noch lebenden Birnbaum, bei dem sich die Borke an einer Stelle großflächig vom Holz löst, folgender Fund:

    Bild 17 Gelbe, später orange Apothecien (K+, C-) mit weiß bereiftem Thallusrand, ohne Eigenrand.

    Der Thallus besteht aus kleinen unförmigen Schüppchen und weist in Richtung C. monacensis - ob's stimmt?


    Bild 18 Melanohalea subargentifera sehe ich auf der Alb recht häufig.

    Sie ist durch den Kontrast der silbrig weißen Sorale sowie der Härchen und Bereifungen am Rand immer ein Hingucker, wie ich finde.


    Bild 19 Zum Abschied noch ein Thymian.

    Ich habe gleich wieder den Duft in der Nase...


    Viele Grüße,

    Martin

    Hallo!


    auf einem abgestorbenen, noch am Baum befindlichen Weidenast in der Nähe von Mössingen fand ich eine lecanorine Krustenflechte mit honiggelben Apothecienscheiben und weißen, körnig-warzigem Thallus.

    Die Flechte sieht erstmal ganz harmlos aus, hat mich dann aber länger im Kreis drehen lassen!

    Bild 1 Fundbaum in Bildmitte, auf Kalkstein-Schotterflächen am Albtrauf (um 710 m üNN)


    Ich hätte den Baum als Weide eingeordnet, bin mir da aber nicht sicher.

    Ein Blick nach oben in die Krone verrät sicher mehr zur Baumart.

    @Thorwul, du scheinst doch die Baumarten gut zu kennen. Ich lerne gerne dazu. Was ist deine Meinung?

    Bild 2 Blick in Baumkrone


    An einem der unteren, abgestorbenen und trockenen Äste konnte ich diese Flechte beobachten, eine weiße Lecanora, eventuell L. chlarotera.

    Da sie etwas komisch wirkt, habe ich ein Stückchen vom Ast mitgenommen.


    Bild 3a/b Lecanorine Flechte mit weißem Thallus und honiggelben Apothecien


    Bild 4 Der weiße Apothecienrand scheint aufzuplatzen und sich in zwei Ringe zu teilen (?).

    Der äußere Ring ist sehr spröde und springt ab, wenn mit der Nadel berührt.

    Betrachtet man den Querschnitt unter polarisiertem Lich (Bild13), wird klar warum.

    Der Außenbereich der Apothecien besteht fast nur aus (Oxalat-)Kristallen.


    Bild 5 Der Thallus ist dünn mit weißen Warzen


    Bild 6 Farbreaktion mit 30% KOH: K+ gelb


    Bild 7 Farbreaktion P+ gelblich (Bildmitte und rechts)


    Bild 8 Keine Farbreaktion C- (Bildmitte)


    Bild 9 Farbreaktion KC: wie K, auch nach C-Zugabe - unveändert gelb


    Es gibt Bereiche unterschiedlich intensiver Färbung der Apothecienscheiben

    Bild 10 Apothecien bis knapp 1 mm Durchmesser, Scheiben hellocker - hellbraun


    Bild 11 Verfärbungen können auch innerhalb eines Apotheciums auftreten.

    Sie können aber auch verschwinden:


    Bild 12 Querschnitte durch das angefeuchtete Apothecium (Rest noch trocken).

    Der zuvor etwas bräunliche Bereich verschwindet jetzt im feuchten Zustand!


    Bild 13 Querschnitt in polarisiertem Licht: Große Kristallhaufen im Apothecienrand und im Mark unterhalb der Algenschicht.

    Die Kristalle sind groß, bis ca. 50µm. Rand rechts mit Algen, links ohne.

    Excipulum/Mark vom Pulicaris-Typ.


    Bild 14 Das Epihymenium ist bräunlich mit einer feinen Kristallauflage (polarisiertes Licht).

    Die Kristalle dringen nicht bis ins Hymenium ein => Epihymenium vom Chlarotera-Typ


    Bild 15 Die Kristalle des Epihymeniums sind in KOH löslich, das Epihymenium entfärbt sich bei KOH-Zugabe.

    Keine weiteren Farbreaktionen.


    Bisher nichts wirklich Ungewöhnliches für eine Lecanora... die Auswahl schränkt sich langsam ein.

    Aber natürlich sind auch die Sporengrößen von Belang!

    Nach kurzer Suche ich finde zu meiner Irritation 2-zellige Sporen, und zwar ausschließlich:

    Bild 16 Frei schwimmende Spore, 2-zellig oder 1-zellig mit 2 Guttulen?

    Ein Einfärben des Cytoplasmas sollte den Unterschied kenntlich machen.

    Die Sporen sind typisch 10-11 x 6 µm groß


    Bild 17 8-sporige Asci; Lactophenol-Anilinblau-Färbung färbt das Cytoplasma blau/violett ein.

    Aus der Farbstoffverteilung folgt: die Sporen sind 1-zellig und besitzen 2 Guttulen!


    Die Gattung Lecanora scheint also richtig zu sein.

    Solche Sporen habe ich aber bei Lecanora noch nicht beobachtet - etwas irritierend...


    Letztlich lande ich jetzt beim Schlüsseln bei der guten, alten Lecanora chlarotera.

    Die komischen Sporen sind bei Italic sogar im Bild dokumentiert (vgl. letzte Fotos).


    LG, Martin

    Hallo Felli,

    Didymium und Diderma werden/wurden gemäß der Kalkausscheidungen in der Peridie, bei ersteren in kristalliner Form, bei letzterer in amorpher Form vorliegend, eingeteilt. Die kugeligen Kalkeinlagerungen möchte ich gerne als amorphe Gebilde bezeichnen.

    Deshakb bin ich bei Diderma gelandet.

    Die ebenfalls in Frage kommende Gattung Physarina, offenbar in D nicht nachgewiesen, sollte zylindrische Ausstellungen auf der Peridie haben.


    Ich bin auch auf eine klärende Antwort gespannt.


    LG, Martin

    Hallo,


    bei der Suche nach Bodenflechten, bin ich auf eine Schleimpilzfruktifikation gestoßen, die auf lebendem Moss und totem Pflanzenmaterial aufsaß.

    Aufgrund der Merkmals würde ich den Fund als Diderma spumarioides ansprechen, wenn ich den Schlüssel nach Neubert et al. ("Die Myxomyceten") anwende.


    Gefunden in der Ablagerungsfläche eines fast 50 Jahre alten Bergrutsches am Albtrauf, auf einer halbschattig mit Bäumchen bewachsenen Kalkschotterfläche, direkt unterhalb eines etwas größeren Bäumchens.

    Bild 1 Fundareal


    Bild 2 Substrat


    Bild 3 Sporocarpien auf Hypothallus ungestielt aufsitzend; dicht sitzend.

    Um 0,5 - 0,6 mm Durchmesser. Peridie grau-ocker, flatig-runzelig, zerbrechlich.

    Die meisten Sporocarpien sitzen auf der Moosunterseite.


    Bild 4 Hypothallus reichlich vorhanden, gelblich, stark kalkhaltig

    (Bildeinsatz: Hypothallus in Zitronensäure)


    Bild 5 Aufknacken einer Peridie durch seitlichen Druck mmit Nadel und Ausblasen der Sporen:

    Sporenmasse braun, Capillitium locker und schwach ausgeprägt, Columella halbkugelig und gelblich (wie Hypothallus)


    Peridie ist vermutlich zweilagig:

    Äußere Lage mit um 2µm großen, kugeligen Kalkkörnern, innere Schicht transparente Membran, die stehenbleiben kann, wenn man die Peridie zerbricht.


    Bild 6 Kugelförmige, braune Sporen, 9-11(17)µm groß, typischer Wert 10µm. Oberfläche gleichmäßig feinwarzig.

    Sporenmasse in dicker Schicht violett-braun im Durchlicht.

    Untermischt aus der Peridie gelöste, kugelige Kalkgranulen.

    (Helle Fläche = Zellkern ?)


    Bild 7 Fokus auf hellen Fleck: Fleck scheint im Inneren zu liegen (= Zellkern?)


    Bild 6 Peridie mit sehr dicht gepackten, amorphen Kalkgranulen


    Bild 7 Capillitium (in Öl) braun, etwa 1µm stark, ohne Leisten oder erkennbares Ornament. Stellenweise kurze Auswüchse und kleine Abplattungen, nur sehr schwach vernetzt

    Die Sporen sind in Öl runzelig, in Wasser kugelig


    Die runzelige Oberfläche der Sporocarpien irritiert mich etwas, könnte aber eventuell auf ein leicht gestörtes Wachstum (Trockenphase?) zurückgehen.

    Könnte die Bestimmung Diderma spumarioides hier richtig sein, bzw. welcher Myxomycet liegt hier wohl wirklich vor?


    LG, Martin

    Hallo Bernd,


    schon, das du den Bericht so trefflich ergänzt hast.

    Das Pilzchef auf den Fichtenzapfen ist ja toll! Da hätte ich wohl auch ein Pröbchen mitnehmen sollen.

    Nachher ist man immer schlauer...


    Die Probenkrümel, die du nach dem Makrobild der Sarcogyne cf regularis zeigst, gehören sicher nicht zur Sarcogyne, sondern zu Acarospora glaucocarpa (vgl. Bild 5). Die Apothecien sind zwar wie bei Sarcogyne frucht rotbraun und die Asci sehr vielsporig, die Apothecien sind aber in Schuppen eingesenkt und ohne schwarzen Eigenrand. Auf deinem Foto sind 6-7 Apothecien zu erkennen (rötlich). In der großen rechten Schuppe (olivbraun) sind 2 kleine, eingesenkt Apothecien deutlich erkennbar, ein drittes eventuell am oberen Rand zu erahnen. Die anderes Apothecien sind größer und nehmen einen erheblichen Teil der jeweiligen Schuppenfläche ein.


    Es tut mir leid, dass du wegen mir Probenmaterial verloren hast. Bestimmt hat sich eines der Döschen, die ich dir gab, geöffnet.

    Falls du im Schüttgut nach der Sarcogyne suchen solltest, wähle die schwarz berandeten Apothecien.


    Falls es dich interessiert, könnte ich dir auch Material (z.B. Sarcogyne, oder anderes) vom Tage gerne zuschicken.


    KG, Martin

    Hallo,


    am Pfingstsonntag war ich zusammen mit Bernd (Felli) auf der Ostalb, um dort die Flechten auf den Karbonatfelsen der Umgegend zu begutachten.

    Leider war das Wetter an den Vortagen und am Ausflugstag selbst recht regenreich, wodurch die Flechten bis auf wenige Ausnahmen stark durchnässt und dadurch schwer zu erkennen waren.


    Dennoch konnten wir einige schöne Funde machen, darunter auch einige Perser, wie Synalissa ramulosa, Bacidia bagliettoana, Acarospora claucocarpa und Rinodina lecanorinum.

    Agonimia vouauxii hatte ich in den Alpen schon einmal gefunden, jetzt auch auf der Ostalb.


    Bild 1 An derartigen Kalksteinaufschlüssen lebt eine große Vielfalt an Krusten- und Cyanoflechten. Sie bei Regenwetter zu finden ist eine Kunst, die ich noch verfeinern muss.


    Bild 2 Pyrenodesmia chalybaea (aus dem Dunstkreis der grauen Caloplacen) ist an dem dicken, kreidig-weißgrauen Thallus, dem dunkeln Prothallus und den dichtstehenden, eingesenkten, braunen Apothecien mit Thalluskragen kenntlich.

    Das gezeigte Exemplar ist während einer Regenpause gefunden, trocken und daher gut anzusprechen.


    Um die Schwierigkeiten des nassen Wetters zu verdeutlichen, folgt ein Foto einer durchweichten Krustenflechte, die ich ebenfalls der Art Pyrenodesmia chalybaea zuordnen möchte.

    Die Kruste ist nass dunkelgrün, hierdurch schwerer zu sehen, geschweige denn anzusprechen!

    Bild 3 Durchweichte Krustenflechte, eventuell ebenfalls P. chalybaea.

    Im nassen Zustand leuchten die Photobionten durch den nassen Cortex und verändern den typischen Farbeindruck der Flechte sehr stark.

    Zudem kann die dunkle, grünliche Flechte sehr leicht übersehen werden.


    Bild 4 Von dieser Protoblastenia mit orangebraunen Apothecien habe ich keine Probe genommen und später bereut.

    Auffällig ist der dünne, cremefarbene, vermutlich endolithische Thallus, was etwas gegen die häufige P. rupestris (vgl. Bildeinsatz) spräche.

    Die verwandte Protoblastenia calva wäre hier eventuell eine gute Option.


    Bild 5 Eine Schuppenflechte, die uns häufig begegnete: Nass und grün, ein kleines Stückchen weiter (rechts im Bild) oberflächlich trocken, grau und weiß bereift.

    An einer weiteren Stelle bildete die Flechte in die Schuppen eingesenkte Apothecien (Bildeinsatz), die im nassen Zustand leuchtend rot waren.

    Die Asci sind sehr vielsporig (>100 Sporen) und lasst sich zu Acarospora glaucocarpa bestimmen.


    Bild 6 Eine schöne schwarz-graue Krustenflechte mit reichlich Apothecien. Noch unbestimmt... => Rinodina lecanorinum mit sehr typischen Sporen:


    Bild 6s: Sporen von Rinodina lecanorium


    Bild 7 Dermatocarpon miniatum ist eine pyrenocarpe, genabelte, calcicole Blattflechte.

    Hier völlig durchweicht und vom Wasserfilm an das Substrat geklebt.

    Der Bildeinsatz zeigt ein Exempla im trockenen Zustand.


    Bild 8 Auf Kalkstein, an feuchteren Stellen häufig zu finden, ist Gylecta jenensis mit ihren schüsselförmigen Apothecien.

    Die Apothecien sind orange, die vertieft sitzende Scheibe ist dunkler orange.

    Der Thallus ist von Cyanobakterien überwachsen und dadurch schwarz gefärbt.

    Dafür ist der Algenpartner Trentepohlia ebenfalls orange.

    Auch die Paraphysen leuchten im Mikroskop schön goldgelb bis orange. ==Gnolm7


    Bild 9 Eine gequollene Gallertflechte (Lathagrium) mit reichlich Apothecien.

    Das müsste man mal trocken sehen. Eventuell L. polycarpon?


    Bild 10 Auf einer klatschnassen Schrägfläche polsterförmige Krusten mit warziger Oberfläche, in welchen ich Apothecien vermutete.

    Im trockenen Zustand ist ein kleinstrauchiger Bau mit braunen Ästchen erkennbar.

    Die Apothecien sind endständig mit einer porenförmigen, später etwas weiteren Öffnung und einem dickem, schwarzen Thallusrand.

    Die Asci sind typ. 24-sporig mit 1-zelligen, breit elliptischen bis subglobosen Sporen.

    Die Cyanoflechte beherbergt Bkterien der Gattung Gloeocapsa, die frei in großen, bunten Gallertklumpen leben.

    Im Inneren dieser Flechte kommen diese Cyanobakterien nur einzeln oder in sehr kleinen Gruppen vor.

    Auf der Oberfläche der Flechte hingegen leben die gleichen Bakterien in typischen violetten oder roten Gallertkugeln.

    Daher wirkt die Oberfläche der Flechte in trockenen Zustand etwas rau.

    Mithin eindeutig eine Synalissa ramulosa. Diese Art hatte ich schon lange gesucht...


    Bild 11 Bilimbia sabuletorum lebt im Moos über Kalkfelsen und zeichnet sich u.a. durch dicke querseptierte Aporen aus...


    Bild 12 ... während der mögliche Verwechslungspartner Bacidia bagliettoana sich u.a. in dem Bau der Sporen deutlich von B. sabuletorum unterscheidet.

    Ferner sind die Apothecien bei dieser Bacidia flach, lange berandet und glänzend. (Etwas mehr hierzu hier.)


    Bild 13 Ebenfalls auf Kalkstein lebt diese schöne Kruste mit Randloben und braunen aufsitzenden Apothecien.

    Sie kommt mir vertraut vor, aber man müsste sie halt trocken sehen...


    Bild 14 Felswand und Steinschutt - Krusten und Cladonien


    Bild 15 Ziemlich sicher Kalkstein, deshalb vielleicht etwas untypisch; vom Wuchs her, mit den konzentrisch angeordneten Apothecien, könnte dies eine Porpidia, z.B. Porpidia crustulata, sein.

    Der Stein lag im Halbschatten unter locker wachsenden, jungen Bäumchen, was passen würde.


    Bild 16 Keine Flechte, sondern "nur" eine große Cyanobakterienkolonie im Moos. Im trockenen Zustand wahrschienlich nicht weiter auffällig.


    Bild 17 Die Krustenflechte ist sehr auffällig blaugrün (Bildeinsatz), was hier im Foto kaum zu erkennen ist. Leider habe ich keine Probe mitgenommen.


    Bild 18 Ebenfalls im Halbschatten zwischen den Bäumchen gedeihen diese Becherflechten mit sprossenden Becherrändern und braunen Apothecien. Becherflechten gibt es viele, ohne weitere Analysen bleibt die Bestimmung offen.


    Bild 19 Im besonnten Teil des Areals wachsen größere Bestände von Peltigera rufescens und Cladonia symphycarpa (Bild). Diese Cladonienart bildet am Fundplatz jeweils viele Quadratmeter große, zusammenhängende Bestände.

    Diese Cladonieart bildet kaum jemals Podetien und Apothecien.

    Schwarze Pyknidien auf der Oberseite der Grundschuppen sind zahlreich vorhanden.

    Die Grundschuppen sind länglich und tief eingeschnitten, sie steigen steil empor.

    Die Schuppen sind äußerst brüchig, selbst in feuchtem Zustand.

    Ein Merkmal ist die K+ gelbe, an den Schuppenrändern auch K+rote Reaktion (Bildeinsatz).


    Bild 20 Cladonie


    Bild 21 Von Cladonia rangiformis ("Falsche Rentierflechte") hätte ich hier erwartet, mehr vorzufinden.

    Sie war vor Ort nur in realtiv kleinem Bestand anzutreffen.

    C. rangiformis ist gut ansprechbar durch die kleinen Schüppchen an den Podetien (Bildeinsatz).

    Typisch sind ferner die braunen Spitzen und das grün-weiße oder braun-weiße Giraffenmuster der Podetien.


    Bild 22 Keine Flechte, aber die orangen Trentepohlia-Puschel erfreuen mich jedes Mal, wenn ich sie finde!


    Bild 23 Dieser Winzling ist erst unter dem Stereomikroskop zu entdecken, hier auf dem Thallus einer Peltigera rufescens.

    Der hier angefeuchtete Thallus besteht aus kleinen grünen Körnern (100-200µm), die auf dem Substrat anhaften.

    Die schwarzen kugelförmigen Perithecien (um 200µm klein) mit einer etwas in die Länge gezogenen Mündung gehören zur Flechtenart Agonimia vouauxii.

    Die farblosen, gemauerten Sporen sind reichlich groß (bis über 150µm lang) für diese kleine Flechtenart und erinnern mich wegen der Vielzahl an Zellen an kleine Maiskolben.

    Das Hymenium ist hemiamyloid und reagiert entsprechend J+rot, die Sporen sind J-, sie verfärben sich ledigleich gelb (Bildeinsatz).


    Bild 24 Eine wassergesättigte Lathagrium fuscovirens, auf Kalkstein. Im feuchten Zustand sind die kugelförmigen Isidien schön zu erkennen. Der Thallusrand ist wellig verschlungen und aufsteigend.


    Ein sehr schöner Ausflug - trotz zeitweiligem Regen. Und die Regenpausen sind auch nicht so langweilig, wenn man zu zweit unterwegs ist. Felli, wir sollten das bei Gelegenheit sehr gerne wiederholen!


    LG, Martin

    Hallo!


    Letztes Wochenende war reichlich verregnet. Trotzem war ich zu Besuch bei Felli auf der Ostalb, einer landschaftlich wundervollen Gegend mit interessanter Flechtenflora und sehr netten Einwohnern.

    Die reichlich vorhandenen Kalkstein- und Dolomitaufschlüsse der Gegend beherbergen kleine Überraschungen.

    Bild 1 Kalksteinaufschluss auf der Ostalb nahe Heidenheim


    Einen der Funde möchte ich hier kurz vorstellen, weil es so ein hübscher Doppelgänger zu einer weitaus bekannteren Mooskruste ist:

    Bilimbia sabuletorum ist eine der lichenisierten Krusten auf Moss, über die früher oder später jeder stolpern muss, der sich Moose über Kalk genauer anschaut.

    Besagte Flechte besitzt einen graugrünen, körnig-warzigen Thallus mit halbkugelig gewölbten, rasch randlosen, schwarzen Apothecien.

    Junge Apothecien sind deutlich berandet und heller, braun, ja bis weißlich gefärbt und dunkeln schnell ab.

    Bild 2 Bilimbia sabuletorum einen Moosthallus überwachsend und reichlich fruchtend.

    Kalksteinhorizontalfläche an sonniger Stelle.


    Bild 3 Bilimbia sabuletorum: Kugelig gewölbte, stumpf schwarze Apothecien ohne Rand, meist in großer Zahl, teils geknäuelt in dichten Gruppen.

    Thallus vom Regen durchfeuchtet.


    Makroskopisch hätte ich die Flechte als B. sabuletorum angesprochen, aber es gibt etliche sehr ähnliche Flechten.

    Letzte Sicherheit bringt nur das Mikroskop:

    Bild 4 Das Hymenium ist farblos mit einem farblosem bis grünlichem Epihymenium. Das Hypothecium ist braun.

    Die Sporen sind farblos und breit elliptisch bis spindelig mit mindestens 3 bis 7 etwas eingeschnürten Quersepten.

    Die Sporenabmessungen liegen bei 20-40 x 5-8 µm.

    Diese Flechte ist im Moos recht häufig anzutreffen.


    Etwas seltener trifft man auf Flechtenarten, die sehr ähnlich leben und auf den ersten Blick auch sehr ähnlich aussehen.

    An einer sehr ähnlichen, ebenfalls sonnigen Kalkfelsoberseite im Moos der folgende Fund - Bacidia bagliettoana.

    Nur bei genauer Beobachtung ist eine wichtiger Unterschied erkennbar, die Apothecien sind deutlich abgeflacht und glänzen deutlich:

    Bild 5 Bacidia bagliettoana im Moos über Kalkfelsen an sonniger Stelle


    Auch ist oft ein dünner Rand deutlich erkennbar:

    Bild 6 Bacidia (Toniniopsis) bagliettoana mit körnig-warzigem, grauweißem Thallus auf Moos.

    Schwarze, lange Zeit lecidein berandete, flache, etwas glänzende Apothecien.

    Thallus trocken und ohne Grünton.


    Bild 7 Grünliches Hymenium mit grünem Epihymenium über rotbraunem Hypothecium.

    Der deutlichste Unterschied sind die länglichen, nadelförmigen Sporen: Sie messen 25-40 x 2-3 µm, haben 5-9 Quersepten.

    In Wasser sind die dünnen Sporen schwer erkennbar.


    Bild 8 Gefärbte Sporen in den Schläuchen


    Ein schöner Doppelfund, wie ich finde.

    Dochdamit nicht genug: Was ist das hier wohl? Ein gelber "Gast" auf der Bacidia?

    Bild 9 Zitronengelbes Apothecium auf oder neben der B. bagliettoana: eine Caloplaca-Art, eventuell parasitisch.

    Mal schauen, ob ich dazu noch etwas herausbekomme, wobei ein Apothecium allein etwas wenig ist, um eine Bestimmung durchzuführen...


    LG, Martin